Hallo Thinkle,
vielen Dank vorab für Deine umfangreiche Antwort!
Zitat von Thinkle im Beitrag #10
Deine Frage mit der Speicherlok im DB Netz kann ich dir so nicht beantworten, aber ich glaube, dein Bild vom Thema Rübenkampagne ist etwas verzerrt. Das sind nicht bloß 3 Wagen. Die Werkslok wird im Leben nicht über die Dörfer fahren und die einzelnen Wagen einsammeln können.
Auch gibt es keine dedizierte "Rübenverladung" am Bahnhof, es gibt eine Ladestraße und in der Kampagne wird da eine Anlage hingestellt, mit der die Rüben dann in die Wagen geladen werden. Möglicher Weise bleibt die auch das ganze Jahr über stehen, weil zu groß und zu schwer zum wegräumen ist, aber den Rest des Jahres läuft an dem Gleis halt was anderes, es ist also nicht unbedingt "das Rübengleis". So gesehen hat auch jeder Bahnhof mit einer Ladestraße eine Rübenverladung, man muss bloß ein paar Förderbänder dahin stellen, was aber auch bedeutet, dass man bei der Gestaltung des Bahnhofs da keine spezielle Rücksicht drauf nehmen muss und die Rübenverladung auch auf und abbauen kann. Die muss also nicht dauerhaft für immer installiert sein.
Die Rangieraufgaben im Bahnhof übernimmt entweder deren eigene Rangierlok (wenn groß genug), die Rangierlok vom Nachbarbahnhof, wenn sie gerade Einzelwagen zustellt oder vielleicht auch die Streckenlok. Kommt wahrscheinlich auch immer so ein bisschen drauf, was davon am einfachsten umsetzbar ist.
Da Modellbahner ja immer ein bisschen zu Gigantomanie neigen, hat der Bahnhof wahrscheinlich seinen eigenen Rangierdiesel.
Ich denke nicht, daß ich ein verzertes Bild vom Thema Rübenkampagne habe. Großgeworden bin ich in "der" Zuckerrübengegend Norddeutschlands, bin selber Landwirt, habe noch selber Rüben zu einer Bahnverladestelle gefahren, bin als Kind auch bisweilen mit der Lok von dort bis in die Fabrik "gereist" und war zudem einige Zeit in der Zuckerindustrie beschäftigt. Wir können uns also über dieses Thema durchaus auf Augenhöhe unterhalten. Ich muß allerdings zugeben, daß ich die Verhältnisse im Rheinland oder in Niederbayern nicht kenne. Meine Kenntnisse beruhen auf Beobachtung der hiesigen Gegebenheiten.
Besagte Verladestelle sah exakt so aus wie
diese hier. Ich kenne nur noch eine einzige dieser Bauart, die aber bereits außer Betrieb war, als ich sie erstmals wahrgenommen habe. Das Gebäude ist massiv und wurde selbstverständlich nach der Kampagne nicht abgebaut. Möglich war das auch durch die großzügigen Platzverhältnisse auf dem Gelände einer in den 1920er Jahren stillgelegten und in der Folge abgerissenen Zuckerfabrik. Tatsächlich wurden die Züge auf dem "Hauptgleis" verladen. Davon gab es damals noch zwei, von denen aber nur noch eines vom Schienenbus benutzt wurde. Die Strecke war übrigens die erste zweigleisige Strecke Deutschlands. Von diesem Glanz war in meiner Kindheit nichts mehr übrig. Durch unmittelbare Nähe zur Zonengrenze hatte der einstige Bahnknoten (Staatsbahn und zwei Privatbahnen) seine Bedeutung verloren, so wie auch die Strecke an sich. Es störte also offenbar niemanden, daß eines der Hauptgleise im Herbst belegt war.
Selbstverständlich gab es dort keine Rangierlok, weder von der DB, noch von der Zuckerfabrik! Ob und in welchem Umfang die Lokomotiven, ich habe noch die 050 erlebt, später die 216 und 218, Rangieraufgaben wahrgenommen haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Als Kind achtet man weniger auf die Betriebsabläufe als auf die Loks an sich. Und später als Jugendlicher war ich zu sehr mit den Abläufen auf der "Treckerseite" beschäftigt, die recht arbeitsintensiv waren und die die volle Aufmerksamkeit des Treckerfahrers, also meine, erforderten. Fakt ist, daß der Zug, der aus zweiachsigen offenen Güterwagen bestand, während des Beladevorganges nicht von der Lok bewegt wurde. Dazu gab es eine Art Seilwindensystem, welches den Zug weiterzog. Genauer und fachmännischer kann ich es leider nicht beschreiben.
Über die Dörfer gefahren um die Wagen einzusammeln ist hier übrigens niemand. Nicht von einer einzigen mir bekannten Verladestelle aus. Die Züge wurde in den jeweiligen Verladestellen vollgemacht und im ganzen von dort in die Fabriken gefahren ohne unterwegs irgendetwas einzusammeln. Das muß noch nicht einmal die entfernungsmäßig nächstgelegene Fabrik gewesen sein. Im Gegensatz zum Süden gab es hier einen regelrechten Flickenteppich von verschiedenen kleineren Zuckerproduzenten, die teilweise nur aus ein oder zwei Fabriken bestanden und deren Gebiete sehr verzahnt und durchmischt mit den Einflußbereichen der Wettbewerber waren.
Aber das ist ja auch egal. Ich werde ohnehin nicht exakt diesen Bahnhof darstellen wollen, was aus Platzgründen auch gar nicht möglich ist, sondern, wie wohl die meisten, eine fiktive Situation, die sich nur schematisch mehr oder weniger stark an das Vorbild anlehnt. Da ich Rangierdiesellokomotiven toll finde, möchte ich sie auch einsetzen. Punkt!
Die Idee mit der Werklok muß ich Dir vielleicht näher erläutern. Es ist mir vollkommen bewußt, daß weder ein Köf-ähnliches Ding noch eine Dampfspeicherlok die Rübenwagen von der Verladestelle zur Fabrik zu fahren imstande gewesen wäre! Ich möchte eine Werklok während der Kampagne auf "meinem" Bahnhof stationieren. Die muß ja irgendwie von der Fabrik dorthin gekommen sein. Daher die Frage, ob Dampfspeicherloks eine Zulassung für die Strecke hatten. Da "mein " Bahnhof neben einer stillgelegten Zuckerfabrik liegen wird (man beachte die Parallele zu dem Bahnhof meiner Kindheit!), gibt es dort noch die privaten Gleise, auf denen "bei mir" (anders als in meiner Kindheit!) die Rübenverladung stattfinden soll. Ich hoffe, daß diese Erklärung Dir ausreicht um meine Motivation zu verstehen, eine Werkslok einsetzen zu wollen. Ich könnte das Thema auch ohne diese Werklok lebendig machen, aber ich bin nun einmal ein Fan von Dieselloks, auch von Werksdieselloks. Diese ganze Idee geistert nun schon 35 Jahre lang in meinem Kopf herum. Durch eine schwere Krankheit und die daraus folgende Berufsunfähigkeit werde ich nun früher Zeit für die Umsetzung finden als ich gedacht habe.
Zitat von Thinkle im Beitrag #10
Das ganze wird dann von einer Lok, die alles entlang der Strecke einsammelt, zur Zuckerfabrik gefahren...
Das war hier nicht so.
Zitat von Thinkle im Beitrag #10
...und idealer Weise wird dort ohne große Pause der volle Zug abgekuppelt und die leeren Wagen angehängt und mitgenommen.
Das war hier auch so.
Zitat von Thinkle im Beitrag #10
Die Werklok sorgt dann irgendwie dafür, dass der volle Zug leer wird und stellt alles wieder fein säuberlich auf das Abstellgleis, damit mit der nächsten Lieferung die Wagen wieder abgeholt und in Umlauf kommen können. Sie hätte also gar keine Zeit, selber ~50-100 km über die Dörfer zu fahren und jedes mal nur ein paaviel zu schwere Züge mit vielleicht 20 km/h übers weite Land fahren will.
Das soll die Werklok auch gar nicht tun, wie ich oben bereits schrieb. Die Entfernungen von den Verladestellen zu den Fabriken waren, nebenbei erwähnt, bei uns in der Ecke allerdings nicht so riesig. Vielleicht 15 bis 20 km. Bis etwa 10 km einfache Strecke sind die Bauern mit dem Trecker direkt in die Fabrik gefahren. Die Fabrikdichte war wegen der vielen Zuckerunternehmen und der Unwilligkeit der Bauern, im Falle von Fusionen und den damit verbundenen Werksschließungen auf ihre liebgewonnenen Vorstands- und Aufsichtsratsposten zu verzichten, sehr groß. In den 80ern wurden die meisten Bahnverladestellen dann geschlossen. Die Trecker waren inzwischen stärker und schneller geworden und konnten auch zwei 16-Tonner durch die Gegend befördern.
Zitat von Thinkle im Beitrag #10
Zur Nachbildung von Rüben als Ladegut kann ich die Luzerne oder Alfalfa ans Herz legen. Zwei Namen für ein und das Gleiche Zeug. Habe ich mir letztens auch gekauft und hat von Natür aus ungefähr die richtige Form, Größe und Farbschlag. Bekommst du aber nicht im normalen Geschäft (im Reformhaus vielleicht, vorher anrufen!), ich habe es als Saatgut im Netz bestellt. Lässt sich mit der "Leim-Wasser-Spüli" Methode gut verarbeiten, vielleicht noch einen Ticken braunes Pigment als Erde involvieren.
Ich habe es mit Erde aus dem Garten probiert, aber hatte nur ein "feines" Mehlsieb aus der Küche, das für den Fall schon viel zu grob war, deswegen sind meine jetzt "natur", aber das passt auch schon ganz gut. Braunes Pigment könnte ich immer noch drüber granieren.
Ich versuche schon länger, passendes Ladegut zu finden um die Rüben darzustellen. Luzerne ist nicht schlecht, aber noch ein Stück weit von dem entfernt, was mir vorschwebt. Mal sehen, was mir noch über den Weg laufen wird...
Gruß
Matze