Tach zusammen,
ich greife hier dieses Thema noch einmal auf, weil ich gerade mit dem Einbau meiner Gleissperre (Art. Nr. 72331, an anderer Stelle von einem Mitstreiter nicht ganz zu Unrecht als „Drecksding“ bezeichnet) in ein Rocoline-Gleis fertig geworden bin und dabei die hier geäußerten kritischen Erfahrungen bestätigt gefunden habe.
Vorab: Lt. Einbauanleitung soll es möglich sein, die Gleissperre auch noch nachträglich in ein bereits verlegtes Gleis einzubauen. Das ist m. E. schlicht Unfug, denn der untaugliche Versuch wird bereits daran scheitern, dass man unter einem verlegten Gleis wohl kaum das unter der Schiene liegende Kunststoffrost dergestalt entfernen kann, dass man zwei Schwellen auf den korrekten Abstand von 6mm aufgezogen bekommt. Selbst wenn dieses Kunststück gelingen sollte, wird man beim Anbringen eines Lochs mit 6mm Durchmesser in einen Schwellenabstand von ebenfalls 6mm die Schwellen spätestens dann unweigerlich beschädigen, wenn man versucht, das Loch wie in der Anleitung beschrieben zu einem Langloch zu erweitern. Schließlich kann ich mir auch nicht vorstellen, dass bei dem fummeligen Einfädeln des Weinert-Antriebs von unten große Freude aufkommt. Mein Fazit also: Lasst bloß die Finger von einem nachträglichen Einbau! Das wird nur ein teuer bezahlter Frust.
Allerdings habe ich den Einbau tatsächlich nachträglich an einer Stelle vorgenommen, wo die Gleise – ohne Schotter – bereits fertig verlegt waren. Jedoch habe ich die Gleise (Roco G1/2 und G1/4) am vorgesehenen Einbauort zwischen zwei Weichen) wieder herausgenommen, die Gleissperre außerhalb der Anlage in das G1/2-Gleis auf einem mit 5mm Kork beschichteten Holzbrettchen 65 x 60mm eingebaut, anschließend die Anlagenplatte an der vorgesehenen Stelle mittels gefräster Schablone auf 66 x 61 mm ausgenommen und die fertige Gleissperre eingesetzt. Das hat letztendlich funktioniert, wobei die Weinertsche Bauanleitung jedenfalls in Teilen missverständlich und verwirrend bzw. unvollständig war und Weinert Fragen per E-Mail einfach nicht beantwortet. Mein Urteil hierzu: Ich habe noch nie eine so schlechte Bauanleitung gesehen, ein After-Sale-Service findet bei Weinert nicht statt.
Im Einzelnen (Zitate aus der Bauanleitung in Anführungszeichen):
"Das Zahnrad wird mit der Schraube (17) M 1,4x8 festgeschraubt."
Ging nicht, weil Schraube 1. zu dünn und 2. zu kurz. Ein Verschrauben ist aufgrund der Einbausituation aber wohl nicht zwingend nötig und ich habe es bleiben lassen. Die Gleissperre funktioniert trotzdem einwandfrei.
Der Zusammenbau des Antriebs ging gut vonstatten. Man muss sich nur Gedanken zu der Drehrichtung der Laterne machen. Den Umschalter habe ich weggelassen, denn er müsste 100%ig genau eingebaut werden und funktioniert selbst dann nicht wirklich zuverlässig (da hatte ich bereits negative Erfahrung bei der Polarisierung von Herzstücken). Bei mir schaltet der den Antrieb steuernde Arduino gleich den Fahrstrom mit.
"Weiter muss der Bereich beim Einbau der Gleissperre 6 mm breit und 25 mm hoch unterhalb der Schwellen 2,5 mm tief bis 10 mm weit von der Schwellenkante zur Mitte des Gleises ausgespart werden."
Eine solche Aussparung kriegt man händisch wohl kaum sauber hin! Das hat bei mir meine CNC-Fräse erledigt. Überhaupt habe ich die gesamte Vorbereitung der Einbaufläche (Bohrungen, Führungsschlitz, Aussparung, Zuschnitt der Einbaufläche) per CNC-Fräse vorgenommen. Problem dabei: In der eigentlich guten Maßskizze hat Weinert ausschließlich relative Maße angegeben. An welcher Stelle die Bohrung für die Laternenachse, nach der sich alle anderen Bohrungen richten, in Bezug zum Gleis genau anzubringen ist, bleibt hingegen ein Weinert-Geheimnis. Meine diesbezügliche Nachfrage wurde nicht beantwortet. Ich habe insgesamt fünf verschiedene Einbauplatten angefertigt, bis der Sitz der Laterne vor dem Schwelleneisen gepasst hat. Weiteres Problem dabei: Wenn die Bohrung für die Laternenachse verschoben wird, damit das Schwelleneisen passend auf der Schwelle aufliegt, verschiebt sich zwingend auch die Lage der Führung für den Stelldraht, nicht aber der Führungsschlitz zwischen den Schwellen. Daher kann der Führungsdraht nicht – wie vorgesehen – senkrecht nach oben geführt, sondern muss entsprechend gekröpft werden. Dabei die korrekte Länge herauszufinden, ist ein Geduldsspiel: Ist der Draht auch nur ein 100stel mm zu lang, stößt die Führungsgabel an die Schiene an und die Sperre „schnackt“. Ist er zu kurz, funktioniert der Antrieb nicht. Angesichts dieser Umstände muss bezweifelt werden, dass die Bohrschablone von Weinert hier wirklich hilfreich ist. Teil 23 zum Einlegen ist übrigens 8,2mm und nicht – wie angegeben – 8mm breit.
"Sodann lässt sich der Antrieb mit den Schrauben (Best.-Nr. 74302, 74303, 74304), die von oben durch die Platte gesteckt und dort verklebt werden, einfacher montieren, als wenn Sie nur mit Schrauben von unten arbeiten."
Ich bezweifele, dass das sinnvoll ist: Das Gleis deckt dann nämlich die Schrauben von oben ab und man hat keine Chance, im Störungsfall den Antrieb noch einmal herauszunehmen. Muss aber jeder selbst entscheiden.
"Montage der Gleissperre: Teil (34) unter der Schwelle durchschieben."
Gemeint ist offenbar nicht die Schwelle, sondern die Schiene. An anderer Stelle ist von einer Weiche statt einer Gleissperre die Rede, an wiederum anderer Stelle wird die Stellgabel (22) mit dem Weichensignalkern (31) verwechselt. Das sind zwar nur Kleinigkeiten, jedoch wirft die mehrfach fehlerhafte Terminologie ein gewisses Licht auf die Sorgfalt, mit der die Bauanleitung erstellt worden ist. Beim Durchschieben war es übrigens hilfreich, an den beiden Schwellen auf der Außenseite das Kleineisen zu entfernen, dann passte es.
"Als vorbereitende Arbeit 2 Bohrungen in die Anlagenplatte einbringen, die große Bohrung für den Stelldraht muss später wieder mit etwas Blech oder stabiler Folie abgedeckt werden."
Warum? Dafür ist doch das Teil 23 vorgesehen?!
"Den Signalbock (27) in das Schwelleneisen (26) einkleben."
Ernsthaft? Das setzt jedenfalls voraus, dass Schwelleneisen, Lagerbock und Laternenantrieb anschließend eine winkelig exakt passende Einheit bilden. Angesichts der Fummelei mit diesen Miniteilen habe ich lieber erst den Antrieb nebst Antriebsachse (s. nachfolgend) eingesetzt, den Lagerbock auf die Achse gesetzt und ihn erst dann festgeklebt.
"Den Lichtleitstab (29) nicht einkleben!"
Mitgeliefert wurde in meinem Fall ein Lichtleiter mit einem Durchmesser von 0,5mm (wie man hier so liest, ist der Durchmesser des Leiters wohl zufallsabhängig!). Die Drehachse des Antriebs hat einen Innendurchmesser von 1mm. Wie das kraftschlüssig, d. h. mit Drehung der Laterne funktionieren soll, ist ein weiteres Weinert-Geheimnis. Ich habe ein entsprechend Messingröhrchen von Knupfer Modellbau (Außendurchmesser 1mm, Innendurchmesser 0,8 mm) und einen Lichtleiter von Schönwitz mit einem Durchmesser von 0,75mm (passen perfekt zueinander!) verwendet, beides passend abgelängt. Das Messingröhrchen habe ich mit Nerofor brüniert, es passt auch in den Signalkern. Das erspart nebenbei auch die Malerei mit Silber und Schwarz.
Mein Fazit:
1. Ein nachträglicher Einbau der Gleissperre ist m. E. schlicht unmöglich.
2. Die mitgelieferten Teile sind z. T. nicht passend.
3. Die Bauanleitung ist streckenweise grottenschlecht.
4. Der Zusammenbau setzt Improvisationstalent und Eigeninitiative voraus.
5. Weinert wird mithin den eigenen Ansprüchen nicht gerecht.
6. Verständnis- oder andere offene Fragen werden ignoriert.
Hat man jedoch alle Schwierigkeiten gemeistert, hat man ein durchaus schönes Funktionsmodell einer Gleissperre. Gottseidank brauche ich nur die eine.
Btw: Ich hatte noch ein Lademaß von Weinert und wollte dies anschließend zusammenbauen. Jedoch fehlte an einer Stütze die Abstrebung, zudem passten die Flansche der Gelenkösen für die beweglichen Arme nicht in die vorgesehene obere Lage, sie waren schlicht zu breit. Da man diese winzigen Dinger noch nicht einmal in einem Stielfeilkoben passend gefeilt bekommt, habe ich das Ding weggeschmissen und beschlossen, nichts mehr von Weinert zu kaufen, was man noch zusammenbauen muss.