Hallo Bernhard,
Zitat von Gast im Beitrag Fehlender Nachwuchs
Übrigens fehlt das Geld am wenigsten. Davon haben die Leute, auch der Nachwuchs, mehr denn je
Möglich... aber über die Verteilung könnte man lange diskutieren. Wenn "die Leute" bedeutete, dass alle oder fast alle genügend Geld für so überflüssige Hobbies wie Modellbahn haben, dann weiß ich nicht, warum die Tafeln florieren. Mir scheint, dass einige zwar wesentlich mehr Geld haben, als sie benötigen, aber eine Menge andere eben nicht.
Und wenn man sich so ansieht, was der Nachwuchs so alles an modernem elektronischem Gerät für die Schule braucht, wo unsereins noch mit Schiefertafel und Kreide, später mit Heft und Füllfederhalter hinkam, dann gilt das - in dieser Sommerlochdiskussion in vorherigen Jahren gern angeführte - Argument "die können sich ein Wischfohn leisten, dann haben sie ja Geld" auch nicht. Das ist ein Arbeitsgerät und notwendig.
Soll hier aber nicht weiter thematisiert werden - nur soviel: das Geld-ist-ja-da-Meme ist sachlich zumindest höchst angreifbar.
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
Ich finde, es ist legitim, darüber zu schwafeln, weil es erst dadurch ins Bewusstsein rückt und eingefahrene Strukturen im Denken auch schon mal offenkundig werden. Wenn wir nie über etwas sinnieren, bleibt alles so gut oder schlecht wie es ist, aber wir ändern es auch niemals. Dann haben wir die "Beste aller möglichen Welten" und die haben wir wirklich nicht...
Da hast du recht, Jochen - dazu gehört aber auch, eigene Theorien in Frage stellen zu lassen und eigene Ansichten mit der Diskussion und durch die Argumente anderer zu verändern. Gebetsmühlenartige Wiederholung immer derselben Hypothesen bringt nicht weiter.
98% dessen, was hier angeführt wurde, stand auch schon letztes und vorletztes Jahr da, und 2015 und 2014 und 2013.
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
Wenn Mitspielenlassen denn so einfach wäre. Bei den meisten, die eine Anlage zu Hause stehen haben, werden die Kinder damit ja in Berührung gekommen sein. Dass sich der Vater im Keller einschließt und geheime Eisenbahn-Mutationen ausbrütet, halte ich nicht für wahrscheinlich. Dann müssten alle Kinder, die "mitspielen" dürfen, ja auch automatisch affin für die Modellbahn sein. Oder ein Großteil davon wenigstens werden. Also wären das quasi ALLE Kinder von ALLEN Modellbahnern... Ist das wirklich so? Ich glaube, nein. Das Desinteresse besteht nämlich bereits vorher, und zwar durch die genannten Gründe, wie Playstation, Internet oder vollgestopfter Terminkalender (Chinesisch, Ballett, Geige und Judo, z.B. - um das mal provokant zu sagen...). Deshalb finde ich das Spekulieren nicht blöd, weil davon auch die weitere Entwicklung unseres Hobbys abhängt.
Das ist zu schwarz-weiß gedacht. Dass die Zeitvertreibe von vor 60 Jahren heute heftige Konkurrenz bekommen haben, steht außer Frage. Dass die Kinderzimmer, die damals oft noch zwei oder drei Kinder beherbergten, zwar größer wurden, aber zu Einzelzimmern und vollgestopft mit vielerlei Spielzeug auch. Es gibt halt mehr Konkurrenz. Genau wie zum Fußballverein von damals.
Interessant wäre bei der Frage nach dem Mitspielen, wie denn das aussieht. Ich habe da so ein Bild vor Augen, der Knirps von damals hat längst eine Lesebrille und graue Haare, er stand auf einer Trittleiter, um überhaupt die Züge sehen zu können, und durfte Papas Zug fahren. Wie es ihm gefiel. Auf einer der berühmten Konzentrische-Kreise-Anlagen, die hier im Forum so gar keine Presse haben. Bei manchen Kollegen habe ich es aber, nicht erst in den letzten Jahren, erlebt, dass "mitspielen" besser als "Handlangerdienste ausführen" beschrieben wäre, oder auch "zugucken und beifällig klatschen", wie es die Mama ja auch macht, bevor sie augenrollend zurück in die Küche geht... Und dass es Kinder gibt, die mitspielen dürften, aber keine große Lust haben, weil sie das Thema nicht interessiert, ist klar. Gibts bei anderen Leidenschaften ja auch. Ob nun Mittelalter-Rollenspiele oder Segelfliegen oder Musik oder Fußball.
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
Mein Reden: das "Anfixen" geschieht nur durch Erleben (in deinem Fall: erriechen und erhören...).
Richtig - im Guten wie im Schlechten.
Dazu passt auch Jens' Beitrag, auf den ich jetzt eingehe, und der von Andre "6-Achser", den ich voll unterschreiben könnte (vom Mittelleiter mal abgesehen, der mich nicht stört
, aber Diktat und Verbohrtheit...
Aber: das "Anfixen" für die Modellbahn geschieht nicht mit der großen Bahn, sondern mit der Modellbahn. Meine ich.
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
mal eine blasphemische Zwischenfrage: Wer von den hier versammelten Wort- und Lautstarken würde denn seinem Nachwuchs, oder dem anderer Familienmitglieder, oder gar dem der Nachbarn erlauben, auf dem dreidimensional fein nachgebildeten Altar des paradiesischen Modellbahnhimmels seine Heiligtümer in Form einer 01 und eines ICE zusammencrashen zu lassen, weil´s so tierischen Spaß macht!? Wer würde es denn gestatten, dass tapsige Hände nach einem Waggon greifen, nur um ihn mit einem R2D2 aus Plüsch zu beladen - auch wenn dabei die Oberleitung, ein Wasserkran oder die Nachbildung der mechanischen Drahtzuleitungen kolateral oder sogar unrettbar beschädigt würden?
Blasphemisch, Jens, finde ich das nicht. Aber übertrieben: seit 1949 ein Vater seinen Söhnen die Märklin-Bahn schenkte, wurden zumindest in meiner Familie keine absichtlichen Crashtests veranstaltet. (Ungewollte Sturztests hat es gegeben, aber das ist ein anderes Thema.) "Tapsige Hände" bekamen und bekommen eine Holzeisenbahn, und für Kinder ist natürlich eine Bahn ohne Oberleitung viel praktischer, weil man besser laden kann. Weshalb ja sogar die Bundesbahn in Orts-Güterbahnhöfen selten Oberleitung aufhängte.
Aber schon Vier- und Fünfjährige können und konnten seit Generationen mit einer elektrischen Eisenbahn umgehen. Sogar pfleglich umgehen. Auch wenn darauf Zinnsoldaten, Siku-Autos, Duplo-Figuren (die Füße passen so gerade "saugend" in einen H0-Flachwagen), Ü-Ei-Schlümpfe oder Schleich-Einhörner transportiert wurden bzw. werden, je nach Generation verschieden. Fein ist natürlich - und so wurde es bei uns seit Generationen gehalten - wenn die Bahn dann auch dem Kind gehört, und falls Papa oder Opa mitspielen will, muss er um Erlaubnis fragen, oder das Kind lädt Papa bzw. Opa ein. Und das geht heute mit Digital noch mal viel besser als zu meiner Kinderzeit.
In der jüngsten Generation hat man ein Mama-Problem: "dafür haben wir keinen Platz." Da wird dann, wenn sie hier sind, die Dielenbahn ausgelegt; daran hat auch der angehende Student noch großen Spaß.
Zitat von Krokodil im Beitrag Fehlender Nachwuchs
Dann der Stellenwert der Eisenbahn allgemein. Wer will sich denn ein Modell von einer Bahn ins Zimmer holen, die laufend verspätet ist, oft ausfällt, oft schmuddelig ist und weniger Komfort bietet als ein Bus?
Da waren wir doch eigentlich längst drüber weg...
Das ist bestenfalls eine Erwachsenen-Sicht der Sache, Kinder sehen das völlig anders. Q.e.d. (und dazu hätte es gereicht, den Thread mal zu lesen, bevor du das warme Wasser neu erfindest.)