Hier in Australien produzieren - bis auf einen (Wuiske Models) - alle Modellbahnhersteller in China. Bei den meisten Herstellern handelt es sich um Ein- und Zweimannbetriebe, bei denen von der Ankündiging eines Modells bis zur Auslieferung teilweise mehrere Jahre vergehen. Die Modelle sind auch fast durchgehend teurer als vergleichbare Modelle europäischer Hersteller - Soundloks kosten grundsätzlich $400 und mehr (ca 260 Euro) für Dieselmodelle, über $800 (ca 530 Euro) für Dampfloks. Personenwagen, die eher selten produziert werden, liegen bei $150 (EUR100) pro Waggon, und im Set sind sie auch nicht billiger. Lediglich bei Güterwagen sind die Preise vergleichbar. Die Ausstattung ist dabei nicht besser als bei europäischen Modellen, Innenbeleuchtung bei Personenwagen sucht man vergebens, und von den unterschiedlichen Lok-Optionen (Führerstandsbeleuchtung, drehbare oder angetriebene Lüfter, motorisierte Pantographen etc) hat man hier auch noch nichts gesehen.
Wuiske Models haben sich eine kleine Fabrik aufgebaut und produzieren dort in Handarbeit Queensland-Güterwagen in Kleinserie (sie reden zwar von 'Massenproduktion', aber Queensland-Modelle sind ein Nischenmarkt im ohnehin schon kleinen australischen Nischenmarkt). Loks haben sie dort noch keine hergestellt (und auch noch keine angekündigt).
Bei Gleisen* und Elektronik ist man hier grundsätzlich auf Fabrikate aus Übersee angeweisen, die letztendlich auch grossteils in China hergestellt werden. (*Eine Ausnahme: Die o.g. Wuiske Models produzieren 12mm-Flexgleis in Code 75 entsprechend der Queensland-Spurweite von 1067mm, was wiederum nur Nischenbedarf deckt).
Problematisch ist die globalisierte just-in-time Produktion nicht erst seit der Pandemie, aber Corona hat uns sehr deutlich gezeigt, wo die Probleme liegen und wie sehr sie schmerzen können. Das andere Problem ist aber auch, dass die Modellbahnbranche als solche eher klein ist, um daran substantiell etwas zu ändern. Die Fabriken, in denen unser Hobbybedarf hergestellt wird, stellen eben nicht nur Modellbahnen oder Moba-Elektronik her. Würden sich die australischen Hersteller samt und sonders aus China zurückziehen, würden das die Fabrikbetreiber nicht mal merken (die Konsumenten aber schon). Und selbst der Rückzug aller europäischen Hersteller hätte vermutlich nur geringe Auswirkungen - irgendjemand wird die freigewordenen Produktionsfenster schon einnehmen.
Zitat von Lukas Lokführer im Beitrag #3
Da Corona, genauer die daraus resultierende Herzmuskelentzündung, mich so platt gelegt hat, das ich meine Abiturprüfungen dieses Jahr nicht ablegen kann und wahrscheinlich über Monate meinen sportlichen Hobbies nicht nachgehen kann, hat bei mir einen derartigen Groll auf die Chinesische Regierung (und auch das Volk das sich nicht wehrt gegen dieses Regieme) ausgelöst, das mir wahrscheinlich nix mehr von dort auf die Modellbahn kommen wird (wobei auf Elektronikbauteile die in unseren Loks verbaut werden wahrscheinlich nicht verzichtet werden kann).
Deine Verärgerung ist zutiefst verständlich, allerdings muss man hier auch den eigenen Regierungen einiges anlasten. Ja, die chinesiche Regierung hat zu spät und unzureichend reagiert. Die meisten (westlichen) Länder waren aber auch völlig unzureichend auf jegliche Möglichkeit einer Pandemie vorbereitet. Dann war die Pandemie auch vielerorts primär ein wirtschaftliches Problem, und getroffene Massnahmen zielten in erster Linie darauf ab, wirtschaftliche Schäden zu vermeiden oder zu mindern.
Und dass sich das chinesiche Volk 'nicht wehrt', kann man ihm auch nur bedingt zum Vorwurf machen. Sich gegen ein autoritäres System zu wehren geht nun mal fast grundsätzlich nur mit Blutvergiessen vonstatten. Wie China selbst mit friedlichem Protest umgeht, haben wir ja in den letzten Jahren in Hong Kong zur Genüge gesehen.