Grundlagen der Bahnhofsplanung

#1 von Thinkle , 06.10.2021 20:16

Hallo Zusammen,

ich plane gerade an einem minimaxtauglichen Ep III Nebenbahnhof herum, es existiert noch gar nichts an Gleisplan, ich bin noch in der Roh-Phase.
Der ordentlich vollgestopfte Thread mit allen Minimax bahnhöfen und Anschließern ist mir wohlbekannt und da habe ich auch schon einiges an Inspiration mitgenommen.
Wedel gefällt mir ganz gut: RE: MiniMax Bahnhöfe und Anschließer (2) aber auch nicht so gut, dass ich es sofort nachbauen will.

Im Rahmen der beschränkten Möglichktein möchte ich trotzdem realistisch viele Ladestellen für Güterverkehr in den Bahnhof integrieren, ohne das es zur vollgestopften Gleiswüste verkommt. Da ich ihn auch zu Hause nutzen will und es eben möglichst viel Betrieb geben soll, wird er 50cm breit und vielleicht auch etwas länger als 2m, aber nicht viel. Es soll zwei Bahnsteige und ein Umfahrgleis geben, einen Kleinlokschuppen, einen Güterschuppen (wer hätte das gedacht?) und was sich sonst noch so anbietet, aber da beginnt mein Problem: ich mir natürlich schon recht viele Pläne angeschaut habe, aber überhaupt keine Ahnung habe, ob die alle Sinn ergeben.
ich habe auch keine Lust da einfach irgendwas zu bauen, dass muss für mich selbst schon in sich halbwegs schlüssig sein.

Der Sinn und Zweck einer Kopframpe zur Verladung sperriger Fahrzeuge wie etwas Landmaschinen erschließt sich mir und will ich haben, weil sich Mähdrescher usw. gut als Beladung machen.
Ein Bockkran zum Abladen sperriger Teile will ich auch haben, weil sperrige Teile oder Überseekistenauf der Bahn auch gut aussehen.
Einen "Anschließer" mit einem Energiehändler, der Kohle und Öl abnimmt, ist schon gesetzt.

Ich habe jetzt also schonmal einen fiktiven Zug mit einem Kesselwagen Öl, einmal Hausbrand-Kohle, einer Maschinenkiste, einem Mähdrescher und einem gedeckten Wagen, die alle an ihren richtigen Platz wollen, während zwischendurch auch noch Personenzüge durch den Bahnhof wollen.
Das klingt sehr nach Time Saver und eigentlich schon nach zu viel, aber das werde ich vorher alles per Teppichbahning auf Machbarkeit und Umsetzbarkeit prüfen, damit ich nicht etwas baue, das nicht funktioniert.

Was man natürlich in allen Plänen immer wiede gerne sieht, ist "die Ladestraße" und "die Seitenrampe".
Welche Güter werden können dort alles umgeschlagen werden? Sicherlich gibt es in Summe mehr Güter als in einem Modul realistisch möglich ist, allerdings fehlt mir da völlig der Plan.
Ladestraße bietet sicherlich Möglichkeiten für Holz oder landwirtschaftliche Produkte, aber was gibt es da noch? Und was macht man mit der Seitenrampe? Geht darauf auch Vieh oder ist eine Viehrampe noch etwas anderes?

Fragen über Fragen, ich freu mich auf eure Antworten.


Niemals sinnfreie Dogmen oder eine komplett unnötige Markenbindung auf meiner Anlage!


Meteor hat sich bedankt!
Thinkle  
Thinkle
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.273
Registriert am: 10.01.2020
Ort: Bei Köln
Gleise Tillig Elite
Spurweite H0
Stromart DC, Digital


RE: Grundlagen der Bahnhofsplanung

#2 von Meteor , 06.10.2021 22:51

Hallo Thinkle,

so ein Bahnhof in Epoche III macht viel Spaß, heute gibt es ja solchen Wagenladungsverkehr in der Fläche kaum noch. Auch die Anlagen dafür sind weitgehend abgebaut. Hier am Ort ist das auch sehr deutlich; als ich hergezogen bin hatten wir noch einen richtigen Güterbahnhof. Heute ist nur noch der Güterschuppen da, aber ohne Gleis...

Zu Deinen Fragen, eine Seitenrampe ist ziemlich das Gleiche wie eine Koprampe, nur an der Seite des Gleises. Fahrzeuge müssen eben seitlich auf den Waggon auffahren statt über die Enden. Vorteil, das Gleis kann durchgehen, also von beiden Seiten befahren werden. bei entsprechend langer Rampe können auch mehrre Wagen auf seinmal beladen werden. Die Seitenrampe kann auch für Viehverladung benutzt werden, das Vieh kann aber nicht "gelagert" werden. Bei einer echten Viehrampe findet sich dafür eine Stallung und evtl. eine Tränke.

Die Ladestraße oder Freiladegleis ist einfach eine große befestigte Fläche für Straßenfahrzeuge, die direkt bis ans Gleis geht. Also direkt vom Fuhrwerk oder Lkw in den Waggon umladen oder umgekehrt. Dafür kann auch Gerät genutzt werden wie Förderbänder, Mobilkräne, Bagger oder Rübenverladeanlagen. Was ein Bahnhof davon hatte, hängt auch immer vom Örtlichen Frachtaufkommen nach Art und Menge ab. Im Zweifel mußte der Kunde das "Werkzeug" selbst stellen. Denkbar sind auch noch Sturzbühnen, Silos oder andere Spezialanlagen, aber diese sind meist mit einem Gleisanschluß zu einem Betrieb verbunden und privat.


Mit freundlichem Gruß

Stefan

Epoche III/IV
Deutsche Bundesbahn
Südwestdeutschland
2L-GS analog


Thinkle hat sich bedankt!
 
Meteor
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.239
Registriert am: 15.06.2015
Spurweite H0
Stromart DC, Analog

zuletzt bearbeitet 06.10.2021 | Top

RE: Grundlagen der Bahnhofsplanung

#3 von Meteor , 06.10.2021 23:02

Nehmen wir mal Deinen fiktiven Zug:

Kesselwagen und Hausbrandkohle können auf der Ladestraße umgeschlagen werden, wenn kein Brennstoffhändler mit Gleisanschluß vorhanden ist. Der Kunde kommt also mit einem Tankwagen fürs Öl bzw. einem Pritschenwagen mit Förderband und/oder Leuten mit Schaufeln. Bei der Maschinenkiste kommt es natürlich auf Größe und Gewicht an. Dein Kran ist sicher geeignet, mit geeigneten Lademitteln aber auch über die Rampe oder Ladestraße. Der Mähdrescher ist ein Fall für die (Kopf- oder Seiten) Rampe. Der gedeckte gehört an den Güterschuppen. Alles unter der Prämisse, der Endkunde hat keinen Gleisanschluß, wo direkt zugestellt werden kann.


Mit freundlichem Gruß

Stefan

Epoche III/IV
Deutsche Bundesbahn
Südwestdeutschland
2L-GS analog


 
Meteor
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.239
Registriert am: 15.06.2015
Spurweite H0
Stromart DC, Analog

zuletzt bearbeitet 06.10.2021 | Top

RE: Grundlagen der Bahnhofsplanung

#4 von KBS962 , 06.10.2021 23:20

Zitat von Thinkle im Beitrag #1

Was man natürlich in allen Plänen immer wiede gerne sieht, ist "die Ladestraße" und "die Seitenrampe".
Welche Güter werden können dort alles umgeschlagen werden? Sicherlich gibt es in Summe mehr Güter als in einem Modul realistisch möglich ist, allerdings fehlt mir da völlig der Plan.
Ladestraße bietet sicherlich Möglichkeiten für Holz oder landwirtschaftliche Produkte, aber was gibt es da noch? Und was macht man mit der Seitenrampe? Geht darauf auch Vieh oder ist eine Viehrampe noch etwas anderes?



Hallo,
meiner Meinung nach sieht man die Ladestraße viel zu selten auf Modellbahnplänen. Dabei ist bzw. war die Ladestraße die einfachste und zugleich häufigste Möglichkeit, Güter zwischen Straße und Bahn umzuschlagen. Fast alle Bahnhöfe und Haltestellen hatten ein Ladegleis mit Ladestraße, oft auch kombiniert mit Kopf- und Seitenrampe. Ladestraßen nahmen beim Vorbild oft große Flächen ein, während sie seltsamerweise auf vielen Modellbahnen völlig fehlen. An einer Ladestraße konnten fast alle Güter umgeschlagen werden, bis Epoche III vielfach noch manuell, später mit relativ einfachen Hilfsmitteln wie mobilen Förderbändern, Gabelstaplern und auch Pumpen für Flüssiggüter. Manchmal gab es auch noch einen Bockkran.
Nur die wenigsten Firmen hatten einen eigenen Gleisanschluss. Sofern sie ihre Waren nicht als Stückgut empfingen bzw. versandten, nutzten sie die öffentlichen Ladestraßen sowie die Kopf-Seitenrampen für den Bahntransport. Die Verbindung zwischen Firma und Bahnhof stellten z.B. Bahnspeditionen, die es früher sehr häufig gab, oder firmeneigene Fahrzeuge her.
Der Vorteil einer großen Ladestraße auf einer Modellbahn ist, dass man nicht auf eine bestimmte Gütersorte des dargestellten Szenarios festgelegt ist. In einem Tanklager werden immer nur Tankwagen zugestellt, in einem Schotterwerk werden immer nur Schotterwagen beladen. An einer Ladestraße können praktisch alle Arten von Güterwagen be- oder entladen werden, egal ob offene oder gedeckte Wagen, Tankwagen, Schüttgutwagen, Kühlwagen oder sonstige Spezialwagen. Sogar ein 18-achsiger Trafotransportwagen kann glaubhaft zugestellt werden.
Eine Seitenrampe braucht man nicht nur für die Verladung von Vieh, sondern z.B. auch wenn man den Güterwagen mit einem Gabelstapler oder einer Sackkarre befahren will. Oder man rangiert Fahrzeuge seitlich von der Rampe auf den Güterwagen. Auch hier kann eine große Auswahl an Wagen be- oder entladen werden.
Bevor ich zwei-drei spezialisierte Gleisanschlüsse darstelle, würde ich lieber eine vernünftige Ladestraße mit Kopf- und Seitenrampe bauen, denn hier ist bis Epoche IV fast alles flexibel und abwechslungsreich möglich.

Grüße
Andreas


Thinkle hat sich bedankt!
KBS962  
KBS962
InterRegio (IR)
Beiträge: 202
Registriert am: 09.12.2018


RE: Grundlagen der Bahnhofsplanung

#5 von Thinkle , 07.10.2021 11:30

Noch mal vielen Dank für die Antworten, das gefällt mir schon sehr gut!

Die Ladestraße samt Vorplatz wird ein wichtiger Bestandteil werden.
Der Kohlenhändler als Anschließer direkt am Bahnhof wird bleiben, weil er ordentlich Dreck und Farbunacen in seine Ecke bringt und dann auch nicht alle Wagen stumpf auf das Ladegleis rangiert werden müssen.
Wegen der Straße, Rampen und dem Schuppen muss ich mir mal was überlegen. ich glaube, die Ladestraße wird mit Waage und Lademaß schon ordentlich Länge auf den 2m Modul einnehmen.


Niemals sinnfreie Dogmen oder eine komplett unnötige Markenbindung auf meiner Anlage!


Thinkle  
Thinkle
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.273
Registriert am: 10.01.2020
Ort: Bei Köln
Gleise Tillig Elite
Spurweite H0
Stromart DC, Digital


RE: Grundlagen der Bahnhofsplanung

#6 von Atlanta , 24.10.2021 11:42

Moin Thinkle,

für die Grundlagen der Bahnhhofsplanungen gibt es entsprechende Literatur, der sich die Eisenbahningenieure damals bedienten.

Selbst in den 1950er Jahren wurde Eisenbahnstrecken noch neu gebaut, um land- oder forstwirtschaftliche Güter abzutransportieren oder auch, um Dörfer und Städte an das Bahnnetz anzuschließen.

Zu den wichtigsten Grundlagen gehörte aber auch die Trennung des Personenverkehrs vom Güterverkehr und die Anordnung der Gleisanlagen so zu schaffen, daß für beide Verkehrsarten im Bedarfsfall ein Ausbau stattfinden konnte wenn es nötig wäre, dieses zu tun.

Bild entfernt (keine Rechte)
Gemeinfreies Bild der preußischen Ostbahn irgendwo im heutigen Polen.

Diese Bahnstation veranschaulicht ganz gut, was auf fast jeder Bahnstation vorhanden sein sollte.

Wie von Meteor bereits beschrieben, nahmen die Ladestraßen einen sehr hohen Stellenwert ein, nahezu jede Bahnstation hatte eine.

Güterschuppen hingegen waren nicht auf allen Bahnstationen selbstverständlich, genausowenig wie Kopf- und/oder Seitenrampen.

Früher gab es Bahnhofsverzeichnisse, in denen alle Bahnstationen aufgeführt waren.
Die Ausgabe von 1944 gab die damals größte ,,Expansion" des Eisenbahnnetzes der DR wieder inklusive der Ostbahn.

Alle danach folgenden Ausgaben der Bahnhofsverzeichnisse beider deutscher Bahnen, der DB im Westen und der DR im Osten gaben eine erhebliche ,,Schrumpfung" des Eisenbahnnetzes wieder, trotz gelegentlicher Streckenneubauten.

In den Bahnhofsverzeicjnissen wurden Einrichtungen aufgeführt, wie KR = Kopframpen, SR = Seitenrampen, KSR = Kopf- und Seitenrampe, LadeStr = Ladestraßen, GS = Güterschuppen aber auch EG = Empfangsgebäude, denn nicht jede Bahnstation hatte auch eine dieser Einrichtungen.
Man konnte aus dem Bahnhofsverzeichnis auch entnehmen, welche Bahnstation mit wievirel Personal besetzt war oder ob es sich um HP = Haltepunkte oder Güter- und/oder Bahnhofsagenturen handelte.
Des Weiteren wurden die zuständigen BA = Betriebsämter, MA = Maschinenämter und VA = Versuchsämter mit aufgelistet zu denen eine Bahnstation gehörte.

Aus dem eigenen familiären Umfeld wurde mir berichtet, daß man im Ende der 1940er Jahren also noch vor der Grundung der Bundesrepublik Deutschland, auch einen Umzug von Speyer bei Baden–Baden in der französischen Zone nach Bargteheide bei Hamburg in der britischen Zone vollzog. Dazu wurde ein Güterwagen angemietet und die Möbel verladen.
Man hatte drei Tage Zeit den Wagen zu beladen und nach dem Eintreffen am Zielort wiederum drei Tage Zeit, den Güterwagen zu entladen, bevor zusätzliches Standgeld entrichtet werden mußte.


LG Ingo

Genießen Sie Ihren Urlaub in vollen Zügen...Die Bahn!
------------------------------------
Ich schreibe auch hier: H0-Gleichstrom.eu!
L.T.E. = Lübeck Travemünder Eisenbahn Act. Ges.


vikr hat sich bedankt!
 
Atlanta
CityNightLine (CNL)
Beiträge: 1.504
Registriert am: 20.12.2019
Ort: Lübeck
Gleise 2 Leitergleise H0 Spur diverser Hersteller 16,5 mm, H0n3 (10,5 mm), H0n30/00-9/H0e (9mm)
Spurweite H0, H0e
Steuerung DCC Roco/GFN z21 Start + MultiMaus + 2 × Roco Verstärker 10764 als Boooster
Stromart DC, Digital, Analog


   

Spielbahn mit Teilautomatik, Planung.
C-Gleise verbinden

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz