Doppel-Versuchsdiorama "Die Zwerge vom Enzian-Stollen" und "13 Mann - Geister der Vulcanus-Werke"

#1 von 82 008 , 08.04.2024 19:39

Glück auf, zusammen!

In meinem aktuellen Dioramenprojekt (Versuchsdiorama für Statik, Elektrik, Schnee, Geländemodellierung, Gebäudebau, aufwendigere Lackierungen usw.) setze ich mich mit alten Bergmannssagen auseinander. Diesmal geht es in eine österreichische Erzgrube, im zweiten Teil in das Hüttenwerk der garantiert fiktiven Vulcanus AG (vormals Eisenwerk Neustädter Vulcan). Insbesondere in dem Teil gilt der Grundsatz: "Jede Ähnlichkeit der fiktiven Vulcanus-Werke mit der Saarländischen Stahlindustrie wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt."

Seit Menschen nach Bodenschätzen graben und das Feuer gebändigt haben, sind dabei auch Unzählige umgekommen oder verstümmelt worden. Aber manche hatten auch unglaubliches Glück und entkamen in letzter Sekunde aus dem einstürzenden Stollen oder sprangen gerade noch rechtzeitig brennend in den nächsten See und überlebten so. Durch diese Überlebenden entstanden dann Sagen über vermeintlich "Höhere Mächte" als Personifikationen dieses Glücks.

In praktisch allen Bergwerken der westlichen Welt gingen Berggeister um. Diese Geister spielten den Bergleuten meist einfache Streiche, indem sie an arbeitsfreien Sonntagen Gleise verbogen und Stützen umwarfen oder sich mitten in der Schicht Werkzeuge und Pausenbrote aneigneten. Doch wenn es gefährlich wurde im Untergrund, dann waren sie pflichtbewusst zur Stelle. Ob nun als Bwcas oder Buccas in Wales und den Zinnminen Cornwalls, als Hohberger im Saarrevier oder als Tommyknockers in den Anthrazitgruben der Appalachen und den Goldminen des Wilden Westens: Wenn sie sich wirklich einmal leibhaftig im Stollen zeigten, als uralte Männer mit langen, weißen Bärten, frisch gewaschenen Uniformen und hellen Grubenlaternen, ging (und geht!) es für die Bergleute um Leben und Tod. Zwar sind die Geister selbst keine Gefahr, doch das, wovor sie warnen, ist es dafür umso mehr: Kohlenmonoxid und Schlagende Wetter.

Und auch in den Hüttenwerken in Pittsburgh, PA wurde die Belegschaft von einem paranormalen Kameraden geschützt: Joe Magarac. Der Sage nach bestand er aus reinem Bessemerstahl und erschien immer dann, wenn den Werken eine Katastrophe drohte. Einmal rettete er drei Stahlarbeiter vor einer herabstürzenden Bramme, ein anderes Mal schloss er mit bloßen Händen eine aufgerissene Gießpfanne.
Seit der Stilllegung der Eisen- und Stahlwerke am Ohio River wurde er jedoch nicht mehr gesehen. Manche der Alten sagen, er habe sich mit der letzten Charge selbst eingeschmolzen, während andere behaupten, dass er noch immer in den Ruinen der Hütte wartet - auf den Tag, an dem die Öfen wieder angefahren werden.

Sinn dieses Dioramas ist nicht, die schrecklichsten Unfälle schonungslos oder gar zur Ergötzung am Leid Anderer in allen Details zu präsentieren, sondern vielmehr diese uralten Sagen im modernen, Superheldencomic-artigen Gewand weiterzuspinnen.



Logo des Doppeldioramas und Konzeptskizze von "Die Zwerge vom Enzian-Stollen".

Nach dieser Einleitung fahren wir direkt in die österreichische Enzian-Erzgrube ein:


Jetzt haben die Kumpel von der Mittagsschicht der Erzgrube unter dem österreichischen Enzian-Pass ein Problem: Zwei Felsstürze auf der 3. Sohle haben sie zunächst in einen Schutzraum gezwungen und nun in diesem eingeschlossen. Wenn der neue Knappe nur nicht über die Erzählungen des Steigers gelacht hätte, der ihn noch vor dem Klopfen der guten Geistern der Mine, den "Zwergen vom Erzberg", gewarnt hatte...
Rumms! Mit einem lauten Krachen tut sich ein Loch in der massiven Stahlbetonwand des Schutzraums auf. "Tod und Teufel!", flucht der Steiger.
Als sich der Staub legt, treten zwei kleine, bärtige Männlein durch das Loch.
"Jungs, jetzt geht uns also der Sauerstoff aus..." flüstert einer der Hauer.
"Glück Auf!", grüßen die beiden Zwerge gleichzeitig. Der Knappe entgegnet nur ein zaghaftes "Glück Auf...", während seine Kameraden stumm auf die beiden Männlein starren.
"Machen wir es kurz: Meine Herren, wir sind die Zwerge vom Erzberg. Schmiede des Eisens, Schleifer der Kristalle, Rächer der Verdammten. Euer Stollen ist eingekracht. Billige Stützen, schwerer Fels, großes Unglück. Euer Wetterschacht ist dicht, die Pumpen leckgeschlagen, ihr seid geliefert. Ihr habt eigentlich keine Wahl: Entweder folgt ihr uns - oder ihm." Er schaut zu einem Schatten in der Ecke des Raums hinüber...

Dieses 40x29cm große H0-Diorama basiert lose auf der im vergangenen Jahr abgebrannten Zauberwelt der Diamanten mit Alpenexprees Enzian/Grottenblitz und Tiroler Wildwasserbahn, deshalb habe ich auch eine Plastik-Sammelfigur eines Parkmaskottchens und eine Münze vom 40. Parkjubiläum verbaut. Allerdings sind die Zwerge hier keine Sklaven wie in der echten Attraktion, sondern seit ewigen Zeiten selbstständig.



Der demolierte Schutzraum, noch ohne Bergleute, Zwerge oder Sensenmann.
Die Sitzbank habe ich aus Draht- und LaserCut-Resten zusammen geschustert.



Der eigens gegrabene Rettungsstollen, durch den sich die Zwerge in den Schutzraum gegraben haben. Das Loch in der harten Betonwand ist gerade groß genug, dass ein Preiserlein hindurchschlüpfen könnte.


Ausgewählte Requisiten. Wie auch die Kristalle, das Boot und viele weitere Kleinteile stammen sie aus den tiefsten Abgründen des Fantasy-Rollenspielbedarfs.






Die Schmalspurbahn der Zwerge und ihr Segelschiff basieren in ihrer Gestaltung auf dem Alpenexpress "Enzian" und einem viel zu großen Segelschiff, das in der Zauberwelt der Diamanten auf einem Nebelsee "schwamm".




Ausgewählte Landschaftsbilder aus der Kristallhöhle.



Detailbilder bei Licht. Ohne angeschraubten Hintergrund sind einige Details, die Kabelführung und vor allem der etwas dürftige Farbauftrag gut zu erkennen.

Zurück zur Handlung:
Selbstverständlich ist das Unglück in der Enzian-Mine nicht unbemerkt geblieben, die Bergbaugesellschaft hat eilig mehrere Suchtrupps losgeschickt, die gerade mögliche Flucht- oder Rettungsmöglichkeiten erkunden. Wo ist ein stillgelegter Stollen noch benutzbar, wo kann man den Schutzraum anbohren? Einer der Trupps erkundet gerade ein Stollenmundloch, das sich jedoch schnell als verschüttet herausstellt. Noch ahnen diese Männer nicht, dass ihnen ihre vermissten Kameraden schon in wenigen Minuten ein donnerndes "Glück Auf!" aus einem abgedeckten Schacht entgegenrufen werden. Ihre Geschichten von Zwergen, Schätzen und Segelschiffen wird der Betriebsarzt später als kollektive Halluzination durch Sauerstoffmangel einstufen, doch obwohl die Kristallmine der Zwerge seit jenem Abend kein Mensch mehr gesehen hat, lernen die neuen Knappen in ihrer Ausbildung bis heute noch eins: Wenn euch einmal einem fremder, eigentümlicher Kumpel in der Grube erscheint, dann geht respektvoll mit ihm um, denn davon könnte euer Leben abhängen.






Glück Auf!

Hendrik "3/82"


rainerkrüger und KWer haben sich bedankt!
 
82 008
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RE: Doppel-Versuchsdiorama "Die Zwerge vom Enzian-Stollen" und "13 Mann - Geister der Vulcanus-Werke"

#2 von Modeller , 08.04.2024 20:36

Coole Idee - super umgesetzt. Danke fürs zeigen.


VLG

Ingo

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82 008 hat sich bedankt!
 
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