Im Grunde kann man die Modellbahner in fünf bis sechs Gruppen einteilen (gewisse Ironie kommt gratis):
- Die Loksammler, die wie der Begriff schon sagt nur Loks kaufen und zwar jede Baureihe genau einmal. Bei denen erzeugt also eine 06 die gleichen Stückzahlen wie eine V100 oder eine ER20, wenn nicht sogar mehr weil "Diesel ist doch langweilig". Das sind wohl eine ganze Menge Leute, die auch bei den Preisen recht schmerzfrei scheinen und Modellwünsche wie "Versuchslok einer afghanischen Werksbahn von 1867" äußern.
- Die Spielbahner, die ihre Modelle nach dem Preis kaufen (das dies primär wichtige Typen sind, liegt daran, dass selbige mehr bunte Varianten abwerfen und daher wiederum für günstige Hobby-Loks interessanter sind) und dazu einige wenige "zufällige "gefällt mir"-Modelle und ähnlich viele Wagen (Verhältnis etwa 1:3), wo wiederum nur der Preis zählt. Das sind zwar extrem viele, aber die meisten haben im Vergleich zu den anderen Gruppen einen sehr kleinen Bestand. Eine 06 lassen die sich vielleicht schenken, V100 sieht zu empfindlich aus, ER20 haben sie dafür drei.
- Die Anlagenbahner*, die das kaufen, was sie kennen (für die dann eine S10 und eine P8 das gleiche ist, eben ooOOO) und einem ständig erzählen, dass sie aus 2m eh keinen Unterschied sehen und früher alles robuster war. Wagen gibt es anteilig ähnlich viele wie bei den Spielbahnern, wobei die Wagen fast alle; die Loks aber nur zu kleinen Teilen auf der Anlage stehen (so dass *dort* ein Verhältnis von 1:10 entsteht). Diese Gruppe kauft massenweise Material und zeigt auch kaum Formen von Sättigung, stirbt aber so langsam weg. 06 haben die eine (weil sieht toll aus), V100 drei (aus drei verschiedenen Modell-Generationen) und ER20 keine ("modernes Teufelszeug").
- Die Markensammler, die alles von dem jeweiligen Hersteller kaufen – egal wie missraten, überteuert, exotisch oder vorbildfrei es ist. Ob der heutigen Sortimente (mit 300 Varianten pro Jahr und Hersteller) und der Preisentwicklung werden die aber rapide weniger.
- Die Modulbahner*, die Modellfehler als Herausforderung ansehen ("aus 7 'R 10', die je eine Runge zu kurz sind, kann man 6 richtige machen!"), solche Projekte noch für 5 weitere Menschenleben auf Vorrat horten und bei denen auf eine Lok auch mal 20-50 Wagen kommen können und die an Wagen ähnlich hohe Anforderungen stellen wie an Loks. Das sind nicht viele, für Lok-Verkäufe sind sie kaum bedeutender als die Zufallskäufe der Spielbahner, aber bei Wagen hauen die richtig rein ("ich brauch mal 25 Omm 52!"). Die haben je nach Vorbild-Thema entweder zwei V100 oder zwei ER20.
- Die Theoretiker, die an jedem Modell einen Fehler finden (damit dem Modulbahner die Bastelprojekte und den Anlagenbahnern ein Feindbild verschaffen), teilweise die Hersteller beraten und alles nur kaufen, um es noch genauer zerfleischen zu können.
*) "Anlagenbahner" und "Modulbahner" muss man hierbei nicht technisch sehen; nach der Beschreibung dürfte jeder wissen, was ich meine
Was machen die nun bei Neuerscheinungen?
- Neue Exoten-Loks kaufen zuverlässig die Lok- und (wenn passend) Markensammler. Dazu vereinzelt die Spiel- und Anlagenbahner. Modulbahner ärgern sich über die verschwendeten Resourcen, Theoretiker bemängeln das fehlende Einsatz-Szenario.
- Neue Massen-Loks verkaufen sich zusätzlich bei den Modulbahnern und Theoretikern (in jeweils kleinen Mengen). Bei den Anlagenbahnern nimmt es sich nichts. Einerseits meinen sie sowas ja schon zu haben, andererseits braucht man das bekannte ja vielleicht auch mehrfach.
- Neue Exoten-Wagen kaufen die Markensammler sicher. Dazu vereinzelt die Spiel-, Anlagen- und auch Modulbahner (Wagen kommen netter Weise ja weit rum). Die Theoretiker bemängeln wieder.
- Neue Massen-Wagen verkaufen sich bei den Spielbahnern wiederum vereinzelt, bei den Anlagenbahnern auch mal ein paar mehr. Und die die Modulbahner bestellen auch mal eine Palette. Und einen kauft auch der Theoretiker.
Was heißt das nun für die Verkaufszahlen bei Loks? Genau: Dass ihre Verbreitung beim Vorbild kaum einen Einfluss auf die Chancen im Modell hat – und dass die übelste Gurke ein Verkaufs-Hemmnis für eine Neukonstruktion ist. Anders bei Wagen, wo die Zahlen im Modell und die Verbreitung (Zeit*Zahl) im Vorbild weitgehend proportional sind und das Bessere sehr deutlich der Feind des Guten.