Hallo zusammen
Dieses Jahr war der Zeitplan auf Weihnachten hin etwas gedrängt: Die Heimfahrt von den paar Tagen im Hotel fiel auf den 24ten, dafür war sie von einem - zuvorderst für den Lokführer-Aspiranten - fulminanten Event geprägt:
Wir wurden komplett verladen und verschaukelt über den Oberalp-Pass (https://www.matterhorngotthardbahn.ch/de...verlad/oberalp/). Aus der Nebelsuppe hochgeschleppt, erwartete uns oberhalb von Andermatt ein grandioser Ausblick westwärts ins Urserental hinunter bis zum Furkapass hinüber. Die Freude über das Wetter währte nur kurz, mit Abstieg durch die Schöllenenschlucht tauchten wir wieder in den Dunst ein, der die ganze Heimfahrt über ... ach, unwichtig, darum gehts in diesem Forum nicht. Aber der Event sollte noch nachwirken...
Zu Hause stand natürlich noch gar nix: Weder Baum noch Eisenbahn und das Filet-im-Teig (so'n Festtags-Klassiker) war auch noch nicht im Ofenrohr. Also musste ganz kurz ganz heftig improvisiert werden, damit wenigstens zwei Züge runden drehen konnten, und der Techniker inspizierte seine Züge auf's genaueste.
Zwischendrin ging es dann auf die Mission, draussen "s'Chrischtchindli" suchen zu gehen, und wenn Mama nicht "öppis vergässe" hätte und gleich nochmal hoch in die Wohnung musste, ... wer weiss, ob's geklappt hätte mit dem Licht am Baum und den Geschenken. Jedenfalls stand bei der Rückkehr die Balkontüre noch offen und es sah so aus:
Und so fand Heiligabend dann mit Geschenke-Zerfleddern und einigen Runden auf dem "eingeschnürten Oval mit Ausweichgleis" zu einem schönen Ende, ganz ohne neue Wagen oder Loks zu Weinachten.
... oder?
Nein, natürlich nicht.
Papa hatte zwar keinen Gleisplan (und auch danach keinen mehr gezeichnet), aber eine Idee, und drum fing er tags darauf nochmal von vorne an. Dafür musste jedoch erst das Sofa einen Meter nach links und fast einen halben von der Wand weg rücken, und es musste etwas Augenmass für den Gleiswendel genommen werden. Zum Glück ergab es sich, dass es dann doch keinen solchen brauchen würde - wir hätten endlos viel Zeit mit den Lego-Pfeilern dafür vertrödelt...
Frau guckte - mehr noch als im Vorjahr - eher skeptisch, weil der Weichnachtsbaum vorübergehend versetzt werden musste, um die Kehrschleife des oberen Bahnhofs auszulegen. Nunja. Irgendwas ist ja immer.
Das ganze war etwas eine Hin-und Her-Rennerei, weil in der Küche noch am oberen (Topf)Limit gekocht wurde. Ein Schluck Wasser mehr, und die Bündner Gerstensuppe wäre übergelaufen... . Es meinte der Wirt Hotel in Sedrun noch: "Nai, nu kai Rahm! Das tuat mar nid in a Gerschtasuppa!", dem Sternekoch im Kochmagazin widersprechend, der unbedingt Sahne in die Gerstensuppe empfohlen hatte. Wie so oft mit regionalen Spezialitäten: Wahrscheinlich gibt es in ganz Graubünden mehr verschiedene Rezepte für Gerstensuppe als es Grossmütter gibt ).
(Die Suppe fand dann beim Einnachten grossen Anklang; Familienfeier mit der "kleinen Verwandtschaft" am Waldrand auf einer Feuerstelle...)
Schliesslich war dann klar geworden, wie die Bretter, Pfeiler und Brücken arrangiert werden mussten, und auch wie die Sache in der Hintermsofa-Schlucht aufgehen würde. Der Weihnachtsbaum fand wieder seinen Platz und es fiel etwas Schnee, und darob war es spät geworden und die Gerstensuppe wärmte draussen am Waldrand Gemüter und Bäuche.
(Es begann zu drängen, den ganzen ersten Weihnachtstag über war kein einziger Zug gefahren... ) Zur ersten Kniffel-Aufgabe am Stephanstag wurde dann das Ausknobeln der Ausfahrt aus der Hintermsofa-Schlucht in den St-Moritzer Bahnhof. Irgendwie war der Bahnhof über nacht zu diesem Namen gekommen - nun denn, so sei es. Mit etwas scharfem Hinsehen und einem beherzten Griff in die Kleine-Gleise-Kiste kriegte Papa den Übergang hin, zusammen mit dem doppelten Gleiswechsel. Der wurde nie befahren, er diente nur der Verbesserung der Stromversorgung und der Vorgabe eines ungefähren Parallelgleis-Abstandes in der Schlucht
Mit etwas Auslege-Arbeit und nach etwas Rechnen (6mm oder 2 Lego-Platten Anstieg für eine 188er- oder 172er-Gerade, 9mm oder ein ganzer Klotz für ein R2- oder R3-Bogenstück) ergab es sich dann, dass eine Rampe reichen würde, statt ein Gleiswendel. Und so ging nur ein halber Nachmittag mit der Legokiste vorüber - ein Gleiswendel wäre unglaublich aufwändig geworden. Der Lokführer-Aspirant blieb unzufrieden. Noch immer war kein Zug gefahren! Immerhin hatten wir die Rampe nach St.Moritz hoch geschafft und die Gleise im lange Tunnel unterm Sofa und dem Weihnachtsbaum hindurch waren schnell gelegt.
Aber die Anlage war immer noch unvollständig...
Papa hatte dann noch ein nächtliches Intermezzo mit dem Lötkolben und einer 3097, worauf eine schön laufende Schnellzuglok in den Bestand einging.
Am Mor*gähn* des 27ten wurde dann das TV-Möbel angehoben, Duplos sind ungemein praktisch für sowas), und es entstand der Bahnhof Chur mit seiner Kehrschleife unter dem TV und hinter dem Sideboard durch, und das eine oder andere "Bahnhofsgebäude" wuchs bunt in St.Moritz.
Dann endlich, endlich wurde gefahren. Natürlich die 03.10 als erste, mit dem schweizer Schnellzug. Papa hätte sie ja zu gerne am "blauen Schnellzug" gesehen, wurde aber überstimmt.
Die Taufpatin 01.10 ("Gordon") folgte ihr auf der Premierenfahrt, und es fanden sich die vier grossen Dampfer zur Parade in Chur ein, und die kleinen drei blieben in St.Moritz zurück:
Ööli durfte dann die schweren Kesselwagen nach St.Moritz schleppen:
Am häufigsten jedoch verkehrte der Autoverlade-Zug von Chur nach St.Moritz und zurück. Der alte rote "Speisewagen" (bloss ein roter, anders bedruckter Eilzugwagen aus einem Märklin-Zugset) bot den Fahrgästen etwas Wärme und Verpflegung während der langen Reise in die Berge. Anders als beim Autoverlad an der Vereina, im Furka-Tunnel oder am Lötschberg bleiben die Fahrgäste hier nicht ihren Autos, sondern sie steigen in den eingestellten Reisezugwagen um, ganz so wie am Operalp-Pass.
Dank der Kehrschleifen musste die Lok nie umgesetzt werden; es reichte jeweils, den Zug ins Abstell/Rampen-Gleis zurückzudrücken, wie hier zu sehen..
... und schon konnten die Autos von den Wagen rollen und die neuen Kunden wurden an Bord genommen:
In Chur angekommen, schlängelt sich der Zug dann auf die Nebengleise, drückt zurück ins Rampengleis und die Autos fahren (vorwärts) vom Zug. Die nächsten Fahrgäste warten schon...
Die Bilder vom Abbau erspare ich euch, aber die Gleisreiningungs-Anlage muss ich euch noch zeigen:
Spass hat's gemacht. Nächstes Jahr wird dann alles wieder anders.
Cheers
Marc