Dampfloks ÖBB vs. DB Betriebsalltag

#1 von Hadasch , 10.07.2023 15:15

Hallo
Auf Grund von Farbbilder, die ich im Web gefunden habe, stellt sich für mich eine Frage:
Das Erscheinungsbild österreichischer Dampfloks gegenüber deutschen Dampfloks aus der Betriebszeit vor 1975 (circa) ist extrem unterschiedlich. Österreichische Dampfloks sind schwarz! Kaum rote Stellen, auch die Griffstangen sind meist schwarz.
Das kenne ich aus meiner Jugend selbst noch.
Es geschahen auch viele Unfälle im Verschub. Was war hierzu eigentlich die Ursache, oder Grund dazu? Ein so schlechtes schlampiges Erscheinungsbild ist ja keine Geldfrage oder Zeitfrage.
Die DB Loks sind dagegen ja wirklich schön! Auch nicht aus dem Ei gepellt, aber wirklich gepflegt.
Kultur ? Charakter?
Wer kann mir dazu eine Antwort geben!
LG
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RE: Dampfloks ÖBB vs. DB Betriebsalltag

#2 von mittelweg , 15.07.2023 10:54

Ich versuche mal eine Antwort zu geben.
Die ÖBB-Loks waren vermutlich ebenso gepflegt, wie die DB- Loks.
Da aber die ÖBB-Loks mehr schwarze Farbe hatten, fiel das weniger auf.
Die schwarzen Räder wurden sicher auch regelmässig gereinigt, um Rissstellen feststellen zu können.
Auch in anderen Ländern gab es leider in frühreren Jahren sehr viele Rangierunfälle, die auch leider viele Todesopfer forderten.
Es hatte sehr viel Güterverkehr, der damals auf der Schiene abgewickelt wurde.
Auch gab es damals wenig Wendezüge. Überall wurde deshalb Verschiebedienst geleistet, Personenzüge zusätzlich mit Wagen gestärkt oder geschwächt.
Verschiebedienst damals sehr viel mit Wink- Ruf- und Pfeifzeichen durchgeführt.
Einen Rangierfunk hatten damals höchstens der Verschiebemeister oder Verschiebevorarbeiter.
Der ( wenige) Verschiebedienst von heute wird praktisch alles mit Rangierfunk abgewickelt.
Jeder Verschiebedienstmitarbeiter ist heute mit Funkgerät ausgerüstet.
Verschiebebahnhöfe haben Ablaufanlagen mit Beidrückanlagen.
Das gefährliche Abfangen der Wagen durch Hemmschuhe entfällt dadurch.
Auch finden heutzutage immer wieder Sicherheitsschulungen der Mitarbeiter statt, was die Unfallzahlen massiv gesenkt hat.
Trotzdem ist Verschiebedienst eine gefährliche Arbeit geblieben, diese Arbeit verlangt immer noch,dass man mit dem Kopf auch bei der Arbeit ist.
Der Verschiebedienstmitarbeiter muss heutzutage " Multifähig" sein.
Ist es doch vorwiegend alleine Tätig, den er führt auch noch die Verschiebedienstlok mit der Funkfernsteuerung.
" Dies erhöhe die Arbeitssicherheit ", sagen " Experten ", die im warmen Büro sitzen und die Harte, anstrengende Arbeit des Verschiebedienstmitarbeiters nie selber geleistet hat.
Gibt leider auch heute immer wieder Unfälle dabei.


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RE: Dampfloks ÖBB vs. DB Betriebsalltag

#3 von Hadasch , 17.07.2023 22:41

Hallo
Danke @mittelweg , für die Einsicht in den Verschub. Den hatte ich so gar nicht. Vom Zusehen schon, als Bub und Junge konnte ich Dampf Verschub sehen. Mit BR 86 zumeist. Später mit 1280 E-Lok.
Bei den Dampfloks hatten wir wegen der fehlenden Roten Farbe auch sehr viele Unfälle an den Bahnübergängen.
Wenn eine Lok frisch aus Knittelfeld (große Hauptwerkstatt) kam, war die zumeist wirklich schwarz. Falls das jemand besser weiß, ersuche ich um Berichtigung! Es wunderte mich immer, dass die Leute im Heizhaus sich da überhaupt zurecht fanden! Es wurde aus diesen Grunde sicher mehr Zeit benötigt und sicher auch Fehler gemacht oder Gebrechen übersehen.
LG
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RE: Dampfloks ÖBB vs. DB Betriebsalltag

#4 von E16-06 , 19.07.2023 22:11

Hallo @Hadasch ,

das das Rangieren (Verschub) in früheren Tagen angeht, da empfehle ich dir mal diesen Lehrfilm der DB anzusehen. Der muss wohl etwa aus den 1950er-Jahren stammen. Schau dir dann im Gegenzug mal ein Video von einem modernen Rangierbahnhof an, die sind fast menschenleer.
Wenn du das alte Video gesehen hast, dann wunderst du dich höchstens noch, warum nicht noch mehr Unfälle passiert sind. Ich denke, dass sich diese Umstände nahezu 1:1 auf die ÖBB übertragen lassen.

Und jetzt stell dir das alles noch bei schlechteren Lichtverhältnissen vor, dann kannst du die Arbeiter, in ihrer dunklen Arbeitskleidung, kaum noch erkennen, zumindest aus etwas größerer Entfernung und vor ebenso dunklem Hintergrund. Heute trägt jeder Rangierer Warnkleidung und einen Helm. Auch Lokfüherer tragen heute, wenn sie ihre Lok verlassen, und im Gleisbereich unterwegs sind, eine Warnweste.
Dazu kommt die damals, aus sicherheitstechnischer Sicht, unvorteilhafte Lackierung der Fahrzeuge (bei der DB Loks in kobaltblau, chromoxidgrün und purpurrot), vom schwarz mit ein bissel rot der Dampfloks mal ganz zu schweigen. Die Spitzenlichter waren nur Positionsleuchten, und keine Scheinwerfer (was bei der DB auch noch lange so geblieben ist). Auch wenn viele von uns (ich auch) diese alten Farben sehr schön finden, eigentlich waren sie eine Katastrophe.
(Hier stand im Bahnhof im Herbst / Winter des öfteren eine 218 in "altrot" (purpurrot) abgestellt. Auf dem Heimweg von der Arbeit komme ich da regelmäßig vorbei, und aufgrund der Straßenführung hat man die Lok dann im Scheinwerferlicht vom Auto ... du erkennst die Umrisse kaum ... erschreckend.)

Was den äußerlichen Unterhaltungszustand der Triebfahzeuge angeht.

Zitat von Hadasch im Beitrag #1
Ein so schlechtes schlampiges Erscheinungsbild ist ja keine Geldfrage oder Zeitfrage.

Natürlich ist das eine Frage von Zeit und Geld. Wenn die Zeitplan mit anderen, wichtigeren Arbeiten voll ist, dann bleibt keine Zeit für die Pflege des Äußeren. Und mehr Personalkapazität schaffen, das kostet Geld.
Und auch bei der von dir als "vorbildlich" beschrieben DB gab es Dampfloks (aber nicht nur Dampfloks) die so oder so ausgesehen haben.
Das Ende des Dampfbetriebs bei DB und ÖBB liegt ja nur wenige Jahre auseinander. Mit dem Unterschied, dass bei der ÖBB die Elektrifizierung der Strecken deutlich weiter war, und somit der Dampfbetrieb einen deutlich geringeren Umfang hatte. In den letzten Jahren hat es bei DB wie ÖBB manchmal nur noch wenig interessiert, wie die Loks, die eh bald abgestellt werden, aussehen. Das kam aber wohl auch sehr auf die Dienststellen an, manche haben sich wohl auch noch bei Loks die kurz vor der Ausmusterung standen, um ein attraktives Äußeres bemüht.
So hat sich wohl z.B. das BW Freilassing (so liest man das zumindest hin und wieder) bei seinen Altbau-E-Loks sehr um das Äußere bemüht, so dass diese bis zum Schluss fast wie nach einer Ausbesserung mit Neulackierung ausgesehen haben. Andere BW sind dagegen mit "Schrottkübeln" rumgefahren, weil kein Interesse da war, in die ungeliebte alte Technik, die man eh loshaben wollte, mehr Zeit zu investieren, als unbedingt nötig. Hauptsache betriebssicher, der Rest war sch... egal.

Grüße,
Stephan


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RE: Dampfloks ÖBB vs. DB Betriebsalltag

#5 von Hadasch , 19.07.2023 22:47

Danke, das ist sehr nett und einleuchtend! Ich habe aus der Zeit von Damals viele Erinnerungen. Schulfreund meines Vaters war Dampfloks Führer. Erzählungen vom Tagesgeschehen gab es zur Genüge.
Im Winter am Abend am Abrollberg sah man fast nichts.
Mit den verbliebenen Farbbilder aus den frühen 70er werden meine ÖBB Dampfloks nun gealtert um z.T. diese Zeit auf meiner Moba wiederzugeben.
LG
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