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Der Fluch der Akribik, Teil 286
LÄRMSCHUTZWÄNDE, HORIZONTAL
Vier Jahre ist das schon her? Kinder, wie die Zeit vergeht... Dann beschreibe ich ich meine Vorgehensweise besser noch einmal kurz, bevor ihr euch irgendwo weit vorne in diesem Thread "einen Wolf sucht":
Manche mögen's leise, so auch ich. Ich wollte leise Geleise, damit meine Sound-Loks gut zur Geltung kommen. Ich habe Weinert Dämmmatten unter die Gleise geklebt, und zwar mit einem flexiblen Kontaktkleber – teils mit Pattex Classic, teils mit Uhu Kontaktkleber. Die Gleise befestigte ich außen an den Schwellen mit Tesa-Alleskleber-Punkten. Auch der Tesa-Kleber wird nicht sehr hart und überträgt den Schall kaum. Nach nunmehr offenbar rund vier Jahren halten diese Verbindungen wie am ersten Tag und es gibt keinerlei Probleme.
Für meine aktuellen Testgleise habe ich Korkstreifen genommen, denn auch Kork wirkt schalldämmend. Manche Autoren unterstellen dem Kork, dass er schwindet. Andererseits verwendet beispielsweise Josef Brandl seit vielen Jahren Kork, ohne dass ihn massive Kundenreklamationen gezwungen hätten, zu anderen Produkten zu wechseln.
Damit nun nicht über den Schotter erst recht wieder eine Schallbrücke entsteht, welche den hölzernen Unterbau zu einem Resonanzkörper werden lässt, welcher ständig versucht, mit HiFi-Lautsprechern zu wetteifern, war auch für die Befestigung des Schotters ein Flexkleber zu nehmen. Dafür wählte ich den ASOA-Schotterkleber. Viele andere wasserlösliche, matt auftrocknende Flexkleber sind bestimmt auch sehr gut geeignet.
Ich gebe zu, meine Züge schleichen nun geradezu vorbildwidrig leise über meine Geleise. Auch über die beiden bereits geschotterten Testgleise.
Wenn du Stille hasst, wenn du lieber ordentlich Party machen willst, wenn du es lieber rumoren lässt, wenn du laute Rollgeräusche liebst, dann kannst du dir das alles sparen. Dann kannst du billige Sperrholzstreifen statt Kork oder Gummi unter die Gleise legen, und die Gleise kannst du befestigen, wie du willst – mit einem beliebigen Kleber, mit wunderbar Schall-leitenden Schrauben oder mit hervorragend Lärm-leitenden Nägeln. Und für den Schotter kannst du krachharten Leim nehmen – das durchaus beliebte Ponal-Wasser-Spülmittel-Gemisch zum Beispiel.
Alles eine Frage deines Geschmacks und deines Temperaments. Probier' mit billigen Testbrettchen aus, was dir besser gefällt.
Diese Woche habe eine interessante Schotterprobe erhalten und ich habe mich ein wenig mit der Größe von Schottersteinchen beschäftigt.
Über scharfkantige oder nicht scharfkantige Steinchen ist schon eine Menge geschrieben worden. Aber das alleine macht noch nicht den Gesamteindruck aus. Hand aufs Herz, hättet ihr gedacht, dass diese beiden Schotterproben hier...
… exakt die gleiche maximale Korngröße haben? Links: Granitschotter von ASOA, rechts: Diabasschotter des MEC Kitzbühel.
Beide Produkte haben maximale Korngrößen von 0,8 Millimeter. Dennoch sieht für mich der ASOA-Schotter (links) wesentlich feiner aus.
Das Sieben bringt es an den Tag: die kleinsten Steinchen des Schotters aus Kitzbühel haben rund 0,6mm, die größten rund 0,8mm - exakt wie vom MEC angeboten. Die größten Steinchen von ASOA haben ebenfalls 0,8mm, die kleinsten beginnen jedoch schon bei rund 0,2mm. Dadurch wirkt der ASOA-Schotter insgesamt merklich feinkörniger, teilweise fast ein wenig sandig.
Der sehr schöne Kitzbüheler Schotter dürfte durchaus vorbildgerecht sein und wäre mein Favorit, wenn ich eine andere Gegend oder eine andere Zeit darstellen wollte. Es gibt leider wenige brauchbare Hinweise, wann wo welches Gestein verwendet wurde. Man kann sich nur Fotos ansehen, wobei es speziell bei frühen Farbfotos aus der Dampflokzeit manchmal nicht ganz einfach ist, Verschmutzung und Schotterfarbe zu unterscheiden. Soweit ausreichend scharfe Farbfotos aus den 50er-Jahren vorliegen, scheint der ASOA-Schotter eher den damaligen Gepflogenheiten entlang der Rudolfsbahn (und übrigens auch am Semmering) zu entsprechen. Ich entscheide mich schließlich für die ASOA-Steinchen.
Bei meinem ersten Testgleis hatte ich den Schotterkleber pur aufgeträufelt und er fraß sich in den Schotter wie wild. Bei meinem nächsten Test kam Fließverbesserer zum Einsatz – ich hatte noch einen Rest des heute nicht mehr erhältlichen ASOA 4003 hier. Ich sprühte ihn mit dem Zerstäuber auf, in welchem er geliefert wurde, und träufelte anschließend den Kleber auf die Schwellen, von wo er - ohne größere Krater zu erzeugen - in den Schotter sickerte.
Der Kleber verteilte sich nicht, wie bei meinem ersten Versuch ohne Fließverbesserer, stark seitlich, sondern er sank eher lotrecht ab. Er gelangte offenbar tiefer ins Schotterbett. Wenn ich also das Gleis jemals ausbaue, erwarte ich, dass eine wesentlich dickere Schotterschicht verklebt ist als bei meinem ersten Versuch ohne Fließverbesserer.
Nach dem Trocknen: erste Experimente mit Farbe, und zwar nun wieder mit dem ersten Testgleis – mit dem ohne Fließverbesserer.
Ich versuchte, dieses erste Test-Schotterbett mit einer schwarz-braunen, nass-in-Nass aufgetragenen Brühe zu „altern“, und dieser Versuch verlief recht enttäuschend. Ich betrachte dieses Ergebnis als völlig misslungen:
Statt dort zu bleiben, wo Dampfloks ihren Schmutz abzulagern pflegten, nämlich im Modell etwa einen halben Zentimeter rechts und links des Gleises, verlief die Farbe fast überall bis ganz nach unten zum Brett. Statt sauberer, leicht verlaufender schmaler Schmutzstreifen ein fast durchgängig eingefärbtes Schotterbett. Aus der Nähe betrachtet wirkt das Schotterbett zudem recht speckig:
Macht sich hier bemerkbar, dass ich keinen Fließverbesserer verwendete? Oder habe ich bloß zu wenig Kleber eingeträufelt? Oder, ganz im Gegenteil, viel zu viel? Oder sollte man das Schotterbett vor dem Bemalen farblos matt grundieren? Oder sollte man statt wasserlöslicher Farben lieber Pulverfarben verwenden?
Ich komme endgültig zu dem Schluss, dass ein ordentliches Schotterbett kaum weniger aufwändig ist als das Zurüsten von Lokomotiven. Wenn’s nicht sogar ein wenig schwieriger ist. Denn einen sicheren Weg zu guten Ergebnissen kann man schwer mitteilen, weil schon Kleinigkeiten wie unterschiedliche Sprühflaschen das Ergebnis stark beeinflussen.
Also probiere ich hartnäckig weiter. Es wäre meinen aufwändig zugerüsteten und bemalten Fahrzeugen gegenüber geradezu ungerecht, sie auf ein schnell hingepapptes Schotterbett zu stellen, das dann genauso aussieht, wie es hergestellt wurde: lieblos und kaum wirklich vorbildgerecht.
Nächste Woche kommt das zweite Test-Brett an die Reihe - das mit dem Fließverbesserer, dann werden wir sehen, ob mir die von mir angestrebte Farbgebung damit besser gelingt.
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@ Hubert: du hattest völlig recht, und mit dem bloßen Kleben gebe ich mich natürlich nicht zufrieden.
@ Florian: vielen Dank für deine Ergänzung!
@ Markus: Deine Frage ist mit dem heutigen Beitrag hoffentlich erschöpfend beantwortet?
Vielen Dank für eure netten Kommentare!
Liebe Grüße
Euer Karl
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