gestern ist mir unverhofft ein eigentlich recht toller Güterwagen zugeflogen. Es handelt sich um den Güterzug-Begleitwagen aus dem Trixschen Insiderset 24245 Pwg Pr 14. Wie gesagt, eigentlich ein netter Wagen, aber ich frage mich, inwieweit ich ihn einsetzen kann. Trix gibt auf der HP als Betriebszustand des Sets "ca. Mitte der 1960er Jahre" an. Geschenkt, wissen wir doch alle, wie die Marketingmechanismen bei MäTrix funktionieren ...
Daher mein Herantreten an Euch Zugbildungsexperten. Eigentlich findet man ab der Mitte der Sechziger kaum noch Bilder mit Güterzug-Begleitwagen. Wenn doch, dann aber zumeist andere, modernere Bauarten. Mein Modell eines Pwg Pr 14 konnte ich eigentlich nur auf Bildnachweisen finden, die dem Zeitraum Ende 50er bis frühe 60er zuzuordnen sind. Mich interessiert daher zweierlei: 1. Bis wann wurde überhaupt regelmäßig das Prinzip des mitgeführten Güterzug-Begleitwagens durchgeführt? 2. Bis wann wurde dazu der o.g. Pwg Pr 14 verwendet?
Liebe Grüße Christian
"Solange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben." (Tolstoi)
#2 von
maquetista15
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gelöscht
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, 02.03.2014 09:51
Moin Christian,
Also was ich dir sagen kann ist, daß das letzte Einsatzjahr für den Pwg pr 14 1972 war. Wenn ich das Richtig deute dürfte Mitte der bis Ende der 70 die eigentlichen Aufgaben des Pwg nicht mehr durchgeführt worden sein, aber diese wurden immer noch genutzt um die eventuel erforderlichen Rangierer oder Zurmaterial mitzuführen. Als letztes Einsatzjahr für den Pwghs 54 ist 1995 angegeben.
Ich bin mir halt so unsicher, da man diesen Waggon selten bis nie auf Fotos (1965+) zu sehen bekommt. Überhaupt scheint es, dass es ab dieser Zeit merklich mit den Begleitwagen nach unten ging ...
Liebe Grüße Christian
"Solange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben." (Tolstoi)
#4 von
maquetista15
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gelöscht
)
, 02.03.2014 11:42
Nichts zu danken Christian. Was ich die empfehlen kann ist das Güterwagenbuch Band 6! Da ist alles erklärt. Es gibt wohl eine abgespeckte version davon als Broschiertes Heft. Versuche mal in deinem Bekanntenkreis das auszuleihen. Das Buch kostet 50€ Das Heft 18€ Wobei alle Bände aus dieser Reihe von Stefan Carstens zu empfehlen sind!
In der 2. Hälfte der 1960er Jahre wurden die Pwg pr 14 wegen ihrer Vmax von lediglich 65 km/h nur noch auf Nebenbahnen eingesetzt.
Leider ist das Untergestell MäTrix -Modells völlig vermurkst (UIC-Achshalter, Doppelschaken, Rollenachslager, zu kurzer Radstand).
Ein Freund von mir hat auf seiner Anlage zwei dieser Modelle auf einem Abstellgleis geschickt hinter niedrigen Büschen versteckt; das ist wohl die beste Möglichkeit des Anlageneinsatzes für diese Modelle.
Ich habe mal versucht was aus dem MIBA -Report Güterzug-Gepäckwagen herauszufinden. Allerdings ist das Ergebnis recht mager: 1956 noch 89 % aller Güterzüge mit Pwg, daher die Beschaffung der Pwghs 54 und dann noch die "Behelfs-Pwgs2 aus Donnerbüchsen, da zu wenige alte Pwgs vorhanden waren. Ansonsten scheinen die alten preußischen Pwgs auf einen mehr oder minder einheitlichen Standard gebracht worden zu sein, z.B. Endfeldverstärkungen. Ab Beginn der 60er Jahre sind die Wagen dann immer mehr abgestellt oder in andere Dienste abgegeben worden.
Wenn man man "Mitte der 1960er" als 1963-1967 interpretiert machten die Pwg pr 14:
1963 29% (760 von 2585) 1964 18% (420 von 2310), 1965 9.5% (202 von 2130) 1966 6.1% (119 von 1936) 1967 4,6% (75 von 1639)
des Bestandes an Pwg aus. Das ist bis ca. 1965 nicht so wenig, oder? Bis dahin waren die Pwg pr 14 hinter dem Pwghs 54 immer noch die zweitstärkste Gruppe, bevor sie hinter den Pwgs 41 zurück fielen, bei dem sich der Bestand nur sehr langsam verringerte. Scheint so, als müsstest Du bei Märklin/Trix Abbitte leisten... Welches Untersuchungsdatum trägt denn der Wagen?
Zitat von Barmer BergbahnIch bin mir halt so unsicher, da man diesen Waggon selten bis nie auf Fotos (1965+) zu sehen bekommt. Überhaupt scheint es, dass es ab dieser Zeit merklich mit den Begleitwagen nach unten ging ...
Das ist wohl eine Folge des Traktionswandels. Bei E-/Dieselloks verrichtete der Zugbegleiter(?) seine Arbeit im freien Führerstand.
hier meine Infos zum Güterzug-Begeitwagen. Mehr zum allgemeinen Einsatz solcher Wagen auf meiner Internetseite.
Güterzug-Begleitwagen Pgw Pr 14
Bis in die 60er Jahre hinein waren die Güterzug-Begleitwagen in jedem Güterzug zu sehen. Darin fuhr der Zugführer mit. Er konnte dort Wagenpapiere bearbeiten. weiteres Personal aber auch Güter konnten im Pgw mitgenommen werden.
Der preußische Güterzug-Begleitwagen Pwg Pr 14 wurde von 1913 bis 1925 gebaut. Vorläufer war der Pgw Pr 12. Der Pr14 war mit einer Stückzahl von über 9.700 Wagen (anderer Quellen sprechen von 5.900 gebauten wagen) schon zwischen den Weltkriegen weit über Preußen hinaus verbreitet. In den 50er Jahren waren die Pgw`s nicht mehr fest an einen Heimatbahnhof gebunden, sondern konnten frei genutzt werden. Auf vielen Bilder der frühen Epoche III ist der Preuße als typischer Bestandteil eines Güterzuges zu sehen.
Der Begleitwagen hatte ein Ladegewicht von 4 Tonnen. Das Eigengewicht betrug um die 10,8 Tonnen. Die Länge über Puffer betrug 8,5 Meter.
Der Pr 14 war in den 60er Jahren durch sein hohes Alter und seine geringe Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h nur noch beschränkt einsetzbar. Daher begann die DB diese Wagen Ende der 60er Jahre verstärkt auszumustern. Allerdings sind solche Wagen bis heute bei Museumsbahnen und Eisenbahnvereinen zu sehen.
Modell Fleischmann Nr. 5300
Hier noch ein Folgemodell, das etwas länger unterwegs war:
Güterzug-Begleitwagen Pwgs 44
Der Pwgs 44 wurde in den beiden letzten Kriegsjahren 1944 und 1945 gebaut. Die Konstruktion beruht auf dem gedeckten Güterwagen Gmhs Bremen. Es sollen rund 4700 Stück gebaut worden sein. Die ursprünglich grauen Waggons wurden bei der DB flaschengrün lackiert. 1960 waren noch rund 500 Wagen vorhanden. Viele wurden vorher zu Gms 45 umgebaut. Bis 1973 verschwanden die Packwagen der Kriegsbauart von den Schienen der DB.
Zitat von St. Goar... Güterzug-Begleitwagen Pwgs 44
Der Pwgs 44 wurde in den beiden letzten Kriegsjahren 1944 und 1945 gebaut. Die Konstruktion beruht auf dem gedeckten Güterwagen Gmhs Bremen. Es sollen rund 4700 Stück gebaut worden sein. Die ursprünglich grauen Waggons wurden bei der DB flaschengrün lackiert. 1960 waren noch rund 500 Wagen vorhanden. Viele wurden vorher zu Gms 45 umgebaut. Bis 1973 verschwanden die Packwagen der Kriegsbauart von den Schienen der DB.
Modell Roco Nr. 46971
Also nach meinen Infos waren die Pwgs 44 tatsächlich länger im Einsatz aber nicht als Packwagen. Da die Wagen das Laufwerk des Güterwagens übernommen haben, waren die Pwgs 44 viel zu hart gefedert. Daher waren die "Knochenschüttler" entsprechend beliebt. Aber es gab ja auch noch andere Aufgaben: Expressgutwagen, normale G-Wagen oder Bahnhofswagen.