Moin,
@Jürgen:
ich bin auch im öffentlichen Dienst beschäftigt. Rabtte für uns Mitarbeiter von bestimmten Firmen gibt es nicht. OK, bei der KFZ-Versicherung bekomme ich noch den "B-Tarif", aber mehr fällt mir nicht ein. Natürlich kann ich als Privatperson Rabatte aushandeln wie ich will, doch in meiner dienstlichen Funktion kann mir die Annahme von Vergünstigungen als Korruption ausgelegt werden und ist somit strafbar. Das fängt bei Beträgen oder Sachwerten ab 10,-€ an.
Ich war früher mal für das SOS Kinderdorf tätig. Dort gab es eine lange Liste, welche Rabatte man von welchen Firmen bekommen konnte, wenn man den Mitarbeierausweis auf den Tisch legte. Aber auch dort dürfte das längst Geschichte sein, aus ähnlichen Gründen. Die Zeiten in denen die Verteter zu Weihnachten noch mit den dicken Präsentkörben ein und aus gingen sind längst vorbei. Und das liegt nicht nur daran, dass auch deren Firmen sparen müssen. Das Gegenüber darf auch nichts mehr annehmen.
Zurück zum Thema: ich finde zwar auch, dass unser Hobby teuer ist (aber das wusste ich von Anfang an und habe mir das so ausgesucht, also beschwere ich mich auch nicht), dennoch finde ich es in Anbetracht des Gebotenen nicht überteuert. Wir bekommen heute zu einem Preis von 500,-€ von den großen Herrstellern Modelle, welches in punkto Detailliertheit vor 35 Jahren von Kleinserienherstellern für 1.000,-DM angeboten wurden. In ihren technischen Eigenschaften sind sie diesen weit überlegen. Klar, das ist Fortschritt, damals gab's vieles noch nicht nicht. Also teurer geworden ist das ganze nicht. Soetwas lässt sich allerdings auch in anderen Branchen beobachten: eine Miele-Waschmaschine kostete vor 35 Jahren 2000,-DM, heute knapp 1.000,-€. Ein ordentlicher High-endiger Vollverstärker lag bei 4.000,- heute kostet er 2k€. Die Sachen von heute können allerdings auch soviel wie damals eine 2.800,-DM Miele, respetive ein 7.000,-DM Verstärker. Bei der MoBa ist gegenüber der 35 Jahre alten MicroMetakit das Soundprotokoll, LED-Beleuchtung und feinst regelbare Fahreigenschaften hinzugekommen. Ich habe schon den Eindruck, man bekommt heute mehr zum Preis von früher als früher.
Die Billig-/Günstigangebote brechen weg. Aber die wurden nicht mehr nachgefragt. Lima z.B. ist längst Geschichte und bei Märklin verkäuft sich Startup nicht so gut wie das HO Hauptsortiment; fragt mal eure Händler! Das liegt sicher daran, dass wir bereit sind die Modelle zu bezahlen, also den Gegenwert als, wenn nicht in Gänze akzeptabel, so doch zumindest als darstellbar zu bewerten und (hier grätsche ich mal voll in die Klage "Nachlassende Kaufkraft") finanziell in der Lage dazu sind. Sonst läge das Zeug ja noch in den Regalen. Wir sind in der Summe der hobbyausübenden zwar weniger geworden, aber ich wage zu behaupten, der durchschnittliche Protagonist unserer Zunft, gibt für sein Hobby mehr aus, als es noch zu Zeiten des Massenhobies der Fall war. Wie viele von uns besitzen 50 bis 100 Lokomotiven und die dazugehörige vierfache Anzahl an Wagons? Das dürften auf jeden Fall mehr sein, als diejenigen mit bis zu 8 Lokomotiven und 45 Wagon. Das war, wenn ich an die Zeiten der frühen 80er zurückdenke, damals schon ein stattlicher Fuhrpark.
Am Geld liegt's jedenfalls nicht. Und auch wenn wer "klagt wie ein Weib" dass er sich die einundneunzigtste Lokomotive (jetzt) nicht leisten kann leidet nicht unter Armut, er läuft nicht Gefahr, aus der Mittelschicht abzusteigen, er ist nicht Opfer staatlichen Versagens oder strandräuberischer Industriekapitäne. Nein, er ist es einfach nicht mehr gewohnt, dass es hin und wieder mal Situationen gibt, in denen er sich mal etwas nicht extra (zu Essen, eine warme Bleibe und Kleidung hat ja er) leisten kann. Das war im seligen "Früher" nämlich der Standard, das man verzichten musste. Heute plärren wir wie die verzogenen Kleinkinder, wenn uns die unmittelbare Bedürfnisbefriedigung mal für einen Moment versagt bleibt. Wer wartet befindt sich quasi im Opfermodus, alleingelassen in der Ungewissheit, wann (nicht ob) er das Objekt der Begierde erhalten wird. Weit und breit keine Digitalanzeige mit einer elektronischen Frauenstimme, die einem sagt: "noch 10 Minuten bis zum Wunschmodell".
von der Thematik hätt' ich auch 'nen "Querschläger" schreiben können, fällig wäre er gewesen flaster:
Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias