Guten Tag allerseits,
ich möchte mein eigentlich schon langjähriges Projekt hier mal kurz vorstellen und hier eine Art öffentliches Bautagebuch anlegen - schließlich wird das Gedächntnis nicht besser, und wenn ich wieder 5 Jahre Pause mache, muss ich bestimmt irgendwo nachlesen, wie ich mir das mal gedacht habe
Ich orientiere mich mal etwas freier am Planungsfragebogen:
1. Nordhalben, Spurweite 16,5mm, H0, Gleise im Selbstbau, Material von Bahnsinn und RST-Modellbau, digital (DCC), Steuerung/Betrieb per Handregler 1:1, also eine Person, ein Zug, Schwerpunkt Rangieren, Module nach Fremo87-Norm.
2. "Heimisches" Anlagenprofil:
In meiner bescheidenen Hütte stehen mir etwa 4,90 x 3,5 m zur Verfügung, die ich mehr oder weniger ausnutze.
Die Anlage wird L-förmig aus o.g. Modulen gebaut und auf ein Regal gestellt (Ivar), weils mit der Modultiefe von 50 cm harmoniert. Die Bahnhofssegmente nehmen mit dem Einfahrmodul (mit Fremo-Kopfprofil) eine Gesamtlänge von 3,6m ein, wobei der Bahnhof selbst auf Segmentkästen von 2,8 m unterkommt. Im Anschluß daran folgt ein 80 cm Anlagenteil mit F02-Profil, daran schließen nicht Fremo87-taugliche Kurvenmodule mit 1000 mm Radius an, die Kurve kommt so auf insgesamt 1,25 x 1,25 m, am Ende ist ein Fiddleyard mit 4 festen Gleisen und einer Tauschkasette von etwa 1,3 Metern.
3. Hintergrund
Die Bahnlinie, die zum Bahnhof führt, ist eine klassische Nebenbahn, die der eine oder andere vielleicht als Rodachtalbahn kennt und die von Kronach zum Endbahnhof Nordhalben führt; Die Vorbildstrecke hat zwar Steigungen und auch Gefälle, da es sich aber um Fremo-Module handelt, werden die nicht gebaut.
Der Bahnhof soll eine maßstäbliche Interpretation des Bahnhofes Nordhalben zu Beginn der 1950er Jahre werden, wobei der Fahrzeugeinsatz den Zeitraum von etwa 1950 bis Mitte der 1960er Jahre wiederspiegelt.
Interpretation deshalb, weil der Bahnhof zu der Zeit tatsächlich noch über bayrischen Oberbau, genauer bayrische X 1:8 Weichen verfügte. Ich verwende stattdessen den sogenannten Reichsbahnoberbau K und 190 1:7,5 Weichen, die auf den ersten Blick eine ähnliche Geometrie wie die X 1:8 Weichen haben (auf den zweiten Blick komme ich gleich...) . Reichsbahnweichen wurden in Nordhalben erst mit dem Rückbau des Bahnhofes eingebaut, bei dem Rückbau wurden u.a. alle Doppelweichen entfernt (die vor dem Lokschuppen wurde durch den Verein Rodachtalbahn später wieder eingebaut)
Der Vorbild-Bahnhof liegt im Tal unterhalb der Ortschaft Nordhalben, so dass hier nur spärliche bzw. ausschließlich Bahnbauten vorkommen: Da der Bahnhof zu Beginn auch über ein eigenes kleines Betriebswerk verfügte, stehen hier neben EG, Stückgutschuppen und Abort auch ein zweiständiger Lokschuppen und eine recht große Bekohlungsanlage, die um 1950 auch mit einem recht eigentümlichen Kran versehen war. Das Auffüllen der Wassertanks erfolgte über einen Pulsometer direkt im Lokschuppen.
Prägend sind die beiden großen Holzladeplätze, einer direkt am Bahnhof, ein zweiter angebunden über eine Weiche in der Schräge (o.g. Modul, dass nur auf Treffen zum Einsatz kommt.
Nordhalben ist 1900 in Betrieb gegangen und existiert bis heute, wenn auch jetzt als Inselbahn, die durch einen rührigen Museumsbahnverein am Leben erhalten wird. Der heutige Bahnhof sieht deutlich anders aus als der ursprünglich gebaute, auch hier hat die DB in den 1970ern reichlich rückgebaut, bis dann in den 1980ern die Stilllegung kam.
Auch in den Jahren vorher hat es offenbar Umbauten gegeben, die allerdings in keinem Gleisplan berücksichtigt wurden: Der ursprüngliche Gleisplan der K.Bay.St.EB gibt ebenso wie ein Plan der DB nicht die tatsächliche Weichenlage der 1. Doppeltweiche wieder, womit ich sozusagen zum 2. Blick bezüglich der ähnlichen Geometrie komme: Sowohl im Ursprungsplan wie auch in einer späteren DB-Fassung ist die Einfahrt-DW als rechts/links Weiche gezeichnet, auf alten Fotos kann man aber ab spätestens 1931 sehen, dass dort eine links/rechts Weiche verbaut ist, allerdings ohne den übrigen Oberbau bzw. die Lage der anderen Weichen zu ändern.
Hier liegt eine echte Tücke, vor allem im Bezug auf meine Interpretation: Bei der Geometrie der X 1:8 Weichen lässt sich die Weiche problemlos drehen, die übrigen Weichen sind davon nicht betroffen. Baut man allerdings die doch um einiges längere DW 190 1:7,5 mit dem Abzweig links/rechts ein, verschieben sich sämtliche andere Weichen im Einfahrtbereich deutlich, vor allem das Gleis an der Kopframpe wird stark verkürzt.
Zur Verdeutlichung habe ich hier eine Skizze angefertigt, die (von unten nach oben) 1. den ursprünglichen bayrischen Oberbau mit einer DW rechts/links, 2. den bayrischen Oberbau mit einer DW links/rechts, 3. den Oberbau mit einer DW 190 1:7,5 rechts/links und schließlich 4. den Einfahrtbereich mit einer DW 190 1:7,5 links/rechts zeigt:
[attachment=1]Skizze Weichenvergleich.pdf[/attachment]
Anhand der Skizze kann man recht gut sehen, dass die Fassung mit der Reichsbahnweiche links/rechts die größten Verschiebungen im gesamten Arrangement ergibt. Daher habe ich mich entschieden (schließlich ist es ja eh eine Interpretation), dass beim fiktionalen Umbau auf Reichsbahnweichen der Ursprungsplan wiederhergestellt wurde. Für mein Empfinden wird so die Charakteristik des Einfahrbereiches am ehesten gewahrt, auch wenn die Einfahrweiche bezogen auf den echten Zustand zu der Zeit "falsch herum" liegt.
Der gesamte Gleisplan sieht daher jetzt so aus:
[attachment=0]NHglp.pdf[/attachment]
Der Fahrzeugeinsatz wird Nebenbahntypisch sein; auf der Rodachtalbahn waren Loks der Baureihen 98.8 (erste und zweite Bauserie, hier der unvollendete Umbaubericht zu einer 98.8 der ersten Serie: viewtopic.php?f=27&t=49320&p=1820984#p1820984) und 98.11 (die leider bisher noch von keinem Hersteller berücksichtigt wurde, ich hoffe auf einen Bausatz) im Einsatz, später kamen dann VT 95 und V100.1 dazu, bei den Personenwagen liefen 2- und 3-achsige bayrische Wagen, Donnerbüchsen und 3-achsige Umbauwagen, der Güterverkehr wurde in erster Linie mit verschiedenen Rungenwagen, Drehschemelwagen, O-Wagen und Stückgutwagen bestritten. Für den späteren Fremo-Betrieb wird der Warenein- und Ausgang noch genauer bezeichnet, belegen lässt sich aber in jedem Fall, dass Schiefertafeln und Griffel, geklöppelte Spitze und Holz zu den "Nordhalbener Exportschlagern" gehörten.
Ausser den genannten Fahrzeugen werden noch Loks der Baureihe 64 in verschiedenen Varianten, BR 86, V80, VT98, ein Vorserien VT95 und eine 98.10 zum Einsatz kommen.
4. Derzeitiger Stand
Die Bahnhofssegmentkästen sind im Rohbau fertig, 2 der insgesamt 7 Weichen sind zu etwa 80% fertiggestellt; die restlichen 20% sind Feinarbeiten, die am Schluß gesammelt bei allen Weichen eingebaut werden, also solche Dinge wie Verschraubungen, Klammerspitzenverschlüsse und ähnliches. Über den Fortschritt werden ich immer mal wieder berichten....
Bis denn
Michael