Eigentlich sollte es nur eine Fingerübung werden bzw. ein "mal so eben"-Umbau. Doch wie´s mal so ist, kommt es oftmals anders als man denkt. Man hat irgendwo ein Bild gesehen ... das ist es! ... und dann fängt man mit dem Modellbau an .... dauert ja nicht lange ...
(Tender pr 3T16,5)
... und dann schaut man sich das Vorbild Foto nochmals genauer an .... und dann ... Schei..e! ... das war nichts.
Das bisherige Arbeitsergebnis kommt dann entweder in "die runde Ablage" oder zurück in den Fundus, quasi zbV.
Und dann ... auf ein Neues.
Doch - in alter Tradition - zunächst etwas zum Vorbild:
In der ersten Hälfte der 50er Jahre setzte die junge DB mehrere pr. T12, BR 74, in der BD Münster, Heimat-Bw Delmenhorst, ein, die zur Vergrößerung der Reichweite einen erweiterten Wasservorrat mitnahmen, in dem sie mit einem pr. 3T12 Tender gekuppelt wurden. Die Nebenbahn Delmenhorst-Vechta-Osnabrück (ex KBS 220c) wurde mit diesen 74er´n befahren, 112km lang. Der Tender diente dazu, wegen des Mangels an Lokomotiven der Reihen 24 und 55.16-22 (pr. G8), durch den nun größeren Wasservorrat den Aktionsradius der Maschinen zu erhöhen. Am Ende der Strecke konnte kein Wasser genommen werden. Eine 74er musste so nach etwa 60 bis 80 km die Wasservorräte ergänzen.
Das Bw Oldenburg Hbf kuppelte sieben Maschinen der Baureihe T13 mit einem dreiachsigen Tender, die aber nicht alle gleichzeitig in Betrieb waren. Sie wurden im Zeitraum von Anfang 1949 bis Anfang 1950 umgebaut:
74 510 __.__.1949 Tender ... ... von 55 xxxx
74 520 23.12.1949 Tender Schichau 1909 / Fabr.-Nr. 177 (von mit 55 1950)
74 613 __.__.1949 Tender ... ... von 55 xxxx
74 632 20.12.1949 Tender Vulcan 1896 / Fabr.-Nr. 1525 (von Han 4607 / G7.2
74 646 __.__.1950 erhielt den Tender von 74 510!
74 676 13.01.1950 Tender Vulcan 1906 / Fabr.-Nr. 2257 (von Stn 4801 / G8
74 963 22.11.1949 Tender ... ... von 55 xxxx
Der Tender bekam beim Umbau auf der Lokseite eine Pufferbohle mit offener Übergangsbühne, die Kupplung mit der Lok erfolgte über eine ganz normale Kupplung. Die 74er blieben im Ursprungszustand. Nur die Verbindung um das Wasser aus dem Tender zur Lok zubekommen, wurde hinzu gefügt. Ungewöhnlich ist die Anbringung der Lokschilder am Tender. Teilweise, wie bei der unten gezeigten 74 520, bekamen die Tender sogar links und rechts auf den Wasserkasten ein Lokschild.
Das Vorbild der Tender pr. 3 T12 dessen Einsatz zusammen mit der BR 74.3 in der BD Münster um 1958 endete.
In die Irre geführt hatte mich anfänglich der Hinweis in der Literatur: "... Tender der BR 55 ...". Dabei war aber nicht der "große" pr. 3T16,5-Tender gemeint wie er hinter den BR 55.25-56-Modellbahnloks (pr. G8.1) von Piko oder Fleischmann (u.a.) läuft, sondern der kleinere, der hinter den Loks der Baureihe pr. G7.2 bzw. 55.7-13 hängt bzw. hing. Bei der Modellbahn muß man da eine Anleihe bei der Fleischmann BR 53.3 (pr. G4.3) nehmen ...
(Tender pr. 3T12)
Make long sentences short - in den folgenden Teilen nun endlich der Umbau-Bericht.
Jedem Neubeginn geht das Chaos voraus. Will sagen: erst einmal den Tender demontieren und zerlegen, dann ....
... den Kohlenkasten komplett heraussägen ...
Warum den Kohlekasten heraussägen?
Zwei Sachen sind zu berücksichtigen:
1. Der Tender führte bei seinen Einsätzen im Raum der BD Münster hinter der BR 74 keine Kohlen mit, er war nur ein Wasserwagen (!).
2. Die Graveure von Fleischmann hatte es mit dem Modellbahnern gut gemeint. Modellbahner platzieren (warum auch immer) immer wieder mal gerne Kohle neben dem Kohlekasten ... weil´s cool aussieht (!). Nebenbei erwähnt: Streng genommen war es bei der DB verboten, dass dort Kohlen lagen. Wenn´s beim Bekohlen doch passierte, müsste der Heizer mit einem Besen bewaffnet den Tender erklimmen und ihn abfegen.
Doch hier bei dem Tender haben die Graveure ringsherum viele Kohlen verteilt:
Daher, raus damit ...
Wie oft bei "gebrauchten" Tender-Modellen aus der Bucht sind die Aufstiegsleitern abgebrochen, so auch bei dem meinigen. Mittlerweile habe ich schon eine Art Übung im Wiederaufbau der Aufstiege. So habe ich gleich alle vier neu gebaut:
Am Tenderrahmen bzw. Fahrwerk ist eine zusätzliche Pufferbohle und neue eine Kupplungsmöglichkeit einzubauen, da der Tender mit der Lok über eine ganz normale Zugeinrichtung gekuppelt war.
... die neue Pufferbohle ...
... neue Pufferbohle und neue Tender-Lok-Kupplung ...
Zurück zum Tendergehäuse.
In der nächsten Baustufe muß der Kohlekasten (... der für "ohne Kohlen") wieder aufgebaut werden. Etwas Anhalt gibt Musterzeichnung Blatt III 56b ...
.... im Modell umgesetzt sieht es in etwa dann so aus:
... noch die Griffstangen für den vorderen Tenderaufstieg zurecht biegen und anbringen ...
.. und ein Geländer als Absturzsicherung ...
.... und zum Schluß wird wieder die Wassereinfüllöffnung, hinten auf den Wasserkasten, aufgeklebt ...
... das war´s eigentlich schon.
Bekanntlich kann sich ein Wasserwagen nicht alleine bewegen. Wie der "preußische" Wasserwagen mit einem entsprechendem "preußischen" Zugmittel kombiniert werden kann zeigt der BB "74 676 mit zusätzlichem Wasserwagen".