Guten Tag liebe Stummis,
ich gestatte mir einmal als Neuling in diesem Forum, meine Anlagenpläne vorzustellen. Wie der Titel des Beitrags schon sagt soll der Bahnhof Erndtebrück im Mittelpunkt stehen, ein mittelgroßer Knotenpunkt im Rothaargebirge. Warum ausgerechnet Erndtebrück? Dieser Bahnhof hat mich immer wieder fasziniert, er liegt an einer Nebenstrecke, auf der bis in die 1980er-Jahre auch überregionale Züge verkehrten. Die für mein Alter (51) wichtigsten Baureihen, die auf Nebenstrecken im Einsatz waren (211, 212, 798) kamen hier vor und befinden sich auch bereits aus einem vorherigen Anlagenprojekt im Bestand. Weiterhin ist im Laufe der Jahre eine große Vielfalt an Reisezugwagen eingesetzt worden, was meiner Vorliebe auch für diese Fahrzeuggattung entgegenkommt. Und nicht zuletzt bietet der Güterverkehr, den es hier früher gab, ein weiteres Betätigungsfeld, denn Rangieren macht mir mehr Spaß als Zügen bei der Fahrt zuzusehen.
Erndtebrück hat aber zahlreiche Tücken, über die ich erstmal gedanklich hinwegkommen musste, um mich dafür entscheiden zu können. Der Bahnhof ist zunächst einmal viel zu groß für eine maßstäbliche Umsetzung in Spur H0, auch wenn mir eine umgebaute Garage mit Innenmaßen von 6,30 m x 3,30 m zur Verfügung steht. Zwischen dem BÜ Grimbachstraße und der AST Kunststoffverarbeitung, wo sich früher das Bw befand, liegen rund 1000 m. Die zahlreichen Kreuzungsweichen erfreuen allerhöchstens den Händler, und an der doppelten Gleisverbindung vor dem Wärterstellwerk werde ich mir noch die Zähne ausbeißen.
Weiterhin gibt es nach dem bisherigen Stand meiner Recherche kein einziges Gebäude im Handel zu kaufen, so dass ich hier erstmalig zum Selbstbau greifen werde. Das markante Bahnhofsgebäude, das im Modell mit allen Anbauten eine stolze Länge von 70 cm haben wird, und die beiden Stellwerke sollen möglichst originalgetreu auf der Anlage stehen, so dass ein ortskundiger Besucher auch ohne die Suche nach den Bahnhofsnamensschildern erkennen kann, wo wir uns befinden.
Es gibt zu dieser Anlage einen Vorgänger, von dem ich leider nur eine rudimentäre Anzahl von Fotos habe. Sie entstand 1990 auf dem elterlichen Dachboden, der sich allerdings trotz aller Ausbaumaßnahmen als so unzureicheichend erwies, dass die Anlage um 1996 herum wieder abgebrochen und eingelagert wurde.
Hier sehen wir eine Giessener 211, die mit einem Nahverkehrszug den Bahnhof Hartenrod Richtung Niederwalgern verlässt.
Diese Ansicht zeigt in etwa den Endzustand im Bahnhof Hartenrod, den ich ca. ein Jahr vor dem Abbruch erreicht hatte. Die Anlage ermöglichte keine Kreisfahrten, sondern war für fahrplanmäßigen Betrieb zwischen den Endpunkten Herborn und Niederwalgern ausgelegt. Auf Grund des sehr langen Streckenanhängsels Richtung Herborn musste man allerdings zu Zweit tätig werden. Das Durchspielen eines Fahrplantages dauerte schlappe 4 Stunden.
Nun zur Planung der neuen Anlage:
Die Anlage wird in der Epoche IV angesiedelt sein und der Fahrzeugbestand den Zeitraum zwischen 1978 und 1982 wiederspiegeln, wobei durchaus Ausflüge Richtung 1990 erlaubt sein sollen. Der Gleisplan des Bahnhofs soll dem Zeitraum vor dem Umbau darstellen, der so um 1992/93 stattgefunden hat. Seinerzeit wurde das Wärterstellwerk aufgelassen und die Ausfahrsignale Richtung Berleburg und Laasphe zurückversetzt. Zahlreiche Gleise wurden stillgelegt, das ehemalige Bw war vermutlich nicht mehr engeschlossen.
So sah es in den 1960ern aus. Der Nordpfeil stimmt nicht, der Bahnhof liegt nahezu in Nord-Süd-Ausrichtung. Diesen Gleisplan musste ich nun so "vergewaltigen", dass er zu meinen Räumlichkeiten passt. Nach längerer Tüftelei entstand das hier:
Die Tür zum Modellbahnzimmer befindet sich unten links, die rechteckige Aussparung rechts ist erforderlich, um das Fenster öffnen zu können. Die Strecke Richtung Hilchenbach musste ich in die andere Richtung verbiegen, der anschließende Wendel führt zum Schattenbahnhof Siegen, der sich in der untersten Ebene befinden soll.
Nach rechts hin sollen die Strecken nach Berleburg und Laaspe zumindest ein Stück weit optisch voneinander getrennt verlaufen, bevor sie dann - für den Betrachter nicht sichtbar - wieder zusammengeführt werden. Das Bw hat auch noch Platz gefunden, allerdings vorbildwidrig westlich des Berleburger Streckengleises. Die Einfahrt von Berleburg erfolgt nicht in gerader Linie, aber für die Verziehung von Gleis 4 um den Prellbock von Gleis 10 herum ist kein Platz.
Die Armada der Doppelkreuzungsweichen ist gut zu erkennen, aber diese Weichenstraßen sind typisch für diesen Bahnhof, man wollte halt auf engem Raum von beiden Richtungen her alle Gleise erreichen können. Für den direkten Anschluss der Ladegleise reicht der Platz dann wieder nicht, so dass ich dafür die Weichen gedreht habe.
Die Bahnhofsgleise haben Nutzlängen von bis zu 3,0 m, so dass der längste Reisezug, für den ich einen bildlichen Nachweis gefunden habe, mit 4 Waggons à 303 mm + Lok Platz findet, ohne dass es gezwängt wirkt. Auch die Bahnsteige sollen so lang werden, dass dieser Zug daran halten kann. Dabei soll erkennbar sein, dass auch längere Züge verkehren können, und die Bahnsteige sollen nicht bis zu den Ausfahrsignalen reichen. Daher habe ich mehr Wert auf die Nutzlängen als auch schlanke Weichen gelegt und die Weichenstraßen teilweise in die Gleisbögen gelegt. Diese wiederum sollen im sichtbaren Bereich Radien nicht unter 1000 mm haben.
Gleis 10 wird seinen Platz finden, wenn auch etwas anders als im Vorbild, Gleis 11 entfällt. Auch die Gleise 7 und 8 können nicht dargestellt werden, wohl aber das Gleis 16, dass vermutlich als Abstellgleis für Bahndienstfahrzeuge diente.
Der Fabrikanschluss wird in den rechten Schenkel verlegt und ein Freiladegleis nicht realisiert. Den für das Modell sicher überaus interessanten SAG-Anschluss kann ich leider nicht darstellen, da fehlt mir einfach der Platz.... oder die Abstellkammer muss weichen. :?
Nun noch ein paar Vorbildfotos vom November 1989 zum Vergleich:
Diese Ansicht zeigt den Bahnhof von Süden her mit dem Fahrdienstleiterstellwerk "Ü". Die Bezeichnung der Stellwerke in den 1960ern ist sehr ungewöhnlich, normalerweise wurde der erste Buchstabe des Namens mit dem Zusatz "f" bzw. einer Himmelsrichtung verwendet, so dass hier eher "Ef" und "En" in Frage kommen. "Ef" kann man auf dem Originalbild gut erkennen, so dass ich das so übernehmen kann Die Lage des Stellwerksgebäudes zwischen den Gleisen 1 und 2 kann ich nicht umsetzen, es wird neben Gleis 1 stehen.
Eine V 100 rangiert im weitläufigen nördlichen Teil des Bahnhofs, der Anfang der 1990er deutlich vereinfacht wurde - vom heutigen Drama gar nicht zu reden.
Auch am Wärterstellwerk, dass wenige Jahre später abgebrochen wurde, habe ich sie erwischt. Die zentrale Kreuzung der Doppelkreuzungsweichenstraße befindet sich unmittelbar vor dem Gebäude. Deutlich erkennbar auch der Ablaufberg, den ich im Modell nicht realisieren werde.
Gleismaterial:
Das wird wohl ein buntes Gemisch werden: Die Weichen sollen Tillig Elite sein, teilweise als Bausatz, für die Bahnhofsgleise möchte ich gerne Weinerts Gleise einsetzen. Den Höhenunterschied zwischen Code100 und Code75 muss ich halt durch Unterlagen ausgleichen. Leider verfügt Tillig aber nicht über ordentliche Kreuzungsweichen, deren Geometrie ist viel zu eng und der Herzstückwinkel - für mich völlig unverständlich - 15° statt 12°. Ich könnte mit vorstellen, hier Peco Streamline einzusetzen, zumal die auch Code75-Profile enthalten. Die Schwellenanordnung bei den DKW ist auch nicht ganz so vorbildwidrig wie bei den einfachen Weichen desselben Herstellers. Ob das wohl gut geht?
Für die nicht sichbaren Bereiche verfüge ich noch über reichliche Vorräte von Roco-Line-Gleisamterial, die dort verbaut werden können.
Bauvorbereitungen:
Ein guter Freund von mir hat sich die Konstruktion des Unterbaues an seine Fahne geheftet. Damit wir nicht von vornherein vermeidbare Fehler machen hat er ein Probesegment gefertigt, mit dem sich auch die Praxistauglichkeit für den 5-Finger-Kran testen lässt. Und so sieht das dann aus:
Schattenbahnhof Siegen, noch mit nur 6 statt 7 Gleisen, die Platte ist also noch zu schmal. Die Gleise werden später auf Dämmplatten verlegt.
Hier das Ganze einmal von der Stirnseite. Hier seht Ihr auch gut die Höhendiffrerenz zwischen den Ebenen (25 cm) und die Tatsache, dass der Schattenbahnhof Berleburg-Laasphe etwas zurückversetzt geplant ist.
Und zum Schluss sehen wir den 500t-Kran vom Brückenbauhof Kassel im Einsatz. Das passt schon ganz gut.
So sieht es in der mittleren Ebene aus. Die Rückwand wird noch wegfallen, sie hatte allein Stabilitätsgründe. Eine Erweiterbarkeit nach hinten ist sicher sinnvoll. Ich habe den Fahrplan des Sommers 1978 in Laufpläne für Triebfahrzeuge umgesetzt und die Gleisbelegung durchgespielt. Obwohl dieser Schattenbahnhof nur über 4 Gleise verfügt lassen sich die Betriebsabläufe der Bahnhöfe Berleburg und Laasphe, soweit sie für Erndtebrück relevant sind, damit darstellen.
Auch hier kommt der Kran gut an das letzte Gleis heran. Der Abstand zur obersten Ebene beträgt wieder 25 cm. Das scheint mir ein gutes Maß zu sein. Ich hatte erst mit 20 cm experimentiert, aber wir haben das als zu gering angesehen und 5 cm draufgepackt. Die Erndtebrück-Ebene wird sich 105 cm über dem Boden befinden, so dass der Betrachter das Geschehen im Bahnhof auch aus Fußgängerperspektive betrachten kann, ohne sich allzusehr verbiegen zu müssen. Insofern ist vielleicht dadurch die Wahl des Gleismaterials verständlich und auch der Plan, dass alle Fahrzeuge RP25-Radsätze erhalten werden.
So, für den Start war das schon ziemlich viel. Ich bin gespannt wie Bolle auf Eure Kommentare und Anregungen!!
Liebe Grüße aus Schleswig-Holstein,
Heiko