Moin @ all!
Ich war nun zwar lange nicht mehr hier und auch die Modellbahn selbst hat geruht, am Weiterbau leider ist schon lange nichts mehr geschehen (ein anderes Blatt ), aber untätig war ich nicht.
Als immer noch 100%iger Schachtelbahner ergibt sich ein Problem, das vermutlich die allermeisten anderen Schachtelbahner auch kennen:
Die *piep* Schachteln!
Es ist einfach nur grausig, alle Modelle immer in die Papp/Plastikschachteln verstauen zu müssen. Gerade bei Märklin mit den Sichtfenstern aus Kunststoff, die sich so gerne lösen. Ich hab mich schon sooo oft die Finger daran geschnitten, es macht einfach keinen Spass!
Aber schon vor fast 20 Jahren hatte mein Großvater ein ähnliches Problem (nicht mehr vorhandene Schachteln), sowie eine Lösung (die wohl in der einen oder anderen Form die meisten Schachtelbahner so finden):
Kisten!
Dies ist so ein Exemplar, beinahe 20 Jahre in Gebrauch:
Die Modelle werden dabei liegend gelagert.
Offen gestaltet sich das Ganze dann so:
Die Aufteilung ist folgendermaßen:
3 Fächer mit je gut 6 cm und ein Fach mit gut 2,5 cm. Das untere, kleine Fach für Kleinteile, Zurüstteile oder Anleitungen, etc. was sonst gern verloren geht.
Der Deckel und der Boden ist jeweils gepolstert, aber dazu komme ich noch .
Auf der Vorderseite sind (heutzutage echt nur noch schwer zu bekommende) Klavierhaken als Verschluss, an der Rückseite ein Klavierband über die volle Breite (abzüglich ca. 0,5 cm je Seite). Das alles natürlich lackiert.
Aber die Kisten (6 an der Zahl) haben auch Mankos:
Am auffälligsten ist Breite, die Kisten sind innen knapp 38 cm lang. Reicht für 3 kurze Güterwägen, aber bei allem anderen bleibt viel Spiel. Das Maß war im übrigen einer Holzplatte geschuldet, die vor 20 Jahren in einem Sägewerk "übrig" war und dafür kurzerhand zurecht geschnitten wurde... .
Die "Farbwahl" de Stoffes. Der Stoff selbst ist genial, aber die Farbe nicht so ganz. Waren wohl auch einfach Reste, die meine Großeltern irgendwo bekommen haben... .
Die "Sammlung" passt sowieso nicht einmal ansatzweise komplett hinein! Es müssen also neue her .
Und so habe ich insgesamt 6 neue Kisten gebaut!
Diese sind nun deutlich Länger, ein Innenmaß von 58 cm erlaubt es mir auch, auf jeder "Ebene" 2 Schnellzugwägen oder ähnliches (z.B. die Komponenten meiner beiden ICE) zu verstauen. So passt nun ein ICE in eine Kiste!
Der Stoff sollte wieder "gut" sein, gleichzeitig irgendwie zu den alten Kisten passen und dabei aber auch nicht zu schlecht aussehen. Im örtlichen Stoffgeschäft waren dann noch 4 Meter (bei 2,4 m Breite) als "Stoffrest" zu einem Spottpreis, bei dem ich nicht nein sagen konnte. Die Qualität ist nämlich hervorragend! Als "Vorschau" sieht das dann so aus:
(Und ich hab noch genug für 20 Kisten... .)
Die "Höhe" der Fächer mit 3 x 6 und 1 x 2,5 ist identisch geblieben, da bewährt!
Anmerkung: Den neuen Kisten fehlt noch der Lack und die Montage der Klavierhaken, sind aber ansonsten komplett!
Nun zu den "technischen Details":
Die Kisten selbst bestehen aus einem Kiefernholzrahmen mit 10mm (im Deckel mangels Verfügbarkeit 10 x 13 mm), die beiden Deckflächen aus Birke Multiplex in 4mm. Alternativ auch Buche, bei mir ist das bei den "kurzen/alten" der Fall. Nur bitte keine Pappel, das ist einfach zu weiches Holz!
Das Ganze ist verleimt und in den Ecken auch getackert, sowie die Deckflächen zusätzlich genagelt (näheres dazu unten). Bei den "langen" Kisten sind die "Zwischenböden" ebenfalls fest verleimt, bei den "kurzen" Kisten sind sie es nicht. Ich wollte einfach "sicher" sein .
Der Stoff selbst ist im "Boden" an die Seitenwände und die "Zwischenböden" getackert und ansonsten "lose" eingelegt. (Kann aber ja nicht weit!) Links und Rechts ist auf jeder Ebene ebenfalls ein wenig Stoff eingetackert, falls mal ein Wagen oder eine Lok nach vorn/hinten rutschen sollte. Und der Stoff ist doppelt (sprich, umgefaltet unten drunter). Das spart mir die Arbeit, das zu säumen und sieht auch besser aus .
Der Deckel und die Böden der "großen" Fächer sind gepolstert. Bei den fast 20 Jahre Alten waren das mit 2 x 5 mm Schaumstoff, aber in der Stärke habe ich nichts mehr gefunden, in keinem der Baumärkte. (Nur dickes, festes Zeug ab 2 cm... .)
Daher die Alternative: Die "äußerste" Schicht besteht aus Schwammtüchern (die für die Küche, 1-2 Woche(n) ausgelüftet und an der Luft getrocknet, wobei die deutlich dabei eingehen!). Gibt es billig und dämpft gut. Darüber dann eine Filtermatte für Dunstabzugshauben, ebenfalls zurechtgeschnitten, das zusätzlich "superweich" ist. Oben drauf der ebenfalls weichen Stoff. Ist zwar Arbeit, aber es erfüllt seinen Zweck.
Generell sind die Kästen in der Höhe/Tiefe/"ihrwisstwasichmeine" so gestaltet, dass die Modelle "leicht" in den Deckel hineinragen. Beim schließen ergibt sich dann ein leichter Druck, der die Modelle zuverlässig an Ort und Stelle hält. Und auch "empfindliche" Modelle haben bisher keinerlei Schaden erlitten.
Alles in allem viel Arbeit, aber kostentechnisch sehr überschaubar und viel Werkzeug benötigt man auch nicht. Zu empfehlen sind aber ausdrücklich 2 Sätze "Spannecken" für Bilderrahmen oder ähnliches um beim verleimen (ich habe immer mit den "Außenwänden" angefangen) die Rechtwinkligkeit und den Halt zu gewährleisten.
Generell sind die Arbeitsschritte (ohne Bilder) wie folgend:
- Material kaufen, dabei die Deckflächen für Deckel und Boden im Baumarkt zurecht schneiden lassen!
- Mit einer Gehrungssäge die Außenwände für Deckel und Boden passen zurecht sägen (Kanten auf 45° Winkel, die Längen müssen möglichst genau stimmen, aber lieber einen Hauch kürzer!!!)
- Die Schnittflächen (grob) entgraten
- Die "linken" und "rechten" Außenwände des Bodens mit "Schlitzen" versehen (in die später die Zwischenböden kommen) (Habe mir dafür eine Schablone zum anzeichnen gemacht, die Gehrungssäge hat "Abstandshalter" bekommen, damit ich die Leisten nicht durchsäge! Dann mit einem schmalen Schlitz-Schraubendreher die "Schlitze" ausgestemmt.)
- Die Zwischenböden/decken/"wieauchimmer" zurechtsägen. (Achtung: Die müssen natürlich etwas länger als das Innenmaß sein!)
- Nun geht es an's leimen: Die Außenwände (wahlweise für Deckel und Boden) mitsamt einer Deckfläche in die "Spannecken" einspannen und gegeneinander verleimen, die rechten Winkel sind durch die Spannecken und die gleichzeitig eingespannte Deckfläche vorgegeben. In den Ecken nun die Seitenteile gegeneinander (von "oben") fest tackern! (Auch in den Bilder mit offenen Kisten zu erkennen)
- Das Ganze möglichst schonend umdrehen und die Nägel (in den Bildern zu erkennen) von "außen" einschlagen. Dies fixiert die Deckfläche gegen die Seitenteile, abheben wird dadurch verhindert. Gleichzeitig ist alles zusätzlich stabilisiert und man kann nochmals ein wenig nachkorrigieren. Und aufpassen, die Nägel sollten nicht hochstehen! (Schrammt sonst die nächste Kiste, wenn man Sie stapelt. Ist recht gut an der "alten" Kiste zu sehen.)
- Alle "Teile" übereinender stapeln, Gewicht drauf und gründlich (mind. 24h) austrocknen lassen!
- Nun den Stoff (in Länge und Breite + mind. 2cm!) zurechtschneiden, die Polsterung ebenfalls zurechtschneiden (falls nicht schon geschehen) Zeit hat man ja jetzt erst einmal .
- Nun kann es gut sein, dass es leichte (minimalste) Überhänge der Deckflächen gegenüber den Seitenteilen gibt. Diese einfach abschleifen (daher die Seitenteile eher eine Idee kürzer ). Generell sowieso alle Kanten und Seiten nun ordentlich entgraten und verschleifen.
- Das Klavierband auf die richtige Länge bringen (falls nicht sowieso schon geschehen) und festschrauben.
- (ggf. die Kanten nochmals verschleifen, falls ein Teil gegenüber dem anderen größer ist...)
- Die Zwischenböden einlegen und festleimen (ist ggf. aber auch schon früher möglich!)
- Die Polsterung einlegen und den Stoff fest tackern. (Empfohlen haben sich 6 mm lange Klammern, da kommt selbst beim Deckel nichts raus! Den Stoff an den Enden doppelt nehmen, um ausfransen zu verhindern!)
- Lackieren und die Klavierhaken/Ösen einschrauben.
- Freuen!
Ich hoffe mein kleiner Bericht ist neugierig und regt Nachahmer an! Ich selbst hab jetzt 6 kurze und 6 lange Kisten. (Und einige wilde Ideen... .) Dadurch dass ich überhaupt nicht daran gedacht hatte, gibt es keine Bilder vom Bau. (Was auch besser ist, hatte doch einiges an Verschnitt .)
Ach ja: Ich hab zwei linke Hände, bin handwerklich nicht geschickt und zittere leicht in beiden Händen. Wer also denkt, dass dafür großes, handwerkliches Geschick von nöten ist: Nö!
Ich hab nicht einmal eine wirkliche Werkbank, sondern nur eine Arbeitsplatte und ein wenig Werkzeug. Es ist also für (fast) jeden machbar!
(Klar, mit Geschick wird es vielleicht "besser" aber an der Funktion ändert es nix!)
So, ich hoffe Euch hat's gefallen. Für Fragen, Maße und alle anderen Kommentare stehe ich gerne zur Verfügung!
Gruß, euer Jochen