Gu'n Aahmd, hihihi!
(Das war Werbefernsehen vor 35 Jahren!)
Ich möchte einen Antrag auf Rückkehr zum Thema stellen, denn TV-Soziologie ist hier nicht das Thema.
Was die "Malocher" angeht, so bin ich keiner, sondern in dritter Generation Kopfarbeiter. Sogar meine zu Kaisers Zeiten geborenen Großmütter haben das Lyzeum besucht, die eine auch Abitur gemacht. Aber ich habe regelmäßig mit Menschen zu tun, die ihr gutes Geld mit ihrer Hände Arbeit verdient haben. Erstens einmal sind die nicht doofer als ich. Auch nicht weniger interessiert an der Welt und an geistigen Fragen. Sie haben vielleicht nicht die gleichen "Codes", aber sie sind intelligent und klug und phantasievoll.
Zweitens: wenn ich nicht um mich herum einige Leute hätte, die mit ihren zehn Fingern deutlich mehr anfangen können als auf einer Tastatur herumzutippen, dann wär ich aber schlecht dran. Und ganz heimlich bin ich oft genug ziemlich neidisch. Weil ich nämlich von meinen Vorfahren einiges an Umgang mit Zahlen, mit Sprachen und Musikinstrumenten "ererbt", also gelernt, habe, aber ach so wenig praktische Dinge. Mein Vater war ein wahrer McGyver, wenn's ums Reparieren von Dingen mit Tesa und Draht ging, aber er ließ sich nicht in die Karten gucken und hat mir nie beigebracht, wie man einen Hammer hält. Bei der Säge wußte er es vermutlich selber nicht so genau - oder hat es bestens versteckt. Ich bin quasi Autodidakt in allem, was Werkzeug angeht.
Und das, gepaart mit einem gewissen Perfektionismus sowie dem gekonnten Zögern vor allem, was schiefgehen könnte, man will ja nichts kaputtmachen, führt dazu, daß ich's mit meinen Händen nicht weit bringe. Ich bin auf technischem Gebiet quasi wie ein Eunuch oder ein Sportreporter: sie wissen, wie es geht, aber sie tun es nie.
Die einzige Person in der Familie, die mit einer Stichsäge umgehen kann, ist - festhalten! - meine Schwiegermutter. Wenn die herkommt, hat sie aber auch anderes vor.
So. Und dann gibt's so "Malocher", und ich kenne davon einige, die einfach hingehen, Werkzeug in die Hand nehmen und wahre Wunderwerke erschaffen. Ich meine jetzt gar nicht die erzgebirgische Kunst, die ja auch von Bergarbeitern begründet wurde, aber ich denke da an eine ganze Reihe Leute, deren tolle Anlagen ich bewundern durfte. Arbeiter, Techniker, Werkzeugmacher, Automechaniker, Gärtner... und ich kann gerade mal ein Faller-Häuschen so zusammenkleben, daß es nicht auseinanderfällt.
P.S. Jochen, wer über Lehrer abfällig redet, muß den Job gemacht haben. Und sich auch der Verachtung der ganzen Gesellschaft ausgesetzt gewußt haben. Wenn die Eltern einerseits von "der Schule" erwarten, daß sie die Erziehungspflicht erfüllt (die eine Elternpflicht ist, jedenfalls in NRW steht das in der Landesverfassung), andererseits aber den Lehrern bewußt jedes Mittel pädagogischen Einflusses aus der Hand nehmen, und auch der Dienstherr einen gepflegt im Regen stehen läßt, da bleibt jede Motivation irgendwann auf der Strecke.