Hallo.
Hier möchte ich euch erste Einblicke in die Konstruktion eines universellen 0 Schmalspur- Fahrwerks für Drehgestelle wie die hier im Forum zu findenden Diamond Drehgestelle geben. Wenn das Ganze mal fertig ist, wird es die Dateien natürlich auch wieder zum Download geben.
Das Fahrwerk orientiert sich ein wenig an den Bachmann 0n30 Wagen. Speziell der “Flat Car” also der Flachwagen und der “Excursion Car”, also der offene Personenwagen haben mir als Vorlage gedient.
Ich selbst lege keinen besonders großen Wert auf voll durchgestaltete Fahrzeug- Unterseiten. Davon sieht man doch im Alltag sowieso nichts. Die angedeuteten Längs- und Querträger dienen mehr zur Stabilisierung des Chassis als der Optik. Speziell im Bereich, in dem sich die Ballast- Aussparung befindet, wird das Chassis doch arg dünn.
Die Länge und Breite des Fahrwerks kann man in weiten Grenzen individuell einstellen. Die geringste Breite und Länge ist konstruktionsbedingt limitiert. Als schmalste Breite kann man ohne die Konstruktion zu zerstören etwa 20mm auswählen, muss dann aber auf die Aussparung für das Ballast- Gewicht verzichten. Mit der Aussparung ist die Mindestbreite etwa 25mm. Selbst bei 25mm dürften die Drehgestelle tatsächlich breiter sein als das Fahrwerk. Von daher macht “schmaler” wirklich keinen Sinn. Durchschnittliche H0 Fahrzeuge sind gut 30mm Breit, nur um das richtig einordnen zu können.
Das sollte eigentlich für alles in (Schmal-) Spur 0 reichen. Die minimale Länge wird durch die Drehgestelle begrenzt und liegt bei etwa 105mm. Geht man noch weiter runter mit der Länge, kollidieren die Drehgestelle miteinander.
Für noch kürzere Wagen macht eine Konstruktion mit Drehgestellen nicht mehr wirklich einen Sinn. Dafür gibt es ja zweiachsige Fahrgestelle. Ein solches werde ich vielleicht irgendwann auch mal konstruieren, mal sehen.
Die maximale Länge und Breite ist eigentlich nur durch den Bauraum des Druckers begrenzt. Bei meinem Drucker beträgt die maximale Länge gut 160mm , was ziemlich genau den Abmessungen der beiden oben erwähnten Bachmann Wagen entspricht.
Auf der Oberseite, die nicht gestaltet wird, da hier verschiedene Aufbauten aufgesetzt werden können, gibt es Aussparungen für M2 Muttern, mit denen man die Drehgestelle anschrauben kann. Man kann die Muttern einfach einlegen. Durch die Form der Vertiefung können die Muttern sich nicht mehr verdrehen. Wenn der Wagen endgültig fertig ist, sollte man die Schrauben mit ein wenig flüssiger Schraubensicherung (gibt es von Loctite, Liqui Moly und Anderen) einsetzen. Die Drehgestelle dürfen ja nicht wirklich fest angeschraubt werden, da sie sich sonst nicht mehr drehen können. Mit Schraubensicherung können sich die Schrauben nicht mehr von alleine lösen, ohne das man die deutlich dickeren und somit schlechter unter zu bringenden Stoppmuttern verwenden muss. Bei Bedarf kann man die Schrauben aber trotzdem wieder lösen.
Außerdem kann man eine Aussparung für Ballast- Gewicht erzeugen lassen. Die Aussparung ist so konzipiert, das man handelsübliche Auswucht- Gewichte für Alufelgen verwenden kann… Aber man kann natürlich auch alles andere an Ballast, was dort rein passt, verwenden. Oder man lässt die Aussparung einfach weg.
Es besteht weiterhin die Möglichkeit an einer oder beiden Seiten Ausschnitte für Aufstiege vorzusehen.
Dadurch kann man das Fahrwerk für Güter- und Personenwagen verwenden, mit Bremserbühne oder mit nach innen versetzten Aufstiegen, ganz wie gewünscht.
Man kann die Gehäuse für die Kadee Kupplungen auch weglassen, wenn man sie nicht benötigt.
So kann man beliebige Kupplungen anbauen oder auch Drehgestelle mit angeflanschten Kupplungen verwenden. Vorgesehen ist auch eine Option für einen NEM Schacht. Das ist aber noch nicht im Skript implementiert.
So weit der aktuelle Stand. Zur Zeit bin ich dabei, die äußeren Längsträger zu detaillieren. Es wird wahlweise auch Rungen- Halterungen geben, falls man einen Flachwagen bzw. einen offenen Güterwagen bauen will. Für Personenwagen oder geschlossene Güterwagen sind die Rungenhalterungen aber nicht sinnvoll. Deswegen muss das per Parameter konfigurierbar gemacht werden.
Danach kommen die Unterzüge dran. Die müssen nachgebildet werden, da man sie ja auch von der Seite her sehen kann. Hierzu muss ich tief in meinen arg angestaubten Mathematik- Kenntnissen herum wühlen, damit sich bei ändernder Fahrwerkslänge die Winkel der Unterzüge entsprechend anpassen.. Dazu benötigt man einiges an Geometrie- Rechnerei. Zum Glück lässt sich das direkt in OpenSCAD umsetzen… Hab ich bisher aber noch nie gemacht. Mal sehen, wie gut das hin haut.
Inzwischen habe ich die Rungenhalter und die erste Variante von einem Unterzug konstruiert. Die Rungenhalter orientieren sich eher an alten US- Güterwagen, nicht so sehr am preußischen Standard.
Die erste Variante des Unterzugs ist mit Bandstahl ausgeführt. Daneben ist eine Version mit Stahldrähten und eine dritte mit T-Trägern vorgesehen. Wenn man mag, kann man den Unterzug aber auch komplett weglassen. Bisher ist nur die erste Variante implementiert. Die anderen Beiden folgen später. Auch der NEM Schacht ist erst später dran, da ich mit Kadee fahre und den NEM Schacht nicht für mich selbst brauche.
Bei längeren Fahrzeugen wie oben gibt es zwei Stützbalken für den Unterzug, bei Kürzeren wird automatisch nur ein Balken erzeugt, damit die Drehgestelle genug Platz haben.
Die Geometrie- Berechnungen waren dann doch nicht so kompliziert. Nachdem ich mir mein 50 Jahre lang verstaubtes Schulwissen wieder ins Bewusstsein geholt habe, ging das ganz leicht. Die Länge des schrägen Bandes wird nach Pythagoras berechnet, also a² + b² = c² oder hier besser c = √(a² + b²). Der Winkel wird mit dem Arcus- Tangens berechnet. Alles kein Hexenwerk.
Es fehlen noch ein paar Kleinigkeiten wie die Aufstiege und weitere Details. Dann kann ich mal einen ersten Prototypen drucken…
Ich überlege, ob ich als erstes vielleicht einen Container- Tragwagen mache. Denn inzwischen habe ich einen 20 Fuss ISO- Container in 1:48 erzeugt, aber noch nicht gedruckt. Der 1:48 Container passt sogar flach in meinen neuen Drucker. Das verkürzt die Druckzeit enorm. Das Fahrgestell kann man ja genau passend (136x51mm incl. 5 mm Luft vorne und hinten) für so einen Container herstellen. Dann hätte ich gleich einen vollständigen Wagen, nicht nur ein Fahrgestell…