Guten Tag Freunde des gepflegten Modellbaus,
nun habe ich das Recht erlangt, hier einen neuen Faden zu eröffnen. Ich stelle Euch hier nach und nach den Baufortschritt vor und lasse Euch an Gedanken, Plänen und der Umsetzung teilhaben. Über Anregungen und Kommentare würde ich mich natürlich freuen!
Seit einiger Zeit (seit etwa anderthalb Jahren) spiele ich mit dem Gedanken, ein Diorama zu bauen, um meine Modelle in der interessierten Leserschaft besser präsentieren zu können. Ich widme mich vor allem dem Umbau von Modellen und lege da eine gewisse Detailverliebtheit an den Tag, allerdings wurde immer und immer wieder bemängelt, dass die Präsentation meiner Ergebnisse trotz exzellenter Bildqualität dürftig ist. Das lag daran, dass im Hintergrund mein Bett aus Bierkisten oder Sonstiges aus meinem WG-Zimmer zu sehen ist, die Modelle wirkten lieblos auf dem für diesen Zweck unschönen Trix-C-Gleis drapiert. Hier ein Beispiel für meine Präsentationen:
Bei diesem Doppelstockwagen habe ich die kaltblaue, vom Hersteller eingebaute, Innenbeleuchtung gegen warmweiße SMD ersetzt. Darüber hinaus kamen vier zusätzliche LED zur Beleuchtung bisher dunkler Bereiche zum Einsatz. Danach wurde der Wagen in der aktuellen Gestaltungsvorschrift von DB Regio gestaltet. Hier gibt es den ausführlichen Umbaubericht. Bitte ignoriert die durchhängende Verkabelung im Obergeschoss, diese wurde bereits korrigiert.
Immer wieder habe ich den Bau eines solchen Dioramas auf die lange Bank geschoben, da ich immer wieder mit irgendwelchen anderen Umbauten beschäftigt war (ER 20, Talent 2, ET 450, Schwarzwaldbahn-Garnitur). Über ein soziales Netzwerk habe ich dann den Stefan kennengelernt, durch Zufall lebt er in meiner Heimat, so dass ich auch mal bei ihm vorbeigeschaut habe. Er hat mich dazu überredet, ebenfalls mal etwas zu bauen, unter Eindruck seiner sehr schönen Anlage, fasste ich den Entschluss, die ungefähren Gedanken zu konkretisieren und umzusetzen. Der Bau einer Anlage stand nie zur Disposition, da ich weder über die Ressource Raum noch über die Ressource Geld verfüge.
Die Themenfindung war glücklicherweise einfach, dies war zwei Umständen geschuldet: Zum einen bin ich heimatverbunden, zum anderen fahre ich ausschließlich Epoche 6 Nahverkehr (eine ziemliche Nische, auch was die Modellvielfalt angeht). So kam es dazu, einen Haltepunkt der von der AVG modernisierten und elektrifizierten Murgtalbahn umzusetzen. Dabei sollen einige Elemente zwingend umgesetzt werden, wie z.B. die modernen Bahnsteige der AVG, ein Ks-Signal und Oberleitungsmasten im H-Profil. Darüber hinaus wollte ich das ein oder andere "Schmankerl" dargestellt haben, wie z.B. die Deckenstromschiene und Y-Schwellen, wie sie in den Tunneln eingesetzt werden (da beide Elemente eine geringe Einbauhöhe haben, konnte man so trotz Elektrifizierung auf eine aufwendige und teure Absenkung der Tunnelsohle verzichten).
Die Maße ergaben sich dabei recht schnell, da ich eine Vorgabe habe: Ein vierteiliger Zug der Schwarzwaldbahn muss Platz finden, außerdem soll der Haltepunkt eine Bahnsteiglänge von (im Murgtal verwendeten) 120 Metern besitzen. Ich fahre ausschließlich Modelle im richtigen Längenmaßstab, daraus ergibt sich eine Länge von 143 cm und damit das Ganze nach etwas aussieht, habe ich mich auf 180 cm Länge festgelegt, ein sehr langes Diorama.
Ich habe mir viele Gedanken über die konkrete Umsetzung gemacht, wie kann ich z.B. mit was für einem Hintergrund soll das Diorama abschließen? Es fiel mir ein, dass beeindruckende Felswände die sehr schöne Strecke säumen und entschied mich dafür. Die Felswand soll "ums Eck" führen, so dass das eine Gleisende im Tunnel endet. Das andere Gleisende wird sich hinter eine Straßenbrücke "verstecken". Natürlich waren viele Fragen offen, die schwierigste und (teuerste...) Frage war die Gleiswahl. Da außerhalb des Tunnels Betonschwellen eingesetzt werden sollen, waren drei Varianten von zwei Herstellern zur Auswahl: Peco und Tillig (Code 70 und 83), um einen direkten Vergleich zu haben. Schlussendlich entschieden wir uns spontan für das Betonschwellen-Gleis von Roco trotz der für die Murgtalbahn zu hohen Profilhöhe, da das Peco-Gleis zu amerikanisch ist und bei Code 70 die Hälfte meines Fuhrparks herumrattert. 40€ für die Katz ausgegeben...
Die Ausführung des Dioramas allgemein hat mir auch Kopfzerbrechen bereitet. Soll ich es gleich als Fremo-Modul bauen, um das Diorama auch im Anlagenbetrieb zeigen zu können? Am Ende entschied ich mich für eine sehr unkonventionelle Lösung: Das Diorama soll als "Regalbrett" gebaut werden, was ich an der Wand "einstecken" kann und bei Bedarf von der Wand nehmen kann.
Natürlich erhält das Diorama eine Elektrik, damit die auf dem Diorama ausgestellten Modelle digital angesteuert werden kann. Auch das Ks-Signal soll hinsichtlich ihrer Signalbilder ansteuerbar sein, die Bahnsteigbeleuchtung soll schaltbar sein. Die Bahnsteige werden von Vampisol stammen.
Natürlich habe ich auch Fragen, vielleicht könnt Ihr mir dabei helfen:
- Für den Bahnsteig benötige ich Bahnsteigleuchten, vorbildgerecht wäre z.B. Viessmann 6083. Bisher schreckt mich der hohe Straßenpreis von etwa 13 Euro ab. Kennt Ihr günstigere Alternativen, die eine ähnliche Bauform haben?
- Es wird auch eine Ausstattung des Haltepunkts notwendig werden mit Fahrscheinautomaten, einem Wetterschutz, Bänken und so weiter. Hier ist ein Vorbildfoto, weiß jemand, woher ich diese Ausstattung beziehen kann?
Selbstverständlich möchte ich Euch auch nicht die ersten Bilder vom Bau vorenthalten. Noch einmal vielen Dank an Stefan für seine tatkräftige Unterstützung! (Gut, er hat bisher die Hauptarbeit erledigt...). Das Diorama wird natürlich nach den Normen Europäischer Modellbahnen (NEM)gebaut, um eine größtmöglichste Funktionalität zu bieten, außerdem finde ich nicht-normgerechte Anlagen äußerst unschön. Desweiteren bediene ich mich der Normen "der echten Eisenbahn", wie z.B. bei der Bahnsteighöhe, die bei maßstäblichen 550 mm liegen wird.
Stefan und ich verfolgen völlig verschiedene Philosophien bezüglich der Modelleisenbahn und des Modellbaus: Stefan sieht sich als Künstler, der viel Wert auf Ästhetik und Stimmigkeit legt; auch für spontane Einfälle ist er immer gut, er selbst bezeichnet dies als "experimentellen" Modellbau, wie dieser Faden zeigt. Ich betrachte die Modelleisenbahnen nüchtern-technisch, daher ist wenig verwunderlich, dass ich mich hauptsächlich mit der technischen Umsetzungen von Modelle beschäftige und gerne das Wort "Norm" in den Mund nimmt.
Natürlich habe ich auch Zeichnungen und Pläne für mein Diorama gemacht, allerdings habe ich diese schnell "in die Restmülltonne getreten", nachdem meine Überlegungen teilweise unplausibel waren.
Die Bilder wurden schnell mit meinem mobilen Endgerät erstellt, verzeiht es mir, dass die Qualität nicht überzeugen kann.
Bild 1: Die Grundlage bildet eine Hartschaumplatte (besser bekannt als Styrodur), auf der ein Korkbett aufgeklebt wurde. Stefan hat Silikon auf dem Korkbett verstrichen, um dort das Gleis aufzulegen. Ich habe sehr ungläubig dabei zugeschaut, da mir diese Art der Gleisbefestigung gänzlich unbekannt war. Im Vordergrund sieht man die verschiedenen (verworfenen) Gleise.
Bild 2: Gemeinsam haben wir das Flexgleis auf die Silikonschicht verlegt, mit einem Winkel wurde das Gleis exakt gerade ausgerichtet; im Hintergrund schließt das Gleis mit einem seichten Bogen ab, wo dann später mal die Brücke stehen sollte. Direkt darauf wurde der Gleisschotter verteilt und modelliert, auch hier wurden mir unbekannte Lösungen eingesetzt, da ich Schotter bisher immer mit einem Holzleim-Gemisch verklebt habe. Das Gleis hat hervorragende Dämmungseigenschaften. Am Korkrand entlang wurde außerdem Klebband angebracht.
Bild 3: Nachdem der Schotter verteilt wurde, wurde dieser zusätzlich mit Klarlack versehen. Das erste Ergebnis sieht etwas grobschlächtig aus:
Bild 4: Doch dann wurde auf einer Seite das Klebband entfernt, so dass eine saubere Trennkante entsteht. Die zweite Seite bleibt voerst so, da die Bahnsteige zum Zeitpunkt des Baus noch nicht verfügbar waren. Auf dieser Seite wird der überschüssige Schotter so entfernt, das der Gleismittenabstand zur Trennkante hin genau 22 mm beträgt, wie es die NEM 102 bezüglich des Lichtraumprofils fordert.
Bild 5: Mit lösungsmittelhaltigem Klebstoff wurde in die Hartschaumplatte eine Furche geschaffen, in der später ein kleiner Rinnsal laufen sollte. Auf dem Grünstreifen zwischen Schotterbett und Entwässerungsgraben werden später die Oberleitungsmasten und das Ks-Signal Platz finden. Auch hier wurde sehr viel Silikon verteilt und dann das Gras angebracht. Mit einem Staubsauger wurden die Halme dann nach oben ausgerichtet - ganz ohne Begraser.
Bild 6: Ein kleines Stelldichein mit meiner ER 20 der NOB (Modell von Roco). Das Gleis ist noch neu.
Bild 7: Mit Acrylfarbe und Pulverfarbe wurde das Gleis etwas verwittert und gealtert. Das Bahnhofsgebäude rechts dient lediglich zur Orientierung.
Bild 8: Dieses Bild zeigt den Bauzustand zum Zeitpunkt meines Verabschiedens. Das Diorama nimmt Gestalt an! Am offenen Gleisende (unterer Bildrand) wird später das Tunnelportal stehen. Außerdem wird dort das Y-Schwellen-Gleis mal liegen.
Das war es für heute, vielen Dank für das Durchlesen!
Grüße,
Viet Bui