Hallo!
Also, ich meine wir sollten zuallererst mal diese wertenden Adjektive, wie "sinnlos" etc. weglassen. Dann kann man ganz einfach und sachbezogen diskutieren und jeder kann seine Meinung vertreten.
Mich langweilt z.B. das Rangieren, deshalb lasse ich es. Ich bin an der Rollbahn Bremen - Osnabrück aufgewachsen. Damit bin ich sozusagen mit vorbeifahrenden Zügen sozialisiert worden. Da war nix mit Bahnhof, da war nur Strecke. Wir sind als Kinder mit den Fahrrädern zum Bahnübergang gefahren und haben gewartet, bis sich die Schranke schließt, den Zug vorbei fahren lassen, rüber, die Räder gewendet und das Ganze Spiel von vorn; slange bis der Schrankenwärter kirre wurde. Da fuhr in der ersten Hälfte der 70er noch alles, was man sich an Hauptstreckengarnituren so vorstellen kann (außer Altbaueloks). Eigentlich mache ich jetzt nichts anderes. Ich habe mir ein Stück Hauptstrecke nachgebaut und gucke von der imaginären Schranke zu, wie die Züge vorbei fahren. Man kann somit folgendes Definieren. Das von Punkt zu Punkt fahren, da ist man in erster Linie Lokführer und fährt die Strecke ab, oder man ist Zuschauer und steht an einem bestimmten Punkt der Strecke und sieht, was so alles vorbeifährt. Alles eine Frage der Perspektive. Ich weiß, ein Perspektivwechsel ist nicht Jedermans Sache.
Wenn man jetzt böse ist, dann ist das eine so sinnlos wie das Andere. Man könnte in der Zeit z.B. Physik studieren, Ebola bekämpfen, oder sonst so Themen angehen, die gesellschaftlich einen höheren Stand genießen als Entspannung
Und ich vermute auch mal, dass sich manche Modellbahner deshalb auch mit dem Begriff "Betrieb machen" behelfen. Wir alle kennen das: solange wir noch Kinder waren, war es völlig ok, sich mit der Modelleisenbahn zu beschäftigen. Als wir Jugendlich wurden war Modellbahn relativ uncool und man musste sich von Gleichaltrigen manchmal ganz schön was anhören. Und manche Mädchen guckten einen an, wie einen aus der Geschlossenen entfolhenen, wenn sie in deinem Zimmer die MoBa sahen. Die Eltern haben das wohl in etwa so gesehen, dass sich das in ein paar Jahren auswächst, "der Junge ist halt etwas spät dran." Als wir erwachsen wurden und uns immer noch mit der MoBa beschäftigt hatten, galten wir mindestens als ein wenig skuril... auf jeden Fall bekommt man es mit einem Rechtfertigungsdruck zu tun. Und damit geht man eben unterschiedlich um. Die einen sagen: "Klar, ich spiele!", die Anderen verwenden Synonyme. In meinen Augen ist beides OK, denn es beschreibt letzlich ein und denselben Sachverhalt in der ganzen Breitbreite der damit verbundenen Möglichkeiten und Weisen. Dei Frage ist nicht, was ist richtig oder falsch, sinnstiftend oder sinnlos, sondern was entzündet das Feuer der Leidenschaft deines Hobbies! Das ist weder wertend, noch polarisierend, sondern letzlich der Grund, weshalb wir uns als kleinsten gemensamen Nenner mit der Modellbahn beschäftigen.
Ich reagiere allerdings genervt und voller Fremdscham, wenn ein erwachsener Mensch ähnlich einem trotzernden Kinde mit dem Fuß aufstampft und Kraft seiner Stimme von sich gibt: "ich aber nicht!" Bei Kindern mag es ein gängiges Verhaltensmuster sein, bei Erwachsenen löst es bei mir Befremden aus. Es hat für mich eine gewisse Tragik, wenn die in Kern wohlmeinenden Hinweise auf das Verhalten nicht angenommen werden WOLLEN. Es erfüllt mit mit Traurigkeit, wenn sie nicht angenommen werden KÖNNEN. Dass der Ton dann an Schärfe zunimmt ist die logische Konsequenz, denn hier gilt: "wie es in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus".
Es geht hier nicht um Inhalte; die sind unter Wegnahme der Adjektive plausibel und nachvollziehbar. Es geht um die Art und Weise. Abraham Lincoln sagte einmal: "wenn du jemanden von etwas überzeugen willst, dann gewinne ihn zuerst als Freund." Wenn allerdings meine eigene Haltung abgewertet wird, der Hinweis, dass ich dieses Verhalten nicht toleriere (da ist die Grenze meiner Toleranz) nicht aufgenommen wird und ich nicht den kleinsten Funken an Einsichtsfähigkeit bemerke, begehre ich auf. Und setze mich entsprechend zur Wehr.
Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias