Hallo Thorsten,
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Mein Fazit:
Die Maschinen der staatlichen Gesellschaften ÉTAT wurden demnach direkt von der SNCF geführt und nicht erst in eine private Gesellschaft, wie die Gesellschaft EST eingegliedert.
Im Prinzip richtig. Tatsächlich bestanden die alten Gesellschaften in Form der Regionen intern weiter - von der Verschmelzung Est/AL abgesehen; da hat man den Zustand von vor 1871 wieder hergestellt - und hatten zunächst einmal auch weiterhin getrennte Fuhrparks. Die Loks trugen die Nummer der Region als Teil der Loknummer, und identische Baureihen verschiedener Gesellschaften (etwa Armistice-Baureihen) wurden tlw. in unterschiedliche Baureihen nach SNCF-Muster eingereiht.
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Nach einem Wikipedia-Eintrag (siehe hier) wurden die Maschinen der ÉTAT (241-001 bis 241-049) im Jahre 1938 von der SNCF vertragsgemäß übernommen und nicht in die EST eingegliedert, da die Lokomotiven der EST mit Wirkung ab 01.01.1938 ebenfalls vertragsgemäß von der neugegründeten SNCF übernommen wurden (siehe auch o.a. Teilbeitrag “Gründung der SNCF..“).
Mein Fazit:
Eine “Übernahme“ (ÉTAT an EST) von in grün lackierten EST-Lokomotiven im Jahr 1933 als bisherige Begründung scheidet somit aus.
Dem Fazit stimme ich zu - mit Betonung auf 1933.
Die englische Wikipediaseite, die du verlinkst, ist in sich widersprüchlich, weil sie einerseits als Datum für die Überlassung der ersten ÉTAT-Loks an die Est den 1.1.38 angibt, andererseits die Loks aber unter Est aufführt mit einer Est-Nummer.
Ich habe hier eine anders lautende Info gefunden - wenn man davon ausgeht, dass die englischen Autoren sich mit dem Datum geirrt haben, bekommt alles einen Sinn:
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La Compagnie des chemins de fer de l'État commanda de 1930 à 1932 une série de 49 machines identiques, immatriculées : 241-001 à 241-049. Ces machines vinrent rejoindre leurs consœurs pour 10 d'entre elles en 1937 et pour le reliquat entre 1945 et 1948.
Die Gesellschaft der ÉTAT-Eisenbahnen bestellte von 1930 bis 1932 eine Serie von 49 identischen Lokomotiven, die als 241-001 bis 241-049 bezeichnet wurden. Diese Maschinen haben sich zu ihren Schwestern gesellt, zehn von ihnen im Jahr 1937 und der Rest zwischen 1945 und 1948.
Da ich dazu neige, zu französischen Themen französischen Autoren mehr Glauben zu schenken als englischen, und umgekehrt, ist für mich durchaus einleuchtend: diese neun (engl.) oder zehn (frz.) Maschinen kamen 1937 zur Est, und wurden dort entsprechend beschriftet und eingesetzt.
Das Märklin-Modell trägt aber die Nummer einer originalen Est-Lok.
Im oben von Volker verlinkten Thread des LR-Forums (das ist DSO in französischer Sprache, nur besser strukturiert) wird auch ein Foto heiß diskutiert, das m.E. eine Est-Lok zeigt, die nicht schwarz ist - außer auf dem Führerhausdach. Die Farbinterpretation von sw-Fotos ist aber so eine Sache, wie u.a. Diener richtig schreibt.
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Es ist natürlich möglich, dass die im Kursbuch genannte Strecke aus irgendwelchen Gründen nördlich (z.B. Paris - Troyes - Dijan) umfahren werden musste, so dass dann eventuell das Streckennetz der Gesellschaft EST genutzt wurde und daher auch Schnellzuglokomotiven der EST zum Einsatz gekommen sind.
Theoretisch möglich, aber so unwahrscheinlich wie ein Hund mit zwei Köpfen.
Erstens einmal gibt es noch keine SNCF. Jede Gesellschaft führt ihre Züge über ihre eigenen Gleise. (Das wird übrigens auch mit den Regionen nicht anders.)
Zweitens: Die Linie nach Dijon (-Lyon-Marseille) ist das Rückgrat der PLM und bis zu sechsgleisig ausgebaut. Da wird nicht umgeleitet, und schon gar nicht ein internationaler Expresszug (der höchste Priorität genießt).
Drittens: man muss - auch wenn 1934 beide Ceinture-Linien noch voll existieren - doch einige Klimmzüge durchführen, um einen Zug von Gare de Lyon nach Chaumont oder Troyes zu bringen. Diese südliche Hauptstrecke der EST (heute Linie 4) wird immer noch vom Gare de l'est und nicht vom Gare de Lyon bedient.