RE: Umbaubeschreibung Fleischmann 65 014 DC => AC

#1 von UlrichRöcher ( gelöscht ) , 24.02.2015 22:19

Umbaubeschreibung Fleischmann 65 014 FMZ/DC-Dampflok nach AC

Baureihe: 65
Bezeichnung: Neubau-DB-Dampflokomotive 65 014, 2. Lieferserie
Hersteller: Fleischmann
Artikelnummer: 64065 (FMZ-Version von 4065)
Herstellungsjahr: vor 2003
AC oder DC: nach Umbau AC, vorher DC
Epoche: IIIb
Bahnverwaltung: Deutsche Bundesbahn
Heimat-Bw: Essen Hbf
Bahndirektion: Essen
Länge: 178 mm
Gewicht: 480 g (nach Umbau)
Gehäuse: Kunststoff
Decoder: Zimo MX 631D, ursprünglich FMZ 6840
Schnittstelle: mtc (nach Umbau), vorher keine
Motor: SB-Modellbau-Umbausatz 14010, vor Umbau Standard-Rundmotor
Haftreifen: ja, zwei auf dritter Kuppelachse
Flüsterschleifer: ja, nach Umbau (Brawa 2225)
Mindestradius: 360 mm
Kupplungsaufnahme: NEM-Kupplungsschacht ohne Kulisse
Besonderheiten: nach Umbau: Faulhaber-Antrieb, rot-weiße Beleuchtung vorne/hinten getrennt schaltbar, schaltbare stromführende Kurzkupplung, Führerhausbeleuchtung.

Einführung
Die Baureihe 65 als eine von fünf Neubaudampfloktypen der Deutschen Bundesbahn interessierte mich schon länger. Der bisher einzige Großserienhersteller dieses Modells ist Fleischmann. Obwohl unter der Bestellnummer 1065 eine Wechselstromvariante angeboten wurde, habe ich die Gelegenheit genutzt, als im hiesigen Forum eine DC 65er mit FMZ-Decoder für die alte Fleischmann-Mehrzugsteuerung gebraucht angeboten wurde und diese gekauft. Erfahrungsgemäß ist der Umbau von etwas älteren Fleischmann-DC-Fahrzeugen auf System Märklin nicht übermäßig schwierig, weil insbesondere die Radform dieser Fleischmann-Produkte gut zum Märklingleis passt. Und FMZ wirkt heute nicht gerade preissteigernd .

Hier ist das gute Stück nach Umbau auf meiner Bahn:





Geschichte
Im nach dem Kriege aufgestellten Dampflok-Neubauprogramm der DB war die Baureihe 65 als Nachfolger der preußischen Tenderlokomotiven T14 (BR 93) und T18 (BR 7 vorgesehen. Die neue Lok war extrem spurtstark, sehr leistungsfähig an Steigungen und hatte größere Brennstoff- und Wasservorräte als ähnliche preußische oder Einheits-Tenderloks, litt aber gegenüber der BR 78 an der niedrigeren Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h. Ihre Kuppelraddimension von 1500 mm lies sie auch als geeignete Güterzuglok erscheinen, als die sie neben dem Personenzugverkehr ebenfalls eingesetzt wurde.

Die Lok wurde in zwei Serien geliefert. Die Nummern 1 bis 13 (1. Serie) wurden 1951 von Kraus-Maffei geliefert, eine zweite Serie mit den Nummern 14 bis 18 wurde von 1955 bis 1956 ebenfalls dort gebaut. Die Serien unterschieden sich insbesondere durch das veränderte Führerhaus - die zweite Serie, die die Fleischmann-Lok widergibt, hatte ein rundes Führerhausdach und eine geknickte Führerstandstür. Außerdem waren die Loks 13 bis 18 zumindest zeitweise wendezugfähig. Da dies nach vorliegenden Quellen bei Dampfloks immer eine indirekte Steuerung war (der Heizer verblieb auf der Lok und betätigte den Regler nach Anweisungen von im Steuerwagen sitzenden Lokführer (Hagenuk-Steuergerät)), muss auch die 65 entsprechend ausgerüstet gewesen sein. Die Frage, welche Steuerwagen mit der Lok gefahren wurden, lässt sich nur teilweise klären, ich vermute Hasenkasten-Steuerwagen. Ob die Loks auch mit Steuerbüchse fuhren, konnte ich nicht feststellen - ich vermute, dass es zumindest technisch möglich gewesen wäre.

Die Baureihe 65 wurde wie die anderen Neubaudampfloks auch ein Opfer des nach 1955 mit Macht einsetzenden Traktionswandels hin zu Diesel- und Elloks. Von 1966 bis 1972 wurde die Baureihe ausgemustert, erhalten blieb nur die 65 018. Diese Lok gehörte zuerst zum Bestand des Dampflokmuseums Neuenmarkt-Wirsberg, wurde dann aber an die Stoom Stichting Nederland in Rotterdam verkauft und dort betriebsfähig aufgearbeitet. Sie kommt auch heute noch gelegentlich zu Vorführungen nach Deutschland.


Umbauziele
Klar, primäres Ziel war der Umbau von Außenleiter-FMZ nach Punktkontakt-Digital mit DCC-Fähigkeit. Fleischmann-Modelle, die nicht zu den neuesten Produkten gehören, sind leicht umzubauen, da ihre Radsätze ggfs. nach etwas Justage sehr gut auf Märklingleis fahren. Problematisch kann schon mal die Schleifermontage wegen zu geringer Bodenfreiheit werden, was hier aber nicht der Fall war. Vom elektrischen her wäre der Rundmotor dieser Lok ein leichter Umbaukandidat gewesen, da er wegen der FMZ-Ausstattung bereits ein isoliertes Motorschild besaß. Der Motorumbau erwies sich jedoch aufgrund gewisser Gegebenheiten als eine tückische Sache, die ich weiter unten beschreiben möchte und die letztlich im Rolls-Royce aller Antriebe, einem SB-Fauli-Umbausatz, endete. Die Platzfrage war nicht weiter dramatisch - wo ein Uralt-Decoder hineinpasst, sollte ein moderner Decoder auch passen.

Da ich von der Wendezugfähig der Loks wusste, sollte die Beleuchtung auf rot/weiß mit getrennt schaltbaren roten Lichtern und rot-/weißem Lichtwechsel auf einer Lokseite umgebaut werden. Desweiteren baue ich meine Personenzugloks auf schaltbare stromführende Kupplungs mittels Märklin-/RTS-Köpfen um.


Schleifer
Nach Zerlegung wurden auf der Bodenplatte die beidseitigen Kontaktbleche mit einem Drähtchen überbrückt. Danach war der Schleifereinbau die nächste Maßnahme. Die Lok hat zwar viel Bodenfreiheit, aber auf der zweiten und dritten Kuppelachse Zahnräder sitzen, für die es in der Bodenplatte genau da runde Abdeckungen gab, wo ich den Schleifer positionieren wollte. Ich habe dann beide Abdeckungen aufgefräst und mittig dazwischen (also zwischen zweiter und dritter Kuppelachse) ein ABS-Klötzchen eingeklebt. Auf diesem Klotz sitzt wiederum ein 1mm starkes Messingplättchen, in das ein Loch und ein M2-Gewinde geschnitten wurden. Die Höhe dieser Schleiferbefestigung über den Pukos orientiert sich an Märklin-Vorgaben. Die dickeren Enden des 50mm langen Brawa-Schleifers 2225 federn zwischen 1. / 2. und 3. / 4. Kuppelachse ein. An das Messingplättchen wurde ein Kabel angelötet und durch das Loch des entfernten Fleischmann-Kontaktpilzes ins Lokinnere gezogen.

Da durch die Überbrückung der Radschleifer das Fahrwerk beidseitig trotz der isolierten Räder gleismasseführend geworden ist, wurde am hinteren Ende der Lok in eine Halterung, wo eigentlich das hintere Lokgewicht befestigt wurde, eine Lötfahne geschraubt, die die Gleismasse liefert.


Motorumbau
Man hätte den original Fleischmann-Rundmotor auch einfach belassen können. Er ist nicht so ein Radaubruder wie Märklins HLA, kann aber in seinen Rolleigenschaften zumindest mit dem Standardanker mit einem Blockmotor mit Schwungmasse nicht mithalten. Ich war jedoch experimentierfreudig und hatte mir schon vor einigen Jahren einen Model-Torque-Flachläufer für einen Fleischmann-Umbau besorgt, den ich ursprünglich in die Lok einbauen wollte. Ich habe dann bei der Zerlegung auch Motorschild und Magnet ausgebaut. Nur schaffte ich es nicht, den Anker auszubauen. Und zwar ist es mir trotz vorhandenem Abzieher weder gelungen, das Zahnrad von der Motorwelle abzuziehen noch den Anker nach vorne wegnehmen zu können. Als ich dann versuchte, mit dem Abzieher die Motorwelle nach hinten herauszudrücken, habe ich die gesamte Motorhalterung ganz nett verbogen . Ich gebe zu, ich habe zuerst an einen Totalschaden gedacht, mir dann aber nach einiger Überlegung den SB-Umbausatz für diese Lok angesehen und kam zu dem Schluss, dass das wohl nun alternativlos sei. Also wurde der Umbausatz bestellt und montiert.

Dazu wurde die gesamte Motorhalterung etwas oberhalb der letzten Kuppelachse mit der Laubsäge und einem Metallsägeblatt samt dem immer noch unglücklich darin hängenden Anker abgesägt. In den Platz des Rundmotors wurde nach SB-Anleitung das dem Umbausatz beiliegende Füllstück mit 2K-Kleber hineingeklebt und der noch überstehende Rest der Motorhalterung beigefeilt. Die lackierte Oberseite des Füllstücks habe ich blankpoliert. Der SB-Motorsatz wird nun so auf diese Oberseite mit 2K-Kleber aufgeklebt, dass er wie auf der SB-Zeichnung beschrieben in das große runde Zahnrad eingreift. Während des Aushärtens habe ich den Motor mit etwas Tesafilm fixiert.


Chassis mit Motor und allen anderen Veränderungen

Danach habe ich mit einem alten Gleichstromtrafo den Antrieb auf einwandfreie Funktion geprüft - lief schon sehr vielversprechend. Die Einbauanleitung von SB enthielt außerdem noch eine Beschreibung, wie das mittlere Ballastgewicht der Lok, das sich größtenteils über Motor und Getriebe befindet, für den Fauli auszufräsen ist. Beim zweiten Hinsehen war ich etwas erstaunt - ich habe da mehr als einen Kubikzentimeter Material herausgefräst, was dank meiner Proxxon MF70 ganz gut ging. Und um für Klarheit zu sorgen: Dieses Material kann nicht herausgefeilt oder -gesägt werden - für diesen Umbausatz MUSS gefräst werden!

Da bleiben aber noch ein paar Fragen nach dem etwas hakeligen Motorumbau zurück: Wie zieht man das rückwärtige Zahnrad der Fleischmann-Antriebe ohne größere Beschädigung ab? Und wie baut man den Anker eines klassischen Rundmotors aus? Das brauche ich zwar hier nicht mehr zu wissen, aber da liegt ja auch nach diesem Umbau der Model-Torque-Motor herum. Und ich habe noch mehr Fleischmann-Loks mit Rundmotor...


Schnittstellen- und Decodereinbau
Der alte Decoder saß längs zur Fahrtrichtung etwas schräg im hinteren Ballastgewicht. Da moderne Decoder breiter aber dafür kürzer sind, lies sich der Zimo leicht quer zur Fahrtrichtung einbauen. Um den Einbau zu vereinfachen, habe ich mir eine ESU mtc-Adapterplatine besorgt. Der Platz für Platine und Decoder wurde eben ausgefräst und die Platine provisorisch als Löterleichterung befestigt. Die endgültige Befestigung habe ich später mit doppelseitigem Klebeband gemacht, da an dieser Stelle nicht unbegrenzt viel Höhe wegen des eingezogenen Kohlenbunkers vorhanden ist. Zur Verkabelung gibt es nicht viel zu sagen - sie wurde gemäß dem mtc-Standard gemacht, wobei ich mich an der ESU-Anleitung des Adapters orientiert habe.

Zu bemerken wäre vielleicht noch, dass der vorhandene Platz zwar für diesen Zimo oder einen LoPi IV-Decoder im Quereinbau reicht, aber wegen der größeren Länge der Decoderplatine nicht ohne weiteres für einen Sounddecoder. Anders als es auf den Fotos scheinen mag, ist zwischen Motor-Schwungmasse und Decoder wenig verfügbarer Platz vorhanden, denn hier sitzt die Stehkessel-Rückwand, die bei der 65 dem Vorbild entsprechend weit ins Führerhaus hinein ragte. Gleichzeitig befindet sich in der Innenseite des Stehkessels eine Halterung für eine der beiden Gehäuseschrauben.

Der verwendete Decoder MX631D hatte die für diesen Fall positive Eigenschaft, vier verstärkte Aux-Ausgänge zu besitzen. Davon wurden zwei für die rote Schlussbeleuchtung, einer für das Relais der Kupplung und der letzte für eine Führerstandsbeleuchtung der Lok genutzt. Hätte ich einen LoPi verwendet, hätte ich einen Aux3/4-Verstärker einbauen müssen. Zur Beachtung: Von Zimo-mtc-Decoder gibt es auch solche mit unverstärktem Aux3/4. Sie sind erkennbar am „C“ anstelle des „D“ in der Bezeichnung.


Beleuchtung
In der Fleischmann-Variante kann die Lok weißes Glühbirnenlicht mit der Fahrtrichtung schalten. Mein Ziel war hier jedoch eine vollwertige Beleuchtung weiß/rot mit abschaltbarem Rotlicht und auch einseitigem Lichtwechsel weiß/rot passend für Wendezüge. Die Fleischmann-Lampenhalterung hilft dafür leider nur wenig, da sie wie auf den Bildern erkennbar aus einer metallischen und für den Rückleiter zuständigen Stütze besteht, in die die Lampe oben eingelegt und mit einer Art Kappe festgeklipst wird. Die Kappe bildet den anderen Kontakt. Lichtleiter gehen jeweils bis in die Nähe der Glühbirne.

Es war mir schnell klar, dass vorne und hinten jeweils unterschiedliche Lösungsansätze für die Beleuchtung verwandt werden mussten. Die Idee für vorne bestand darin, nicht einfach eine weitere rote LED an den Lichtleiter zu setzen (die hätte die ganze vordere Lok und leider auch das dritte Stirnlicht beleuchtet), sondern eine rote und weiße LED nebeneinander am Lichtleiter für die unteren Lampen zu befestigen und diese lichtdicht zu isolieren. Für das obere Spitzenlicht wurde eine weitere weiße LED in der oberen Lampenhalterung befestigt. Verwendet wurden golden-white- und rot-LEDs in 0603er Bauform. Die beiden weißen LEDs haben jeweils 2,5 kO Widerstände (keine Reihenschaltung), die Rote hat 1 kO. Dies mag bei den sehr hellen SMD-LEDs wenig erscheinen, ist es aber nicht, da der Lichtleiter sehr viel Licht schluckt. Die unteren LEDs wurden mit Tesa-Film am Lichtleiter befestigt und dann mit Alufolie abgedichtet. Dabei ist Vorsicht geboten, denn Alufolie dichtet als Metall zwar vorzüglich gegen Durchscheinen ab, ist aber auch elektrisch leitend. Daher ist es erforderlich, die Leitungen und Lötstellen gut mit Tesafilm zu überkleben. Der Minus der LEDs wurde an die jeweiligen Funktionsausgänge (Licht vorne und Aux1) gelötet, der Plus an den gemeinsamen Rückleiter.


Hier erkennt man die Umbauten an der Frontbeleuchtung

Bei der rückwärtigen Beleuchtung war es nicht gewollt, die LEDs direkt an den Lichtleiter zu setzen, da sie sonst am Gehäuse befestigt gewesen wären und wegen des einen Lichtkörpers keine saubere Trennung oberes Spitzenlicht/Rotlichter möglich gewesen wäre. Also habe ich eine Lösung nachgebaut, die ich, wenn ich mich richtig entsinne, so ähnlich schon bei Piko-Loks gesehen habe, nämlich eine maskierte Beleuchtungsplatine. Dazu wurden aus 1mm starken ABS-Platten ähnlich geformte Plättchen geschnitten und wie ein Sandwich übereinander geklebt. Auf die unterste Platte wurden vier LEDs (2 weiß, 2 rot) passend aufgeklebt und ihre Anschlussdrähte nach hinten hinausgeführt. Die zweite Platte enthält keine Elektroinstallation, sondern nur vergrößerte Bohrungen für die LEDs. Die dritte Platte dient als Abdeckung und hat über den LEDs Bohrungen für den Lichtaustritt. Da die Rückseite der Lok nicht flach geformt ist sondern das mittlere Licht hervorsteht, befindet sich das obere Spitzenlicht erst auf der dritten Plattenebene und wird von zwei weiteren kleineren Plättchen abgedeckt. Dieses eckige Konzept erhöht die Lichtdichtigkeit des Systems so das wie gewünscht keinerlei Licht von unten nach oben durchscheint. Die zusammengehörigen LEDs wurden in Reihe geschaltet. Die weißen LEDs bekamen einen 3,5 kO Widerstand, die roten einen 1,5 kO. In Ergänzung zur vorderen Beleuchtung wurden die weißen LEDs auf Licht hinten und die Roten auf Aux2 gelötet, ihr Plus auch hier wieder an den gemeinsamen Rückleiter.


Und hier die hintere Beleuchtung - die lange weiße Nase nach vorne ist die Halterung für die Innenbeleuchtung

Da der Lichtleiter der hinteren Beleuchtung entfernt werden musste, wurde in die Laternen der Lok jeweils ein kurzes Stück Lichtleitfaser mittels Humbrol Crystal Clear hineingeklebt. Damit ist die hintere Beleuchtung deutlich heller als die an der Vorderseite, und zwar sowohl weiß als auch rot. Man kommt nicht gut an die Widerstände heran, sonst hätte ich ihre Werte deutlich erhöht - alleine der der weißen LEDs sollte m.E. zwischen 5 und 7 kO liegen, um ein Licht passend zum Frontlicht abzugeben. Die Lichtfarbe ist übrigens wunderschön glühbirnen-like, auch wenn es die Fotos kaum wiedergeben. Hier eignen sich golden-white-LEDs vorzüglich.




Beleuchtungsprobe - die diversen kleineren sichtbaren Mängel an der Anlage (oben) sollten als Arbeitsvorrat betrachtet werden


Sonstige Funktionen
Wie erwähnt baue ich in alle Personenzugloks stromführende schaltbare Kupplungsköpfe des Märklin-/RTS-Systems ein. Damit kann ich im günstigsten Fall (alle Waggons mit stromführenden Kupplungen und ohne Schleifer) einen ganzen Zug von der Lok aus beleuchten und die Beleuchtung auch schalten ohne den hohen Rollwiderstand einzelner Waggonschleifer hinnehmen zu müssen. Dabei wird keineswegs der Decoderausgang auf die Kupplung gelegt, sondern der Decoder steuert ein Relais an (ich setze hier ESU-Miniaturrelais ein), welches den Schleiferanschluss auf die Kupplung legt. In der 65 hängt das Relais decoderseitig an Aux3 und dem gemeinsamen Rückleiter. Beide Kupplungen sind angeschlossen, vorne und hinten habe ich von unten ein Loch in das Chassis zur Kabeldurchführung gebohrt. Das Relais befindet sich über dem Decoder und wurde mit einem Drähtchen an der rückseitigen Beleuchtung fixiert.



Als letzte Funktion habe ich Aux4 für eine Innenbeleuchtung des Führerstandes genutzt. Eine SMD-Diode wurde unter einen Holm geklebt, der oben an der rückseitigen Beleuchtung fixiert ist. Sie hat einen 10 kO Vorwiderstand, der für ein schummriges Licht sorgt. Wenn man solche LEDs mit Decodern betreibt, benötigt man keine zusätzlichen Dioden, da die Funktionsausgänge der Decoder Gleichstrom liefern. Der Plus liegt auf dem gemeinsamen Rückleiter.


Decoderprogrammierung
Zimo-Decoder sind für exzellente Motoransteuerung ab Werk bekannt. Ich habe testweise mal mit den in der Anleitung genannten Werten für Faulis experimentiert, fand aber, dass die Lok damit eher schlechter fuhr. Von daher war es nicht erforderlich, hier was zu ändern. Da ich kein Zimo-Decoderprogrammiergerät besitze, musste ich das Mapping des Decoders „zu Fuß“ einrichten. Bei den Zimodecodern weist man über die CVs den Ausgängen bestimmte Eigenschaften zu, und dabei kann man auch nur vorwärts oder nur rückwärts als Eigenschaft einstellen (CVs 125 bis 128 Wert 1 oder 2) und muss desweiteren den Funktionstasten des Steuergerätes mit den CVs 35 bis 40 mit der jeweils gewünschten Funktion oder Funktionskombination des Decoders belegen. Das ist im Prinzip das komplette Mapping. Nachteil dieser Schaltung ist, dass eine Rangierbeleuchtung so nicht erreicht werden kann. Hat jemand eine Idee, wie man das trotzdem machen kann?


Weinert-Zurüstsatz 4051
Da das Gehäuse der Lok durch die darin sitzenden Ballastgewichte sehr schwer ist, habe ich bei einem Absetzen auf den Tisch die vorderen Rangierertritte abgebrochen. Von einem Freund bekam ich einen Hinweis auf diesen Zurüstsatz, der eine komplette vordere und hintere Pufferbohle samt Rangierertritten und noch ein paar Kleinigkeiten enthält. Kurzerhand bestellt, montiert und lackiert. Damit sieht die Lok ein gutes Stück besser aus als mit den etwas verkrüppelten Pufferbohlen vorher. Zu beachten ist, dass dieser Umbausatz keine Puffer enthält, die alten Puffer der Lok aber nicht weiterverwendet werden können. Nachdem die Thomschke-Puffer nicht passten (zu dünn), habe ich mir Weinert 8618 Puffer besorgt und montiert. Wegen meiner Beleuchtung mussten die Puffer an der hinteren Pufferbohle innen etwas gekürzt werden. Da ich das erwartet hatte, habe ich keine Federpuffer, sondern Feststehende eingesetzt. Jetzt fehlen von Weinert noch die Pufferwarnanstriche und die Steuerleitung 8514 für die Wendezugfunktionalität (nicht lieferbar). Dann, und wenn ich noch Personal in die Lok eingeklebt habe, wird sie endgültig fertig sein. Vielleicht finde ich auch noch ein paar Bremsschläuche in irgendeinem Zurüstbeutel, die den Pufferbohlen auch noch gut stehen würden.


Neue Pufferbohle vorne und ein paar weitere Detailveränderungen, noch unlackiert. Rangierergriffe vorne fehlen noch


Fazit und Ausblick
Ich möchte die Leser nun nicht weiter auf die Folter spannen und endlich die Frage beantworten, wie das Ding nun läuft: einfach hervorragend! Es gibt nach meiner Erfahrung keinen besser und „weicher“ laufenden Antrieb als diese Fauli-Antriebe. Lokomotiven beim Vorbild sind schwere Fahrzeuge mit beachtlicher Massenträgheit. Dieses Erscheinungsbild ahmt kein Antriebskonzept so gut nach wie diese Faulis. Ruckeln, Zucken oder andere ungleichmäßige Bewegungen gibt es nicht. Um es für den Märklinisten deutlich zu machen: Das Laufverhalten liegt auf dem Niveau der Württemberger „C“ oder der 45 in der Ursprungsversion, andere Antriebsvarianten von Märklin können nicht mithalten.

Eine gewisse Rolle spielt natürlich auch das beachtliche Gewicht der Lok: Mit 480 Gramm gibt es m.W. keine ähnlich schwere Märklin-Tenderlok - vielleicht ein paar Eisenklötze aus der Frühzeit aber keine aktuelleren Modelle. Selbst Märklins 194, die ein ganzes Stück länger ist als die 65, wiegt nur 550 Gramm. Die 85 ist definitiv leichter. Von daher gab es auch bei der Zugkraft nichts zu meckern - die Waggons, die ich angehängt habe, wurden ohne sichtbare Probleme gezogen und eine Lastgrenze war nicht zu erkennen. Für meine Anlage ist die Lok definitiv ausreichend dimensioniert.

Bleibt abschließend noch die Frage, was man noch anders oder besser machen könnte. Ein Sounddecoder müsste längs hinten eingebaut werden, ggfs. wäre eine Beleuchtungslösung wie meine nicht machbar und die hintere Beleuchtungsbefestigung müsste entfernt werden. Ein Lautsprecher ließ sich entweder darüber setzen (vorausgesetzt man benutzt z.B. die neue rechteckige ESU-Lautsprecher-„box“ oder weiter vorne anstelle von Ballastgewicht.

Einen Rauchsatz könnte man einbauen, wenn man die vordere Beleuchtungshalterung entfernen und dort ähnlich wie bei den Roco-Konzepten eine Halterung anbringen würde. Allerdings müsste dazu die Beleuchtung komplett geändert und vor allem ein neues Konzept für das obere Spitzenlicht gefunden werden. Das kam aber bei diesem Umbau für mich nicht in Frage.

Abschließend sei noch auf den Weinert Umbausatz 4025 verwiesen, mit dem die Fleischmann-Lok das Führerhaus und den Vorwärmer der ersten Baureihe bekommt und auch in ein paar anderen Details daran angepasst werden kann.

Viele Grüße
Ulrich


DB-Modellbahn hat sich bedankt!
UlrichRöcher

RE: Umbaubeschreibung Fleischmann 65 014 DC => AC

#2 von berndm , 24.02.2015 22:54

Danke für den schönen Beitrag.
Das macht Lust meine 65 018 umzubauen.


 
berndm
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RE: Umbaubeschreibung Fleischmann 65 014 DC => AC

#3 von Mittelleiter , 25.02.2015 18:05

Hallo Ulrich,

da hast Du Dir ja richtig Mühe gegeben so viel Text zu verfassen.

Die Lok mit einem Glockenankermotor macht viel Spaß und in Verbindung mit einem Zimo Decoder ist das schon erste Sahne. Da ist es dann richtig schön keinen Sound zu haben, um das lautlose Fahren richtig genießen zu können.

Von dem Problem bei den Fleischmann Loks das Ritzel von der Motorwelle zu ziehen, kann ich auch ein Lied singen - mal geht’s, mal geht’s nicht und dann greife ich zur Trennscheibe und tenne einfach die Welle durch.
Mit den kleinen CD oder DVD Motoren (Model-Torque-Motor) habe ich erst 3 Mal so richtigen Erfolg beim Umbau von Fleischmann Loks gehabt, die laufen jetzt fast so wie mit einem Glockenanker, nur fehlt halt leider die Schwungmasse. Das Problem bei den meisten Loks ist und bleibt aber das Getriebe, denn das bleiben ja erhalten und sorgt auf Grund der hohen Drehzahl für Geräusche, aber wie gesagt, erstaunlicher Weise ist das nicht bei jeder Lok der Fall.

Die Pufferringe hättest Du lackieren können, ich mache das einfach so: Den Puffer in eine Bohrmaschine einspannen und mit kleiner Drehzahl laufen lassen, nun mit einem weißen Edding oder einem dünnen Pinsel mit weißer Farbe außen am Rand des Puffers ansetzen , so läst sich das Ding schön gleichmäßig und perfekt rund lackieren. Sollte es mal nicht klappen – einfach die Farbe wieder abwischen und neuen Versuch starten.

Du könntest an Deiner 65er noch das Gestänge brünieren, ich verwende dafür die schnell Brünierung von Klever. Das klappt beim Fleischmann-Gestänge ganz gut.

Ich hänge Dir mal ein unscharfes Bild von meiner dran. Hab auch noch die Spurkränze des Vorläufers und der Nachläufer auf ca. 0,7 mm abgedreht. Wirkt auf dem Bild aber leider nicht so dolle, sieht in Wirklichkeit besser aus. Ich fahre auf K- Gleisen mit schlanken Weichen und hatte noch keine Probleme.

Grüße
Wolfgang


 
Mittelleiter
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RE: Umbaubeschreibung Fleischmann 65 014 DC => AC

#4 von UlrichRöcher ( gelöscht ) , 26.02.2015 21:31

Hallo Wolfgang,

Zitat von Mittelleiter
Die Lok mit einem Glockenankermotor macht viel Spaß und in Verbindung mit einem Zimo Decoder ist das schon erste Sahne. Da ist es dann richtig schön keinen Sound zu haben, um das lautlose Fahren richtig genießen zu können.



Zitat von Mittelleiter
Von dem Problem bei den Fleischmann Loks das Ritzel von der Motorwelle zu ziehen, kann ich auch ein Lied singen - mal geht’s, mal geht’s nicht und dann greife ich zur Trennscheibe und tenne einfach die Welle durch.
Mit den kleinen CD oder DVD Motoren (Model-Torque-Motor) habe ich erst 3 Mal so richtigen Erfolg beim Umbau von Fleischmann Loks gehabt, die laufen jetzt fast so wie mit einem Glockenanker, nur fehlt halt leider die Schwungmasse. Das Problem bei den meisten Loks ist und bleibt aber das Getriebe, denn das bleiben ja erhalten und sorgt auf Grund der hohen Drehzahl für Geräusche, aber wie gesagt, erstaunlicher Weise ist das nicht bei jeder Lok der Fall.


Das klingt nicht so nach der Ideallösung. Da scheinen doch die Faulis die sichere Sache zu sein.

Zitat von Mittelleiter
Die Pufferringe hättest Du lackieren können, ich mache das einfach so: Den Puffer in eine Bohrmaschine einspannen und mit kleiner Drehzahl laufen lassen, nun mit einem weißen Edding oder einem dünnen Pinsel mit weißer Farbe außen am Rand des Puffers ansetzen , so läst sich das Ding schön gleichmäßig und perfekt rund lackieren. Sollte es mal nicht klappen – einfach die Farbe wieder abwischen und neuen Versuch starten.


Interessante Idee - geht jetzt aber bei mir leider nicht mehr denn die Puffer sind eingeklebt - mit 2K-Kleber.

Zitat von Mittelleiter
Du könntest an Deiner 65er noch das Gestänge brünieren, ich verwende dafür die schnell Brünierung von Klever. Das klappt beim Fleischmann-Gestänge ganz gut.


Wäre auch noch eine Option. Eigentlich vor allem im Zusammenhang mit einer Alterung, die ich jedoch bei dieser Lok nicht vornehmen wollte. Wenn man Bilder der 65 sieht, sahen die Loks in den letzten Jahren schon ziemlich heruntergekommen aus.

Zitat von Mittelleiter
Ich hänge Dir mal ein unscharfes Bild von meiner dran. Hab auch noch die Spurkränze des Vorläufers und der Nachläufer auf ca. 0,7 mm abgedreht. Wirkt auf dem Bild aber leider nicht so dolle, sieht in Wirklichkeit besser aus. Ich fahre auf K- Gleisen mit schlanken Weichen und hatte noch keine Probleme.


Danke, aber ich bin froh dass die Spurkränze sind wie sie sind - meine Bahn mag die niedrigen Spurkränze nicht. Da ist mir Betriebssicherheit definitiv lieber. Mit dem "keine Probleme" könnte es übrigens vorbei sein, wenn Du die erste Lok von Roco mit den niedrigen Spurkränzen erwischst - die mag schlanke Märklin-K-Weichen reproduzierbar nicht! Das Gleiche gilt auch für Gützolds VT 70.9 .

Zitat


Ah, Deine Lok hat wenigstens Personal! Das fehlt bei mir noch - ändere ich noch. Auch an Deinem Bild sieht man, dass das eine ausdrucksstarke und sehr eigenständige Konstruktion war - interessant auch die Position der unteren Frontlichter, die keine zweite deutsche Lok an dieser Stelle hatte.

Viele Grüße
Ulrich


UlrichRöcher

RE: Umbaubeschreibung Fleischmann 65 014 DC => AC

#5 von Asslstein , 27.03.2015 10:41

Servus Ulrich,

da wir über einen anderen Thread auf das Mapping für die Rangierbeleuchtung zu schreiben kamen und Du die Lösung hier behandelt wissen willst, schreibe ich Dir wie gewünscht die Antwort hier.

Zitat von UlrichRöcher

Decoderprogrammierung
..... Bei den Zimodecodern weist man über die CVs den Ausgängen bestimmte Eigenschaften zu, und dabei kann man auch nur vorwärts oder nur rückwärts als Eigenschaft einstellen (CVs 125 bis 128 Wert 1 oder 2) und muss desweiteren den Funktionstasten des Steuergerätes mit den CVs 35 bis 40 mit der jeweils gewünschten Funktion oder Funktionskombination des Decoders belegen. Das ist im Prinzip das komplette Mapping. Nachteil dieser Schaltung ist, dass eine Rangierbeleuchtung so nicht erreicht werden kann. Hat jemand eine Idee, wie man das trotzdem machen kann?


Die Möglichkeiten sind weitaus vielfältiger als Du annimmst. Dein Problem mit dem Rangierlicht ist sogar sehr einfach zu lösen.
Mappe einfach "Stirn vorne" und "Stirn hinten" auf die gewünschte Funktionstste. Bei F2 genügt das einfache NMRA Mapping mit CV #36 = 3. Bei F3 musst Du noch die Linksverschiebung mit CV #61 = 97 abstellen und dann eben CV #37 = 3. Die Bits 0 und 1 der CV #125 und CV #126, also den Richtungseffekt der Lichtausgänge, musst Du auf Werkseinstellung 0 lassen.

Gruß
Knut


Bilder meiner Baustelle (Spielanlage)


 
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RE: Umbaubeschreibung Fleischmann 65 014 DC => AC

#6 von K.Wagner , 27.03.2015 12:26

Hi,

auch wenn es hier vornehmlich um die Digitalisierung und en mit den Umbau auf Mittelleiter verbundenen Arbeiten geht - trotzdem eine Frage zur "Superung" der Lok an sich...

Meine 65 (die ich mir kurz nach Erscheinen gekauft hatte und mittels C81 dann digitalisiert) hat mal Volldampf gegeben und ist aus ca. 1 m Höhe auf unseren Parkettboden gefallen. Der Parkettboden war der wenig Klügere - er hat nur eine Delle abbekommen. An der Lok waren größere Schäden, die ich aber mit Weinert-Teilen gut beheben konnte - bei einer Superung hätten diese Teile eh abgeschnitten werden müssen....

Bis auf die Aufstiegsleitern am Tender - da habe ich bis heute KEINE Teile finden können.
Nun bin ich aufgrund des Alters der Lok nicht der einzige mit diesem Problem von defekten Tenderleitern - gibt es hier jemanden, der mir einen adäquaten Ersatz empfehlen kann?


Gruß Klaus


 
K.Wagner
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Steuerung Intellibox 1
Stromart Digital


   


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