RE: Gleissperrsignal nach bayerischem Vorbild ?

#1 von yetielch , 12.12.2007 17:03

Hallo Modellfreunde,

auf meiner Modellbahn soll es eine Nebenstrecke geben, auf der bevorzugt bayerische Altbaufahrzeuge verkehren sollen. Ich hatte diesbezüglich vor einiger Zeit schon nach einem bayerischen Schmetterlingssignal gefragt. Nun sollen auf dem kleinen Landbahnhof auch zwei Gleise zum Rangieren angelegt werden.
Meine Frage gab es spezielle bayerische Gleissperrsignale ? Wenn nicht welche Gleissperrsignal würden am ehesten passen ? Von Weinert gibt es SPerrsignale nach DRG Vorbild ( Weinert 1505F ). Würden diese Signale passen ?

vielen Dank an die Bayern Fans für die Antwort

Torsten


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RE: Gleissperrsignal nach bayerischem Vorbild ?

#2 von Bügeleisenmann , 12.12.2007 19:40

Zitat von yetielch

auf meiner Modellbahn soll es eine Nebenstrecke geben, auf der bevorzugt bayerische Altbaufahrzeuge verkehren sollen. Ich hatte diesbezüglich vor einiger Zeit schon nach einem bayerischen Schmetterlingssignal gefragt. Nun sollen auf dem kleinen Landbahnhof auch zwei Gleise zum Rangieren angelegt werden.
Meine Frage gab es spezielle bayerische Gleissperrsignale ?



Ich kann Dir diese Frage nur ab 1907 beantworten. In der ESO für Bayern ist das Signal 14 mit diesem Bild dargestellt:



Bei Aufhebung der Sperrung zeigte das Signal das Bild des Signals 12. Das enspricht dem Weichensignal für das gerade Gleis. Die gesamte Laterne wurde übrigens gedreht.

Bei den anderen Länderbahnen hättest du noch viel schönere Gleissperrsignale...

Andreas


 
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RE: Gleissperrsignal nach bayerischem Vorbild ?

#3 von K.Wagner , 12.12.2007 19:52

Hallo Torsten,

in Bayern gab es keine Sperrsignale. Hierfür wurden die berühmten Ruhe-Halt Signale aufgestellt. Wenn der Flügel senkrecht nach unten stand, hatte es dieselbe Bedeutung wie ein normales Flügelsignal in Stellung HP0 und ein davorstehendes Rangiersignal in Stellung SH1.
Der Signalbegrif Ru bedeutete sinngemäß:
Der Zugverkehr ruht, es kann rangiert werden.

Das von Andreas gezeigt Signal stand z.B. an Prellböcken, aber nicht vor Hauptsignalen.


Gruß Klaus


 
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RE: Gleissperrsignal nach bayerischem Vorbild ?

#4 von Bügeleisenmann , 12.12.2007 20:36

Zitat von K.Wagner

in Bayern gab es keine Sperrsignale. Hierfür wurden die berühmten Ruhe-Halt Signale aufgestellt. Wenn der Flügel senkrecht nach unten stand, hatte es dieselbe Bedeutung wie ein normales Flügelsignal in Stellung HP0 und ein davorstehendes Rangiersignal in Stellung SH1.
Der Signalbegrif Ru bedeutete sinngemäß:
Der Zugverkehr ruht, es kann rangiert werden.




Die Ausführungsbestimmungen von 1907, die Ligaturen mag sich jeder selbst entfernen :

47a. Die Au@fahrsignale zeigen, wo e@ erforderlich erscheint, auch da@ Signal „Ruhe“ (Signal 7a) um anzudeuten, daß auf dem Gleise ein Zug weder ein-, au@- oder durchfährt, noch zur Abfahrt bereitsteht, da@ Glei@ daher von Rangierabteilungen befahren werden darf. Die für 3 Flügelstellungen eingerichteten Au@fahrsignale bezeichnen in der Haltstellung da@ Glei@, welche@ für einen einfahrenden Zug freigegeben ist (§ 77 (2) FV. u. § 13 (5) AStDA).
47b. Die Bahnsteigsignale finden in Stationen ohne Stellwerk an Stelle von Au@fahrsignalen Anwendung. Auf Nebeneisenbahnen können Bahnsteigsignale auch in Stationen mit Stellwerk zur Anwendung kommen. Sie werden vor dem Station@gebäude aufgestellt, gelten für sämtliche Hauptgleise und lassen in beiden Fahrrichtungen die Signale „Halt“, „Freie Fahrt“ und „Ruhe“ zu.
47c. Auf den Stre>en, auf denen die Stationen mit zweiflügeligen Hauptsignalen noch nicht au@gerüstet sind, bleiben die Signale 7, 7a und 8a in Verwendung. An die Stelle de@ Signal@ 8a tritt jedoch da@ Signal 8d, wenn wegen nicht gesicherter Spitz-weichen oder wegen Ablenkung mit ermäßigter Geschwindigkeit gefahren werden muß.


Zitat von K.Wagner

Das von Andreas gezeigt Signal stand z.B. an Prellböcken, aber nicht vor Hauptsignalen.



Die AB im SB von 1907 führen aus:

63. Signal 14 zeigt an, daß Fahrten über den Punkt hinau+, wo da+ Signal steht, verboten sind.
64. Signal 14 wird al+ feststehende+ Signal angewendet bei Stumpfglei+absclüssen, bei Glei+sperren, Entgleisung+weicen, Glei+brü%enwagen, Drehsceiben u. dgl.
Nac Bestimmungen de+ Betrieb@inspektion kann e+ außerdem benu{t werden:

a)
zur De%ung von Gefahrenpunkten in Bahnhöfen (vgl. 291),

b)
zur Sperrung eine+ Gleise+ auf dem Fahrzeuge stehen, die nict in Gang gese{t werden dürfen oder an die nict angefahren werden darf (vgl. 29m).
65. Signal 14 besteht in der Regel au+ einer Kastenlaterne. Sie ist bei Dunkelheit so lange zu beleucten, wie e+ der Betrieb erfordert. Nac den Bestimmungen de+ Betrieb@inspektion kann statt einer Kastenlaterne eine entsprecend angestricene Sceibe verwendet werden.
66. Wo e+ für notwendig eractet wird, durc ein Signal zu kennzeicnen, daß die Sperrung de+ Gleise+ aufgehoben ist, zeigt die Kastenlaterne da+ Bild de+ Signal+ 12, die Sceibe dagegen die scmale Kante.

Andreas

edit: Statt 1907 Bayern rechts des Rheins von 1923 benutzt, korrigiert.


 
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RE: Gleissperrsignal nach bayerischem Vorbild ?

#5 von yetielch , 13.12.2007 11:31

So vielen Dank für die Antwort Andreas, ich habe den Artikel für alle mal lesbarer gemacht .....


47a. Die Ausfahrsignale zeigen, wo es erforderlich erscheint, auch das Signal „Ruhe“ (Signal 7a) um anzudeuten, daß auf dem Gleise ein Zug weder ein-, aus- oder durchfährt, noch zur Abfahrt bereitsteht, das Gleis daher von Rangierabteilungen befahren werden darf. Die für 3 Flügelstellungen eingerichteten Ausfahrsignale bezeichnen in der Haltstellung das Gleis, welches für einen einfahrenden Zug freigegeben ist (§ 77 (2) FV. u. § 13 (5) AStDA).
47b. Die Bahnsteigsignale finden in Stationen ohne Stellwerk an Stelle von Ausfahrsignalen Anwendung. Auf Nebeneisenbahnen können Bahnsteigsignale auch in Stationen mit Stellwerk zur Anwendung kommen. Sie werden vor dem Stationsgebäude aufgestellt, gelten für sämtliche Hauptgleise und lassen in beiden Fahrrichtungen die Signale „Halt“, „Freie Fahrt“ und „Ruhe“ zu.
47c. Auf den Strecken, auf denen die Stationen mit zweiflügeligen Hauptsignalen noch nicht ausgerüstet sind, bleiben die Signale 7, 7a und 8a in Verwendung. An die Stelle des Signals 8a tritt jedoch das Signal 8d, wenn wegen nicht gesicherter Spitz-weichen oder wegen Ablenkung mit ermäßigter Geschwindigkeit gefahren werden muß.


K.Wagner hat folgendes geschrieben:

Das von Andreas gezeigt Signal stand z.B. an Prellböcken, aber nicht vor Hauptsignalen.


Die AB im SB von 1907 führen aus:

63. Signal 14 zeigt an, daß Fahrten über den Punkt hinaus, wo das Signal steht, verboten sind.
64. Signal 14 wird als feststehendes Signal angewendet bei Stumpfgleisabsclüssen, bei Gleissperren, Entgleisungsweicen, Gleisbrückenwagen, Drehscheiben u. dgl.
Nach Bestimmungen des Betriebsinspektion kann es außerdem benutzt werden:

a)
zur Deckung von Gefahrenpunkten in Bahnhöfen (vgl. 291),

b)
zur Sperrung eines Gleises auf dem Fahrzeuge stehen, die nicht in Gang gesestellt werden dürfen oder an die nicht angefahren werden darf (vgl. 29m).
65. Signal 14 besteht in der Regel aus einer Kastenlaterne. Sie ist bei Dunkelheit so lange zu beleuchten, wie es der Betrieb erfordert. Nach den Bestimmungen des Betriebsinspektion kann statt einer Kastenlaterne eine entsprechend angestrichene Scheibe verwendet werden.
66. Wo es für notwendig erachtet wird, durch ein Signal zu kennzeicnen, daß die Sperrung des Gleises aufgehoben ist, zeigt die Kastenlaterne das Bild des Signals 12, die Scheibe dagegen die schmale Kante.

edit: Statt 1907 Bayern rechts des Rheins von 1923 benutzt, korrigiert.


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RE: Gleissperrsignal nach bayerischem Vorbild ?

#6 von yetielch , 13.12.2007 11:57

Hallo Andreas,

das Signal No 14 ist, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, nicht als klassisches Sperrsignal zu verwenden, sondern nur als Abschluss.

Ich habe meine Frage wohl auch nicht präzise genug gestellt. Der Bahnhof soll zwei Gleise haben, die nur zum Zwischenparken von Loks beim Lokwechsel dienen. Wäre es hier realistisch ein Hautsignal aufzustellen und dies in die Stellung "Ruhe" zu bringen ? Doch eher nicht oder ?
Sollte man da gar kein Sperrsignal verwenden ?

Torsten


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RE: Gleissperrsignal nach bayerischem Vorbild ?

#7 von Bügeleisenmann , 13.12.2007 13:26

Moin,

Zitat von yetielch


das Signal No 14 ist, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, nicht als klassisches Sperrsignal zu verwenden, sondern nur als Abschluss.



Doch, es kann auch als richtiges Signal verwendet werden. 64a) sagt "zur Deckung von Gefahrenpunkten in Bahnhöfen." Die Frage ist nur, wie bockig stellte sich Bayern bei der Einführung einer reichs-einheitlichen Signalisierung an.
Es ist denkbar, daß dieses im Grunde preußische Signal 14 von Bayern abgelehnt wurde und lediglich im Signalbuch erschien.

Wie gesagt, ich habe nur die Signalbücher ab 1907 bearbeitet, ältere habe ich nur von Preußen vorzuliegen.

Die anderen Länderbahnen haben da im Anhang noch verschiedene Sperrsignale, Baden vorn eine andere Variante von Signal 14, weißes liegendes Kreuz auf schwarzem Grunde, im Anhang zwei (mit dem schweizer Signal in Schaffhausen), Sachsen die Signale G und H sowie die Varianten von Signal M.


Zitat von yetielch

Ich habe meine Frage wohl auch nicht präzise genug gestellt. Der Bahnhof soll zwei Gleise haben, die nur zum Zwischenparken von Loks beim Lokwechsel dienen. Wäre es hier realistisch ein Hautsignal aufzustellen und dies in die Stellung "Ruhe" zu bringen ? Doch eher nicht oder ?
Sollte man da gar kein Sperrsignal verwenden ?



Ein Hauptsignal erscheint mir da deplaziert, das Wartezeichen kommt recht spät.
Du hast auch keinen Zeitraum angegeben, da fällt es schwer, Alternativen anzubieten. Signal 6b wäre noch denkbar, das gab es auch feststehend und mit beweglicher Scheibe. Läßt sich gut aus einem Vorsignal bauen.

Falls Du kein älteres Signalbuch vorliegen hast, kann ich Dir meine elektronische Form eines Preußen anbieten:

http://www.rbd-breslau.de/63-signalbuch/...ussen-1907.html

Anhand der verwendeten Schriften kannst Du die allgemein gültigen und die auf Preußen beschränkten Signale und AB erkennen.

Andreas


 
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RE: Gleissperrsignal nach bayerischem Vorbild ?

#8 von yetielch , 15.12.2007 20:03

Hallo Andreas,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich stelle mir vor dass der Bahnhof noch von der königlich bayerischen Staatseisenbahn gebaut wurde, das die Bahn jedoch zeitlich gesehen schon in der Gruppenverwaltung Bayern der DRG aufgegangen ist.

Hat Du die entsprechenden Passagen des Signalbuchs der königliech bayerischen Staatsbahn ?

nochmals vielen vielen Dank für Deine ausführlichen Antworten bislang

Torsten


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RE: Gleissperrsignal nach bayerischem Vorbild ?

#9 von Bügeleisenmann , 17.12.2007 20:05

Moin!

Zitat von yetielch

Ich stelle mir vor dass der Bahnhof noch von der königlich bayerischen Staatseisenbahn gebaut wurde, das die Bahn jedoch zeitlich gesehen schon in der Gruppenverwaltung Bayern der DRG aufgegangen ist.



Jetzt ist die Frage, wie genau und Vorbildgetreu willst Du das umsetzen? Von 1907 bis 1928, (der Zeitraum meines Interesses), hat sich signaltechnisch sehr viel getan. Ein paar Beispiele:

1910 - Abschaffung des weißen Lichtes an Vorsignalen als Fahrtbegriff, Wechsel des Aussehens des besagten Gsp,
1919 bringt Preußen das uns bekannte Abdrücksignal (Signal 40), Bayern kontert wenig später mit dem Signal 38, Hammersignal und der gleichen Bedeutung,
1923 kommen die Signale für Schiebelokomotiven.

Dazu noch zahllose kleine Änderungen in den Ausführungsbestimmungen, die aber wichtig sind.

Wie gesagt, wenn Du es genau wissen willst, dann gehe in ein Archiv und besorge Dir die Amtsblätter der Direktion München. Dort stehen solche Sachen drin. Wann wurde die Aufstellung der Gsp verfügt, wann genau war in den Jahren 1920 bis 1923 das weiße Licht am Hauptsignal abzuschaffen?


Zitat von yetielch

Hat Du die entsprechenden Passagen des Signalbuchs der königliech bayerischen Staatsbahn ?



Das im obigen Beitrag ist die Passage des 07er SB, das 23 liegt mir auch vor. Ich habe mal versucht, sämtliche Signalbücher der deutschen Länderbahnen von 1907 bis 1928 zu bekommen um die Informationen über die Entwicklung zu bekommen. Da die Originale teils schweineteuer sind, habe ich sie abgetippt und mir meine eigenen SB gemacht. Weitere Infos hier:

http://www.rbd-breslau.de/63-signalbuch/eso.html#unten

Und ja, ich weiß, daß sich dafür nur zwei oder drei Leute interessieren. In 50 Jahren wird aber hoffentlich jemand froh sein, daß so ein Irrer die SB abgeschrieben hat...

Andreas


 
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