RE: Klassische Digitalisierung zweier Märklin Standardloks mit HLA, Schittstelle, LoPi IV und Zusatzfunktionen

#1 von UlrichRöcher ( gelöscht ) , 02.04.2015 22:30

Klassische Digitalisierung zweier Märklin Standardloks mit HLA, Schittstelle, LoPi IV und Zusatzfunktionen
Ausgangssituation
In meinem Bestand befanden sich seit längerem schon zwei Märklin-Loks (DR 143 S-Bahn (3445) und SNCB HLD 55 (3466)), die meinen heutigen Ansprüchen in mehrerlei Hinsicht nicht mehr genügen können. Beide Loks waren klassische Märklin-Konstruktion des frühen vergangenen Jahrzehnts mit folgenden Eigenschaften:

  • Delta-Decoder;
  • Reihenschluss-Trommelkollektormotor (DCM)/Allstrommotor;
  • Rot/Weiße Beleuchtung mit getrennten Glühbirnen;
  • Keine Hauptplatine, keine Schnittstelle - ursprünglich frei verdrahtet;
  • NEM-Kupplungsschacht ohne Kulisse.

Nun gehöre ich ja zu denen, die gewisse Ansprüche an Antriebe stellen und eigentlich für alles Fauli, zumindest aber Roco-Blockmotor mit ausreichend Schwungmasse wünschen würden. Nur ist vor allem ersteres nicht gerade preisgünstig und zweites lässt sich schlecht nachträglich realisieren. Daher muss man sich schon mal nach Alternativen umsehen. Und die bestehen für mich inzwischen in Abweichung von meiner früheren Meinung doch darin, den klassischen HLA einzusetzen. So sehr (und zu Recht) dieser Motor auch aus analoger Sicht oder mit unzureichender Regelungstechnik geschmäht wird, so muss man feststellen, dass aktuelle Decoder mit ihren Regelalgorithmen und ihrer hohen Ansteuerfrequenz diesen Antrieben ganz passable Laufeigenschaften bei erträglichem Radau beibringen können. Sie erreichen zwar immer noch weder die Laufeigenschaften eines Faulis noch eines Rocomotors, aber sind dennoch ganz brauchbare Antriebe, die geradezu erstaunlich wenig mit der Ausgangstechnik zu tun haben. Daher war in diesem Fall für diese nicht erstrangigen Loks der HLA ein akzeptabler Umbaukandidat.

Umbauziele
Also, der Motor (hier Märklin Umrüstsatz 60941) ist schon mal aus dem Sack. Als Decoder benutze ich inzwischen standardmäßig ESU LoPi IV Decoder, mit denen ich auch bei solchen Umbauten schon gute Erfahrungen gemacht habe und mit denen ich auch die gewünschten sonstigen Funktionen der Loks realisieren kann. Außerdem habe ich ESU mtc-Adapterplatinen vorgesehen, die zudem eine Verstärkung von Aux 3 und 4 mitbringen. Desweiteren wird ein ESU Relais 51963 für die Steuerung der stromführenden Kupplung eingebaut.

So sieht’s aus:
Die Kandidaten - 143:


und HLD55:


Beide Loks im Chassis von beiden Seiten:
143:




HLD 55:




Umbau
Die Motoren wurden gemäß den Standardangaben eingebaut, Kohlen eingesetzt und Drosseln mit Isolierung an die Motorschilde angelötet.

Die Adapterplatine musste angepasst werden, da Aux3 und 4 zwar verstärkt sind, aber keine Anschlusskabel haben. Außerdem hatte ich an den blauen Funktionsrückleiter (NEM-Farbcode) ein weiteres blaues Kabel angelötet und die Lötstelle isoliert, weil ich für die Funktionen drei Rückleiter benötigte. Ansonsten sind die Anschlusskabel lang genug. Für die Masse-Rückleitung der Loks wurde ein Kabel vom Masseanschlusspunkt an die Lötfahne am Motordrehgestell gezogen. Bei der 143 gibt es zusätzlich noch eine Masseverbindung vom Schleiferdrehgestell zum Lokrahmen. Die Verdrahtung erfolgte nach Standard - die Anschlüsse an Masse und Schleifer wurden verlötet wie vorher, die Motoranschlüsse erst einmal nur provisorisch an die Drossel angelötet. Das weiße Licht vorne an den weißen Draht, das weiße Licht hinten an den gelben Draht, Rot vorne an Aux1 und Rot hinten an Aux2. Die Rückleiter der Beleuchtung gingen an Blau.

Beleuchtung 143:


Beleuchtung HLD55


Nachdem die Loks soweit verkabelt waren, gab es einen ersten Funktionstest. Diesen sollte man durchführen um zu prüfen, ob die Drehrichtung des Motors mit der Beleuchtung übereinstimmt. Wenn die Glühbirne an Beleuchtung vorne (weißes Kabel) brennt, muss die Lok vorwärts laufen. Als diese Einstellungen passten, wurden die Motoranschlüsse endgültig verlötet und mit Schrumpfschlauch isoliert. Es besteht zwar die Möglichkeit, über eine CV die Drehrichtung des Motors zu ändern, aber ich halte es für richtiger, direkt beim Einbau darauf zu achten, dass es stimmt.

Mein Plan ist, Personenzüge mit stromführender Kupplung und möglichst ohne Schleifer auszustatten. Dafür bekommen die Loks, die sowieso einen Schleifer haben, eine schaltbare stromführende Kupplung, so dass die Wagen von der Lok aus mit Spannung versorgt und auch aus- und eingeschaltet werden können. Diese Kupplungen dürfen aus Sicherheitsgründen nicht direkt an den Decoder angeschlossen werden, sondern werden über ein Relais in der Lok als Kurzschlusssicherung geschaltet. Geschaltet wird das so, dass die Schaltanschlüsse des Relais an Blau und eine Aux-Funktion (hier Aux 3) gelegt werden. Ein Spannungsabgriff vom Schleifer liefert die Digitalspannung - auf der anderen Kontaktseite des Relais werden die Kupplungen angeschlossen. In der HLD 55 war dies leicht zu realisieren, da es ausreichend Löcher zum Durchfädeln der Kabel von den Kupplungen ins Lokinnere gab. Die 143 war etwas schwieriger - hier musste ein Loch durch die Wand der Drehgestellblende hinter der Kupplung gebohrt und das Kabel dort durch gezogen werden. Da auch im Kupplungsschacht selbst bei dieser Lok nur ein schmaler Spalt zum Durchziehen vorhanden war, musste ein etwas dünneres Kabel eingesetzt werden. Wichtig ist in beiden Fällen, dass sich die Kupplungen frei bewegen können und die Mittelstellung der Kupplung problemlos erreicht werden.

Als weitere Maßnahme gab es noch in beide Loks einen Lokführer. Dazu wurde der Führerstand ausgeklipst und dort ein Preiserlein körperamputiert in einigermaßen realistischer Pose hineingeklebt. Geplant hatte ich noch, beide Loks auf Flüsterschleifer umzustellen. Dies erwies sich jedoch als nicht sinnvoll, da der avisierte Brawa-Schleifer in diesen Loks mit ihren Metalldrehgestellen beinahe lautstärker war als das Märklin-Original.

Programmierung
Die getrennten Lichter der Loks machen vielfältige Beleuchtungen möglich. Mit F0 haben die Loks lediglich ein weißes Spitzenlicht mit der Fahrtrichtung wechselnd. Wenn F0 und F1 geschaltet werden, gibt es für Solofahrten einen rot/weißen Lichtwechsel, fahrtrichtungsabhängig natürlich. Mit F2 und F3 jeweils wird die Beleuchtung auf einer Lokseite eingeschaltet, also rot/weißen Lichtwechsel entweder an Führerstand 1 oder 2. Die jeweils andere Seite bleibt dunkel .- passend für Wendezüge. F4 schaltet das Relais für die Kupplung ein. Auf F5 liegt der Rangiergang und die Abschaltung der Beschleunigungsrampe. Man hätte noch problemlos eine Rangierbeleuchtung dazumappen können (beidseitig weißes Licht ohne Lichtwechsel). Darauf habe ich jedoch verzichtet. Auch bleibt in beiden Loks ein schaltbares Aux ungenutzt, also wer hier noch Ideen hat .

Die Motor-CVs habe ich auf die Voreinstellung des Lokprogrammers für HLAs eingestellt. Kslow und Islow wurden leicht erhöht, woraus sich eine ruckfreie Fahrt gab. Außerdem wurde bei beiden Loks die Höchstgeschwindigkeit auf ca. 120 km/h vorbildgerechte Geschwindigkeit gedrosselt. Analog Modi, Railcom und Selectrix schalte ich gewohnheitsmäßig ab, dafür brauche ich aber die Märklin-Bremsstrecke. Ich hänge meine Lokprogrammer esux-Datei dieser Loks an dieses Posting an. Damit können Besitzer des Lokprogrammers die Datei leicht laden und an ihre Bedürfnisse anpassen. Aber auch für Nicht-Besitzer des Lokprogrammers können die Daten von Interesse sein, denn man kann sich in der Lokprogrammer-Software, die frei von ESU geladen werden kann, die Werte der CVs ansehen.

Auch mit dem Märklin mLD oder mSD lassen sich die Loks ähnlich umbauen. In den 60942 und 60945 Umbausätzen sind jeweils eine der ESU-Adapterplatine ähnliche Anschlusslösung drin. Für Lautsprecher sollte in beiden Loks ausreichend Platz sein. Da mich Soundlösungen nicht interessieren, habe ich das jedoch nicht weiter untersucht, auch nicht, ob es passende Sounddateien für die Loks gibt.

Fazit
Mit dem Resultat meiner Umbauaktion bin ich recht zufrieden. Die Laufeigenschaften der Loks sind, wie ich das erwartet hatte, ganz passabel und ziemlich ausgeglichen. Nur Stromunterbrechungen mag der HLA nicht. Die Zugkraft lässt bei vier Haftreifen keine Wünsche offen. Die perfekte Beleuchtung der Loks vermag zu gefallen - insbesondere bei der 143 mit ihren großen Reichsbahn-Lampen wirkt das rote Rücklicht auffällig und gut, jedenfalls solange es nicht die Waggons anstrahlt . Aber das habe ich ihm ja erfolgreich ausgetrieben. Die Beleuchtung angehängter Waggons über die Kupplung funktioniert tadellos - fehlen nur noch die richtigen Waggons (bei der HLD 55) und ein LED-Umbau der S-Bahn-Wagen bei der 143. Kommt alles noch.

Viele Grüße
Ulrich


UlrichRöcher

RE: Klassische Digitalisierung zweier Märklin Standardloks mit HLA, Schittstelle, LoPi IV und Zusatzfunktionen

#2 von shaddowcanyon , 05.04.2015 22:57

Hallo Ulrich,

Vielen Dank für die sehr detaillierte und präzise Beschreibung der Digitalisierung. Die beiden Loks sehen mit der neuen Beleuchtung jetzt wirklich klasse aus, und und bessere Fahreigenschaften als Delta plus Allstrommotor wünscht sich wohl jeder. Schon eine Uhrwerkslok wäre da ein Fortschritt . Vor allem die Sache mit der Boosterplatine für Aux3 und Aux4 war mir vorher gar nicht so klar, obwohl es an und für sich ja eine ganz einfache Geschichte ist.

Eine Sache, die in Zusammenhang mit dem Schaltrelais für die stromführende Kupplung steht, ist mir allerdings nicht ganz geheuer: wäre da es da nicht ratsam eine sog. Freilaufdiode (oder irgendetwas, das den gleichen Zweck erfüllt) zur Relaisspule parallel zu schalten ? Ich weiß gar nicht, was ESU dazu rät. Ich hätte nämlich Sorgem dass der bisweilen recht hohe Spannungsimpuls, den die Relaisspule beim Ausschalten erzeugt (oder wenn das Relais bei einer Stromunterbrechung mal flackert), den Ausgangstransistor himmeln könnte. Ist mir schon passiert, wenn auch noch nicht bei einem Lokdekoder. Vielleicht sehe ich da ja auch weiße Mäuse und ESU hat schon werksseitig alles Nötige eingebaut.

Grüße

Hans Martin


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RE: Klassische Digitalisierung zweier Märklin Standardloks mit HLA, Schittstelle, LoPi IV und Zusatzfunktionen

#3 von UlrichRöcher ( gelöscht ) , 05.04.2015 23:02

Hallo,

Zitat von shaddowcanyon
Eine Sache, die in Zusammenhang mit dem Schaltrelais für die stromführende Kupplung steht, ist mir allerdings nicht ganz geheuer: wäre da es da nicht ratsam eine sog. Freilaufdiode (oder irgendetwas, das den gleichen Zweck erfüllt) zur Relaisspule parallel zu schalten ? Ich weiß gar nicht, was ESU dazu rät. Ich hätte nämlich Sorgem dass der bisweilen recht hohe Spannungsimpuls, den die Relaisspule beim Ausschalten erzeugt (oder wenn das Relais bei einer Stromunterbrechung mal flackert), den Ausgangstransistor himmeln könnte. Ist mir schon passiert, wenn auch noch nicht bei einem Lokdekoder. Vielleicht sehe ich da ja auch weiße Mäuse und ESU hat schon werksseitig alles Nötige eingebaut.


nein, keine weißen Mäuse denn das ist im allgemeinen schon richtig. Ich habe selbst ESU vor einiger Zeit mal auf einer Messe danach gefragt. Die Aussage war, dass es nicht nötig wäre. Ich weiß nicht, wieviele von diesen Kleinrelais ich inzwischen verbaut habe - abgeraucht ist mir noch kein Funktionsausgang.

Viele Grüße
Ulrich


row-k hat sich bedankt!
UlrichRöcher

   


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