RE: Wagenanstrich, -fristen und "Hierarchie" in den frühen 90ern bei der DB

#1 von intermodal , 18.01.2021 18:28

Hallo,

Ich habe am Wochenende mal ausgiebig bei Drehscheibe, Bundesbahnzeit und in der Reisezugwagendatenbank gestöbert.
Da ist mir aufgefallen, dass es auch in den 90ern noch ein paar blaue bzw. grüne Loks gab, allerdings habe ich im Fernverkehrsbereich nur ozeanblau-beige oder produktfarbene Wagen gesehen.
Im Gegensatz dazu gab es anscheinend bei bestimmten Fahrzeugen nur bestimmte Lackierungen, z.B.
Umbauwagen nur grün
Schienenbusse, KöfII nur Altrot
Mitteleinstiegswagen nur grün oder ozeanblau-beige
Gab es da Anordnungen, dass diese Fahrzeige nicht ins neue Farbschema umgezeichnet werden, oder haben die Lackierungen nur extrem lange Revisionsfristen? Gab es für Neulack überhaupt feste Fristen oder wurde das nach Bedarf gemacht? Wurden Schienenbusse oder Umbauwagen dann z.B. auch nach 1975 noch altrot oder chromoxidgrün lackiert? Wurde auch nach den Stichtagen bei anderen Fahrzeugen noch Neulackierungen in den alten Farben durchgeführt, z.B. weil man noch Farbe übrighatte?

Zur Hierarchie der Wagen, geordnet auf einer Skala von "Eher Fernverkehr" zu "eher Nahverkehr" wären meiner Meinung nach die Wagenbauarten zu ihrem Erscheinungsdatum so eingeordnet worden:

m-Wagen -> Mitteleinstiegswagen -> 4yg -> n-Wagen ->3yg

Ist das korrekt?
Da die Umbau- und Mitteleinstiegswagen Anfang der 90er schon am Ende ihres Lebenszyklusses angekommen waren, vermute ich, waren m und n-Wagen als "hochwertiger" erachtet, während 4yg und Mitteleinstiegswagen eher "schlechter" waren. Ist das so korrekt? Spiegelt sich das auch im EInsatz wieder, z.B. dass diese Wagen eher in Verstärkerzügen oder als Ersatz vorkamen, so wie heute unmodernisierte Interregio-Wagen im IC-Dienst?
Und wurden m-Wagen überhaupt im Nahverkehr eingesetzt, wenn es vom Umlauf gerade passen würde?

Das sind viele Fragen, ich möchte eure Hilfe nicht über Gebühr beanspruchen, ich habe auch vorher schon versucht eine Antwort zu recherchieren. Ich wäre auch über jeden Hinweis oder Ansatz zu einer Website o.ä. mit weiteren Informationen dazu dankbar.

Liebe Grüße
Paul


Freundliche Grüße
Paul


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RE: Wagenanstrich, -fristen und "Hierarchie" in den frühen 90ern bei der DB

#2 von Sinerb , 18.01.2021 19:12

Grüß Dich

neben den Fristen ist es wichtig zu wissen wie
viel Laufleistung der Wagen oder die Lok schon gehabt hat.
Denn je nach gefahrenden Kilometer sind unterschiedliche
Untersuchungen vorgesehen. Diese werden immer
Umfangreicher, sodaß man versuchte diese zusammen auszuführen.
Wenn ein Wagen für einen Umbau vorgesehen war, die Lackarbeiten eigentlich
früher ausgeführt werden sollten, ließ man dies Ausfallen und lackierte nach dem Umbau um.
Genau so war es bei Loks und Wagen die z Gestellt werden sollten, die liefen bis zum Fristende in den alten
Farben.
Hier eine Aufstellung: https://de.wikipedia.org/wiki/Hauptuntersuchung_(Bahn)
und hier für Reisezugwagen: https://reisezug-wagen.de/erlaeuterungen/instandhaltung.php

Gruß Sinerb


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RE: Wagenanstrich, -fristen und "Hierarchie" in den frühen 90ern bei der DB

#3 von intermodal , 18.01.2021 22:02

Hallo Sinerb,

ah, danke, das bringt schonmal Licht ins dunkel. Dann ist der Zusammenhang umgekehrt als ich vermutet habe, die Wagen wurden also deshalb erst später lackiert, wenn sie seltener zum EInsatz kamen.
Dann ist es realistisch, die Wagen mit alter Lackierung vorwiegend in Verstärker- und Ersatzzügen einzusetzen, da sie dort weniger Laufleistung ansammeln.
Das erklärt auch, warum ich keine Fotos von grünen oder blauen m-Wagen zu der Zeit gefunden habe, die waren ja mit EInführung des zweiklassigen ICs immer gut ausgelastet.

Liebe Grüße
Paul


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RE: Wagenanstrich, -fristen und "Hierarchie" in den frühen 90ern bei der DB

#4 von Atlanta , 18.01.2021 23:35

Moin Kollegen,

Im Gegensatz zur DB wurden bei der DR in den frühen 1990er Jahren auch Schienenbusse in Mintgrün umlackiert, sobald sie zur Revision ins RAW verbracht wurden, dabei wurde der Innenumbau vorgenommen, nachdem das Fahrzeug bis in die letzte Schraube zerlegt und wieder zusammengebaut wurde.

Bei den Reisezugwagen verhielt es sich ähnlich, allerdings waren einige 1. Klasse Wagen im Verkehrsbereich West in Eilzügen als Verstärkerwagen eingesetzt worden, welche somit der Umlackierung und dem Umbau des Innenraumes entgingen und im Beige und Grün der Halberstädter Wagen noch einige Zeit erhalten blieben. Im Eilzug zwischen Bremen und Hamburg Altona fuhren einige dieser Wagengarnituren mit dem Betriebslogo der DR.


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RE: Wagenanstrich, -fristen und "Hierarchie" in den frühen 90ern bei der DB

#5 von Guardian71 , 23.01.2021 08:51

Zitat
Zur Hierarchie der Wagen, geordnet auf einer Skala von "Eher Fernverkehr" zu "eher Nahverkehr" wären meiner Meinung nach die Wagenbauarten zu ihrem Erscheinungsdatum so eingeordnet worden:

m-Wagen -> Mitteleinstiegswagen -> 4yg -> n-Wagen ->3yg

Ist das korrekt?



Anfang der Neunziger mit Sicherheit nicht mehr. Mitteleinstiegs- und Umbauwagen waren bis Mitte der Achtziger faktisch aus dem Plandienst ausgeschieden. Die Umbau-Dreiachser schon ein Jahrzehnte zuvor.

Deine Reihenfolge muss also lauten:

m-Wagen -> n-Wagen -> Mitteleinstiegswagen

Der Rest war schon ausgemustert...

Zitat
Da die Umbau- und Mitteleinstiegswagen Anfang der 90er schon am Ende ihres Lebenszyklusses angekommen waren, vermute ich, waren m und n-Wagen als "hochwertiger" erachtet, während 4yg und Mitteleinstiegswagen eher "schlechter" waren. Ist das so korrekt?



Die Mitteleinstiegswagen existierten nur noch vereinzelt als Verstärkerwagen. Die waren damals immerhin schon knapp vierzig Jahre alt...

Zitat

Das erklärt auch, warum ich keine Fotos von grünen oder blauen m-Wagen zu der Zeit gefunden habe, die waren ja mit EInführung des zweiklassigen ICs immer gut ausgelastet.



Das war Anfang der Achtziger, nicht Anfang der Neunziger! Bm.234 und 235-Wagen wurden seit Mitte der Achtziger in ICs durch neue Bvmz ersetzt und in Interregio-Wagen Bim(z) umgebaut. Die Bm.232 aus den Fünfzigern liefen im Eilzugdienst aus und wurden in den frühen Neunzigern ausgemustert.


Beste Grüße,
Mark


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RE: Wagenanstrich, -fristen und "Hierarchie" in den frühen 90ern bei der DB

#6 von intermodal , 26.01.2021 16:59

Vielen Dank Mark, das ist sehr informativ.
Dann also im Regelfall sortenreine n-Wagen-Züge mit vereinzelt eingebrachten m232- oder Mitteleinstiegswagen in den Hauptverkehrszeiten.
Waren die m232 eigentlich wendezugfähig oder kam das erst mit den späteren Umbauten der m-Wagen für den Interregio-Einsatz dazu?

Liebe Grüße
Paul


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RE: Wagenanstrich, -fristen und "Hierarchie" in den frühen 90ern bei der DB

#7 von PCvD , 26.01.2021 22:11

Hallo,

m-Wagen waren hinsichtlich der alten 36-poligen Wendezugsteuerungen nicht einsetzbar.
Auch hier muss man die Historie betrachten:
Die Wendezugsteuerung setzte sich erst allmählich durch, hinsichtlich der Entwicklung geeigneter Steuerwagen und steuerbarer Triebfahrzeuge aus der Bundesbahn der 1950/60er.
Vorallem ein Rationalisierungseffekt stellte sich im Nahverkehr ein, wo eine Wagengarnitur oft über Kopfbahnhöfe lief, zum Sparen des Lokwechsels, oder wo auf kurzen Pendelstrecken sonst viel Umsetzen erforderlich war. Aber genau hier waren die yl- und n-Wagen wegen ihrer größeren Türenanzahl und Sitzplatzdichte gewünscht.
In der Mischung dieser Aspekte haben höherwertige m-Wagen für Schnellzugdienst auf längeren Strecken keine damaligen Wendezugsteuerkabel erhalten, weil für diese Züge auch kein Wendezugeinsatz von Interesse war.
Bishin zu der Gegebenheit, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit von Wendezügen zunächst sehr zurückhaltend erlaubt war, ich meine, es waren 120km/h - was hier auch das "langsamere" yl- und n-Material zuvorderst im Einsatz anbot.

Faktisch wären diese Wagen erst mit den moderneren Steuerungen (ZWS) einsetzbar gewesen, welche auf das ohnehin seit Jahrzehnten vorhandene UIC-Kabel aufbauen. In solche Züge haben die Wagen aber schon nicht mehr hineingehört (S-Bahn x-Wagen, IR, Dostos, Nahverkehr ab Mitte der 1990er).


Gruß,

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RE: Wagenanstrich, -fristen und "Hierarchie" in den frühen 90ern bei der DB

#8 von PCvD , 26.01.2021 22:42

Und auch nochmal die "Rückschau" auf die Farben:

die m-Wagen und yl-Wagen waren zur Einführung des beige-blauen Farbschemas in ihren Diensten jeweils noch so wichtig und von Ausstattung und Komfort passend, dass sie zugunsten eines einheitlichen Entscheidungsbildes der Züge noch (mehrheitlich) umlackiert wurden.
Das gilt für die besseren m-Bauarten (jene mit Drehfalttüren) auf jeden Fall.

Von den Umbauwagen wollte man sich wohl schon früher trennen, weswegen dafür auch nie noch Festlegung zum Wechsel von grün auf beige-blau erfolgten. Allerdings blieben grade diese Wagen in den niedersten Diensten dann die längste Zeit noch erhalten.
Die m-Wagen hatten zur Abdeckung von Eil- und Schnellzugdiensten eben zumeist noch die Farbe gewechselt. Und die yl-Wagen waren aus ihrem Einsatzgebiet schon eher raus, weil eine Nachrüstung von Türblockierung und Zentralschließen für ihr Einsatzgebiet nicht mehr erfolgen sollte. Deswegen sind sie aus den Diensten verdrängt worden durch n-Wagen, die wiederum aus den Großstädten durch die Netze an x-Wagen und ET420 freigesetzt wurden.
So blieben dann wirklich nur noch wenige Reserven. Ich habe einen Byl noch Anfang der Neunziger in einer zusammengestoppelten Ersatzgarnitur zwischen Saarbrücken und Mannheim gesehen.

Und für die klassischen Umbauwagen ist die bemerkenswerteste Letztverwendung die Allgäu-Zollern-Bahn in den Achtzigern, wo man auch dort am Grün der Wagen festhielt, aber noch das neue Türkis als dünne Linie anbrachte, siehe hier:
http://www.forum.hunsrueckquerbahn.de/viewtopic.php?t=49457


Gruß,

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RE: Wagenanstrich, -fristen und "Hierarchie" in den frühen 90ern bei der DB

#9 von intermodal , 02.02.2021 02:14

Hallo
Ah, danke, jetzt habe ich es glaube ich verstanden, ZWS nutzt ein Kabel, das eh bei allen Wagen verhanden ist, weswegen auch aus völlig verschiedenen Wagen zusammengestückelte IC- und IR-Garnituren mit Bimdzf, oder DR-Dostos und n-Wagen mit Wittenberger Köpfen funktionieren. KWS nutzt ein spezielles Kabel was nur dafür vorgesehene Wagen haben.
Interessant, dass die Bahn extra für diese Strecke ein eigenes Design mit dem Streifen entwickelt hat.

Grüße
Paul


Freundliche Grüße
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