Vor einiger Zeit kam im Forum die Frage nach Bausätzen von Bauzugwagen auf Roco-Basis auf, die Ende der 1980er Jahre im Eisenbahn Magazin beworben wurden. Die Frage nach dem Anbieter wurde schnell beantwortet (MBT Modellbahntechnik Hamburg GmbH), und angeblich gab es dort sogar noch Restbestände. Auch die Frage nach dem Hersteller der Bausätze wurde beantwortet: Heljan. Und das merkt man auch an verschiedenen Stellen.
Das war der Anlass, mal wieder ganz tief in die Bastelvorratskiste zu greifen. Dort fand ich neben Teilesätzen für drei Umbaudreiachsern einen Werkstattwagen und drei Gerätewagen, die ich zu Zeiten gekauft hatte, in denen ich zwar die Wagen haben wollte, aber nicht bereit war, etwas anderes dafür zu opfern. Ich war froh, dass ich überhaupt ein paar Güterwagen hatte. Und gezielt in einem großen Gebrauchtmarktangebot zu suchen, das gab es vor eBay einfach nicht. So hatte ich die Idee, abweichend von der Umbauanleitung andere Modelle als Grundlage zu nehmen.
Als Spendermodelle kamen die relativ günstig angebotenen einfachen gedeckten Güterwagen (46042) und die darauf basierenden Werbewagen leider nicht in Frage, da weder Fahrgestell noch Dach passten. Wäre ja auch zu schön gewesen. Und so verschwand der ganze Krempel erstmal in der Schublade.
Die passen nicht:
Nun hatte ich also die Bausätze wieder vor mir liegen. Wie es in der Beschreibung schon steht, muss man doch auf den Gmmhs 56 (46266) oder ein baugleiches Modell zurückgreifen. Da der Wagen ansich ganz ordentlich aussieht, fällt es schon schwerer, ihn zu "opfern". Aber ich habe mich dann doch überwinden können.
Der passt:
Der Lack der Wagenkästen sah auf den ersten Blick ganz gut aus, erwies sich allerdings als nicht ganz abriebfest. Die Oberfläche war irgendwo zwischen matt und seidenglänzend angesiedelt. Und anfällig für Fingerabdrücke. Daher war der erste Arbeitsschritt eine Lackierung mit Klarlack, um die Farbe zu fixieren.
Zwei, schon etwas mitgenommene Gmmhs 56 konnte ich entbehren. Dazu bin ich zufällig in den Besitz von zwei Fahrgestellen gekommen. Eins in grau, eins in braun. Bei der Passprobe musste ich feststellen, dass auch die vorgesehenen Fahrgestelle nicht ganz in die Wagenkästen passen. Die sind nämlich 0,8 -1,1 mm zu kurz geraten. Dadurch lässt sich erstens der Wagenkasten nicht aufsetzen, zweitens sorgt die Bodenplatte beim Einklipsen dafür, dass sich das Fahrgestell bananenförmig durchbiegt. Da man den Wagenkasten nicht verlängern kann, musste das Fahrgestell gekürzt werden. Dies geschieht durch einen mittigen Schnitt. Mit einem Stück Polystyrolplatte werden die Hälften wieder verklebt.
Von den vorhandenen Dächern müssen die Falze abgefeilt werden. Zwei Dächer habe ich aus Polystyrolplatten nachgebaut. Die entsprechenden Maße lassen sich am Originalteil abnehmen. Die graue Grundplatte besteht aus 1 mm PS, das gewölbte Teil aus zwei Schichten 0,5 mm PS. Die beiden Querprofile sorgen dafür, dass sich der Wagenkasten nicht nach Innen biegt. Das ist auf dem Bild oben keine perspektivische Verzerrung, sondern in der Tat so, dass die Seitenwände nicht gerade sind. Die Wölbung erhält man, wenn man die Platte auf einem wärmebeständigen Rohr fixiert, das ungefähr den Radius des Daches hat. Nach einer Erwärmung mit dem Fön o. ä. bleibt das Teil dann einigermaßen in Form. Die Dachkanten werden nachgearbeitet, Unebenheiten verschliffen und die Bohrungen (1,1 mm) für die 3 Schornsteine gebohrt. Das Dach für den Werkstattwagen bekommt noch eine Bohrung (1,3 mm) für den Dachabzug.
Die Fenster liegen bei, allerdings müssen die Fensterrahmen noch lackiert werden. Je ruhiger die Hand, desto besser das Ergebnis. Bei vier Wagen ist das ein abendfüllender Vorgang. Ein Fenster des Werkstattwagens wird weiss hinterlegt.
Eine erste Stellprobe vor dem Lackieren:
40 80 945 6 015-3 Werkstattwagen (MBT 87 201 02). Das braune Fahrgestell wird auf jeden Fall noch schwarz.
30 80 945 0 065-8 Gerätewagen (MBT 87 220 02).
30 80 945 0 500-2 Gerätewagen (MBT 87 222 02). Hier sieht man deutlich, dass der Rahmen noch verstärkt werden muss. Auch das Dach muss noch nachgearbeitet werden.
30 80 945 5 797-7 Gerätewagen (MBT 87 224 02). Das graue Fahrgestell sieht nicht ganz so unpassend aus wie das braune.
Die Dächer werden in Umbragrau, RAL 7022 lackiert, die Rahmen erhalten noch eine farbliche Nachbehandlung.
Alles in allem mehr als ein einfaches Umstecken der Wagenkästen, aber immer noch ein vertretbarer Aufwand, um zu ansehnlichen Ergebnissen zu kommen. Vielleicht motiviert es ja den einen oder anderen, ebenfalls an seine Bastelvorräte zu gehen. Und wer noch an Restbestände kommt, weiss jetzt zumindest ungefähr, worauf er sich einlässt. Als die Bausätze aktuell waren, waren sie mehr oder weniger konkurrenzlos. Heute ist das Angebot weitaus größer, und so stellt sich die Frage, ob man den Aufwand betreiben will - sofern es denn ein passendes Fertigmodell gibt.
Viele Grüße,
Torsten