Zitat von Stefan Walter
Eins weiß ich aber mit Sicherheit (ist zwar hier nicht gefragt worden): Vorsignalwiederholer waren immer Lichtsignale. Daraus ergibt sich für mich die Frage: Wie wurde das vor der verbreiteten Einführung von Lichtsignalen, also vor etwa 1950, gehandhabt?
Es gab mal sogenannte "Zwischensignale" (nicht zu verwechseln mit den heutigen Zwischensignalen), die vom Signalbild her den in heute noch in Österreich vorzufindenden Signalnachahmern entsprechen - und damit aber auch Lichtsignale waren. Seit wann es die gab - keine Ahnung, im Signalbuch von 1948 stehen sie jedenfalls drin. Ich nehme allerdings an, dass das eine Randerscheinung war, sonst wären die nicht so schnell wieder verschwunden.
In ... ich glaube Lindau hatte man mal "Nebelsignale", die bei Nebel eingeschaltet wurden, und die Funktion von Vorsignalwiederholern hatten, das waren aber auch Lichtsignale.
Generell würde ich davon ausgehen, dass es Vorsignalwiederholer schlicht nicht gab, und man in Ausnahmefällen vielleicht eine Sonderlösung aufgebaut hat, die nicht im Signalbuch, sondern in der Streckenliste geregelt war. Zu Dampflokzeiten sind die Lokführer ja nicht so wahnsinnig weit rumgekommen, da waren Sonderlösungen ja noch nicht so das große Problem - Streckenkunde war vorhanden.
Zitat von jimknopf
Es muß ein Lichtsignal sein, weil es vom Stellwerk des Bahnhofes an der Hauptstrecke gesteuert wird. Mit einem Drucktaster auf dem Stelltisch kann man keinen Drahtseilzug ziehen. Und eine Hebelbank gibt es im Spurplan-Drucktasten-Stellwerk nicht mehr.
Jein. Es ist an sich kein Problem, ein Formsignal von einem Drucktastenstellwerk aus zu bedienen, bei elektromechanischen Stellwerken macht man das ja auch mit einem Motor. Mir wäre allerdings kein Fall bekannt, wo man das gemacht hätte - weil warum sollte man? Ein Lichtsignal aufstellen ist viel einfacher, und die nötigen zugelassenen Grundschaltungen für Lichtsignale gibt es.
In Rüsselsheim gibt es z.B. Vorsignale, deren Umstellung indirekt von einem Drucktastenstellwerk bedient wird: Hier ist das Vorsignal des nächsten Hauptsignals am Ausfahrsignal von Rüsselsheim angebracht, wenn jetzt das nächste Hauptsignal nach Fahrt geht, stellt das E-Mech ohne Bedienung des Wärters das Vorsignal nach vr1. Hier wird natürlich nicht das Vorsignal durch das Drucktastenstellwerk bedient, aber analog dazu könnte man auch eine direkte Bedienung realisieren - wenn es denn einen Grund dafür gäbe.
Zitat von jimknopf
Hier ist Vorsicht geboten.
Mündet die Nebenstrecke in einen Bahnhof, so braucht der Lokführer unbedingt ein Vorsignal, weil er wissen muß, welchen Signalbegriff das Ausfahrsignal dieses Bahnhofes zeigt.
Nicht zwingend nötig, es gibt genug Bahnhöfe ohne Ausfahrvorsignal, auch wenn es bei Lichtsignalen relativ selten ist. Wenn Durchfahrten bei Nebenbahnen nicht relevant sind, ist es durchaus vorstellbar, hier auf ein Ausfahrvorsignal zu verzichten. In dem Fall muss der Lokführer mit der Haltstellung des Ausfahrsignals rechnen. Neu wird so etwas allerdings schon länger nicht mehr verbaut.
Zitat von Meteor
Und eine Idee hab ich noch. Wenn ich die Formsignale trotzdem aufstelle und mit 2 weißen Balken ausixe, damit sie nicht mehr gelten, habe ich praktisch 2 Fliegen mit einer Klappe - würde das gehen? Oder gab es das nur umgekehrt? Ich kenne vom Großbetrieb eher die Lichtsignale mit diesen Ixen dran, wenn die noch nicht in Betrieb gegangen sind.
Die Formhauptsignale standen bei Umbauten häufig in der Sichtachse auf die neuen Lichthauptsignale, und wurden daher meist in der Inbetriebnahmenacht entfernt.
Grundsätzlich: Theoretisch ist es schon denkbar, dass ein Bahnhof teilweise Lichtsignale und teilweise Formsignale hat. Welche Signalart verbaut ist, hängt von der verwendeten Stellwerkstechnik ab, und da gibt es durchaus die lustigsten Kombinationen. In Westdeutschland ist es (im Gegensatz zu Ostdeutschland) aber selten, dass man die Signaltypen bunt durchgemischt hat. Im Bundesbahnland hat man es in der Regel bahnhofskopfbezogen einheitlich, oder z.B. alle Einfahrsignale als Formsignale und alle Ausfahrsignale als Lichtsignale (mit Ausfahrsignalen nachgerüsteter Bahnhof). Es hängt immer mit der Historie des Bahnhofs zusammen, was man dort findet.
Teilweise hatte man auch das Problem, dass man das bestehende Stellwerk nicht mehr erweitern konnte, und daher hat man ein zweites Stellwerk eingebaut. So gab es z.B. den Bahnhof Bruckberg, der für vier Hauptsignale und eine Weiche zwei Stellwerke, ein mechanisches und ein elektromechanisches im selben Bedienraum, stehen hatte.
So wäre es prinzipiell schon denkbar, dass es mal einen Bahnhof gab, der genau diese Konstellation hatte. Allerdings nicht, weil das eine eine Nebenbahn und das andere eine Hauptbahn ist, sondern wenn dann halt um Geld zu sparen.
Ein Szenario, das zu so etwas führt, könnte z.B. sein, dass die Hauptbahn elektrifiziert wurde, man dafür die Signale umbauen musste, aber man kein neues Stellwerk gebaut hat, sondern das bestehende auf Lichtsignale umgerüstet.
Man muss aber ganz klar sagen - solche Konstellationen sind eher exotisch. Ich würde mich aber nicht trauen, es als unrealistisch zu bezeichnen. zz