Habe ich das richtig verstanden, dass du insgesamt 10 Gleise haben willst, die du in zwei Richtungen befahren können möchtest? Aus deinen anderen Beiträgen leite ich mal 2L DC ab...
Die Wahl des Gleissystem ist heute eigentlich sehr einfach. Geld am falschen Ende sparen wäre eine sehr unkluge Entscheidung, denn der SBh trägt ja maßgeblich zum Spielspaß bei und ist nachträglich bloß ganz schlecht zugänglich oder reparierbar! Ein "Für den SBh ist das noch gut genug!" gibt es nicht! Für den SBh ist im Prinzip nur das technologisch Beste gerade gut genug, damit er immer absolut zuverlässig funktioniert.
1. Muss das Gleis auch in Zukunft noch verfügbar sein! Jetzt noch auf ein totes Pferd aufzusteigen, weil man das billig vom Metzger bekommen hat oder es sogar kostenlos im Straßengraben herumlag, wäre trotz allem unklug.
2. Muss es die heutigen und zukünftigen technischen Anforderungen erfüllen können!
Die Moba Welt ist gerade ein bisschen im Wandel. Es gab schon einige Beiträge, in denen sich alte Hasen beschwerten, dass zum Beispiel neues Material von Roco mit "vorbildgerecht niedrigen Spurkränzen" nicht auf ihren alten Bestandsanlagen in Fleischmann Profigleis läuft, weil Fleischmann in den 80ern Normen aus den 60ern ignoriert hat, die Roco heute endlich anfängt umzusetzen...
Wo drückt da der Schuh? Fast alle Modellahnweichen setzen darauf, dass das Rad im Herzstück (der Teil der Weiche, in dem sich die beiden Schienen spitz berühren) nicht auf der Schiene läuft, sondern mit dem Spurkranz durch diese (hässlichen) Formstücke in der Weichenmitte läuft. Das klappt aber nur dann richtig gut, wenn das Formstück zur Spurkranzhöhe passt und das ist heute nicht mehr immer der Fall. Über Rocos Entscheidung kann man denken, was man will, aber das ist jetzt halt so. Das Fleischmann Profigleis ist damit zum Beispiel keine vernünftige Wahl mehr.
Klingt alles MEEEEGGGAAAA kompliziert, aber die Lösung ist sehr einfach: Das Tillig Elite Gleis. Die Weichen haben als einziges Großseriengleis auf dem Markt kein Formstück und setzen nicht auf das Auflaufen des Spurkranz. Folgerichtig gibt es da auch keine Probleme und wird es auch (hoffentlich) nie welche geben. Desweiteren ist es (nicht nur!) beim Elite Gleis recht einfach möglich, mit einem gescheiten Antrieb das Herzstück mit Strom zu versorgen, damit die Lok durchgehend mit Strom versorgt wird. Das klingt immer fürchterlich kompliziert, aber in Wirklichkeit wird das Herzstück mit einem Kabel an den Weichenantrieb angeschlossen und der schaltet dann mit einem internen Schalter beim Weichenstellen gleichzeitig die Stromrichtung im Herzstück um.
"Aber das ist voll teuer! Ich brauche etwas günstigeres!"
Das ist natürlich nicht völlig von der Hand zu weisen, aber so dramatisch ist es dann auch nicht! Das Piko A Gleis gilt zu Recht immer als Gleis für den kostenbewussten Modellbahner aber dafür hat es Plastikherzstücke, die sich nicht polarisieren lassen. Das ist ein großer Negativpunkt, wenn es um absolute Betriebssicherheit geht.
Trotzdem rechnen wir das mal durch:
Die Flexgleise kosten beim A Gleis etwas unter 6€ und beim Elite um die 7€, macht pro m Lauflänge (Flexgleise sind nie exakt 1m lang!) ~1,5€ Unterschied.
Die blanke, antriebslose Piko A Weiche kostet ~15€, die geometrisch vergleichbare Tillig Elite EW1 mit Radius 866mm kostet ~25€, macht für deinen SBh bei 10 Gleisen à 2m Länge, 10m Zufahrt und 18 Weichen für Piko A ~460€ und für Tillig Elite ~690€, also ~225€ (oder eine halbe neue Lokomotive) Aufpreis daür, dass man bis ans Anlagen-Lebensende Ruhe hat.
Ich kenne deine finanzielle Situation überhaupt nicht, aber ich halte dieses Geld für gut investiert! Roco line liegt preislich bei Tillig Elite, hat zwar polarisierbare Herzstücke, aber setzt auf den Spurkranzauflauf, der in Zukunft immer mehr Probleme bereiten wird. Für mich ist das damit heute für den Neubau einfach keine Option mehr. "Aber ich habe da Gleissystem xy günstig gebraucht bekommen!" Du kannst auch Tillig Elite gebraucht kaufen...
Dann kommt das Thema der Antriebe. Die kauft man auf gar keinen Fall beim Gleishesteller, denn der lässt sich die Antriebe in Gold aufwiegen! Die Antriebe haben eigentlich auch recht wenig mit dem gewählten Gleissystem zu tun. Der Antrieb stellt die Weiche mit einem dünnen Federstahl-Draht, dem ist völlig egal, von welchem Hersteller die Weiche ist.
Tillig Elite braucht einen kraftvollen Antrieb, weil die Weichen gelenklos sind und einfach die durchgehenden Zungen verbogen werden, was übrigens sehr geil ist! Magnetantriebe sind völlig raus und manche motorischen Antriebe auch. Von der Stange haben sich die MTB Antriebe ganz gut bewährt (~20€!). Es gibt aber inzwischen genügend Lösungen für Selbstbau-Antriebe mit Servos. So etwas haben wir im Club auch umgesetzt. Es gibt 3D gedruckte Servo-Halter, aber wir haben die einfach aus dünnem Sperrholz selbst gebaut. Dann braucht man noch 2 Mikroschalter, die auch in Computermäusen verbaut werden und als billiges Schüttgut erhältlich sind und man kann zusammen mit einem passenden Servo für unter 5€ mit absolut vertretbaren Aufwand günstige und sehr gute Antriebe bauen, die keine Wünsche offen lassen und reparierbar sind.
Die Schattenseite von Servos ist das Problem, dass sie immer eine Elektronik brauchen. Im Club haben wir den ESU Switch Pilot 3 Servo benutzt, denn der schafft 8 Weichen und verarbeitet auch analoge Tastendrücke. Das mag jetzt kein Alleinstellungsmerkmal sein und es mag andere Servo-Decoder geben, die das auch alles können und wo man nochmal pro Weiche ein paar Euro sparen kann, das musst du selbst heraus finden!
Einer kostet 50€ und du brauchst 3 Stück. Zusammen mit 18 Antrieben für ~5€ bist du bei 240€ oder 12€ pro Weiche und du kannst jederzeit auf Digital umstellen. Möglicher Weise bist du elektronisch bewandert und baust die Servoansteuerung mit einem Arduino für einen Bruchteil der 150€, das kann ich nicht ahnen!
Diese Kosten haben mit der Wahl des Gleises nichts zu tun und fallen auf jeden Fall an.
Das war jetzt eine ganze Menge und ich denke, erstmal sind alle Klarheiten beseitigt!