Rückblick Teil 2:
Heinrichs Flucht aus Cavembourg 1864
Als 1864 im Zuge des aufbrechenden Konflikts zwischen Frankreich und dem Deutschen Bund die Notwendigkeit politischer Bündnisse zwischen Heinrich I. und Ministerpräsidenten Esuh diskutiert wurde und der Konflikt bei der Frage eskalierte, ob das Land politisch neutral blieb oder sich auf ein militärisches Bündnis mit Frankreich einlassen sollte, kam es am 10. März 1864 zu einer folgenschweren Handgreiflichkeit zwischen dem König und seinem Ministerpräsidenten auf der Heinrichsburg.
Der Ministerpräsident sandte noch am selben Morgen einen Boten zu Napoleon III. mit der Bitte, er möge militärische Hilfe entsenden um den König festzusetzen. Gleichzeitig ließ Esuh die Grenzen zu Luxembourg schließen. Doch Heinrich I. wurde gewarnt und konnte, bevor die französischen Soldaten eintrafen, in die Wälder unterhalb der Heinrichsburg fliehen. Nach zwei Nächten in den Wäldern fand er Unterschlupf bei einem königstreuen Kalkbrenner. Zusammen mit wenigen Getreuen planten sie seine Flucht außerlandes. Für die Flucht wurde eine Holzkiste gefertigt, in der der König zunächst mit der Feldbahn des Kalkofens, dann mit der Eisenbahn in die Schweiz gelangen sollte, sobald der Bahnbetrieb wieder planmäßig funktionierte.
Empfänger der Kiste war Georges Jouef, ein befreundeter Spielwarenhändler aus Basel. Deklarierter Inhalt waren 120 kg Holzwolle. Am 29. März 1864 verließ die Kiste mit der königlichen Fracht das Land mit dem 5 Uhr-Zug Richtung Grevenmacher. Sie wurde umgeladen in den Zug nach Luxembourg/Stadt, dann nach Metz, über Frouard und Strassbourg gelangte sie drei Tage später nach Basel (Franz. Bhf).
Als die Kiste den Bahnhof Heinrichsburg verließ machte sich ein berittener königstreuer Bote auf den Weg zu Jouef, um ihn über den Inhalt der kommenden Kiste aufzuklären. Leider war der Zug um einen Tag schneller – die Kiste verblieb in der Güterabfertigung des Baseler Bahnhofs, bevor Heinrich I., gerädert von den Strapazen aber glücklich wegen des gelungenen Fluchtplans, daraus befreit werden konnte.
Bild entfernt (keine Rechte)
Das Foto zeigt den Kalkofen, in dem Heinrich Unterschlupf fand, fast hundert Jahre später - im Jahr 1963. Der Ofen und die Feldbahn waren noch bis ins Jahr 1965 in Betrieb. Der Kalkofen existiert noch, die Feldbahn wurde abgebaut. Im Gebäude befindet sich heute ein kleines Museum über die Flucht und das Exil König Heinrichs.
Das Museum zeigt die Kiste, in der Heinrich die Flucht aus Cavembourg gelang.
Diese Kiste wurde 1901, nachdem sie jahrelang in Jouefs Baseler Haus im Keller stand, von den Erben Georges Jouefs an eine Akrobaten- und Clownerietruppe aus Dresden verkauft. Dort fand sie dann den Weg in ein Varieté, wo sie Harry Houdini als Requisit in seinen Entfesselungsshows diente. Er veränderte die Kiste zwar (der „Deckel“ der Kiste geht nun besser einsehbar Richtung Publikum auf), aber wichtige Originalteile blieben erhalten. Mit dem Magier gelang die Kiste nach Nordamerika und nach Houdinis Tod 1926 lagerte sie auf dem Dachboden eines Theaters in Detroit. Es ist einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass 1929, bevor das Theatergebäude abgerissen wurde, ein Bühnenarbeiter die Kiste entdeckte, eine Inschrift auf einer der Innenseiten entziffern konnte und deren Bedeutung erkannte. König Heinrich hatte 1864 im Bahnhof Basel, als er einen Tag und eine Nacht auf seine Befreiung wartete, ein paar Sätze auf eine Innenwand geschrieben:
„Hier sitze ich, König Heinrich aus Cavembourge,
dem Reiche entmächtigt,
gefangen und flüchtig;
verbannt von einem Schurken
den Verrätern niemals gnädig!
Basel Bahnhof, am 31. Märzen 1864“
Außerdem zeigt das Museum Heinrichs Postkarten aus Rumänien, die Tagebücher Napfs und andere Originalschriftstücke.
Bild entfernt (keine Rechte)
Foto: Der Ausstellungsraum mit einer Wachsfigur König Heinrichs neben seiner von Houdini veränderten Fluchtkiste.
Das Museum hat samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 2 Euro, Kinder bis 16 Jahre frei.
Abendstimmung am Bahnhof Heinrichsburg
Bild entfernt (keine Rechte)
Von hier aus wurde König Heinrich in seiner Kiste in den Zug Richtung Basel verfrachtet. Bahnhof Heinrichsburg war bis 1872 der einzige Bahnhof Cavembourgs und zentrales Nadelöhr für den gesamten Schienenverkehr. Heute gehen noch Regionalzüge nach Grevenmacher und in die Hauptstadt ab. Sie werden fast nur noch touristisch genutzt. Zahlreiche idyllische Wanderwege beginnen hier, wie hoch zur Ruine Heinrichsburg, zur Neuen Burg (im Hintergrund zu sehen), in das Tal nach Napfen oder auf den Höhenwanderweg. Auch der Zugang zum Tierpark Wolfspark ist von hier zu erreichen.
Fortsetzung folgt...