RE: Fehlender Nachwuchs

#101 von Bo-Bo , 23.06.2018 09:19

Geht´s noch!?

Als ob sich irgendein Kind zwischen, sagen wir, sechs und zehn Jahren für Zugverspätungen, Zugausfälle, Interieur, Ausstattung, Komfort und komm zurück, Planungsschwierigkeiten, Dispositionsprobleme, Finanzierungsengpässe, Gesetzeslage, Verkehrswegeplan usw. usf. der großen Bahn interessieren würde!?

Für Valentin, meinen 9-jährigen Co-Worker (eigentlich Boss) des Projekts, über das wir hier Bau- und Bastellogbuch führen, ist es das Größte, sich mit mir auf der Hafenbahn rumzutreiben, mit Winken Kontakt zu den Rangierern und Lokführern aufzunehmen, Aufmerksamkeit durch Zurückwinken und Hupen zu bekommen, ab und zu auf die Lok zu dürfen und bei laufenden Motoren der stinkenden und ungepflegten 290 und 265 fachzusimpeln und dabei von den Eisenbahnern ein Cola spendiert zu bekommen. Und wenn dann noch eine Voith Maxima mit einem Containerzug voller S21-Aushub vor seinen Augen Kopf macht und er die volle Dröhnung der Motoren abbekommt, dann fühlt er sich wie live im Paradies ...

Deshalb: Welches Beispiel geben wir denn dem Nachwuchs im Umgang mit der Bahn? Zuhause heile Welt im Keller oder auf der Bühne in 1:87 oder 1:160, ansonsten aber Auto über alles, weil die große, moderne Bahn aus allen möglichen und unmöglichen Gründen (auch eingebildeten und erfundenen) verteufelt wird - so wie es auch @Viet Bui angedeutet hat?

Einen schönen Samstag - ein guter Tag mit den Kids oder Enkeln auf den Bahnhof oder die Strecke zu gehen - in diesem Sinn: Viel Spaß!

Jens


Kaltental: https://stummiforum.de/viewtopic.php?f=15&t=154197

Ukrainenburg: viewtopic.php?f=15&t=146361


 
Bo-Bo
InterRegioExpress (IRE)
Beiträge: 358
Registriert am: 09.06.2016


RE: Fehlender Nachwuchs

#102 von Analogbahner , 23.06.2018 12:58

Bo-Bo: dann ist ja gut, dass "live" immer noch oder schon wieder geht. Dass Kinder sich im werktätigen Leben "herumtreiben", war lange versicherungstechnisch usw. nicht gerne gesehen. Vielleicht geht es, weil ein Erziehungsberechtigter dabei ist. Mein Reden: das "Anfixen" geschieht nur durch Erleben (in deinem Fall: erriechen und erhören...). Und Kinder sind keine Nietenzähler, sie saugen das auf, was kommt.


Gruß Analogbahner


Analogbahner  
Analogbahner
Metropolitan (MET)
Beiträge: 3.232
Registriert am: 14.09.2009


RE: Fehlender Nachwuchs

#103 von Erich Müller , 23.06.2018 17:15

Hallo Bernhard,

Zitat von Gast im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Übrigens fehlt das Geld am wenigsten. Davon haben die Leute, auch der Nachwuchs, mehr denn je



Möglich... aber über die Verteilung könnte man lange diskutieren. Wenn "die Leute" bedeutete, dass alle oder fast alle genügend Geld für so überflüssige Hobbies wie Modellbahn haben, dann weiß ich nicht, warum die Tafeln florieren. Mir scheint, dass einige zwar wesentlich mehr Geld haben, als sie benötigen, aber eine Menge andere eben nicht.

Und wenn man sich so ansieht, was der Nachwuchs so alles an modernem elektronischem Gerät für die Schule braucht, wo unsereins noch mit Schiefertafel und Kreide, später mit Heft und Füllfederhalter hinkam, dann gilt das - in dieser Sommerlochdiskussion in vorherigen Jahren gern angeführte - Argument "die können sich ein Wischfohn leisten, dann haben sie ja Geld" auch nicht. Das ist ein Arbeitsgerät und notwendig.
Soll hier aber nicht weiter thematisiert werden - nur soviel: das Geld-ist-ja-da-Meme ist sachlich zumindest höchst angreifbar.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Ich finde, es ist legitim, darüber zu schwafeln, weil es erst dadurch ins Bewusstsein rückt und eingefahrene Strukturen im Denken auch schon mal offenkundig werden. Wenn wir nie über etwas sinnieren, bleibt alles so gut oder schlecht wie es ist, aber wir ändern es auch niemals. Dann haben wir die "Beste aller möglichen Welten" und die haben wir wirklich nicht...



Da hast du recht, Jochen - dazu gehört aber auch, eigene Theorien in Frage stellen zu lassen und eigene Ansichten mit der Diskussion und durch die Argumente anderer zu verändern. Gebetsmühlenartige Wiederholung immer derselben Hypothesen bringt nicht weiter.
98% dessen, was hier angeführt wurde, stand auch schon letztes und vorletztes Jahr da, und 2015 und 2014 und 2013.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Wenn Mitspielenlassen denn so einfach wäre. Bei den meisten, die eine Anlage zu Hause stehen haben, werden die Kinder damit ja in Berührung gekommen sein. Dass sich der Vater im Keller einschließt und geheime Eisenbahn-Mutationen ausbrütet, halte ich nicht für wahrscheinlich. Dann müssten alle Kinder, die "mitspielen" dürfen, ja auch automatisch affin für die Modellbahn sein. Oder ein Großteil davon wenigstens werden. Also wären das quasi ALLE Kinder von ALLEN Modellbahnern... Ist das wirklich so? Ich glaube, nein. Das Desinteresse besteht nämlich bereits vorher, und zwar durch die genannten Gründe, wie Playstation, Internet oder vollgestopfter Terminkalender (Chinesisch, Ballett, Geige und Judo, z.B. - um das mal provokant zu sagen...). Deshalb finde ich das Spekulieren nicht blöd, weil davon auch die weitere Entwicklung unseres Hobbys abhängt.


Das ist zu schwarz-weiß gedacht. Dass die Zeitvertreibe von vor 60 Jahren heute heftige Konkurrenz bekommen haben, steht außer Frage. Dass die Kinderzimmer, die damals oft noch zwei oder drei Kinder beherbergten, zwar größer wurden, aber zu Einzelzimmern und vollgestopft mit vielerlei Spielzeug auch. Es gibt halt mehr Konkurrenz. Genau wie zum Fußballverein von damals.
Interessant wäre bei der Frage nach dem Mitspielen, wie denn das aussieht. Ich habe da so ein Bild vor Augen, der Knirps von damals hat längst eine Lesebrille und graue Haare, er stand auf einer Trittleiter, um überhaupt die Züge sehen zu können, und durfte Papas Zug fahren. Wie es ihm gefiel. Auf einer der berühmten Konzentrische-Kreise-Anlagen, die hier im Forum so gar keine Presse haben. Bei manchen Kollegen habe ich es aber, nicht erst in den letzten Jahren, erlebt, dass "mitspielen" besser als "Handlangerdienste ausführen" beschrieben wäre, oder auch "zugucken und beifällig klatschen", wie es die Mama ja auch macht, bevor sie augenrollend zurück in die Küche geht... Und dass es Kinder gibt, die mitspielen dürften, aber keine große Lust haben, weil sie das Thema nicht interessiert, ist klar. Gibts bei anderen Leidenschaften ja auch. Ob nun Mittelalter-Rollenspiele oder Segelfliegen oder Musik oder Fußball.
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Mein Reden: das "Anfixen" geschieht nur durch Erleben (in deinem Fall: erriechen und erhören...).


Richtig - im Guten wie im Schlechten.
Dazu passt auch Jens' Beitrag, auf den ich jetzt eingehe, und der von Andre "6-Achser", den ich voll unterschreiben könnte (vom Mittelleiter mal abgesehen, der mich nicht stört , aber Diktat und Verbohrtheit...
Aber: das "Anfixen" für die Modellbahn geschieht nicht mit der großen Bahn, sondern mit der Modellbahn. Meine ich.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

mal eine blasphemische Zwischenfrage: Wer von den hier versammelten Wort- und Lautstarken würde denn seinem Nachwuchs, oder dem anderer Familienmitglieder, oder gar dem der Nachbarn erlauben, auf dem dreidimensional fein nachgebildeten Altar des paradiesischen Modellbahnhimmels seine Heiligtümer in Form einer 01 und eines ICE zusammencrashen zu lassen, weil´s so tierischen Spaß macht!? Wer würde es denn gestatten, dass tapsige Hände nach einem Waggon greifen, nur um ihn mit einem R2D2 aus Plüsch zu beladen - auch wenn dabei die Oberleitung, ein Wasserkran oder die Nachbildung der mechanischen Drahtzuleitungen kolateral oder sogar unrettbar beschädigt würden?


Blasphemisch, Jens, finde ich das nicht. Aber übertrieben: seit 1949 ein Vater seinen Söhnen die Märklin-Bahn schenkte, wurden zumindest in meiner Familie keine absichtlichen Crashtests veranstaltet. (Ungewollte Sturztests hat es gegeben, aber das ist ein anderes Thema.) "Tapsige Hände" bekamen und bekommen eine Holzeisenbahn, und für Kinder ist natürlich eine Bahn ohne Oberleitung viel praktischer, weil man besser laden kann. Weshalb ja sogar die Bundesbahn in Orts-Güterbahnhöfen selten Oberleitung aufhängte. Aber schon Vier- und Fünfjährige können und konnten seit Generationen mit einer elektrischen Eisenbahn umgehen. Sogar pfleglich umgehen. Auch wenn darauf Zinnsoldaten, Siku-Autos, Duplo-Figuren (die Füße passen so gerade "saugend" in einen H0-Flachwagen), Ü-Ei-Schlümpfe oder Schleich-Einhörner transportiert wurden bzw. werden, je nach Generation verschieden. Fein ist natürlich - und so wurde es bei uns seit Generationen gehalten - wenn die Bahn dann auch dem Kind gehört, und falls Papa oder Opa mitspielen will, muss er um Erlaubnis fragen, oder das Kind lädt Papa bzw. Opa ein. Und das geht heute mit Digital noch mal viel besser als zu meiner Kinderzeit.
In der jüngsten Generation hat man ein Mama-Problem: "dafür haben wir keinen Platz." Da wird dann, wenn sie hier sind, die Dielenbahn ausgelegt; daran hat auch der angehende Student noch großen Spaß.

Zitat von Krokodil im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Dann der Stellenwert der Eisenbahn allgemein. Wer will sich denn ein Modell von einer Bahn ins Zimmer holen, die laufend verspätet ist, oft ausfällt, oft schmuddelig ist und weniger Komfort bietet als ein Bus?



Da waren wir doch eigentlich längst drüber weg...
Das ist bestenfalls eine Erwachsenen-Sicht der Sache, Kinder sehen das völlig anders. Q.e.d. (und dazu hätte es gereicht, den Thread mal zu lesen, bevor du das warme Wasser neu erfindest.)


Freundliche Grüße
Erich

„Es hat nie einen Mann gegeben, der für die Behandlung von Einzelheiten so begabt gewesen wäre. Wenn er sich mit den kleinsten Dingen abgab, so tat er das in der Überzeugung, daß ihre Vielheit die großen zuwege bringt.“
Friedrich II. über Fr. Wilhelm I.


Erich Müller  
Erich Müller
ICE-Sprinter
Beiträge: 6.319
Registriert am: 03.12.2015


RE: Fehlender Nachwuchs

#104 von Peter Müller , 23.06.2018 17:40

[quote="Erich Müller" post_id=1845641 time=1529766912 user_id=26147]Bei manchen Kollegen habe ich es aber, nicht erst in den letzten Jahren, erlebt, dass "mitspielen" besser als "Handlangerdienste ausführen" beschrieben wäre, oder auch "zugucken und beifällig klatschen", wie es die Mama ja auch macht, bevor sie augenrollend zurück in die Küche geht.[/quote]
Tja, genau, was ist, wenn der Nachwuchs Papas Modelleisenbahn abzuändern beginnt, weil er keine Lust hat, die Wirklichkeit haarfein nachzubauen, sondern sie interpretieren und im Modell optimieren möchte? Ein kleines Beispiel: als mein Sohn das Kommando übernahm, durften keine Großraumwagen mehr fahren und mussten gegen Abteilwagen ersetzt werden. Das hatte er so entschieden, weil er die Großraumwagen beim Vorbild nicht mochte.


Grüße, Peter

Bei campact.de per E-Mail abstimmen: 49-Euro-Ticket retten! ... das haben Stand 25.08.2023 um 20:45 Uhr schon 115.000 Menschen getan.

Und Aktionen bei campact.de wirken, siehe Wikipedia, da wird darüber berichtet.


 
Peter Müller
Gleiswarze
Beiträge: 11.039
Registriert am: 02.07.2006
Gleise 2L, ML
Steuerung AC, DC, DCC, Mfx, MM


RE: Fehlender Nachwuchs

#105 von Analogbahner , 23.06.2018 17:54

Ich mag die auch nicht, was mit ein Grund ist, weshalb ich heute so ungern Bahn fahre ...


Gruß Analogbahner


Analogbahner  
Analogbahner
Metropolitan (MET)
Beiträge: 3.232
Registriert am: 14.09.2009


RE: Fehlender Nachwuchs

#106 von Viet Bui ( gelöscht ) , 23.06.2018 18:38

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Ich mag die auch nicht, was mit ein Grund ist, weshalb ich heute so ungern Bahn fahre ...


Guten Tag Jochen,

wenn vorhanden, dann suche ich mir bevorzugt auch Sitzplätze im Abteil.
Allerdings sind Abteile regelrechte Sitzplatzvernichter, sie reduzieren die Kapazität um etwa 25 %. Zu viel für ein Massenverkehrsmittel, so dass ich Befürworter von Großraumabteilen bin.

Erzähle mal, warum Du heut so ungern Bahn fährst.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Fehlender Nachwuchs

#107 von Erich Müller , 23.06.2018 20:22

[quote="Viet Bui" post_id=1845658 time=1529771892 user_id=28555]
Erzähle mal, warum Du heut so ungern Bahn fährst.
[/quote]

Aber bitte in einem anderen Thread...


Freundliche Grüße
Erich

„Es hat nie einen Mann gegeben, der für die Behandlung von Einzelheiten so begabt gewesen wäre. Wenn er sich mit den kleinsten Dingen abgab, so tat er das in der Überzeugung, daß ihre Vielheit die großen zuwege bringt.“
Friedrich II. über Fr. Wilhelm I.


Erich Müller  
Erich Müller
ICE-Sprinter
Beiträge: 6.319
Registriert am: 03.12.2015


RE: Fehlender Nachwuchs

#108 von klein.uhu , 23.06.2018 23:10

[quote="Viet Bui" post_id=1845658 time=1529771892 user_id=28555]
Allerdings sind Abteile regelrechte Sitzplatzvernichter, ...
[/quote]
... aber für Fahrten mit dem kleinen "fehlenden Nachwuchs" besser geeignet.

klein.uhu


| : | ~ analog

Gruß von klein.uhu
Es ist keine Schande, etwas nicht zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen. (Sokrates)
Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Fantasie ist unbegrenzt. (Einstein)


klein.uhu  
klein.uhu
Trans Europ Express (TEE)
Beiträge: 9.865
Registriert am: 30.01.2006
Spurweite H0
Steuerung mit Hand und Verstand
Stromart AC, Analog


RE: Fehlender Nachwuchs

#109 von steve1964 , 16.07.2018 18:41

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Geht´s noch!?

Als ob sich irgendein Kind zwischen, sagen wir, sechs und zehn Jahren für Zugverspätungen, Zugausfälle, Interieur, Ausstattung, Komfort und komm zurück, Planungsschwierigkeiten, Dispositionsprobleme, Finanzierungsengpässe, Gesetzeslage, Verkehrswegeplan usw. usf. der großen Bahn interessieren würde!?

Für Valentin, meinen 9-jährigen Co-Worker (eigentlich Boss) des Projekts, über das wir hier Bau- und Bastellogbuch führen, ist es das Größte, sich mit mir auf der Hafenbahn rumzutreiben, mit Winken Kontakt zu den Rangierern und Lokführern aufzunehmen, Aufmerksamkeit durch Zurückwinken und Hupen zu bekommen, ab und zu auf die Lok zu dürfen und bei laufenden Motoren der stinkenden und ungepflegten 290 und 265 fachzusimpeln und dabei von den Eisenbahnern ein Cola spendiert zu bekommen. Und wenn dann noch eine Voith Maxima mit einem Containerzug voller S21-Aushub vor seinen Augen Kopf macht und er die volle Dröhnung der Motoren abbekommt, dann fühlt er sich wie live im Paradies ...

Deshalb: Welches Beispiel geben wir denn dem Nachwuchs im Umgang mit der Bahn? Zuhause heile Welt im Keller oder auf der Bühne in 1:87 oder 1:160, ansonsten aber Auto über alles, weil die große, moderne Bahn aus allen möglichen und unmöglichen Gründen (auch eingebildeten und erfundenen) verteufelt wird - so wie es auch @Viet Bui angedeutet hat?

Einen schönen Samstag - ein guter Tag mit den Kids oder Enkeln auf den Bahnhof oder die Strecke zu gehen - in diesem Sinn: Viel Spaß!

Jens


-

Dazu wären 2 interessante Erlebnisse zu berichten :
1. hatte ich auf einem Familientag eines Eisenbahnmuseums außerhalb
von Hamburg gastweise in Absprache mit den Veranstaltern eine fast 4 m
lange Modellbahn aufgebaut, 2 Ovale, Ausweichstelle, Signale,
an die Lok satte 6 Schnellzugwagen angehängt, 1 langer Güterzug,
jedes der eintreffenden Kinder durfte ans Fahrpult, auch wenn sie noch
so lütt waren, daß Papa sie hochheben mußte.
Egal, wer kam, es wurde gefahren und geguckt. Einen ganzen Tag lang.
War ein voller Erfolg.

2. War ich auf einer Veranstaltung in der Nähe von Kiel, wo historische
Straßenbahnen im Einsatz auf einer kleinen Museumsanlage sind.
Wagen aus mehreren deutschen Städten kamen zum Einsatz,
größtenteils Vorkriegsfahrzeuge.
Kinder waren reichlich vertreten und begeistert von den alten Wagen.
Ein unvergleichliches Ambiente, Holzbänke, Glühlampen, Emailleschilder,
Fahrschalter mit echt anspruchsvollem Muskeleinsatz,
Weichen von Hand selbst legen ( nicht stellen, gell ! )
mit dem hierfür vorgesehenen Eisen, was vorne neben der
Eingangstüre hängt. Dazu die unvergessliche Klingel.

Ich glaube man kann schon etwas tun, in D gibt es so viele Gelegenheiten
wie Sonderfahrten, Museumseisenbahen und Strassenbahnen,
ok, Bad Driburg ist nun leider Geschichte, aber man kann sich ja anders
Modellbahn Erlebnisse verschaffen.

VG
Steve


Ich baue, also bin ich.


 
steve1964
Metropolitan (MET)
Beiträge: 3.717
Registriert am: 15.02.2010
Gleise M, K, C, Roco Line, Geo Line, GT, Peco Code 55, Jouef, Fleischmann Messing, Hübner, Märklin 1
Spurweite H0, 1, N
Stromart AC, DC


RE: Fehlender Nachwuchs

#110 von Erich Müller , 17.07.2018 11:33

Hallo,

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Bad Driburg ist nun leider Geschichte



... aber Brakel lebt:
http://modellbundesbahn.de/


Freundliche Grüße
Erich

„Es hat nie einen Mann gegeben, der für die Behandlung von Einzelheiten so begabt gewesen wäre. Wenn er sich mit den kleinsten Dingen abgab, so tat er das in der Überzeugung, daß ihre Vielheit die großen zuwege bringt.“
Friedrich II. über Fr. Wilhelm I.


Erich Müller  
Erich Müller
ICE-Sprinter
Beiträge: 6.319
Registriert am: 03.12.2015


RE: Fehlender Nachwuchs

#111 von Kelmis ( gelöscht ) , 18.07.2018 11:12

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
[…] wenn ich 300 Euro auf den Tisch lege und mir eine Anfangsgarnitur kaufe: Wieviel Spielspaß habe ich im Gegensatz zu einem 300 € Handy/Tablet mit einer Vielzahl von Gratis-Games? […]
Bei der Modelleisenbahn hält der Spielspaß längerfristig an - die Modelleisenbahn eröffnet ein großes Spektrum an Beschäftigungsmöglichkeiten - und erweist sich als überaus lehrreich. Das Kind, der Heranwachsende, lernt spielerisch nebenbei Grundlagen der Elektrik, geometrisches Grundverständnis, im Idealfall, wenn er achtsam mit dem zumeist doch wachsenden Fundus über Jahre hinweg genutzten und de facto mitwachsenden Spielzeug umgeht, sollte er sogar an Feinfühligkeit gewinnen.
Der "Spielspaß" bildschirmbasierter Spiele ist hingegen relativ kurzlebig, jedenfalls in der Hinsicht, als zumeist die Spiele in schneller Folge durchs nächste abgelöst werden, und auch das Gerät allzu bald dem Nachfolgemodell weicht.
Bei der Modelleisenbahn ist der Altbestand an Modellen ein bleibender Fundus, bei dessen Zuwachs ggf. die Gleisanlagen ebenfalls zu erweitern in Betracht gezogen werden muss, was also Planung erfordert; die Landschaftsgestaltung der Modellwelt lässt sich ebenfalls sporadisch nachbessern, und um dies in zufriedenstellender Weise zu tun, schult sich die optische Wahrnehmung anhand des Vorbildes - früher dürfte die Mehrzahl der Modellbahnfreude bereits im Jugendalter nebenbei das Hobby der Fotografie betrieben haben.
Gewiss sind Smartphone bzw. Tablet ebenfalls mit einer Kamera ausgestattet, aber die Digitalfotografie entwöhnt, Motive gezielt zu suchen, den gewünschten Bildausschnitt festzulegen, Blende, Belichtungszeit, Lichteinfallswinkel überhaupt zu beachten… eine ganze Generation wird mithin darum gebracht, all diesen Grundkompetenzen möglicher Freizeitbeschäftigungen oder auch künftiger Berufswege überhaupt zugeführt zu werden.


Kelmis

RE: Fehlender Nachwuchs

#112 von Kelmis ( gelöscht ) , 18.07.2018 11:48

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
[…] Früher war so eine Modellbahn im Kinderzimmer wahrscheinlich auch konkurrenzloser. […]
Mentalitätsgeschichtlich betrachtet haben mehrere Faktoren dazu beigetragen, dass die Modelleisenbahn ihren Zenit längst überschritten hat, und paradoxerweise hat die Perfektionierung der Modelle mit dazu beigetragen.
Werner Walter Weinstötter, Gründer und langjähriger Herausgeber und Chefredakteur der MIBA, hatte sich sehr dafür eingesetzt, dass die Modelleisenbahn nicht mehr lediglich als Kinderspielzeug betrachtet wird, sondern sich als Erwachsenenhobby etablierte - aber auch in anderen Zeitschriften ("Bahn und Modell" vor allem) wurden zumeist derart vollkommene Arbeiten gezeigt, dass bald nur noch "Spielbahner" betriebsfähige Anlagen aufbauten, während andere Hobbyadepten sich darauf beschränkten, Table-Top-Dioramen zu schaffen, die als Fotokulisse für einzelner Modelle taugten.
Dioramenbau ist faszinierend, für Kinder aber einem Guckkasten vergleichbar - oder dem Proszenium der früher mal sehr populären Papiertheater.
Die Eisenbahn war in der Wirtschaftswunderzeit ein Symbol der industriellen Leistungsfähigkeit und des allgemeinen Aufschwungs, der mit der Ölkrise und der darauffolgenden Rezession ins Stocken geriet - etwa zeitgleich (eigentlich aber schon ab Anfang der 60er Jahre) löste die Begeisterung für Modelle nach Vorbildern, die aus Film und Fernsehen bekannt waren, das Interesse an der gewöhnlichen Erfahrungswelt ab - James Bonds Aston Martin aus dem Film Goldfinger, der bald darauf als Corgi-Modell in den Handel kam, soll das meistverkaufte Miniaturauto weltweit sein, und als "Spiegel der Kulturgeschichte" (Volker Kutschera, Gründer und früherer Leiter des Spielzeugmuseums Salzburg) beschränkt das Spielzeug von heute sich auf einen winzig kleinen Ausschnitt selbiger. Einzig Playmobil lässt sich vom Alltagsleben inspirieren, aber Playmobil bietet ein stilisiertes Abbild der Realität und dürfte mit Erreichen der Pubertät des Kindes im Keller oder auf dem Dachboden landen.
Wenn die Gebäudehersteller der Modellbahnzubehörindustrie vermehrt Jahrmarktsfahrgeschäfte und allerlei Gebäude in ihr Sortiment aufnehmen, für die der Platz auf einer Modellbahnanlage kaum vorhanden sein dürfte, bedenkt man, welch schmalen Streifen Umgebung beiderseits von Bahnstrecke oder Kleinbahnhof sich einigermaßen realistisch darstellen lässt, sieht man schon, dass die Bahn und vor allem der Bahnbetrieb für den aktiven Modellbauer längst zur Nebensache verkommen ist.


Kelmis

RE: Fehlender Nachwuchs

#113 von Kelmis ( gelöscht ) , 18.07.2018 12:00

[quote="Peter Müller" post_id=1843815 time=1529184228 user_id=1337]Man fährt heute mit der Bahn zur Schule oder zur Arbeit, aber nicht mehr in den Urlaub. Bahnfahren ist alltäglich geworden. Vielleicht spielt das eine Rolle? [/quote]Bahnfahren war schon in der Blütezeit der Eisenbahn alltäglich - aber irgendwie war sie optisch interessanter - im Dampfzeitalter etwa gerade wegen des hohen Wartungsaufwandes, die häufige Lokwechsel erforderten, oder Nachfüllung der Kohle- und Wasservorräte… jedem Bahnhof benachbart lag ein BW, man sah also auch eine Menge für die Bahn tätigen Personals… aber selbst mit der zunehmenden Elektrifizierung des Bahnverkehrs waren die Zugzusammenstellungen abwechselungsreicher. Insofern bot die Bahn dem Auge etwas - die Eintönigkeit der Neubaustrecken und der ICE (die schon wegen der Abstände ihrer Zwischenhalte gewissermaßen nicht mehr modellbahntauglich sind) hat das Reisetempo zwar erhöht, aber das Erlebnis Bahnreise verödet.
Und es ist eigentlich kein Trost, dass auch das Modellauto - in etwa seit Markteinführung der Marke "Hot Wheels" (Mattel, 196 - erheblich an Spielwert eingebüßt hat.


Kelmis

RE: Fehlender Nachwuchs

#114 von Kelmis ( gelöscht ) , 18.07.2018 12:12

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
[…] Zum Verkauf i[n] den Warenhäusern gibt es immer zu lesen, es fehle da fachkundige Beratung […]
Soweit ich weiß, führen Waren- und Kaufhäuser längst keine Modellbahnartikel mehr - Karstadts "Spiel- und Sporthaus" firmiert beispielsweise nur noch als "Karstadt Sport", weil Spielzeug offenbar kaum gekauft wird, es sei denn als Quengelware. (Ü-Eier u.ä.) - Wenn selbst Toys'R'Us in ernstzunehmenden Schwierigkeiten steckt, immerhin hatte diese Kette doch zumindest in den USA die Marktführerschaft übernommen, scheint die Kultur des Spielens in einer echten Krise zu stecken.
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
[…] Am Ende bleibt die Modellbahn ein haptisches Hobby, viele jüngere sind aber mit der virtuellen Welt zufrieden. […]
Richtig: Ein haptisches Spielzeug, jedoch eines, das wegen der filigranen Anbau- und Nachrüstteile oftmals für die Ausstellung in der Vitrine besser geeignet ist. Aber die speziell für den Nachwuchs lancierten vereinfachten "Modelle" mancher Hersteller sind wohl auch nicht geeignet, ins Hobby einzusteigen.


Kelmis

RE: Fehlender Nachwuchs

#115 von Andreas Poths , 18.07.2018 12:34

Zitat von Gast im Beitrag Fehlender Nachwuchs


Und es ist eigentlich kein Trost, dass auch das Modellauto - in etwa seit Markteinführung der Marke "Hot Wheels" (Mattel, 196 - erheblich an Spielwert eingebüßt hat.



moin, ist zwar OT, aber...
vielleicht wird durch die Spieleteppiche mit Lokalkolorit der Spielewert wieder angefeuert:

https://happycitykids.de/produkt/spielteppich-frankfurt/

Gibt es mittlerweile soweit ich weiß auch von anderen Innenstädten.


gruß pothsi
Man lebt nur einmal...aber dann mit MÄRKLIN!!!
Guggd ihr meine Anlage gerne auch hier:
https://www.youtube.com/watch?v=hzD2SyMk1KA

Nüchtern betrachtet war es besoffen besser....


Andreas Poths  
Andreas Poths
Metropolitan (MET)
Beiträge: 3.295
Registriert am: 04.01.2006
Ort: Hochtaunuskreis
Gleise C
Spurweite H0
Steuerung CS 3 2.4.0 (5) CS2 MS1 MS2
Stromart Digital


RE: Fehlender Nachwuchs

#116 von E-Lok-Muffel , 18.07.2018 13:41

Liebe Leute,

Woher soll denn der "Nachwuchs" bitte schön kommen?

Wir haben ihn uns selbst abgeschnitten:

Zitat von Gast im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Werner Walter Weinstötter, Gründer und langjähriger Herausgeber und Chefredakteur der MIBA, hatte sich sehr dafür eingesetzt, dass die Modelleisenbahn nicht mehr lediglich als Kinderspielzeug betrachtet wird, sondern sich als Erwachsenenhobby etablierte -

... und da hat er ganze Arbeit geleistet. In dem Maße, indem die Modellbahn "erwachsen" geworden ist (immer detaillierter, immer raffinierter, immer komplizierter), hat sie sich von ihren Wurzeln als Kinderspielzeug entfernt.
Es gibt heute kein Modell, was in diesem Forum hochgelobt wird, auf dem nicht ein Warnaufkleber prangt:
KEIN KINDERSPIELZEUG!
nicht für Kinder unter...

Bei den Altersangaben geht es dann ein wenig durcheinander, einige Firmen nehmen 13, Märklin sogar 15 Jahre.

Die wenigen Modelle, die die Modellbahn-Hersteller für "kindgerecht" erachten (Pikos Hobby-Serie oder bei Märklin "start up" ab 6 Jahre), werden hier regelmäßig als zu wenig detailreich verissen...
Wir müssen uns eingestehen, dass Modellbahn zu einem "Altherren-Hobby" geworden bzw. verkommen ist. Die Presse macht sich jedes Jahr über den Altersdurchschnitt der Besucher in der MoBa-Halle der Nürnberger Spielwarenmesse lustig und zu recht, die Präsenz dort hat für die Modellbahnhersteller eher traditionelle Gründe und ist natürlich zeitlich günstiger für die Vorstellung der Jahresneuheiten als z.B. die Intermodellbau, aber Kinderspielzeug ist die Modellbahn eben schon lange nicht mehr.
Ich war, glaube ich, zehn Jahre, als ich meinen ersten Märklin-Gleiskreis bekam, also in einem Alter, indem man heutzutage schon zwischen den Stühlen sitzt: "start up" mit den Batterie-Reglern ist "Baby-Kram" aber für die "richtige Moba" wäre ich noch nicht alt genug... esseidenn ich hätte jemanden, der sich auskennt und sich über die Warnhinweise auf der Packung ausdrücklich hinwegsetzt...

Können wir etwas dagegen tun???
Ich glaube ja! Aber Appelle an die Industrie werden da nicht helfen, die Industrie will verkaufen und da sind wir Best-Ager mit dem gut gefüllten Portemonee die bessere Zielgruppe als immer klamme Teenies, die nur zum Geburtstag und zu Weihnachten etwas geschenkt bekommen...
Ich glaube, wir sollten uns die Nachhaltigkeit unseres Hobbies zu Nutze machen, der Segen für uns; der Fluch für die Industrie, dass selbst dreißig bis vierzig Jahre alte Züge und Gleise immer noch funktionieren (Aber ist das bei anderen Spielzeugen nicht auch so: Lego ist quasi unkaputtbar, genauso wie die Holzeisenbahn, 10 Jahre alte Playmobil-Figuren sehen aus wie neu, genauso wie gleichalte Barbies).
Gebt den Kindern den alten Analog-Kram, den wir ausgemustert haben, zum Spielen, das ist einfach - auch für jüngere Kids händelbar, im Überfluß vorhanden, leicht (auf Börsen und in der Bucht) nachzubeschaffen und unkritisch, wenn´s kaputtgeht (tuts aber nicht, da noch robust produziert, was wir nicht kaputtgekriegt haben, werden unsere Kinder auch nicht kaputtkriegen... )

Gruß
uLi


Meine MOBA-Mottos: "Freu(n)de beim Fahren" oder auch "De Zooch kütt"
mein Trööt: Im Rheintal ist es schön
und neu in der Planung: DEO

Beiträge können Ironie enthalten - und Schreibfehler!


 
E-Lok-Muffel
Metropolitan (MET)
Beiträge: 2.814
Registriert am: 06.01.2015
Ort: Ingelheim
Gleise C + K
Spurweite H0
Steuerung mit den Fingern = digital!!!
Stromart AC


RE: Fehlender Nachwuchs

#117 von Analogbahner , 18.07.2018 14:46

Dann warten wir zehn oder zwanzig Jahre, dann sind die gefüllten Portemonnaies der "alten Herren" in die Erbschaftsmasse für den Nachwuchs übergegangen. Oder, genauer: die ehrwürdige jetzige Eisenbahngeneration ist dann ausgestorben. Spätestens dann wird die Industrie reagieren (wenn es die Menschheit dann noch gibt oder nicht dringendere Probleme zu lösen sind). Ob sich die Jüngeren mit dem geerbten Geld dann noch Loks für 400 Euro kaufen werden, bezweifle ich...


Gruß Analogbahner


Analogbahner  
Analogbahner
Metropolitan (MET)
Beiträge: 3.232
Registriert am: 14.09.2009


RE: Fehlender Nachwuchs

#118 von BernhardI ( gelöscht ) , 18.07.2018 15:05

Hallo Uli,

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
Es gibt heute kein Modell, was in diesem Forum hochgelobt wird, auf dem nicht ein Warnaufkleber prangt:
KEIN KINDERSPIELZEUG!
nicht für Kinder unter...



dieser Warnhinweis ist durch eine EU-Richtlinie vorgeschrieben/nötig. Es handelt sich um einen bürokratischen Vorgang. Nicht die Modelle haben sich verändert, sondern die Rechtslage. Der Hinweis ist auf fast allem, was über Kleinkinderspielzeug hinausgeht, nicht nur auf Eisenbahnmodellen. Das wollen wir so, denn wir wollen doch durch die EU-Obrigkeit bevormundet werden...

Dafür können weder die Modellbahnindustrie noch Zeitschriftenredakteure der 60er-Jahre noch irgendwelche bösartigen "Altherren" etwas.

Grüße
Bernhard


BernhardI

RE: Fehlender Nachwuchs

#119 von Analogbahner , 18.07.2018 15:16

Aber Eltern lesen diesen Warnhinweis genauso wie das "Verfallsdatum" auf Joghurts... also hat er durchaus eine abschreckende Wirkung. Ob und wie die EU und Gesetz 657905 dahintersteckt, weiß doch "Otto Normaleisenbahnervater" nicht...


Gruß Analogbahner


Analogbahner  
Analogbahner
Metropolitan (MET)
Beiträge: 3.232
Registriert am: 14.09.2009


RE: Fehlender Nachwuchs

#120 von BernhardI ( gelöscht ) , 18.07.2018 15:48

Vielleicht weiß er es nicht, der Hinweis hat trotzdem nichts damit zu tun, daß die Modelle zu detailliert wären. Auch in früheren Zeiten hätte dieser Hinweis draufgestanden, wäre die Rechtslage damals so gewesen wie heute. Daran kann man auf keinen Fall ablesen, daß die Fortschritte der Detaillierung die Modellbahn für Kinder ungeeignet gemacht hätten.

Und es gibt ja noch die Start-Programme und sonstige einfacherer Modelle.

Grüße,
Bernhard


BernhardI

RE: Fehlender Nachwuchs

#121 von Kelmis ( gelöscht ) , 18.07.2018 16:08

[quote="Andreas Poths" post_id=1853282 time=1531910050 user_id=898][…] vielleicht wird durch die Spieleteppiche mit Lokalkolorit der Spielewert wieder angefeuert […][/quote]Spielteppiche sind für's Kleinkindalter geeignet, aber letztlich vergrößern sie den Spielwert der darauf hin und her geschobenen sonstigen Spielzeuge nicht.

Schon die Fertiggelände, die den Einstieg in die Modellbahnerei erleichtern sollten (bzw. den Aufwand zu ersparen beabsichtigen, selbst eine Anlage zu entwerfen und bis Weihnachten fertig zu bauen, ohne dass das Werk vor der Zeit bemerkt wird) waren bestenfalls als Übergangslösung zu betrachten, die auf Dauer dem vom Modellbahnvirus infizierten Nachwuchs nie genügt hätten.

Die konfektionierte Anlage (Fertiggelände, vorgegebener Gleisplan nebst einer Handvoll Häuschen und Bäumchen) taugte bestenfalls als Dekorationsstück für's Schaufenster. Auch wenn die hierzulande typische "Weihnachtsanlage" als Gleisoval auf rechteckiger Grundplatte diesem Bautyp entsprach.

Ich weiß noch, wie ich gestaunt habe, als ich in der örtlichen Leihbücherei das im Alba-Verlag erschiene Buch "Die schönsten Modellbahnanlagen", 1972 erschienen und mit einem Vorwort von Gernot Balcke versehen, entdeckte.


Kelmis

RE: Fehlender Nachwuchs

#122 von Kelmis ( gelöscht ) , 18.07.2018 16:41

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
[…] In dem Maße, indem die Modellbahn "erwachsen" geworden ist (immer detaillierter, immer raffinierter, immer komplizierter), hat sie sich von ihren Wurzeln als Kinderspielzeug entfernt. […]
Sagen wir mal so: Hätte der Miba-Gründer sich nicht dafür eingesetzt, das Spiel mit der Eisenbahn als ernstzunehmendes und gewissermaßen ohne Altersbeschränkung weiter zu betreibendes Hobby (dem seinerzeit etablierten Briefmarkensammeln vergleichbar) zu propagieren, wobei er sich beim Layout seiner Zeitschrift bis in die 70er Jahre am "model railroader" orientierte, wäre die deutsche Spielwarenindustrie, gerade, was das technische Spielzeug betraf, auf dem Vorkriegsstand verharrt und bereits Ende der 50er Jahre nach und nach von der Bildfläche verschwunden - die Blechspielzeugproduzenten wurden seinerzeit ja von der aufkommenden fernöstlichen Konkurrenz ebenfalls verdrängt, und das zu einem Höhenflug ansetzende Raumfahrtzeitalter bescherte uns ja leider (als Sammelgebiet einer abgeschlossenen Ära durchaus begehrte) Roboter, deren Spielwert darin bestand, zu blinken, zu piepen und andere Geräusche von sich geben… diese Sounds eroberten ab den 80er Jahren sogar die Glückwunschkartenindustrie - und mit der Digitalisierung nun auch die Modelleisenbahn.
Und die Altersangaben sind wohl gesetzlich vorgegeben, um der Gefahr vorzubeugen, dass Kleinteile verschluckt werden.
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
[…] Wir müssen uns eingestehen, dass Modellbahn zu einem "Altherren-Hobby" geworden bzw. verkommen ist. […]
Auch das Spiel mit der Dampfmaschine, mit Ritter- oder Wildwestfiguren, dem Metallbaukasten etc. ist längst kein Massenphänomen mehr, das es doch zu sein schien, als die Prospekte der Vedes-Fachhändler und die Kataloge der Versandhäuser die dazu nötigen Produkte noch anpriesen.
Aber wie sehr die Spielwarenindustrie irren kann, zeigte sich doch, als der Harry-Potter-Hype anlässlich des nahenden Kinostarts des ersten Filmes ein Plastikbesen in den Handel kam… 
Die Modelleisenbahn, wie viele Jahre es auch braucht, bis das damit spielende Kind genügend Material zusammengebracht hat, um den Spielwert voll auszukosten, ist immerhin ein Spielzeug, welches das Spiel, das Spielbedürfnis und den das Spiel stets begleitenden Nutzen für's spätere Leben ernstnimmt.


Kelmis

RE: Fehlender Nachwuchs

#123 von 3047 , 18.07.2018 17:45

Zitat von Gast im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Vielleicht weiß er es nicht, der Hinweis hat trotzdem nichts damit zu tun, daß die Modelle zu detailliert wären. Auch in früheren Zeiten hätte dieser Hinweis draufgestanden, wäre die Rechtslage damals so gewesen wie heute. Daran kann man auf keinen Fall ablesen, daß die Fortschritte der Detaillierung die Modellbahn für Kinder ungeeignet gemacht hätten.

Und es gibt ja noch die Start-Programme und sonstige einfacherer Modelle.

Grüße,
Bernhard



Hallo Bernhard,

ob so ein Hinweis heute drauf stünde wissen wir beide nicht. Ich denke, der Hinweis war ja nur deshalb notwendig weil heute die Möglichkeit besteht dass Teile der Lok abgehen und verschluckt werden können. Das war früher bei den 50iger/60iger Jahren Modelle und auch bei vielen heutigen Modellen von Märklin eigentlich nicht der Fall. Wenn nix verschluckt werden kann, brauchts auch keinen Hinweis. Kann verschluckt werden, so hat man sich entschieden, muss ein Hinweis drauf.

Und es bedarf auch keiner Start Programme um für Kinder tolle Loks zu haben. Alte Gussmodelle aus einem Guss und wo nix abfallen oder abbrechen kann gibts doch genug. Analog schenken, ein Trafo dazu, eine Packung Gleise, und du wirst sehen mit welcher Begeisterung die jeden Tag neue Pläne machen und die Gleise neu verlegen, das ist für das Alter von 4-9 genau das Richtige.

Ich denke, Jeder von uns hat doch ein paar alte Loks aus analogen Zeiten die er für einen solchen guten Zweck abgeben kann an seine Enkel ect.,

Und dann ist der Virus auch schon geimpft. Ob er später nochmal ausbricht, entscheidet dann die Zukunft.


kollegiale Grüße

Gustav


3047  
3047
InterCity (IC)
Beiträge: 962
Registriert am: 17.11.2012


RE: Fehlender Nachwuchs

#124 von 81013-5 , 19.07.2018 17:23

Hallo zusammen,

Den Kindern den alten Analog Kram zu geben ist der falsche weg jedenfalls für Kinder über 6 Jahren.
Ich bin Delta mit 8 Jahren angefangen und hatte 2 Loks.
Das war auch OK bis Lok 3 kam und die Stromversorgung zu knapp war und nichts lief.
Nach drei Jahren hatte ich mich satt gesehen und die Bahn Stand bis auf wenige bewegungsfahrten fast 2,5 Jahre erst nach dem eine MS2 angeschafft wurde kam Spaß und Freude am hobby auf.
Ein Zug wird schnell langweilig und sich als Elternteil mit Schaltungen zu beschäftigen ist auch Quatsch vor allem wenn sie keine Ahnung von so etwas haben.
Digital sollte der Start schon sein sonst wird das nichts.

Gruß,
Kelvin


Meine Anlage:
viewtopic.php?f=64&t=155393

Meine Instagram seite (Alles rund um Maschinen, Technik und Züge)

https://www.instagram.com/ostkelvin/?hl=de


81013-5  
81013-5
InterRegio (IR)
Beiträge: 208
Registriert am: 28.12.2017


RE: Fehlender Nachwuchs

#125 von Mallardfahrer , 19.07.2018 18:50

Hallo allerseits,

schön zu sehen wie rege hier über das Thema Nachwuchs diskutiert wird( wenn auch manchmal etwas weit abgeschweift wird ! ).
Ich denke ,die Hauptsache ist es neben den Kindern auch deren Eltern oder Onkel,Tanten etc.
Hauptsache eine Bezugsperson mit ins Boot zu holen und wie schon erwähnt wurde,das
es auch Teile der Bahn gibt über die nur das Kind bestimmen kann.
Es muß jemand geben, der sich Zeit dafür nimmt mit den Kindern zusammen Landschaften,Häuser etc.entstehen zu lassen,es muss angeleitet und gelobt werden.
Dann kann man heute wie damals Kinder für unser schönes Hobby begeistern.
Was dann auf Bahn fährt ist ziemlich egal,Hauptsache es fährt !!

Dies sind meine Erfahrungen aus 12 Monaten Modelleisenbahn AGs an 4 verschiedenen Schulen.

Schöne Grüße
Sören


Always look on the bright side of life


 
Mallardfahrer
InterRegioExpress (IRE)
Beiträge: 322
Registriert am: 15.07.2012


   

Jetzt werden die Preiserlein geimpft :)
Trinkhalle nach Jörg Chocholaty Bau Beschreibung

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz