Hallo liebe Forumsleser,
nach einiger Zeit stillen Mitlesens und dem einen oder anderen Modellbahnprojekt, das mir ausgesprochen positiv ins Auge stach, wage ich nun mal den Versuch, meine kleine Anlage hier im Forum vorzustellen:
Die Anlagenidee
Bereits seit ein paar Jahren beschäftigt mich die Idee, eine kleine Modellbahnanlage zu bauen. Der Grund, warum sie vor allen „klein“ sein sollte, liegt dabei nicht unbedingt am zur Verfügung stehenden Platz, sondern vielmehr darin, dass ich im Leben noch nirgendwo so richtig angekommen bin und noch den einen oder anderen Umzug einkalkulieren muss. Die Platzvorgabe entspringt daher der Ladefläche meines alten Volvos, die ich nach sorgfältiger Messung und Abwägung von Toleranzen auf 160 x 80 cm festlegen musste. Die Möglichkeit, auf dieser bescheidenen Fläche ein paar Betriebsmöglichkeiten umzusetzen, sah ich eigentlich nur in Spur N (oder Z), und so legte ich mir ein paar Modelle in 1:160 zu. Allerdings sprang der Funke, in diesem Maßstab mit Planung und Bau einer Anlage zu beginnen, nie so richtig über, obwohl durchaus Ideen in meinem Kopf waren.
Eine Kehrtwende nahm die Sache, nachdem ich erstmals ein Modell der 2095 von Roco in Händen hielt – nach diversen Urlauben in den Tälern von Ybbs und Pielach eine meiner absoluten Lieblingslokomotiven und dazu noch in einer umwerfenden Modellumsetzung. So kam es, dass ich bei neun Millimetern Spurweite blieb, aber den Maßstab wechselte.
Kann man in H0e auf 1,28 Quadratmeter etwas bauen? Nun, es ist kein Geheimnis, dass Schmalspurbahnen platzsparender sind als ihre normalspurigen Pendants. Also ich dann erstmals mit der Planung begann, war ich dann aber doch überrascht, wie groß der Unterschied beim Platzbedarf ist.
Am sinnvollsten schien es mir, den Endbahnhof einer Stichstrecke zu bauen, der Schmalspur-typisch gerne in Minimalausstattung ausgeführt werden darf. Da ich gerne rangiere und mich die Abwicklung des Güterverkehrs interessiert, mussten unbedingt mehrere Lade- und Anschlussgleise vorgesehen werden. Dabei versuchte ich, den zur Verfügung stehenden Platz möglichst optimal zu nutzen, was zu dieser Gleisplangestaltung führte (Darstellung aus Scarm, der Flexgleisbogen ist mir ein wenig eiernd geraten):
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Einen Kreativitätspreis gewinnt der Gleisplan vermutlich nicht, er bietet angesichts der Platzes aber die Möglichkeit zu verhältnismäßig interessanten Betriebsabläufen. Die Herausforderung besteht darin, dass es drei Güterkunden zu bedienen gibt, aber nur ein Umfahrgleis und begrenzte Gleisnutzlängen zur Verfügung stehen. Dass das zu Denksportaufgaben führen kann, ist durchaus beabsichtigt. Ein Zug, der den Bahnhof verlassen und die Anlage umrundet hat, taucht in der tiefer liegenden Anlagenmitte nochmal auf und fährt rechts der eigentlichen Anlage auf einen als Fiddle Yard konzipierten Schattenbahnhof, der auf einen Tisch nicht fest aufgebaut ist. In faulen Momenten ist es auch möglich, über eine verdeckte Wendeschleife zurück zum Bahnhof zu fahren. Die Gleislängen des Bahnhofes ermöglicht es (gerade so), Züge aus fünf Vierachsern mit einer Lok zu umfahren. Längere Garnituren sind aufgrund der Steigungen, die irgendwo zwischen 25 und 30 Promille liegen, ohnehin nicht sinnvoll. Grundsätzlich wäre die Anlage an mehreren Stellen (A, B, C, D) um zusätzliche Segmente erweiterbar, was ich bisher aber nicht konkret ins Auge gefasst habe.
Die Vorbildidee
Grundsätzlich erbaute ich die Anlage zunächst ohne konkrete Vorbildvorstellung. Mich reizt aber der Gedanke, der Anlage im Rahmen des „Prototype Freelancing“ im Nachhinein einen (halb-)realen Vorbildbezug zu geben.
Eine konkrete Idee kam mir hierzu bei einer Bereisung der ausgesprochen reizvollen Mühlkreisbahn in Oberösterreich. Eine fiktive Schmalspurbahn könnte auf einem Dreischienengleis die Mühlkreisbahn von Linz-Urfahr bis Puchenau mitbenutzen und von dort spektakulär von der Donauebene auf die Höhen des Mühlviertels ansteigen, bei Gramastetten in das idyllische Tal der Rodl einbiegen und über Zwettl zum Endbahnhof Bad Leonfelden führen, der das Freelance-Vorbild meines Modellbahnhofs darstellen soll. Eigentlich sollte die Strecke weiter bis ins tschechische Vyšši Brod führen. Ob diese Strecke aufgrund der neuen Grenzziehungen nach dem Ersten Weltkrieg nur wenige Jahre in Betrieb war oder gar über das Planungsstadium nie hinaus kam, muss ich mir noch ausdenken (Vorschläge werden gerne angenommen). Jedenfalls begründet der Umstand, dass Bad Leonfelden ursprünglich nur als Zwischenstation konzipiert war, die für einen Endbahnhof recht minimalistische Gleisausstattung recht gut. Es gab angeblich auch tatsächliche Projekte zum Bau einer Bahn mit dieser ungefähren Streckenführung - ich würde mich hierzu über Quellen freuen, falls jemand welche hat. Nachdem die Summerauer Bahn und die die Mühlkreisbahn bereits fertiggestellt waren, hat es für die Gemeinden im Rodltal aber finanziell womöglich nur noch für eine Schmalspurbahn gereicht.
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Die Gestaltung
Das Gleismaterial ist H0e von Roco und in verdeckten Bereichen N von Fleischmann ohne Bettung (ex Roco). Ich hätte gerne etwas schlankere Weichen verbaut, aber die gibt es in H0e leider nicht in Großserie (und sie hätten meine bescheidenen Gleisnutzlängen nochmals verkürzt). Grundsätzlich handelt es sich um mein Erstlingswerk, meine modellbauerischen Fähigkeiten sind (bisher) genauso begrenzt wie meine finanziellen Möglichkeiten und meine Werkzeugausstattung. So kann man die Not, auf kleinem Platz anzufangen, auch durchaus als Tugend sehen. Und ich habe nicht versucht, für die Region typische Gebäude einzusetzen (die zeugen eher von der süddeutschen Herkunft ihres Erbauers).
Die Anlage ist weitgehend fertiggestellt. Lediglich das eine oder andere Detail steht noch aus (oder zur Disposition). Ich habe festgestellt, dass es recht anspruchsvoll ist, von einer Anlage ansprechende Fotos zu machen, daher beschränke ich mich mal auf einen Appetizer, vielleicht auch für mich selbst. Weitere Bilder gibt es dann ggf. in ein paar Tagen bis Wochen.
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Beste Grüße
Ivo