Die meisten Modellbahner kennen die Modelle der Baureihe 95, die seit vielen, vielen Jahren auf dem Markt sind und bei ihrem Erscheinen im Jahr 1985 (Piko) neue Maßstäbe für Detailtreue bei Industriemodellen setzten. Da ich früher häufig an der Spessard-Rampe - einem früheren Einsatzgebiet der BR 95 - den (Nach-)Schiebebetrieb fotografierte - kam mir mit der Zeit die Idee die Bauartunterschiede dieser Baureihe im Modell zu dokumentieren. Doch zunächst etwas geschichtliches zu dieser doch sehr interessanten Baureihe, die bei beiden früheren deutschen Bahngesellschaften ihren Dienst versah:
Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft / Deutsche Reichsbahn (DRG/DR):
Die Baureihe 95 ist eine fünffachgekuppelte Tenderlokomotive mit der Achsfolge 1'E1', die von der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft ab Anfang 1923 für den Einsatz vor schweren Güterzügen auf steilen Hauptbahnen in Betrieb genommen wurde. Da die Entwicklung der Baureihe noch in der letzten Zeit der preußischen Staatsbahnen begann, wird sie entsprechend der vorgesehenen Bezeichnung im Nummernschema der preußischen Staatsbahnen auch als preußische T 20 bezeichnet. Sie gehört zu den letzten Neuentwicklungen der Reichsbahn vor Beschaffung der Einheitsdampflokomotiven.
Mit der Entwicklung der T 20 griff die preußische Staatsbahn den von der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn mit ihrer Tierklasse umgesetzten Gedanken der Ablösung des umständlichen und zeitraubenden Zahnradbahnbetriebs auf Steilstrecken durch besonders zugkräftige Reibungslokomotiven mit dynamischer Gegendruckbremse als drittem Bremssystem auf.
Die ersten zehn 1922 bei Borsig unter Chefkonstrukteur August Meister gebauten und ab Anfang 1923 ausgelieferten Exemplare der Baureihe waren noch als T 20 "Magdeburg 9201–9210" bestellt worden. Die Fahrzeuge wurden durch die DRG zunächst als 77 001 bis 77 010 in den Betriebsbestand eingereiht, da für sie im neuen Nummernschema der Reichsbahn zunächst die Baureihe 77 vorgesehen war. Noch im Verlaufe des gleichen Jahres jedoch zeichnete man sie in die Betriebsnummern 95 001–010 um. Insgesamt wurden bis 1924 45 Stück gebaut. Einsatzgebiete waren unter anderem die Bahnstrecke Coburg–Ernstthal am Rennsteig, die Bahnstrecke Probstzella–Neuhaus am Rennweg, die Spessart-Rampe, die Bahnstrecke Hochstadt-Marktzeuln–Probstzella, die Geislinger Steige, die Schiefe Ebene und die Rübelandbahn, wodurch sie auch zu ihrem Spitznamen „Bergkönigin“ kam.
(Modell der 95 002, rückgebaut in den Auslieferungszustand von 1923)
Deutsche Bundesbahn (DB)
Von den 45 Exemplaren der Baureihe 95 gelangten 14 Stück zur Deutschen Bundesbahn. Damit war diese Baureihe eine sogenannte Splittergattung mit weniger als 20 Lokomotiven und wäre somit bevorzugt auszumustern gewesen. Tatsächlich ausgemustert wurden jedoch bis 1953 nur drei Maschinen, aus denen Ersatzteile gewonnen wurden. Alle Loks waren zuletzt in Aschaffenburg stationiert und sind als Schiebelokomotiven auf der Spessart-Rampe eingesetzt worden. Nach der Elektrifizierung der Rampe wurden bis Ende April 1958 alle verbliebenen elf Maschinen ausgemustert. Vor 1953 waren auch Exemplare der Baureihe auf der Schiefen Ebene im Einsatz und hierzu im Bw Neuenmarkt-Wirsberg stationiert.
Deutsche Reichsbahn (DR)
Die anderen 31 Lokomotiven der Baureihe 95 blieben bei der Deutschen Reichsbahn. Von diesen wurden zwischen 1966 und 1972 24 Stück auf Ölhauptfeuerung umgebaut, zehn Stück wurden überdies neubekesselt. Ab 1970 bezeichnete man die ölbefeuerten Lokomotiven als Baureihe 95.00 und die nicht umgebauten Exemplare mit Kohlefeuerung als Baureihe 95.10. Die letzten Lokomotiven der Baureihe waren auf der Bahnstrecke Eisfeld–Sonneberg im Einsatz und wurden erst 1981 ausgemustert. 95 1016 diente danach noch als Heizlokomotive im Bw Kamenz und die 95 1027 als Traditionslok der DR.
Konstruktive Merkmale
Die Maschinen verfügen über einen 100 mm dicken Barrenrahmen mit fünf Querversteifungen aus Stahlguss sowie einen Kessel mit über dem Rahmen stehendem Hinterkessel nach Belpaire. Die Laufradsätze bilden mit den benachbarten Kuppelachsen Krauss-Helmholtz-Lenkgestelle. Die drei mittleren Kuppelradsätze sind fest im Rahmen gelagert, allerdings ist der Spurkranz bei dem dritten Kuppelradsatz um 15 mm geschwächt. Das Zweizylinder-Heißdampftriebwerk treibt den dritten Kuppelradsatz an und verfügt über selbsttätige Druckausgleicher für den Triebwerksleerlauf.
Die Baureihe 95 war die stärkste von der DRG beschaffte Tenderlok. Sie konnte in der Ebene bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h eine Zuglast von 2060 Tonnen befördern und bei 25 Promille Steigung mit 25 km/h Geschwindigkeit immerhin noch 430 Tonnen. Damit erreichten sie fast das Leistungsvermögen der rund 30 Tonnen schwereren bayerischen Malletlok Gt 2×4/4. Die sehr hohe Reibungslast von 95,3 t ermöglichte den Verzicht auf Zahnstangenbetrieb bis zu einer Steigung von 70 ‰, insbesondere auch, weil die Riggenbach-Gegendruckbremse auch bei langen Talfahrten das Abbremsen hoher Lasten ohne Verschleiß und Überhitzung der Bremsbeläge sowie Radreifen und der damit verbundenen Gefahr nachlassender Bremswirkung sicherstellte.
Die Lokomotiven der zweiten Serie (ab 95 011) erhielten gerade Kohlenkästen. Schon bei der DR wurden genietete Wasserkästen gegen geschweißte Kästen ausgetauscht. Bei der DR in der DDR wurden die beiden Luftpumpen gegen eine Doppelverbundluftpumpe ausgetauscht.
Erhaltene Lokomotiven:
95 009 in der Einsatzstelle Sonneberg, Eigentümer Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn, als 95 0009-1 mit Ölhauptfeuerung.
95 016 im Deutschen Dampflokomotiv-Museum in Neuenmarkt,
95 020 im Technikmuseum Speyer (dort als 95 007 beschildert),
95 027 DB Museum, Standort Blankenburg (Harz) – einzige betriebsfähige Maschine. Betrieben durch den Verein Traditionsgemeinschaft 50 3708-0
95 028 im Eisenbahnmuseum Bochum, mit Ölhauptfeuerung
Zitiert aus !Wikipedia "Baureihe 95"
Soweit der allgemeine Hintergrund zur Baureihe 95/pr.T20.
Nachfolgend zeige ich nur die Loks der BR 95/pr.T20 die von mir umgebaut sind, keine umgenummerten Industrie-Loks und keine nachträglich umgebauten Museums- und Heiz-Lokomotiven, wie z.b. die 95 1016, die nie mit dem zwei-domigen Nachbaukessel und Kohlefeuerung im regulären Plandienst der DR gefahren ist.
Wenn's interessiert, hier geht es weiter mit den Modellen ...