Hallo zusammen.
Aktuell beschäftige ich mich mit der Schleiferumschaltung. Zuvor habe ich mich noch nie mit einer Schleiferumschaltung beschäftigt. Also habe mir mal angeschaut, wie Roco die Schleiferumschaltung beim Velaro D umgesetzt hat. Und ich muss sagen, ich bin sehr überrascht. Jetzt bin mir nicht mehr sicher, ob ich das richtig analysiert habe. Denn diese Art der Umsetzung wirft bei mir zu viele Fragen auf. Hier der Schaltplan von dem, was ich da vorgefunden habe (bzw. glaube, vorgefunden zu haben).
Kurz mal erläutert:
- Kpwr ist ein bistabiles Relais. Es handelt sich um ein Panasonic TQ2-L-6V.
- SWpwr ist eine einfache Kurzschlussschaltung. Man kann damit die Schleiferumschaltung ein- und ausschalten.
- Rechts im Schaltplan sind die Anschlüsse von den beiden Steuerwagen.
- Links im Schaltplan werden dann vom Relais die beiden Leitungen TrackLeft und TrackRight zum Decoder geführt.
An dieser Umsetzung überraschen mich gleich mehrere Dinge. Diese würde ich gerne diskutieren.
- Am offensichtlichsten und zugleich überraschendsten ist die Tatsache, dass das Relais über die Motorleitungen gesteuert wird. Die Relaisspule ist zum Motor parallel geschaltet. Sie hat einen eigenen Widerstand und sie ist, wie der Motor selbst auch, eine Induktivität. Beeinflusst das nicht die Fahreigenschaften? Beeinflusst es nicht auch die Lastregelung?
Die Schleiferumschaltung reagiert in dieser Schaltung nur auf das Fahrtsignal. Sprich, wenn ich in der Zentrale (bsp. MS2) nur die Richtung wechsle, passiert im Relais erst einmal nichts. Erst, wenn der Zug losfährt, dann schaltet das Relais um. Wenn das Relais schaltet, dann wird für einen kurzen Augenblick ein stromloser Zustand erreicht. Nämlich in der Zeit, in der die mittigen Relaiskontakte zwischen den beiden äußeren Releiaskontakten hängen. Wie kann das funktionieren? Braucht es da nicht eine Pufferung?
- Zudem wird der Motor bekanntlich mit Pulsweitenmodulation angesteuert. Sprich, anstatt die Spannungsamplitude zu modulieren, wie im analogen Betrieb, wird im digitalen Betrieb bei voller Spannung die Dauer des Impulses moduliert. Jetzt ist das Relais ein 6V-Relais mit einer Toleranz bis zu 150% laut Datenblatt. Sprich, die Spule verkraftet eine Spannung von bis zu 9V. Können aber am Motor nicht 12V anliegen? Bei voller geschwindigkeit liegt also eine Dauerspannung von 12V am Relais an? Ist das in Ordnung?
- Apropos Pulsweitenmodulation. Es scheint offenbar so zu sein, dass der kürzeste Impuls bei geringster Fahrtgeschwindigkeit ausreicht, das Relais zum Kippen zu bringen. Sonst würde es nicht funktionieren? oder?
- Die Kurschlussschaltung mittels SWpwr ist auch komisch. Selbst wenn ich die Schleiferumschaltung ausschalte, ist damit das Relais nicht ausgeschaltet. Es schaltet nach wie vor mit wechselnder Richtung. Und damit gibt es auch bei ausgeschalteter Schleiferumschaltung die kurze Zeitspanne, in dem das Relais schaltet und das ganze System im stromlosen Zustand ist. (Wobei mir bei der Kurzschlussschaltung auch keine bessere Lösung einfällt.)
Hui, viele Fragen. Aber das beschäftigt mich. Das kann ich mir gerade nicht erklären. Habe ich einen Fehler beim reverse-engineering der Schaltung gemacht? Übersehe ich da was?
Bin gespannt auf eure Meinungen und weitere Einsichten.
Besten Dank.