Hallo Wilhelm, hallo Klaus,
ich bin eher weniger der Perfektionist, es dürfen ein paar Nieten fehlen - meist bemerke ich das noch nicht mal - allerdings z. B. das komplett von einer anderen Lok stammende Fahrwerk der aktuellen BR 223 (Mä 36795) hatte mich dann doch von einem Kauf abgehalten. Derzeit kaufe ich überwiegend Rollmaterial, das nach dem Einfahren im Schrank verschwindet, weil ich eine größere Anlage plane. Nebenher ist ein Prototyp entstanden ohne Landschaft und Grün aus vorhandenem M-Gleis, der nach und nach die technischen Einrichtungen enthalten soll, die später in der großen Anlage gebraucht werden.
Insofern bewege ich mich in der Mitte zwischen Euch allen, achte auf die Vorbildgetreue, ohne Nietenzähler zu sein, möchte mit K-Gleis wegen des Flexigleises und der fast vollständigen schlanken Weichengeometrie bauen - auch wenn es schon etwas veraltet ist - möchte aber auch auf M-Gleis ausreichend funktionierendes Rollmaterial. Ich fühle mich auch nicht als "üblicher Verdächtiger", dennoch habe ich vielleicht eine Forderung, die leicht zu erfüllen sein sollte:
Ich informiere mich bei vielen geplanten Käufen hier im Stummiforum und lasse mich davon beratend beeinflussen. Ein solches Verhalten ist einerseits sinnvoll, aber es kann nicht Teil eines Angebotes oder Kaufvertrages sein. Wenn ich also als Hersteller extreme Kompromisse wegen der Optik mache, sollte ich das z. B. mittels eines Icons, wie diese auch für den Mindestradius und andere Details existieren, kennzeichnen, denn wenn eine Lok auf zwar veralteten, aber dennoch noch gängigen Gleistrassen nicht betreibbar ist, sollte das der Käufer vorher wissen, um sich für oder gegen das Produkt entscheiden zu können. Märklin hatte sogar bei der wirklich offensichtlichen Einschränkung, daß der Big Boy aufgrund seiner Länge nicht auf einer Mä-Drehscheibe einsetzbar ist, explizit darauf hingewiesen. Bei RoFl habe ich keinen Hinweis außer "Feinste Speichenräder aus Metall." gefunden, der mir verdeutlicht, daß Probleme bei älteren Schienensystemen auftreten können. Aufgrund der AC-Tauglichkeit wäre ich von einer vollständigen Märklin-Kompatibilität zunächst einmal ausgegangen, bei M-Gleis vielleicht mit etwas rumpeligem Lauf.
Ich finde es gut, wenn alle Spezies von reinen Teppich-Spielbahnern bis zu exklusiven Sammlern mit ausreichend Produkten bedacht werden. Wenn ich vom Hersteller oder Händler über das exakte Einsatzgebiet informiert bin, kann ich mich frei entscheiden, muß dann aber auch mit den mir vorher bekannten Einschränkungen leben. Die Kritik kommt immer dann auf und damit die Auslösung der Glaubenskrieg-ähnlichen Diskussionen, wenn nicht aufgeklärte Kunden sich über vermeintliche "Mängel" des Produktes beklagen, worauf Befürworter des neuen Konzeptes dagegen halten.
Ich begrüße auch das Einfließen neuer technischer Entwicklungen, auch wenn sie mich evtl. als Kunden ausschließen, z. B. aufgrund zu niedriger Spurkränze. Das gleiche erwarte ich aber auch dann bei anderen Neuerungen, z. B. daß neue Loks gleich digitaltauglich sind und somit einen Dekoder enthalten. Es gibt nicht wenige Stimmen, die das verurteilen, weil sie analog fahren oder ihren Lieblingsdekoder verbauen wollen und somit nicht den original Dekoder haben wollen. Auch da erwarte ich dann aber die Toleranz, daß das ältere System "analog" nicht mehr aus der Box bedient wird, sondern durch leichte Modifikationen oder durch Bedienung aus dem Gebrauchtmarkt befriedigt wird.
Meine Meinung ist gegen niemanden gerichtet, auch ich bekomme nicht alles, was ich haben will und muß mit Modifikationen oder Verzicht leben. Das Hobby hat zum Glück zu lange Standzeiten der eingesetzten Technik und dennoch ein sehr hohes Maß an Kompatibilität. In welchem anderen Bereich findet man das?
Viele Grüße aus BaWü, Stefan