Der Titel beschreibt eigentlich schon meine Frage. Wg. eines evt. Anlagenthemas möchte ich mal wissen, ob im geteilten (wichtig!) Berlin, also in der Zeit zwischen 1961 und 1989 Züge bestehend aus V100 und Silberlingen gelaufen sind?
Wenn es dazu auch noch ein Beweisfoto gibt, wäre es kaum auszuhalten!
Hallo, Ich vermute eher nicht, denn die DR Ost betrieb die Strecken. Ab Grenze gab es auch nur Ostloks vor den Zügen. In Berlin fuhr die S Bahn, da brauchte man keine V 100 mit Silberlingen.
Lasse mich gern von unseren Berliner belehren, falls es doch anders war.
die betriebliche Hoheit über den Eisenbahnverkehr in ganz Berlin (Ost und West) oblag allein der Deutschen Reichsbahn. Somit waren im Ost- wie im Westteil ausschließlich DR- Triebfahrzeuge anzutreffen. Eine V 100 der DB in Westberlin hätte wahrscheinlich den dritten Weltkrieg ausgelöst.
Silberlinge liefen gelegentlich im Transitverkehr und wurden von der V 180 (BR 11 bzw. der "Ludmilla" (BR 132) gezogen, möglicherweise auch von der 01.5.
einen dritten Weltkrieg wohl nicht, weil so weit wäre die kaum gekommen. Es hätte einen ernsten Zwischenfall der Agressoren aus dem Westen bedeutet.
Es war ja so, dass die "Ostloks" weitaus weiter in den Westen kamen, als die "Westloks" in den Osten. ich meine, dass diese Loks kaum mehr als 10km weit in den Osten hinein fuhren. Es war auch weitaus billiger Ostloks zu verwenden, weil da der Sprit und die Personalkosten schon drin waren. Zusätzlich hätte man ja in den Loks Dinge einbauen können, die der Spionage dienten und davor hatte die DDR ja immer besonders Angst.
Mein Geschichtsbild gerät gerade ins wanken: (Schluck, ist erst 17 Jahre her seit dem Mauerfall und schon solche Lücken! ops Ist das tatsächlich so gewesen, das KEINE DB-Maschine bis Berlin gelaufen ist? Nicht im Güter- nicht im Transitverkehr? Auch nicht in den frühen sechzigern?
#6 von
UlrichRöcher
(
gelöscht
)
, 19.07.2006 11:12
Hallo,
ich meine, es hätte grundsätzlich keine Westloks auf DDR-Gleisen gegeben. Selbst bei Brandts Besuch in Erfurt 1970, der genau wie der Gegenbesuch Stophs per Bahn erfolgte, wurde der westdeutsche Zug von DR-Loks gezogen. Wenn ich das richtig im Gedächtnis habe, kam mit dem Gegenzug eine DR-Lok nach Kassel - war das nicht sogar eine Doppeltraktion entweder mit zweier DR V180 oder einer DR V180 und einer DB 216?
Sofern ich mich richtig erinnere, gab es aber doch eine kleine Ausnahme von o.g. Regel: Als 1989 den Botschaftsflüchtlingen in Prag die Ausreise gestattet wurde, wurde dieser Zug, der ja laut Vereinbarung über DDR-Gebiet fahren musste, von zwei DB 212 gezogen. Oder habe ich da ein falsches Bild im Kopf?
Soweit ich mich erinnern kann wurden auch die Botschafts-Sonderzüge mit Ludmillas gefahren.
Klassische Wendepunkte für DR-Loks im Westen waren u.a. Bebra und Hof, jedoch auch bis Hamburg liefen die 01.5er durch. In den 70er Jahren wurden der Lokwechsel teilweise neu geregelt und an die eigentlichen Grenzbahnhöfe verlegt. Nach der Wende dauerte es jedoch nicht lange, bis "Ludmillas" immer weiter in Bundesbahngebiet vorstießen.
Für West-Berlin oblagen sowohl Fernbahn als auch S-Bahn der DR, die Betriebsführung der S-Bahn wurde Anfang der 80er Jahre jedoch von der BVG übernommen, nachdem sie nach dem Mauerbau von den West-Berlinern boykottiert worden war und nur noch eine untergeordnete Rolle spielte.
Zitat von KabtenderIst das tatsächlich so gewesen, das KEINE DB-Maschine bis Berlin gelaufen ist? Nicht im Güter- nicht im Transitverkehr? Auch nicht in den frühen sechzigern?
Wie war es eigentlich in den fünfzigern? : : :
Lieber Roland,
nix da! Die Betriebshoheit der DR war zwischen den Siegermächten vertraglich festgeschrieben und ehernes Gesetz. Und Du weißt ja, wie extrem empfindlich (um nicht zu sagen: zickig!) alle vier Besatzer gerade das Thema "Berlin" betrachteten, ganz zu schweigen von der DDR
Glaub mir: Die einzigen DB- Loks in Westberlin waren die im Schaufenster von Modellbahnhändlern!
die Loks die Brandts Sonderzug nach Erfurt förderten waren die Regierungszug V180/118 der DR. Diese übernahmen den Zug in Kassel und fuhren diesen bis nach Erfurt. Diese Loks waren in Berlin beheimatet und sind meines Wissens alle noch im Einsatz.
Über diese Loks kam einmal ein Bericht in Eisenbahn-Romantik und dabei wurden auch Bilder gezeigt, wie diese Loks in Erfurt einliefen.
Dass Berlin(West) nicht von DB erreicht wurde, führte bei den bewohnern dort fast zu einer Verklärung der DB-Loks über deren Leistungsfähigkeit. Motto: Wir haben weitaus besseres als die im Osten. Nach der Wende kam dann die Erkenntnis, dass das, zumindest im Bereich Bahn, nicht unbedingt so war (143, 232). Diesen Loks hatte die DB nichts gleichwertiges entgegen zu setzen. Das zeigt ja auch die Unverzichtbarkeit der 232/234 im Güter-und Personenzugverkehr, selbst in Allgäu stossen diese Loks ja vor.
das mit den Postloks in Berlin war eine eigene Geschichte. Im Postbahnhof in berlin waren die meisten Gleise elektrifiziert. Nun hat die DR die Wagen oftmals aus Gründen der Schikane knapp vor dem Punkt abgestellt zur Abholung, an dem die Fahrleitung endete. Damit konnten diese Wagen nicht mehr reingezogen werden.
Die DR erklärte dann, dass sie keine Möglichkeit hätte und die Post die Wagen bitte selber reinziehen solle. Die DR hat natürlich gewusst, dass die das nicht konnten.
Deshalb wurden bei der DB zwei gebrauchte V60 gekauft und nach Berlin gebracht. Da konnten dann die Wagen in den Postbf reingezogen werden und das ganze Theater fand ein Ende. Diese Loks trugen als Signet das Posthorn und die Aufschrift Deutsche Bundespost LPD Berlin. Sie wurden vom Postmuseumsshop und von der Deutsche Post Philatelie vertrieben. Die Post vertrieb ein Modell von Dingler, das nicht unbedingt erste Sahne war, der PMS traditionell ein solches von Märklin.
das mit den Postloks in Berlin war eine eigene Geschichte. Im Postbahnhof in berlin waren die meisten Gleise elektrifiziert. Nun hat die DR die Wagen oftmals aus Gründen der Schikane knapp vor dem Punkt abgestellt zur Abholung, an dem die Fahrleitung endete. Damit konnten diese Wagen nicht mehr reingezogen werden.
Die DR erklärte dann, dass sie keine Möglichkeit hätte und die Post die Wagen bitte selber reinziehen solle. Die DR hat natürlich gewusst, dass die das nicht konnten.
Deshalb wurden bei der DB zwei gebrauchte V60 gekauft und nach Berlin gebracht. Da konnten dann die Wagen in den Postbf reingezogen werden und das ganze Theater fand ein Ende. Diese Loks trugen als Signet das Posthorn und die Aufschrift Deutsche Bundespost LPD Berlin. Sie wurden vom Postmuseumsshop und von der Deutsche Post Philatelie vertrieben. Die Post vertrieb ein Modell von Dingler, das nicht unbedingt erste Sahne war, der PMS traditionell ein solches von Märklin.
Wolfgang
Und ich dachte immer der Postbahnhof war am Ostbahnhof und damit im Osten
die betriebliche Hoheit über den Eisenbahnverkehr in ganz Berlin (Ost und West) oblag allein der Deutschen Reichsbahn. Somit waren im Ost- wie im Westteil ausschließlich DR- Triebfahrzeuge anzutreffen. Eine V 100 der DB in Westberlin hätte wahrscheinlich den dritten Weltkrieg ausgelöst.
Hallo Holger,
Noch vor der Wende war sogar der IC-Experimental - ICE-Prototyp mal in Berlin (West) - und einige andere DB-Loks auch. Nicht im Verkehr sondern (formal) als Messe-Ausstellungsstücke der verschiedenen Hersteller.
Im HIFO bei DSO gab es in jüngerer Zeit mal einen Beitrag eines ehemaligen DR(DDR)-Schrankenpostens (?) welcher sehr bildlich und glaubhaft schilderte wie sehr er sich verarsch.... fühlte als ihm der benachbarte Posten zu mitternächtlicher Stunde mitten in der real existierenden DDR den ICE ankündigte (welcher dann wirklich kam).
Sogar die SNCF-Rekordloks (331 km/h) waren mal in Berlin....
der Schrankenwärter wird den ICE mit der Ferkeltaxe verwechselt haben. Das kann ja leicht vorkommen. Selbst Profis sind die Unterschiede bis heute nicht so recht klar!
Ich persönlich helfe mir zur Unterscheidung gern mit der Frontpartie. Die Bremsschläuche bei der Ferkeltaxe sind U- förmig, während der ICE gar keine besitzt. Denn wer bremst, hat Angst!
diese Fahrzeuge waren alle nicht als Eisenbahnfahrzeug im Sinne der Nutzung als Eisenbahnfahrzeug, sondern als Ausstellungsobjekt in Berlin. Das ist ein gewichtiger Unterschied.
Rein rechtlich gesehen, war das nur Fracht und nicht Frachttransporter.
#18 von
Modellbahner Arnold
(
gelöscht
)
, 20.07.2006 15:48
Oh je, wenn man das viele Halbwissen hier liest ...
Richtig ist, daß es im damaligen West-Berlin keine Bundesbahnloks im regulären Einsatz gab.
Zitat von Wolfgang PrestelHallo torsten,
das mit den Postloks in Berlin war eine eigene Geschichte. Im Postbahnhof in berlin waren die meisten Gleise elektrifiziert. Nun hat die DR die Wagen oftmals aus Gründen der Schikane knapp vor dem Punkt abgestellt zur Abholung, an dem die Fahrleitung endete. Damit konnten diese Wagen nicht mehr reingezogen werden.
Die DR erklärte dann, dass sie keine Möglichkeit hätte und die Post die Wagen bitte selber reinziehen solle. Die DR hat natürlich gewusst, dass die das nicht konnten.
Das hier ist allerdings das beste Zigeunermärchen. Wer denkt sich nur solch einen Schwachsinn aus?
Mitte der sechziger Jahre dachte die Postverwaltung darüber nach die mittlerweile in die Jahre gekommenen Elloks durch zeitgemäße Dieselloks zu ersetzen. Dazu kaufte man von O&K aus Dortmund 3 Stück MB 10 N (selbige kleine 2achsige Lok, welche vor wenigen Wochen im Postshop angeboten wurde) und stellte den Ellokbetrieb 1969 ein. Anfang der achziger Jahre machten sich erste Verschleißerscheinungen an den O&K Loks bemerkbar und man kaufte 1984 der DB eine 261 ab, welche in oceanblau-beige verblieb. 1986 kam eine zweite 261 zum Postamt Berlin 77, welche rot umlackiert wurde.
Weiterhin wurden in West-Berlin bei O&K und der Waggonunion wichtige Fahrzeuge für die DB gebaut, unter anderem WLAB174 Schlafwagen, ET420 S-Bahnzüge, IC-Großraumwagen und verschiedene Güterwagenbauarten.
Erste planmäßige Loks waren 1990 BR 218 welche mit damals neu eingerichteten IR-Zügen nach Berlin kamen.
Zitat von Wolfgang Prestel...das mit den Postloks in Berlin war eine eigene Geschichte. Im Postbahnhof in berlin waren die meisten Gleise elektrifiziert. Nun hat die DR die Wagen oftmals aus Gründen der Schikane knapp vor dem Punkt abgestellt zur Abholung, an dem die Fahrleitung endete. Damit konnten diese Wagen nicht mehr reingezogen werden.
Die DR erklärte dann, dass sie keine Möglichkeit hätte und die Post die Wagen bitte selber reinziehen solle. Die DR hat natürlich gewusst, dass die das nicht konnten.
Das hier ist allerdings das beste Zigeunermärchen. Wer denkt sich nur solch einen Schwachsinn aus? ...
Hallo,
Zitat aus dem Eisenbahn Journal 11/1990 Seite 32, "Die Post fährt mit der Bahn (Teil 4 Postlokomotiven)":
Zitat...Der elektrische Betrieb mit diesen vier Postlokomotiven überdauerte den Zweiten Weltkrieg ebenso wie den Bau der Berliner Mauer. 1966 waren noch die Lokomotiven 2 bis 4 In Betrieb, allerdings nahmen im Zuge des "Kalten Krieges” die Schikanen seitens der Deutschen Reichsbahn der DDR, die für den Eisenbahnbetrieb innerhalb ganz Berlins zuständig war, zu. Immer wieder kam es vor, daß Postzüge für Berlin (West) von der DR bis auf wenige Meter an die Postgleise herangefahren und dann unter fadenscheinigen Ausreden stundenlang stehen gelassen wurden.
Die elektrischen Postlokomotiven konnten die Züge wegen fehlender Oberleitung nicht ins Postamt fahren; andererseits aber wurde jede Verlängerung der Oberleitung von der DR kategorisch abgelehnt. Als dieser Zustand unerträglich wurde, beschaffte die Deutsche Bundespost Berlin 1967/68 bei Orenstein & Koppel zwei zweiachsige dieselhydraulische Lokomotiven derType MB 10 N mit KIöckner-Humboldt-Deutz-Motoren 12 L 714 von 250 PS Motorleistung und hydraulischem Voith-Getriebe. ...
#22 von
Modellbahner Arnold
(
gelöscht
)
, 21.07.2006 08:59
Zitat von Torsten Piorr-MarxDamit wäre die Frage wohl beantwortet.
Das stimmt so nicht!
Erstens steht es im Buch Die Privat- und Werkbahnen in Berlin (West) von Bodo Schulz/Michael Krolopdetaillierter drin, zweitens hat es mir ein Bekannter, welcher jahrelang im Postamt 77 gearbeitet hat, bestätigt, daß es bis auf sehr wenige Ausnahmen, keine Probleme mit DR-Personal gab. Das DR Personal in Berlin (West) bestand zu über 90% aus West-Berlinern, warum sollten die ihre Kollegen von der Post permanent ärgern?
Weiterhin sagt der Gleisplan (liegt mir vor) schon aus, daß es überhaupt nicht geht die Wagen irgendwo hinzustellen ohne sich selbst zu blockieren. Leider wurden speziell nach dem Mauerbau Einmaligkeiten schnell zu täglichen Schikanen gemacht wo jeder (BRD-Bürger) persönlich dabei gewesen sein will. (ich stamme ursprünglich aus West-Berlin und kenne die Geschichten) Viel Schlimmer ist, daß diese Märchen bis heute als Wahrheit verkauft werden
Zitat von Torsten Piorr-MarxDamit wäre die Frage wohl beantwortet.
Das stimmt so nicht!
Erstens steht es im Buch Die Privat- und Werkbahnen in Berlin (West) von Bodo Schulz/Michael Krolopdetaillierter drin, zweitens hat es mir ein Bekannter, welcher jahrelang im Postamt 77 gearbeitet hat, bestätigt, daß es bis auf sehr wenige Ausnahmen, keine Probleme mit DR-Personal gab. Das DR Personal in Berlin (West) bestand zu über 90% aus West-Berlinern, warum sollten die ihre Kollegen von der Post permanent ärgern?
Weiterhin sagt der Gleisplan (liegt mir vor) schon aus, daß es überhaupt nicht geht die Wagen irgendwo hinzustellen ohne sich selbst zu blockieren. Leider wurden speziell nach dem Mauerbau Einmaligkeiten schnell zu täglichen Schikanen gemacht wo jeder (BRD-Bürger) persönlich dabei gewesen sein will. (ich stamme ursprünglich aus West-Berlin und kenne die Geschichten) Viel Schlimmer ist, daß diese Märchen bis heute als Wahrheit verkauft werden
Hallo Arnold,
deine Frage war, wer sich solchen "Schwachsinn" ausdenkt und nicht ob das Ganze der Wahrheit entspricht oder einfach nur Propaganda ist.
Mit meinem Zitat habe ich eine (mögliche) Quelle von Wolfgang genannt. In wie weit man das Ganze jetzt glauben will, bleibt jedem selber überlassen. Mich gab es zum genannten Zeitpunkt jedenfalls noch nicht, womit ich als Zeitzeuge ausfalle.
Übrigens, auch wenn ich die Exkursion zu den Postlokomotiven recht interessant fand, das Ursprungsthema lautete V100+Silberlinge in Berlin. Vielleicht sollten wir dahin zurückkehren statt über (Nicht-)Schikanen aus dem Kalten Krieg zu streiten. Mich würde zum Beispiel brennend interessieren, ob nicht doch irgendwelche Silberlinge regelmäßig gen Osten gereist sind.
Übrigens, auch wenn ich die Exkursion zu den Postlokomotiven recht interessant fand, das Ursprungsthema lautete V100+Silberlinge in Berlin. Vielleicht sollten wir dahin zurückkehren statt über (Nicht-)Schikanen aus dem Kalten Krieg zu streiten. Mich würde zum Beispiel brennend interessieren, ob nicht doch irgendwelche Silberlinge regelmäßig gen Osten gereist sind.
Danke, Torsten! Muss wohl am Wetter liegen, dass manche Themen solch eine Eigendynamik entwicklen...
Ich reiche hier mal jedem beteiligten ein Eis rüber...