Moin Ulli und Klaus,
diese Verordnungen haben u.A. zum Ziel die Endverbraucher vor den unnötigen Gefährdungen zu schützen, und damit ggf. auch vor sich selbst. Weil gerade bei dieser Klientel Zeitgenossen unterwegs sind, die nicht auf Ratschläge und Hinweise der Experten achten (weil es ja im Internet an bestimmten Stellen anders genannt wird). Und wenn was passiert, wollen diese Personen die Verantwortung auf Andere abdrücken. So manch ein Produkt wird nach wie vor nicht ohne Blei auskommen.
Das klingt derzeit so, wie damals als eine Campagne gegen die Chlorchemie lief, weil verbrennendes PVC ja Dioxine erzeugen kann, die unter diesen Umständen sehr leicht Dioxine produzieren. Gewiefte Rabulisten ohne Fachkenntnisse, aber mit Gewinnsucht haben dann die Tatsachen so verdreht, dass o.g. Laien lauthals Parolen ala "Chlorchemie gehört weltweit verboten" hinausposaunten. Der Umgang mit Gefahrstoffen muss erlernt und geübt werden; ohne Bereitschaft die regelungen auch einzuhalten wird das Nichts. Dies kann man aber von der "breiten Öffentlichkeit" (leider!) nicht erwarten. Daher ist es besser, dieser Personengruppe den Umgang mit den Gefahrstoffen erst gar nicht zu ermöglichen. Die effizienteste Methode dabei ist, eine Substanz als CMR-Stoffe zu klassifizieren, da gem. Chem. Verb.VO diese nicht an Privat abgegeben werden dürfen.
Zu den Inhaltsstoffen der Lote: Blei ist CMR (H360FD) und hat weitere toxische Eigenschaften. Aber: eine komplett bleifreie Ernährung könnte ebenfalls Probleme bereiten, denn eine positive Wirkung im ppt-Bereich (als Spurenelement) wird schon diskutiert.
Da hier @Martin Lutz auch Cu, Sn und Ag ins Spiel kommen, als Ersatz für bleihaltiges Lot:
Für Kupfer wurde gem. eine Studie des BFR eine Tierkarzinogenität in hohen Dosen (über 12ppm im Körper) festgestellt, Kupfer ist aber auch essentiell (d.h. Lebensnotwendig)
AGW (15 Minuten) = 2,5 mg/m³ (SDB der Fa. Carl Roth) = ca. 2ppm; Dampfdruck bei 1085°C = 0,0505 Pa (=> ca. 0,5ppm)
Zinn: keine chronische Toxizität z.Zt. bekannt, nicht als essentiell bekannt.
AGW anorgan. Sn-Verbindungen (gem. TRGS 900): 2 - 8 mg/m³, organische Sn-Verbindungen: 0,009 mg/m³ (sehr giftig!), Dampfdruck des Metalls: 1 * 10^-6 Pa bei 700°C
Silber: nicht essentiell, Toxizität für Verbindungen. AGW fürs Metall (TRGS 9000, 15 min): 0,8 mg/m³ (= ca. 6,5 ppm), Dampfdruck 0,34 Pa (=> ca. 3,4ppm) bei 960°C
Und nun zum Vergleich Blei:
AGW (SDB der Fa. carl Roth) für 15 min, Metall = 2,5 mg/m³ (=ca. 2 ppm), Dampfdruck 3 Pa bei 800°C (RWTH Aachen, Metallurgie) (=> ca. 30 ppm)
mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn