Zitat von Martin Lutz im Beitrag #49
Tja, wenn man mal ein Datenblatt eines Feld-Wald und Wiesenregler anschaut, überschreiten die schnell 30 Seiten. Schön, wenn man eine soooo grosse Hirmasse hat und sämtlcue Daten einer kompletten Schaltung einfach so im Kopf hat. >Wenn das so ist, dann schlasge ich dich für den nächsten Nobelpreis vor, oder für eine Wette im Wetten dass.... Klar, wenn man kein Datenblatt brauchen will und sich wunddert, weshalb die Schaltung nicht so funktioniert, wie man hier in diesem Thread schön sehen kann, muss man sich noch wundern. Viele Antworten, die meisten sind Spekulationen. Kunststück, wenn man das Datenblatt auswendig kennt oder es zumindest mein, man kenne es auswendig. Wer grosspurig angibt hat mehr vom Leben.
Nobelpreis für das Auswendiglernen eines 30 seitigen Datenblatts? Nun, ich glaube die Kriterien liegen zumindest zur Zeit *etwas* höher :-)
Für die Praxis reicht es in der Regel die oftmals im Datenblatt angegebene Beispielschaltung zu nehmen und einfach zu benutzen. Die braucht weder einer auswendig lernen noch sonst irgendwie zu "verarbeiten". Den Rest des ganzen Geschreibsels darf der Anwender gerne in die Tonne drücken, solange er sich an die üblichen, aber natürlich auch im Datenblatt vermerkten, Rahmenbedingungen hält. Wieso ich bei einem Spannungsregler aber 30 Seiten durchlesen sollte, fällt mir nicht ein. Aber machen wir es doch gerade mal. Aha! Titelseite... Foto, schön. nächste Seite leer, nächste Seite Inhaltsverzeichnis, nächste Seite, allgemeine Hinweise zu Schutzrechten und Erstellern und Revisionsnummern des Blattes. Aha 5 Seiten, null Inhalt. Mal weiter, Aha, erste Tabelle... maximale und minimale Werte beim Betrieb. Ja interessant! Aha, nächste Seite... ah Footprints, allein 7 hier... Seite 24... Ah, Meßdiagramme über Ein-Ausschwingverhalten... Seite 29, Ah, endlich, die Testmusterschaltung! Ah, mit Rückwärtsdioden :-) Ah, und da als 780x/790x Kombination. Ja schön. Dann folgen 3 Seiten über Bestellnummer, Packungsgrößen, letzte Seite, Anschrift zur Bestellung von Mustern, Kontaktadresse zum Applikationslabor.
Was brauche ICH davon:
Min-Max-Werte brauch ich bei einigen Bauteilen, beim 7805 NICHT! Da weiß ich: 1 Ampere bei möglichst geringer Eingangsspannung ist gerade noch machbar. Braucht aber guten großen Kühlkörper. Steht auch so im Datenblatt, aber ich muß mich nicht mit K/W Werten rumschlagen, denn ich hab genug Erfahrung damit, was 3 Watt an einem TO220 Gehäuse meint. Und maximale Eingangsspannung usw. Völlig egal, ist auf Grund des Leistungsverlustes am Regler nicht relevant. Einschwingzeiten, Totzeiten, maximale Hysterese... mir doch egal! Musterschaltung hat genau die Kondensatoren davor und dahinter, die der Hersteller für allgemein geeignet hält! Prima!
Kurzfassung: Für den Umgang mit einem Spannungsregler muß man kein Datenblatt lesen, 29 der 34 Seiten haben keinerlei relevante Informationen für die Anwendung. Die Musterschaltung reicht aus für den Betrieb unter Normalbedingungen. Und ich habe tatsächlich diese Daten im Hirn gespeichert... wow! Nobelpreis? Wann wo?
Leute, ich weiß nicht warum es heute so üblich geworden ist, seine Meinung als die einzig wahre darzustellen. Alle anderen sind doof, ist doch kein Lebensmotto, oder? Es darf doch ein jeder so einen Regler in die Platine stopfen und verlöten und ggf. das Ding kaputt machen und den nächsten nehmen. 14 Cent? Wow! na ja gut. Wir reden hier nicht davon auf einer hart am Limit optimierten Schaltung die letzten 8 mV an Rippel wegzudrücken und das Einschaltverhalten EMV Gerecht zu machen. Für uns Hobbykellerlöter ist der Einschaltknall doch völlig egal. Der eh zu dünne Draht am Eingang ist Filter genug :-)
Einfach ein bißchen mehr Spaß am Hobby würde ich in diesem Fall empfehlen! Und statt extreme Außenseiterpositionen als Regelfall zu postulieren und dann noch in harscher Sprachform andersdenkende zu verunglimpfen, wäre ein sachgerechter Umgang, angepaßt an das hier lesende Klientel, sicherlich wirklich viel hilfreicher! Hier gehts nicht um Schaltungsentwurf für Industrieprodukte, hier gehts um: Ich brauch mal 5 Volt +/- 20%! Und hier lesen auch kaum Hardware-Ingenieure, sondern Fröckler, Bastler und interessierte Laien.
Daher meine Empfehlung: Mehr Praxis! All die Tabellenwerte der Datenblätter beschreiben zwar das Verhalten der Bauteile detailliert, aber zu überblicken, was im gegebenen Anwendungsfall aus den 100 Tabelleneinträgen als Resultat herauskommt, zeigt nur noch der praktische Aufbau. Auch wenn die Simulationen immer besser werden, für viele der Grenzfälle liefern sie abscheulich schlechte Werte. Und das bedeutet zweierlei: Ersten, baue ein Testmuster, zweitens, komm gar nicht auf die Idee irgendwas im Grenzfall zu betreiben, es sei denn, Du willst Dich auf eine Charge eines Herstellers oder die manuelle Selektion von Bauteilen einlassen.
In diesem Sinne macht euch doch weniger Streß! Einfach mal machen! Lernen! Verstehen!!!! Anfassen, im Sinne des Wortes Begreifen! Nur so wird das was.
Datenblatt ist Theorie, wenngleich nützlich, hilfreich und manchesmal auch nötig. Aber die Grundwerte der Feld-Wald-Wiesenbauteile hat jeder erfahrene Elektroniker im Hirn ( ohne Nobelpreis ). Basisspannung und Vorwärtsspannungen bei Dioden kann Dir jeder Elektroniker im Schlaf vorsingen. Gängige HfE hat auch jeder drauf. Die Bauteilnummern für die gängigsten Dinger hat auch jeder parat. Bei Footprints und für das Handlöten optimierte Pads muß man dann schon mal probieren und ggf. auch nochmal eine neue Charge Leiterplatten ordern. Na und? Und die Leiterplatten sind dann sicher nicht mehr maschinentauglich. Auch klar. Na und? Hey, machen! Einfach mal machen!
Ich erlebe ja mehrfach im Jahr in Vorstellungsgesprächen, wie Leute von Wissen reden, aus dem Studium, aus der Ausbildung. Wieviel "Knowledge" die alle haben... WOW! Und dann kommen wir immer wieder an dem Punkt, wo wir nach Erfahrungen fragen... ubs, da wirds aber finster :-) Wir stellen idR. keine Leute ein, die Datenblätter von vorne nach hinten durchlesen, sondern Leute, die sich ein Steckbrett nehmen, durchs Handlager gehen, sich vorher eine EMV-Schale gesucht haben ( wenn die das nicht machen, sind die schon raus aus der Nummer ), und sich die 20 Teile holen, stecken, und dann Stück für Stück die Musterschaltung aufbauen und ausprobieren. Die haben eigentlich einen Tag Zeit diese Aufgabe zu erledigen. Manche machen Simulation, manche machens auf dem Steckbrett, andere Löten ein wenig dabei. Aber zum Ergebnis: Von den "nur" studierten fallen alle durch, die nicht selber einen Hobbykeller betreiben! Von den Leuten mit Berufserfahrung ist es sehr unterschiedlich, da gibts die Theoretiker die praktisch nicht auf den Punkt kommen und dann gibt es die Praktiker, die Lücken in der Theorie haben. Bringt man die letzten beiden Typen in ein Labor, ergeben sich wunderbare Teams mit extremer Produktivität und Arbeitsqualität... Warum ich das schreibe? Weil es zeigt, daß es nicht Schwarz-Weiß gibt! Am Ende muß das Ergebnis passen! Und 30 Seiten Datenblatt lesen für einen Spannungsregler... äh, nein :-)
Gruß
Klaus