Zitat von Schutzleiter
Das Antriebskonzept Mittelmotor, mäßige Schwungmasse, Schneckengetriebe und lastgeregelter Decoder bringt sehr gute Laufeigenschaften.
So weit stimme ich Dir vollkommen zu. Nicht nur Roco hat das entdeckt. Und Piko bringt in seinen Neuheiten 2006 (guckt mal hier http://www.modellbahnecke.com/prospekte/2006/piko2006.htm) auch erstmals Lastregelung bei allen AC-Fahrzeugen, also auch die wissen jetzt, dass der AnDi nicht das Gelbe vom Ei ist. Ich habe übrigens meine Piko-AC-Loks wie die 104 schon bisher still und leise auf LoPi umgestellt.
Das ist aber noch nicht mal die ganze Wahrheit: Tatsache ist auch, dass man auf der Grundlage dieses Konstruktionsprinzipes billige Einzelkomponenten benutzen kann und gleichzeitig eine kostengünstige Fertigung möglich ist - und man dennoch ein passables Ergebnis erzielt.
Zitat von Schutzleiter
Aber nur in dieser Kombination.
Das entspricht meinen Erfahrungen nur bedingt - es gibt schon ein paar Ausnahmen. Zum einen habe ich auch ältere Roco-Loks, die mit der Nachrüstung auf Lastregelung prima laufen. Hier denke ich an meine E50 aus Rocos zweiter Produktionsserie (kleine 5fach-Lampen), deren Innenleben erheblich anders als Rocos aktuelle Konzepte ist (völlig anderer Rahmen, extra Gewicht), der aber doch mit einem LoPi prima geholfen werden konnte. Auch besagte 18 201 und Rocos E18 sind mit LoPi endlich brauchbar...
Auf der anderen Seite gibt es auch Loks, die ohne Lastregelung passabel sind. Das gilt witzigerweise für Märklins Billigserie (die 185 und die ER20 mit Varianten). Im Gegensatz zu den Roco-Loks ist die Zugkraft bei diesen Maschinen auch ohne Lastregelung so gut, dass sie zumindest nicht negativ auffallen. Irgendwie scheint der Roco-Motor trotz siebenpolig ein Schwächling zu sein - das Märklin-Motörchen zieht da ganz anders.
Lieber Markus, Du wunderst Dich inzwischen bestimmt ganz mächtig, was Du eigentlich hier mit Deiner Frage nach Rocos V80 losgetreten hast. Sicherlich erstaunt Dich auch, dass hier offensichtlich neben mir noch einige anderen Leute unsere gute Tante Mä nicht etwa als antriebsmäßigen Marktführer, sondern eher hintendran sehen. Aber ich glaube, da werden die harten Märklinisten in den nächsten Jahren noch mehr Überraschungen erleben. Das hat ja eigentlich schon damit begonnen, dass Märklins-Billig-Serie antriebsmäßig abgesehen von der fehlenden Lastregelung vom Antriebskonzept her viel mehr mit klassischen Gleichstromlokomotiven gemein hat als mit traditionellen Märklin-Konzepten. Es amüsiert mich immer königlich, wenn dann eben diese harten Märklinisten beim Händler feststellen, dass die Billigdinger ganz prima laufen - tja, Freunde, das wissen die Gleichstromfahrer schon länger!
Ohne hier Kaffeesatz-Lesen zu wollen, erwarte ich, dass da in den nächsten Jahren noch mehr grundlegende Änderungen kommen. Märklin muss einfach die Herstellungskosten seiner Produkte drücken, und da gibt es neben Verlagerung in Billiglohnländern noch die Möglichkeit, durch kostengünstig zu produzierende Konstruktionen einzusparen. Ich glaube, dass der traditionelle Märklin Antrieb (sowohl der alte Reihenschlussmotor als auch die Hochleistungsantriebe als auch die Sinusvarianten, die auf traditionellen Rahmenformen beruhen) verschwinden wird und erwarte sogar, dass Märklin erstmals nicht alte Produkte über Jahrzehnte nahezu unverändert weiterführt, sondern die Rahmen so modifiziert, dass andere Antriebskonzepte genutzt werden können. M.E. sehen wir mit der kompakten Sinus-Bauform, wie sie für die neue 290 genutzt wird, den ersten Vertreter dieses neuen Konstruktionsprinzips, das in der Zukunft für die höherpreisigen Modelle zum Standard werden könnte. Auch hier ist das ja eigentlich ein klassisches DC-Lokomotiven-Prinzip, bei dem nur ein billig-Motor a la Roco durch einen höherwertigen (und sicher teureren) aber nichtsdestotrotz industriell nicht von Märklin gefertigten Steppermotor ersetzt wird. Obwohl dieser Motor zugekauft werden muss, glaube ich, dass sich eine solche Lok preisgünstiger fertigen lässt als die traditionellen Konzepte.
Dass dem so ist, dafür gibt es ja auch bereits Belege: Und zwar wurde doch vor Weihnachten (ich glaube bei Famila) diese neue Billigpackung mit der KLVM-Tenderlok angeboten. Nach den Angaben scheint diese Lok ein komplett neues Antriebskonzept (sicherlich nicht mit Sinus, aber trotzdem mit einem zugekauften Rundmotor) bekommen zu haben, d.h., Märklin geht tatsächlich zu vereinfachten Antriebskonzepten aus Kostengründen über.
Ich denke, es gibt keinen Grund für uns, bei dieser Entwicklung in Panik zu verfallen. Auch diejenigen, die bisher dem (mfx-) Sinus skeptisch gegenüberstanden, sollten bedenken, dass die Hochleistungantriebe bei den ersten Decodergenerationen in den frühen 90er Jahren nicht so "reif" waren wie sie das heute sind - warten wir also mal die dritte oder vierte mfx-Decodergeneration ab. Allerdings fürchte ich, dass die Luft für die Analogfahrer dünner wird - diese neuen Motorkonzepte sind mehr und mehr substanziell auf die Elektronik angewiesen und werden ohne sie sicher keine Höchstleistungen bringen.
Viele Grüße
Ulrich