Hallo Leute,
das hier ist jetzt ein Roman geworden, ich schreibe ihn aber für die selbsternannten Profis
trotzdem, um ihnen die Augen zu öffnen.
Was Märklin in ihrem Dokument indirekt angesprochen hat, hat folgenden Hintergrund:
Heute sind ja fast alle Netzteile Schaltnetzteile ohne einen "normalen" 50Hz-Trafo.
Diese Schaltnetzteile sind zwar "irgendwie" gegen die Phase (und den Nullleiter) isoliert,
haben aber trotzdem immer irgend einen Kriechstrom, hier Ableitstrom genannt zum PE.
Das kann man manchmal sogar mit einem empfindlichen Phasenprüfer sogar messen/sehen.
Ich habe es sogar schon mal erlebt, dass auf dem D-Sub-Stecker eines Laptops ca. 115V, also halbe
Netzspannung angelegen haben. Die sind zwar nicht sehr belastbar, aber man merkt das kribbeln doch
sehr deutlich, besonders auf dem Handrücken, der dafür sehr empfindlich ist. Ein Phasenprüfer ist
sehr hochohmig und zeigt diese 115V sogar sehr deutlich an. Man kann dann das Metallgehäuse eines
solchen Laptops trotzdem an PE anschliessen, ohne dass da die Sicherung raus fliegt. Die 115V waren
in diesem Fall halt "weich" erzeugt.
Egal, also es gibt einen Ableitstrom, auch bei den Schaltnetzteilen der Spielzeughersteller.
Wie hoch da jetzt der Grenzwert für den Ableitstrom ist, da habe ich keine Ahnung bzw. bin gerade
zu faul um nach zu sehen, weiß auch nicht, wo man das findet.
Aber nehmen wir mal an, ein Hersteller hält sich immer dran und legt seine Schaltnetzeile so aus,
dass der Ableitstrom um Faktor 5 niedriger als der Grenzwert ist. Das ist doch schon mal gut, oder?
Bei unserer Spielzeugeisenbahn haben wir jetzt aber die Situation, dass man neuerdings für jeden
"Verbraucher" wie PC, CS, jeden einzelnen Booster, Stellpult, Beleuchtung, usw. ein eigenes
Schaltnetzteil nehmen muss und über das Datenkabel werden diese Komponenten auch noch
teilweise untereinander elektrisch verbunden.
Da hat man schnell eine Konstellation zusammen, wo u. U. 5 Netzteile auf einmal über Masse
zusammengeschlossen werden. Dabei addieren sich die Ableitströme der einzelnen Netzteile, und
in unserem guten Fall von Faktor 5 bei jedem Netzteil unter dem Grenzwert hat man auf einmal
den Grenzwert ohne gross nachzudenken erreicht oder gar überschritten. Klar, der Grenzwert ist in
der Regel so niedrig angesetzt, dass da noch immer nichts passiert. Aber trotzdem hat man damit
eine Situation geschaffen, die von der elektrischen Seite her eigentlich nicht mehr zulässig wäre,
obwohl jede einzelne Komponente an sich um Faktoren besser ist, als gefordert.
Und genau dieser Situation wollen die Göppinger mit ihrem Hinweis der ein-/beid-seitigen Trennung
der Schienen entgegenwirken.
Wie sie das aber bei Boostern, die über die Datenleitung noch verbunden sind, hinbekommen wollen,
ist mir nicht ganz klar. Vielleicht hat man deswegen den Trenntrafo vorgeschlagen.
Und nun zur Praxis:
Laut meinem Freund, der mit den Schaltnetzteilen aus GP und einem Laptop und daran
angeschlossener Elektronik und Oszi rum experimentiert hat, hat damit in seiner Schaltung mehrmals
ganz normale 1N4148-Dioden platt gemacht, bis er rausbekommen hat, dass wegen den Schaltnetzteilen
so große Ableitströme zusammen kamen, welche immer wieder seine Dioden getötet haben. Ein
Umdrehen des Netzsteckers vom Schaltnetzteil hat dann geholfen. Ja, ihr habt richtig gelesen!
Ich muss auf meiner Modulanlage das dafür vom Hersteller vorgesehene Schaltnetzteil für das
L88 (an der CS2 angeschlossen) auch richtig rum einstecken, damit auf den Schienen der ganzen
Anlage keine Kriechströme fliessen!
Richtig rum angeschlossen, sind die Gleise frei vom bitzeln, falsch rum spürt man das deutlich!
Wer es nicht glaubt, kann es gerne mal ausprobieren. Einen Stromschlag bekommt man dabei
nicht. Ich will aber nicht wissen, was beim Einstecken der Datenleitungen "unter Dampf" alles
passieren könnte, wenn der Stecker falsch rum in der Steckdose steckt.
Man glaubt es kaum, aber auch im Zeitalter der Schaltnetzteile muss man manchmal auf die richtige
Polung des Netzsteckers achten. Wie gesagt, auch ich verwende die vorgeschriebenen Schaltnetzteile
aus GP!
Ich kann mir gut vorstellen, dass wenn man da mehrere solcher "leckenden" Netzteile falsch
rum zusammen steckt, man dann den Ableit-Grenzwert doch recht schnell ereichen kann.
Gruß aus der Praxis vom Nichtelektriker (aber Elektroniker)
est2fe