Hallo allerseits!
Beitrag editiert, musste die verschluckte Silbe wieder ausspucken. (Es heißt Umbauwagen und nicht Umwagen.)
Zitat von Shane
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PS: eine sehr-schöne umfrage,die viele,viele alte erinnerungen wieder aufleben lässt *träum*
Geht mir auch so, vor allem, wenn Erinnerungen über Spielzeuge ausgetauscht werden, die ich selbst bestens kannte. Und wenn dann noch ein paar Leute dazustoßen, die dieselben Sachen hatten, verbindet das sofort. Ich habe das in anderen Threads schon erlebt und kann den "Cascade-Jüngern" gut nachfühlen, wie es ihnen mit diesem Thread geht, auch wenn dieses Produkt mir nichts sagt.
Zitat von waltervölklein
Mein Anfang:
Ein Bild von meinem 1. Geburtstag 1960...
Sieht ja fast aus wie bei uns damals. Oder sagen wir besser wie 1970. 1960 kannten sich meine Eltern noch gar nicht.
Und eine Tischanlage gab es bei uns auch nicht, aber dazu gleich mehr. Ist die abgebildete Frau Deine Großmutter oder Deine Großtante? Ich frage deshalb, weil sie mich sehr an eine meiner Großtanten erinnert.
So, und nun endlich zu meiner Anlage. Als ich zur Welt kam, hatte mein Vater bereits eine größere M-Gleis-Anlage. Da er selbst das Thema Kleinanlage längst hinter sich gelassen hatte und die Kinder noch zu klein waren, bestand für eine Tisch- oder Teppichanlage keinerlei Verwendung. Erst einmal kamen Umzug, Kindergarten, Einschulung und diverse versemmelte Klassenarbeiten auf mich zu.
Zum neunten oder zehnten Geburtstag bekam ich dann von Verwandten eine Startpackung von Piko, natürlich Gleichstrom analog und made in GDR. Der Trafo hatte ein breites, flaches Kunststoffgehäuse in hellgrau, vermutlich mit einem Boden aus Pertinax. Der Zug bestand aus einer ca. 12 cm langen Tenderlok und ein paar grünen Waggons mit offenen Endbühnen, wohl Donnerbüchsen und vermutlich drei an der Zahl.
Eine Zeitlang spielte ich nun mit meiner Teppichbahn, wenngleich mich das Anlagenthema "Bimmelbahnbetrieb zwischen Posemuckel und Wurstfroschingen in Opas Lehrjahren" keineswegs vom Stuhl haute. Die Rettung nahte, als ein weiteres Geschwisterchen zur Welt kam. Wir mussten enger zusammenrücken, und zu diesem Zweck entschloss sich mein Vater zu einem Anlagenrückbau, während in meinem Zimmer noch genug Platz für eine Türblattanlage war. Die wurde dann aus dem abgebauten Material zusammengestellt. Meine alte Anlage tauschte ich bei meinem Vater gegen ein, zwei Züge aus Märklin-Fahrzeugen ein.
Während meine Lok nun bei Vater im Lokschuppen oder auf dem Abstellgleis schlummert, brach bei mir das Dieselzeitalter an. Meine hauptsächlich genutzte Streckenlok war eine Rangierlok, die wie so viele Märklin-Produkte aus der ersten Hälfte der Siebziger mit Epoche-III-Anstrich und Computernummer daherkam. Die Waggons waren fast alle aus Blech, was ich als großen Fortschritt empfand. Es waren hauptsächlich Güterwagen, u. a. ein Rungenwagen. Kann sein, dass sogar ein paar Silberlinge (im Blechwagen-Längenmaßstab und somit um ein Fünftel zu kurz) dabei waren, die ich von unseren Fahrten zu Oma und Opa kannte.
Doch nach ein paar Jahren verlor ich das Interesse an der Eisenbahnerei. Überhaupt kam der Antrieb dazu nicht von mir selbst, da ich mich weit stärker für die Naturwissenschaften und auch für defekte Uhrwerke und Elektrogeräte interessierte, deren Innenleben ich ungestraft studieren konnte. Bald waren Schallplatten und Klassenfeten wichtiger, aber auch meine lang ersehnte Spiegelreflexkamera und schließlich die Abnabelung aus dem Elternhaus. Ich konnte mir kaum etwas Spießigeres vorstellen als die Titelmelodie von "Eisenbahnromantik" und den im Vorspann gezeigten Bimmelbahnzug, der dort regelmäßig über die Mattscheibe flimmerte.
Mein Desinteresse währte jedoch nicht ewig, sondern "nur" etwa ein Vierteljahrhundert. Im Laufe des jetzt zu Ende gehenden Jahrzehnts, als meine erste eigene Wohnung schon längst wieder Geschichte war, besuchte ich wieder einmal meine Eltern. Als mein Vater den Fernseher einschaltete, legte ich mein Buch oder Heft aus der Hand und schaute mit mäßigem Interesse zu. So uninteressant war die Geschichte der deutschen Eisenbahnen gar nicht. Vor allem die Paradepferde im TEE-Anstrich, sowohl der VT 11.5 als auch die 103.1, hatten es mir angetan. Jahre später unternahm ich eine Wanderung in den Taunus und absolvierte das letzte Teilstück der Anreise in einem Museumszug der NTB. Die Umbauwagen ließen schon eine deutliche Ähnlichkeit mit den mir vertrauteren Silberlingen aus der guten alten Zeit erkennen.
Eher allmählich kehrte die Begeisterung zurück, aber in der ersten Jahreshälfte 2010 war es dann endlich so weit: Es kam der Wunsch auf, wieder mit der Modelleisenbahn anzufangen. Der Gleisplan musste unzählige Korrekturen über sich ergehen lassen und ist noch längst nicht fertig. Aber die ersten Fahrzeuge sind inzwischen da. Meine erste Neuanschaffung war ein Lagerfund des nächstgelegenen Spielwarenhändlers, eine analoge 216 von Märklin im Epoche-IV-Anstrich. Es folgten einige weitere, eher planlose Käufe, die eine viel zu starke Betonung der mittelschweren Dieselloks und ein wildes Durcheinander an Längenmaßstäben mit sich brachten. Nach und nach lernte ich, worauf es ankommt und legte mir noch verschiedene weitere Stücke zu, so z. B. die passend zur 216 lackierten m-Wagen und drei Rheingold-Garnituren mit je einer E10.12 (kobaltblau-beige und weinrot-beige). Auch einen tschechischen Speisewagen im Epoche-V-Anstrich nenne ich mittlerweile mein Eigen.
Inzwischen ist mir klar geworden, dass ich in Ermangelung einer richtigen Anlage zumindest eine Teststrecke bräuchte, um Loks zeitnah testen zu können. Ich müsste also einen Taschengeldbetrag für ein Gleisoval aus K-Gleisen ausgeben, die ebenso wie der alte Märklin-Trafo später in meiner Anlage aufgehen würden. Allerdings bleiben damit Montagsmodelle mit nicht ordnungsgemäß laufenden Digitalfunktionen jahrelang unentdeckt, was mir bei sehr teuren Loks nicht so recht ist. Außerdem darf eine Teststrecke ruhig zerlegbar sein, so dass man die paar Gleise besser ein zweites Mal, nämlich als robustes C-Gleis, anschafft. Ferner gab es eine meiner Wunschloks bis vor kurzem nur als Bestandteil einer Startpackung. Und siehe da, heute bin ich vom Schuhkartonbahner zum Teppichbahner aufgestiegen und besitze nun eine Startpackung mit Tenderlok und Rungenwagen. So schließt sich nach einem Dritteljahrhundert der Kreis. Die nächste Umdrehung wird dann nicht mehr deckungsgleich mit der ersten liegen, aber das ist nicht mehr Gegenstand dieses Threads.
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Nachtrag: Die Waggons aus der Startpackung habe ich nach all den Jahrzehnten tatsächlich noch identifizieren können. Vor längerem besuchte ich meine Eltern, wo gerade zwei oder drei Donnerbüchsen auf der Anlage standen. Auf allen Unterböden stand Piko drauf. Mein Vater erklärte mir, dass er keine weiteren Sitzwagen dieser Art habe. Das müssen die Waggons aus meinem alten Startset sein!