RE: MCi-Basteleien

#1 von Michael K. , 09.09.2009 14:46

Tag Zusammen,

nach meinem kleinen Oo2-Umbau zu einem O11 habe ich mir als nächstes einen Behelfspersonenwagen, einen MCi vorgenommen. Auch hier wird zuerst das Fahrwerk komplett erneuert, Basis ist ein Bastelbericht für das MCi-Untergestell im jüngsten Hp1.
Diesmal gibt es für das Fahrwerk allerdings keine Ätzteile, sondern einfache Messingprofile, die entsprechend befeilt und gesägt werden.
Angefangen habe ich mit den Kopfstücken bzw. Pufferbohlen. Erstes Problem: Die Bohlen müssten U-Profile mit den Maßen 3,6 x 1,15 mm sein, die gibts aber nicht. Also habe ich 4x1,5 mm U-Profil verwendet und runter gefeilt, auf jeder Seite werden 0,2mm abgenommen.
Das lässt sich relativ einfach und präzise bewerkstelligen: Zuerst habe ich den Schraubstock mit normalem Isolierband beklebt. Anschließend habe ich aus 0,2 mm dickem Zeichenkarton (250g Zeichenkarton) zwei Rechtecke ausgeschnitten, die etwa auf den Schraubstock passen. Die U-Profile wurden locker eingespannt, das Papier daneben gelegt, anschließend wurde das Profil mit einem flach liegenden Winkel so weit in den Schraubstock gedrückt, das es eine ebene Fläche mit dem Papier bildet; dann das papier weggenommen und die Profile abgefeilt, bis die Feile an allen Stellen übers Iso-Band rutscht. Das funktionierte erstaunlicherweise auf Anhieb und ging recht flott, hier mal ein Vergleich zwischen befeiltem und unbefeiltem Kopfstück:




Oben ist das unbearbeitete U-Profil, unten das schmaler gefeilte. Mit der gleichen Prozedur werden dann aus den 1,5 mm 1,15 mm - hier habe ich noch ein normales Blatt Papier dazu genommen, womit ich etwa 0,3 mm erreicht habe. Das Papier wird neben das Profil auf den Schraubstock gelegt, der Schraubstock darf noch nicht ganz fest angezogen sein, das Profil schaut über das Papier hinaus. Dann wird das Profil bspw. mit einem Winkel in den Schraubstock gedrückt, so das Papieroberkante und Profiloberkante bündig miteinander abschließen.



Anschließend heißt es: Abfeilen...



Dann können schon die Löcher für Puffer und Kupplung gebohrt werden, anschließend werden die Kopfstücke mit Hilfe eines Winkels auf einer entsprechend vorbereiteten Löt-Schablone an Hilfshaltern angelötet:



Als nächstes werden die äußeren Langträger auf Maß gebracht und probehalber eingesetzt, ebenso können schon die Querträger gesägt werden.
Die äußeren Längsträger vom MCi brauchen Löcher für die Nieten: Dafür habe ich aus den "Negativ"-Bohrschablonen (Löcher weiß, rest Schwarz) im Hp1 "Positiv"-Schablonen gemacht in der Länge des gesamten äußeren Trägers, also 122,2 mm. Die Schablone wurde dann einfach in den Langträger gelegt und an den Bohrstellen mit Sekundenkleber fixiert, mit der Stopfnadel gekörnt und gebohrt:



Anschließend habe ich die beiden Längsträger Rücken an Rücken verlötet und den ersten als Bohrschablone für den zweiten genutzt, so liegen sich die Achshalterbleche am Ende auch präzise gegenüber. Übrigens: Alle 72 Löcher mit nur einem Bohrer - bei 0,3 mm Bohrern ist das selten

Das Fahrwerk habe ich dann verlötet, dummerweise mehrmals, weil es stellenweise verzogen war; Einer der äußeren Langträger hatte sich gelöst, den habe ich dann beim wieder anlöten offenbar zu sehr zur Mitte gedrückt, jedenfalls war dort der Ursprung des Knicks.
Jetzt sind die inneren Langträger drin, auf einer Seite auch schon das Dreieck für das Achsbremsgestänge:



Derweil habe ich schon mal den Wagenkasten unter die Lupe genommen...auhah, auf den ersten Block auch etliche Baustellen, aber bis dahin dauerts noch.
Mittlerweile ist das Fahrwerk weitgehend fertig, lediglich der Bremszylinderträger fehlt noch; größte Strafarbeit waren die Stützwinkel an den Pufferbohlen, die sind aus L-Profilen 0,5 x 0,5 angefertigt und lassen sich dermaßen beschissen festhalten beim anlöten....
Hier kommt das Fahrwerk mal zum probeliegen unter dem MCi-Wagenkasten - es sieht schief aus, es liegt aber auch auch schief - zumindest sieht es beim nachmessen gerade aus;)



Dann habe ich ein bisschen mit der Zug-Druckfeder für die Kupplungen experimentiert, sieht von der Unterseite fast normal aus...



...hat aber nach einer Runde experimentellen freihändigen Fräsens innere Werte:



Wenn man auf dem Foto mit der Unteransicht genau hinsieht, erkennt man die eine oder andere Ausbeulung - da ist das Material nur noch hauchdünn vorhanden, daher die Beulen. Die Zugstangen für die Kupplungshaken liegen parallel in einer Feder und sind am entgegengesetzten Ende einfach hochgebogen; auf die Weise wird die Kupplung nicht auf einer Seite angezogen, wenn die Kupplung auf der anderen Seite belastet wird. Mal schauen, ob das auch im Betrieb funktioniert...

Bis denn
Michael


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RE: MCi-Basteleien

#2 von Michael K. , 28.09.2009 08:02

Weiter gehts...
Die Achshalter inclusive der Vernietung ist dran, die Zug-Druck-Feder für die Kupplungen eingebaut und die Sockel für Puffer und Kupplungen. Die Teile liessen sich nur widerwillig verlöten: Die Puffersockel bestehen aus 4 Teilen, die verlötet werden müssen und die sich natürlich gerne wieder selbst zerlegen, wenn man das ganze an die Pufferbohle lötet. Deshalb war ich nach mehreren Versuchen froh, als sie annähernd so saßen wie sie sollten, mit den Toleranzen von 0,1mm kann ich leben, besser löten kann ich sie nämlich nicht



Die Sockel für die Puffer sind aus dem Ätzteileset für den MCi aus dem Bahnsinnsshop, die Sockel für die Kupplungen sind aus 1,5 x 1 mm U-Profilen, die ich gebohrt und aufgefeilt habe, anschließend wurde ein rechteckiger 0,1mm Neusilberrahmen aus der MCi-Ätzplatine aufgelötet.



Die Niete an den Achshaltern sind nicht ganz gleichmäßig in der Höhe, was aber an dem lackierten Modell hoffentlich nicht mehr auffällt.
Mittlerweile habe ich mich dann an den Bausatz der Hik-Bremse von Christoph von Neumann gewagt, ein Fummelgenuß ganz besonderer Art. Vor allem die Mini-Ringe, die man noch auf die Niet-Stifte setzt, sind ein ganz besonderer Genuß - mein Fußboden hat davon mehr abbekommen als die Bremse
Tückisch ist auch das verlöten der Bremse am Messingrahmen: Bis die Schleudergußteile Löttemperatur haben, verabschieden sich die Messingprofile; vor allem die Halterung für den Bremszylinder aus 0,5 x 0,5mm L-Profilen ist schneller heiß als ein Lämmchen mit dem Schwanz wackelt...



Als nächstes kommt die Bremsanlage dran, dann die Leitungen und Kupplungen. Das wird insgesamt noch eine ziemliche Herausforderung, kann also noch etwas dauern.

Bis denn
Michael


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RE: MCi-Basteleien

#3 von Michael K. , 14.10.2010 11:46

Tag zusammen,

es hat etwas länger gedauert, bis ich mich an die Fortsetzung machen konnte, aber es geht weiter beim MCi.
"Obenrum" kommt das Gehäuse von dem Röwa/Roco Waggon drauf, das aber auch noch etwas bearbeitet wird.

Die Leitungen an der Bremse wurden vervollständigt, wobei ich die bereits angelöteten noch mal entfernt habe und die Messingschleuderguss-Teile, an die die Leitungen angesetzt werden, mit ca. 2 mm tiefen 0,3 mm Löchern versehen habe; die Leitungen stumpf auf die Schleuderguss-Teile zu löten hält absolut nicht, die schon angelöteten Teile fielen sozusagen beim anschauen ab.



Die Bohraktion kostete etwas Nerven und eine stattliche Anzahl 0,3er Bohrer, aber mittlerweile sitzt alles:

















Im nächsten Bild erkennt man, warum die Zugstangenfeder auf Bild 2 (das Teil etwa in der Mitte zwischen den inneren Langträgern) etwas "verschrumpelt" wirkt: Ich habe dieses Bauteil ausgefräst und versuche, die Kupplungen da zu federn, wo es sein soll - nämlich in der Zugstangenfeder. Dabei habe ich das Material allerdings so weit abgetragen, das es nicht mal mehr die Stärke von Alufolie hat, deshalb ist es so wellig.
Die Feder mit den 2 Stangen zu den Kupplungen mal von oben:



Es fehlen noch die Fanggurte für die Bremsdreiecke, die Lichtmaschine, die Lösezüge, Bremstumstellhebel und -Gestänge:





Die Lösezüge für die Bremse sind auch drin, unten rechts erkennbar:



Bis denn
Michael


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RE: MCi-Basteleien

#4 von CR1970 , 14.10.2010 12:47

Wahnsinniger!


Andrà tutto bene und nette Grüße von CR1970
Mein Bahnhof Crailsheim um 1968...
Meine Videos findet ihr hier...


 
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RE: MCi-Basteleien

#5 von epoche3b ( gelöscht ) , 14.10.2010 16:33

Hallo Michael,

jetzt bin ich ja mal auf den Wagenkasten gespannt. Aufbau aus feinsten Messingprofilen, Verbretterung aus feinsten Furnierstreifen, echtes Glas für die Fenster.............
Tja der Standard muss gehalten werden.

Für mich bist du ein genialer Masochist.


epoche3b

RE: MCi-Basteleien

#6 von demagkran ( gelöscht ) , 14.10.2010 17:23

Boooh Michael,

wattn Jerät, unglaublich.
Ich staune und gugge und jlaub et nit.

Das ist Highend, .

Auf die Fortsetzung bin ich gespannt, vor allem da in Deinem Fall
meine Fähigkeiten definitiv erschöpft sind.

Viele Grüße.

Markus


demagkran

RE: MCi-Basteleien

#7 von kaeselok , 14.10.2010 19:42

Wirklich hübsch! Bitte teile uns mit wenn das Wägelchen fertig ist, wie lange Du insgesamt zeitlich benötigt hast?!

Danke!

Viele Grüße,

Kalle


 
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RE: MCi-Basteleien

#8 von Michael K. , 14.10.2010 21:49

Hallo Detlef,

Zitat von epoche3b
Hallo Michael,

jetzt bin ich ja mal auf den Wagenkasten gespannt. Aufbau aus feinsten Messingprofilen, Verbretterung aus feinsten Furnierstreifen, echtes Glas für die Fenster.............
Tja der Standard muss gehalten werden.

Für mich bist du ein genialer Masochist.




Naja, ich habe mich auf meine Art dem Neuheitenrummel entzogen und bastele halt so vor mich hin
Ehrlich gesagt liegt mir der Wagenkasten etwas im Magen, denn das Plastikoberteil des eigentlich gelungenen Röwa/Roco-Modells fällt doch arg gegen das Fahrwerk ab. Wird wohl trotzdem auf Verfeinerungen hinauslaufen und nicht auf kompletten Neubau.

Bis denn
Michael


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RE: MCi-Basteleien

#9 von Michael K. , 14.10.2010 21:54

Hallo Kalle,

Zitat von kaeselok
Wirklich hübsch! Bitte teile uns mit wenn das Wägelchen fertig ist, wie lange Du insgesamt zeitlich benötigt hast?!
Danke!
Viele Grüße,
Kalle



Das wird schwierig, weil ich das nicht nachhalte und ungefähr ein Jahr Pause eingelegt habe - das lag an meinem Umzug und der darauf folgenden Bastelpannen. Da habe ich den MCi nicht angerührt, ich wollte es nicht komplett versauen
Geschätzt würde ich sagen, neben Arbeit und Familie kann man so was in 8 Wochen oder etwa 40 Stunden hinbekommen, vielleicht sogar schneller, wenn man nicht (so we ich) immer an mehreren Baustellen gleichzeitig rumbastelt - oder manchmal auch gar nix macht

Bis denn
Michael


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RE: MCi-Basteleien

#10 von Michael K. , 15.10.2010 19:21

Guten Abend,

das Untergestell ist weitgehend fertig, die Puffer sind noch nicht geklebt. Einziges Manko: Es gibt keine passenden Rechteckschaken für die Federung, da werde ich entweder selbst etwas bauen oder ätzen müssen. Bis dahin bleiben die Federpakete mitsamt Schakenböcken und Schaken vom ursprünglichen Roco-Untergestell in Gebrauch:









Jetzt geht es langsam an den Wagenkasten, der zunächst neue Ecksäulen und Griffstangen bekommt - die erste ist gebohrt, aber noch nicht genietet...



Bis denn
Michael


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