RE: Geräusche Signalhorn Glocke Pfeife etc.

#1 von Torsten , 25.11.2007 11:55

Hallo zusammen,

habe hier gesucht, aber nichts gefunden. Deshalb meine Frage:

Einige unserer Modelle haben diverse Soundfunktionen, nur wann wird / wurde beim Vorbild was gemacht?

Also, wann wurde die Glocke betätigt, wann ließ der Lokführer es pfeifen, oder wann wird das Signalhorn betätigt?

Gibt es da irgendetwas, etwa, immer vor der Tunneleinfahrt ist das Signalhorn zu betätigen?

Vielen Dank im voraus für Eure Hilfe.


Gruß

Torsten
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RE: Geräusche Signalhorn Glocke Pfeife etc.

#2 von Thilo , 25.11.2007 13:06

Hallo Torsten,

bei der großen Bahn gab es die Signaltafeln LP1 (Pfeiftafel) und LP2 (Läutetafel). Bei LP1 musste der Lokführer ein mäßig langes Pfeif- oder Hornsignal geben (z. B. vor Tunnel). LP2 stand normalerweise vor unbeschrankten Bahnübergängen (also Nebenbahnen) und der Lokführer musste das Läutewerk betätigen, bis die Zugspitze den Bahnübergang überquert hatte.

Lokomotiven die Nebenbahnen mit unbeschrankten Bahnübergängen befuhren, mussten mit einen Läutewerk ausgerüstet sein, deshalb erhielten auch "edlere" Loks wie die 03.0-2 häufig Läutewerke, da sie wegen ihrer geringen Achslast auch Nebenbahnen befahren konnten (es gibt übrigens auch aus den 30er Jahren Bellingrodt-Bilder, auf denen fabrikneue 03.0-2 mit Personenzügen aus Donnerbüchsen oder Abteilwagen unterwegs waren. ).

Zumindest die LP2 gibt es heute nicht mehr, da die DB das Läutesignal abgeschaft hat (wann weiß ich leider nicht).

Daneben gab es noch die Rangiersignale mit der Lokpfeife und/oder Rangiererpfeife:

Langer Ton: _
Kurzer Ton: .

"wegfahren" _
"herkommen" _ _
"Aufdrücken" ..
"Abstoßen" _ _ .
"Halt" ...

Quelle: "Die Märklin HO und ihr großes Vorbild"

Ich hoffe ich konnte deine Fragen beantworten.

Viele Grüße aus dem Norden

Thilo


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RE: Geräusche Signalhorn Glocke Pfeife etc.

#3 von Torsten , 26.11.2007 20:06

Hallo zusammen,

und vielen Dank, Thilo, für Deine interessante Antwort.

Gibt es denn außer für Bahnübergänge und Tunneleinfahrten, neben den Rangiersignalen, noch Standardsituationen, bei denen in der Regel eine Signaltafel aufgestellt wird / wurde, um den Lokführer zur Betätigung des Signalhorns bzw. der Pfeife anzuhalten?


Gruß

Torsten
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RE: Geräusche Signalhorn Glocke Pfeife etc.

#4 von jimknopf , 28.11.2007 02:51

Hallo, Torsten!

Pfeifen und Läuten bedeutet Krach machen - und das muß einen triftigen Grund haben, sonst ist es Lärmbelästigung.

Warnzeichen werden gegeben, um andere Leute zu warnen. Also in erster Linie an Bahnübergängen oder ganz allgemein bei drohender Gefahr, zum Beispiel, wenn Idioten über die Gleise laufen.

wie immer der obligatorische Spruch: Angaben gelten für Betriebsdienst West = ex-DB, Abweichungen in Einzelfällen möglich!

Das bekannteste Warnzeichen ist das "Achtungssignal", Signal Zp1, "Ein mäßig langer Ton". Er wird mit der Signaleinrichtung des Triebfahrzeugs gegeben; bei Altbaufahrzeugen ist das noch eine Pfeife, bei allen Neubaufahrzeugen ab etwa 80er/90er Jahre ein Drucklufthorn.

Pfeife oder Horn spielt dabei in der Sache überhaupt keine Rolle - egal, ob es fiept oder tutet, es heißt grundsätzlich Achtungssignal bzw. bei altgedienten Lokführern noch Achtungspfiff. Dieser Begriff ist einfach tief verwurzelt.


Von den ortsfesten Signalen ist heute im Bereich der ex-DB (Westen) nur noch das Signal Bü4 -Pfeiftafel- im Gebrauch. Es steht 2 mal in gewissem Abstand hintereinander vor nicht technisch gesicherten Bahnübergängen, die Achtungspfiffe sollen Autofahrer warnen.

Läuten war schon aus der Mode, als ich vor 10 Jahren zur Bahn kam. Dazu kann ich nichts mehr sagen, dafür bin ich zu jung. Anwendung Epoche III oder älter, oder wieder in Epoche V bei Museumsbahnen - für's Flair der "guten, alten Zeit".


Ein anderes wichtiges Signal ist das "Horn- und Pfeifsignal" Sh5. Es besteht aus 3 kurzen Tönen mehrmals hintereinander und ist der akustische Nothalt. Es kann das Kreissignal Sh3 unterstützen, gilt aber auch alleine und umgekehrt. Wenn ein Lokführer Sh5 gibt, müssen alle anderen Loks in der Nähe sofort anhalten, weil z.B. eine Flankenfahrt droht oder sonst irgend etwas Unangenehmes. Das Sh5 wird natürlich nirgendwo angekündigt (logisch!), sondern es muß bei Gefahr im Verzug gegeben werden.



Ansonsten gibt es noch einige exotische Anwendungen, wie Verständigung mit Schiebelok, Rangiersignale oder diverse "Signale für das Zugpersonal" (Zp), aber diese Anwendungsfälle sind im Grunde genommen ausgestorben. Dafür gibt es schon lange Funkgeräte oder in jüngerer Zeit Handys.

Der Achtungspfiff vor der Einfahrt in Tunnel wurde schon vor 20-25 (?; ich weiß es nicht genau) Jahren abgeschafft, weil es längst keine regulären Streckenläufer mehr gibt, die sich bei Annäherung einer Fahrt in eine Tunnelnische flüchten müßten. Also im Wesentlichen nur ein Fall für beginnende Epoche IV, hauptsächlich Epoche III und älter.


Kataloge von Spielzeugherstellern sind als Lektüre nicht so das Wahre, wenn es ums Vorbild geht. Wenn Du das Signalbuch im Original lesen möchtest, empfehle ich Dir diese Seite, etwas herunterscrollen, ==> "Signalbuch (DV/DS)". Darin findest Du alle Signale und ihre Ausführungsbestimmungen; DS = ex-DB (Westen), DV = ex-DR (Osten). Noch originaler geht es nicht mehr.


*************************
Viele Grüße, Reiner


 
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RE: Geräusche Signalhorn Glocke Pfeife etc.

#5 von wlommi , 28.11.2007 09:01

Zitat von jimknopf

... Pfeifen und Läuten bedeutet Krach machen - und das muß einen triftigen Grund haben, sonst ist es Lärmbelästigung.

Warnzeichen werden gegeben, um andere Leute zu warnen. Also in erster Linie an Bahnübergängen oder ganz allgemein bei drohender Gefahr, zum Beispiel, wenn Idioten über die Gleise laufen. ....



Also bei "meinem" Bahnhof gibt es auch diese Idioten, die aus Faulheit über die Gleise traben. Diese Gleise werden zwar selten befahren, aber dennoch Pfeifen die Lokführer auch, wenn sie diese Gleise gar nicht befahren, aber solche Faulen sehen. Also neue Funktion: Erschrecken

Das ist denn nun doch nervig.

Gruß
Wolfgang


 
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RE: Geräusche Signalhorn Glocke Pfeife etc.

#6 von Andreas Poths , 28.11.2007 12:36

Hallo,
das Läutesignal wurde meines Wissens Ende 1959 (?) abgeschafft. Geläutet wurde vor Bahnübergängen ohne Kraftfahrzeugverkehr und bei einer sehr geringen Geschwindigkeit (30 km/h ?), also auf Nebenbahnen.
Sehr hilfreich bei diesen Fragen ist auch das MIBA - Signalbuch Band 3 Signaltafeln.
Bei meiner letztjährigen Fahrt mit dem "rasenden Roland" läutete die Lok durch, als sie eine Straßenkreuzung querte. Zuvor wurde 2x gepfiffen.

Gruß Andreas


gruß pothsi
Man lebt nur einmal...aber dann mit MÄRKLIN!!!
Guggd ihr meine Anlage gerne auch hier:
https://www.youtube.com/watch?v=hzD2SyMk1KA

Nüchtern betrachtet war es besoffen besser....


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RE: Geräusche Signalhorn Glocke Pfeife etc.

#7 von 216 , 28.11.2007 13:17

Letzte mir bekannte Läute+Pfeiftafel (in meiner Region) wurde vor ca. 5 Jahren durch eine Pfeiftafel ersetzt. Diese Stand auf der Strecke zwischen Dernbach und Montabaur, nur leider hatte keiner unserer Loks der BR216 das Läutewerk mehr Läutewerke wurden auch auf (DB Neubau-) Loks der BR 211, 212, 216 (unter dem vorderm Trittbrett an der Stirnseite) und 141 (auf dem Dach) verbaut. Irgendwann mitte der 90ziger Jahre hatte ich sogar auf einer 211 (Bw Giessen oder Fulda) sogar noch ein Läutewerk entdeckt welches noch Funktion besaß .

Gruß Martin


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RE: Geräusche Signalhorn Glocke Pfeife etc.

#8 von Torsten , 28.11.2007 17:14

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure sachkundigen Antworten, die Sache is doch komplizierter als ich angenommen habe!

Zitat
Warnzeichen werden gegeben, um andere Leute zu warnen. Also in erster Linie an Bahnübergängen oder ganz allgemein bei drohender Gefahr, zum Beispiel, wenn Idioten über die Gleise laufen.



Also, dann muß jetzt mal ein Preiserlein als Idiot herhalten und ganz nah am Gleis stehen, so daß ich wenigstens einen triftigen Grund zum Krach machen habe.


Gruß

Torsten
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RE: Geräusche Signalhorn Glocke Pfeife etc.

#9 von katzenjogi , 07.12.2007 18:58

Weil ich nicht noch ein extra Fred deswegen aufmachen möchte, ein kleine Frage am Rande: Bei einigen Dampflokomotiven ist das Läutwerk bzw. die Glocke silber- oder messingfarben (meistens angesetzte Teile), bei anderen schlicht in Gehäusefarbe gehalten (meistens schwarz). Wäre es vorbildgerecht, diese dann mit etwas Silberlack zu versehen oder gab es tatsächlich schwarze Glocken oder Läutwerke?

MfG Jürgen (alias katzenjogi)


 
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RE: Geräusche Signalhorn Glocke Pfeife etc.

#10 von gmeier , 29.12.2007 19:24

Hallo Ihr "Läute-Spezies",

jetzt "zwischen den Jahren" bin ich beim Herumstöbern auf diesen Thread gestoßen. Aus meiner eigenen Nebenbahnerinnerung kann ich dazu auch noch was beitragen:
In den Jahren um 1970 fuhr ich häufiger auf der Nebenstrecke "Haller Willem" (Osnabrück-Bielefeld über den Teutoburger Wald), Vmax 60 Kmh. Auf dieser Strecke fuhr damals so ziemlich alles, was gewichtsmäßig ohne Oberleitung denkbar ist. Die Dampflokära ging aber auch hier allmählich zu Ende. Selbst an einen Donnerbüchsen- oder Umbaudreiachserzug mit V100 und rotem Schienenbus im Schlepp (!) kann ich mich erinnern: Zu leichte Fahrzeuge wie der Schienenbus schafften den "Gebirgsanstieg" bei Schneefall oder gar (stellenweise sehr häufigen) Schneeverwehungen nicht.

Ich fuhr (natürlich) am liebsten mit dem VT98: Da hatte ich vorn den Blick auf die Strecke...

An dieser Strecke gab es sehr viele kreuzende Feldwege und kleinere Straßen, fast alle mit Andreaskreuz "abgesichert" (Schranken oder rotes Blinklicht waren wesentlich seltener). Vor JEDEM unbeschrankten Bahnübergang (im Durchschnitt wohl alle 1-2 km) stand ein LP-Schild. Hier wurde ausdrücklich jedes Mal getutet/gepfiffen. Geläutet werden musste auch, aber offenbar waren die Triebfahrzeugführer das viele Schalten leid (Tuten, Läuten, Totermannknopf usw.). Also wurde zwischen fast allen Bahnhöfen und Haltepunkten fast immer "durchgeläutet", bei der Einfahrt in den Bf wurde mit dem Bremsen das Läutewerk ausgeschaltet. Spätestens mit Erreichen des 3. Gangs nach der Abfahrt ging "Pinkepinkepinke..." wieder los. Und im VT98-Motorwagen gab es keine technischen Geheimnisse vor den Fahrgästen: Hier hörten alle alles in Originallautstärke.

Mit kräftigem Läutegruß und besten Wünschen für 2008
gmeier


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