RE: Frage zum Dampf-BW - Kohelbansen, Kohlelager und Kohlezug

#1 von MS_Dampfbahn ( gelöscht ) , 23.05.2015 11:51

Hallo Zusammen!

Habe zwar die nachfolgende Frage schon im Planungsforum gestellt, konnte dort aber noch keine Antwort bekommen. Ist evtl. auch eher eine Frage für dieses Forum hier, auch wenn es dann wieder in meine Planung einfließt.

Ich stelle gerade einige Überlegungen zur angemessenen Größe des Kohlebansens der Bekohlungsanlage, dem Kohlelager und bezügl. der Versorgung des BWs durch Kohlezüge an, die ich Euch gerne darlegen möchte. Möchte in meiner Planung gerne grundlegende Fehler vermeiden. Vielleicht könnt Ihr mich da korrigieren bzw. bestätigen:

Was wäre eine realistische Tagesleistung in meinem BW?
Im Buch "Planung und Bau vorbildgerechter BW's" von Spieth heißt es im Kapitel "die Ausschlackanlagen":
"Im kleinen Bw wird die Schlacke und die Asche unmittelbar in die Ausschlackgrube abgezogen. Das Verladen von Hand ist bis zu einer Tagesleistung von 15 Lokomotiven zu vertreten. [...] Bei größeren Leistungen im mittleren und großen Bw werden maschinelle Verladeeinrichtungen eingesetzt."

Da mein BW vom Thema und der Gestaltung her in jedem Fall ein mittelgroßes BW sein soll (evtl. schon an der Grenze zum großen BW), indem Loks vor einer Steilstrecke ihre Vorräte ergänzen müssen und das zusätzl. noch einen weiteren entfernt liegenden BHF mit Maschinen versorgt, ziehe ich aus dem zitierten Abschnitt folgende Folgerung:
Wenn eine Tagesleistung von bis zu 15 Loks noch zum kleineren BW gehört und mein BW ja deutlich "größer" sein soll, ist eine angenommene Tagesleistung von 30-40 Loks sicherlich realistisch, wobei ich mich bezüglich der Vorratsergänzung hier dann sicher eher an der oberen Grenze bewege. Also nehme ich mal für die weitere Berechnung 40 Loks am Tag an, die mein BW zur Ergänzung der Vorräte besuchen. Ein paar davon sind fest stationiert, einige "Gastloks" übernachten auch.

Erscheint mir durchaus ok, da mein BW nicht nur meinen dargestellten BHF in dem die Lokwechsel bzw. Vorspann für die Steigungsstrecke erfolgen versorgt, sondern auch einen angenommenen größeren Bahnhof (aber keine Stadt wie München, Stuttgart usw.) in der Nähe. Außerdem erlaubt diese Anzahl in Stoßzeiten eine Ansammlung zu versorgender Loks und rechtfertigt damit die vom Bekohlungskran aus der Kibri-Bekohlung gegebenen 2 Bekohlungsgleise. Andererseits gibt es auch ruhigere Phasen im BW, sodaß ich nicht ausschließlich mit dem Verkehr im BW beschäftigt bin.

Ist diese Grundannahme von 40 Loks pro Tag in einem größeren BW, das zu meinem Szenario passen würde, realistisch oder wäre dieser Wert evtl. noch etwas nach oben zu korrigieren? Wo liegt die ungefähre Grenze zum Groß-BW?

Anzutreffende Loks in meinem BW
In meinem BW verkehren sowohl die großen Schlepptenderloks wie z.b. BR42, 44, 50, 01 oder BR03, als auch Loks der Baureihen 18, 59... Dazu kommen noch Tenderloks wie die BR78, 85 usw. Eben die ganze Bandbreite meines Fuhrparkes. Kleine Maschinen wie z.b. den Glaskasten oder den Kittel Dampftriebwagen lasse ich mal außen vor.

Aus meiner Aufzählung wird wohl deutlich, daß bei mir recht unterschiedliche Loks verkehren, eine exakte Epochenzuteilung paßt daher nicht. Bei mir soll aber noch überwiegender Dampfbetrieb stattfinden, noch ist also der einsetzende Strukturwandel nicht erkennbar.

Brennstoffbedarf im BW:
Zur Vereinfachung meiner Überlegung teile ich die verschiedenen Loks einfach in 3 Kategorien ein, nämlich mit 10, 8 und 4 Tonnen Kohlevorrat. Nehme ich nun an, daß von den großen Schlepptenderloks mit 10 t und den kleineren mit 8 t jeweils 10 Maschinen täglich das BW aufsuchen und von den Tenderloks 20 Maschinen, dann ergebe sich ein täglicher Brennstoffbedarf von 260 t.

Der bei der Bekohlungsanlage von Kibri (39420) enthaltene Bansen hat ungefähr die Außenmaße von 38x5x3cm (= 33x4,35x2,6m in echt bei 1:87). Das entspräche damit etwa 375m³. Lege ich für solche Bauwerke einen Maßstab von 1:100 zugrunde, ergeben sich etwa 570m³. Steinkohle (Lokomotivkohle) wiegt 1200-1400kg/m³. Je nach Maßstab hätte der Bansen also ein Fassungsvermögen von 450 bzw. 570t. Er würde damit also etwa einem Bedarf von 2 Betriebstagen entsprechen. Damit sollte dieser Bansen eigentlich von der Dimmensionierung passen.

Gefunden habe ich weiterhin, daß ein BW üblicherweise einen 90-Tage-Vorrat als strategische Reserve hatte. Allerdings fand ich dazu auch widersprechende Angaben, die nur 30 oder 60 Tage nannten. Bei einer Reserve von 30 Tagen würde ich ein Kohlelager von ca 8000t (= 7000m³ und bei 90 Tagen ein Kohlelager von ca. 25000t (= 20000m³ benötigen. Das kann dann natürlich nicht direkt an der Bekohlungsanlage am Gleis gelagert werden. Es ist also noch irgendwo ein großes Kohlelager erforderlich und von dort wird dann täglich der Bansen, von dem aus die Loks dann versorgt werden, aufgefüllt. Bei dem Bedarf von 250-300 t dann sicherlich mit Kohlewagen und einer Rangierlok.

Aus platzgründen empfiehlt es sich dann sicher, daß ich das große Lager am Rand der Anlage nur andeute und abschneide oder völlig weglasse. Damit spielt es dann auch keine Rolle mehr, wieviel strategische Reserve tatsächlich üblich war.

Ist diese Überlegung bezüglich Bansen und Kohlelager zutreffend? Oder sollte ich den Bansen trotz der errechneten Kohlenmenge vergrößern?

Ich fand auch Hinweise, daß bei der Bekohlungsanlage unterschiedliche Kohle bevorratet war und Schnellzugloks teilweise andere (bessere) Kohle erhielten als niederrangigere Loks. War das generell so bzw. in welcher Epoche? Dann sollte ich ja den Bansen ggf. entsprechend unterteilen.

Bei dem errechneten Bedarf würde dann das BW wohl alle 5-6 Tage mit einem 1500t-Kohlezug angefahren werden, um den Vorrat wieder aufzustocken. Wobei dieser Zug sicherlich aufgeteilt würde, da thematisch meine Anlage im Süddeutschen liegt. Ein entsprechender Kohlezug würde einschl. Rangiermöglichkeit für die Streckenlok eine entsprechend lange Gleisanlage erfordern. Im Falle eines Außenlagers kann ich dann aber auf die langen Kohlezuggleise verzichten und den Kohlezug in einen verdeckten Bereich (Kohlelager) einfahren lassen. Von dort ließe sich dann die Versorgungsfahrt Kohlelager <-> Bansen abwickeln. Das spart erheblich Platz und ermöglicht trotzdem lange und schwere Kohlezüge.

Der Transport der Kohle im Kohlezug könnte dann durchaus mit Selbstentladewagen erfolgen, der Transport zwischen Kohlelager und Bansen dagegen mit Schüttgutwagen.

Sind diese Überlegungen insgesamt stimmig?

Für meine Lokzwerge würde ich neben den Bansen der Großbekohlung einen kleineren Bansen setzen, indem händisch Kohlekörbe oder Hunte befüllt und mit einem Drehkran auf Arbeitsbühnen gehoben werden können. Aufgefüllt würde dieser Bansen einfach durch den Kran der Großbekohlung. Damit wäre auch dieser Teil abgedeckt und durch die Abtrennung vom großen Bansen wäre die Arbeitssicherheit gegeben.

Gleichzeitig könnte dieser Drehkran auch als Notbekohlung dienen, falls die normale Großbekohlung einmal ausfällt.

Bin auf Eure Rückmeldungen sehr gespannt.

VG Michael


MS_Dampfbahn

RE: Frage zum Dampf-BW - Kohelbansen, Kohlelager und Kohlezug

#2 von Sinerb , 23.05.2015 12:15

Grüß Dich

hab auch einige Literatur bezüglich BW gelesen, da ist gemäß Vorschrift

eine Bevorratung an Kohle von 4-6 Wochen vorgesehen um Leistungen auch bei Lieferengpässen zu erledigen.

Bei mittleren Bw,s wurde auch schon mit Hochbunkern bekohlt, der dazugehörige Kran wurde dann auch zum leeren des Schlackesumpfes

und Notbekohlung bei technischen Störung benutzt, dem entsprechend wurde auch der Gleisplan angelegt. Um auch bei Krandefekten

die Bansen zufüllen, wurde das Gleis für den Kohlezug in den Bansen geführt um die O-Wagen mit Hand entleeren zukönnen.

Gruß Sinerb


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RE: Frage zum Dampf-BW - Kohelbansen, Kohlelager und Kohlezug

#3 von Atlan , 23.05.2015 22:07

Hallo Michael,

es gab vom Eisenbahn Journal in der "1x1 des Anlagenbaus"- Reihe mal ein Heft zum Thema Dampflok Bw. Demnach waren in einem mittleren Bw bis zu ca 45 Loks stationiert. Von daher liegst Du richtig, dass Du schon an der oberen Grenze eines mittleren Bw kratzt
Ich Liste mal einfach ein paar Eckdaten für ein mittleres Bw auf, die in dem Heft genannt werden (in Klammern für ein großes Bw):
Beheimatete Loks ca 45 (100)
Schuppenstände max 24 (max 70)
Tagesleistung ca 400 t Kohle (1200)
Kohlebansen ca 5000t (mind. 10.000)
Besandungsanlage: 1-2 Behälter für 2 Gleise (2-3 für 2-3 Gleise)
1-2 Schlackensümpfe/gruben (2-4)
In H0 sollte demnach ein Kohlebansen für ein mittleres Bw etwa so gross sein wie 2 DIN-A 4 Blätter, für ein großes Bw mindestens 3 A4 Blätter.

Es stimmt, dass es häufig verschiedene Kohlesorten gab; Steinkohle für den hochwertigen Verkehr, die restlichen Lokpersonale mussten sich mit Braunkohle begnügen (zumindest war das hier im Rheinland so, wo die Braunkohle gleich ums Eck lag).
Auch sollte ein weiterer, kleinerer Kran als Reserve vorhanden sein, zB ein Fuchsbagger.

Von einer strategischen Reserve habe ich in dem Sinne wie von dir geschildert noch nie etwas gehört. Auch kenne ich kein Bw, in dessen Nähe sich noch einen weiteres Kohlelager befand. Zumal man ja diese Kohle im Falle eines Falles auch irgendwie zur Bekohlung hätte schaffen müssen.....?!

Hoffe, dir damit etwas geholfen zu haben

Gruss Manni


Gruß Manni


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RE: Frage zum Dampf-BW - Kohelbansen, Kohlelager und Kohlezug

#4 von MS_Dampfbahn ( gelöscht ) , 24.05.2015 17:12

Hallo Sinerb und Manni!

Danke für die Rückmeldungen.
@Manni: Die Eckdaten die du mir im Vergleich mittelgroßes und großes BW aufgelistet hast sind ganz interessant. Dank Dir dafür. Mit der "strategischen Reserve" meinte ich den vorgeschriebenen Mindestvorrat an Kohle, um Lieferengpässe überbrücken zu können und den normalen Betrieb aufrechterhalten zu können.

Aus dem von Euch geschriebenen muß ich also die Konsequenz ziehen, daß ich den gesamten Kohlevorrat bei der Bekohlungsanlage zu lagern habe und hier dann entsprechend Platz vorsehen muß. Der Bansen der Kibri-Anlage würde dann also nur dem Hauptbahnsen mit dem Tagesbedarf entsprechen. Diesen muß ich dann entsprechend für mein Reservelager ergänzen, wobei ich dann wohl idealerweise das Kohlezuggleis entweder durch das Lager bzw. darüber führe, je nach dem ob ich Selbstentladewagen einsetze oder nicht.

Sofern das Gleis für den Kohlezug durch den Bansen verlief: Wurde dann zum durchführenden Gleis hin die Kohle mit einer Stützmauer zurückgehalten?

Übrigens hier ein Link zu einer Seite, wo die Bekohlung von Kibri zu sehen ist. Ist für eine Diskussion vielleicht hilfreich.
http://www.becker-spielwaren.de/shop/pro...roducts_id=5706

Da der Bekohlungskran der Kibrianlage einen Wiegebunker hat, dürfte wohl der gesamte Ablauf wie folgt ausgesehen haben:
Aus dem Hauptbansen wird der Wiegebunker mit Kohle befüllt und von dort in die darunter stehende Lok abgegeben. In der Nacht oder zu einer anderen Zeit mit wenig betrieb wird dann der Hauptbansen aus dem Reservelager befüllt. Liege ich da richtig?

Der Bekohlungskran konnte ja auf seinen Gleisen verfahren werden. Konnte denn auch der Ausleger noch ausgefahren werden? Dann wäre eine Verbreiterung des Kohlelagers ja durchaus möglich.

VG Michael


MS_Dampfbahn

RE: Frage zum Dampf-BW - Kohelbansen, Kohlelager und Kohlezug

#5 von Atlan , 24.05.2015 23:42

Hallo Michael,

ich würde an deiner Stelle das Bw nur mit einem Kohlebansen ausstatten. Vielleicht gab es damals wirklich Bw'n, die noch einen weiteren Kohlebansen hatten, aber die Regel war das eher nicht...und kann im Modell sicherlich weggelassen werden.
Diesen einen Bansen dann ausreichend dimensioniert, und Du hast alles richtig gemacht.

Wenn das Kohlewagengleis in den Bansen hineinführt, wird das vermutlich (!!) nicht durch eine Mauer abgetrennt. Denn diese Mauer müsste ja wiederum Öffnungen enthalten, durch die die Kohle entladen werden kann. Schüttwagen waren meines Wissens eher die Ausnahme bei der Kohleversorgung eines Bw's.....aber da will ich mich jetzt nicht festlegen

Der Kran in einem Bw hatte in der Regel keinen ausfahrbaren Ausleger. Dafür war der Kran fahrbar. Es gab auch Ausführungen, die auf einer fahrbaren Kranbrücke montiert waren, und so eine sehr große Reichweite hatten.

Gruß
Manni


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RE: Frage zum Dampf-BW - Kohelbansen, Kohlelager und Kohlezug

#6 von MS_Dampfbahn ( gelöscht ) , 25.05.2015 00:30

Hallo Manni!

Gut, danke! Ich mach mir mal Gedanken wie ich das ganze löse. Den vorhandenen Bansen von Kibri nur zu Verlängern (z.b. auf 100cm) reicht nicht, ihn zusätzlich auf 15cm oder mehr zu verbreitern geht dann wegen der Reichweite des Bekolungskranes nicht.

Auf alle fälle ist mir eines schon klar geworden: Als ich vor einiger zeit anfing mich mit dem Thema Dampf-BW zu beschäftigen dachte ich, der Kibri-Bansen wäre sehr wahrscheinlich für mein BW zu groß. Nun sehe ich: er ist viel zu klein geraten.

Maßstäblich korrekt umrechnen läßt sich für meine Anlage das Kohlelager also wohl eher nicht, hier sind Kompromisse gefragt. Aber es sollte wenigstens eine angemessene Größe vermitteln.

VG Michael


MS_Dampfbahn

   


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