Sorry, aber irgendwie gleitet der Ton wieder in eine nicht wirklich sachliche Richtung.
Wir sollten uns doch im Klaren sein, dass wir alle nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen haben.
Wenn etwas theoretisch, wissenschaftlich, formal, planmäßig beschrieben wird, dann kann das blöd sein und nerven oder gar missbraucht werden. Siehe Titanic, da wurde sauber argumentiert, dass der Kahn ohne eine ausreichende Anzahl von Rettungsbooten seetüchtig sein solle. Das war so ein glatter Missbrauch und von einer praktischen Denkweise her klar als vollkommen falsch ersichtlich. Jeder vernünftige Seemann wusste auch damals schon, dass Schiffe mitten im Ozean sinken können, egal wie viele Schotts eingebaut sind.
Ich kann aber auch von der rein praktisch orientierten Seite Blödsinn anstellen. Mir fallen da so einige Handwerksaktionen ein, bei denen die Handwerker meinten, dass es auch ohne den blöden theoretischen Plan gehen würde. Den Schaden müssen ja dann andere ausbaden. Oder der einen oder andere Handwerker oder Meister, der die Sache anständig plant und dann erfreulicherweise die Sache sauber hinbekommt und das auch noch im abgesprochenen Zeit- und Geldrahmen. Aber diese Leute haben halt theoretisch vorgeplant.
Was ich damit sagen will: Es ist Unsinn, wenn wir uns hier hinstellen und von unserer Position aus glauben die alleinige Wahrheit gepachtet zu haben.
Wenn hier einige sehr gute praktische Erfahrungen haben. Dann lasst uns das wissen. Das ist hochinteressant und ich lese solche Beiträge sehr gerne. Dann kann ich mir die eine oder andere Sache besser erklären.
Wenn jemand hier was aus der Ausbildung mitbekommen hat, dann gilt für mich das gleiche. Lasst es uns hier wissen.
Und wenn unsereins als Beförderungsfall dann wieder mal auf der Strecke bleibt, ... naja vielleicht ist das auch ein wenig berichtenswert.
Nur bitte lasst uns nicht gegenseitig persönlich angehen. Und wenn der Ton mal nicht passt, dann kann man das mal erwähnen und gut ist's. Ich denke schon, dass das ankommt.
Und jetzt noch ein konkretes Beispiel zu dem was ich oben genannt hatte: Theorie und Praxis und wie das zusammenhängen kann und zwar beim ETCS (mal die stark verkürzte Variante ohne Details).
Theoretisch kann ich mit einem derartigen System Züge besser überwachen und damit exakt steuern. Aber das ist nur ein Teil der Theorie. Der andere Teil ist dann die Zuverlässigkeit eines solchen Systems und die Nutzung der Fähigkeiten des Systems.
Also: Genaue Überwachung, eine mögliche, genaue Fernsteuerung und die genaue automatische Steuerung von allen Zügen auf einer Strecke / einem Streckenabschnitt. Dazu kaommen dann noch der Parameter der Zuverlässigkeit, der sich auf die Genauigkeit auswirkt.
So, da kann man nun herrlich über die Fähigkeiten und Zuverlässigkeit streiten. Nur das ist leider weder gute praktische Herangehensweise noch saubere Theorie!
Ich kann dann nur auf ähnliche Beispiele gehen und die bisherigen Erkenntnisse betrachten. Die Erkenntnisse bei der DB AG sind hier umstritten (wobei ich mich wieder über Erfahrungsberichte freue). Für die Erfahrungen der SBB sollte das allerdings nicht gelten, da die eigentlich sauber erfasst sind: ca. 10 bis 15 % Einbußen in der Leistungsfähigkeit, da eben eine starre Abstandsreglung gefahren wird (werden muss) und sich kleine Verzögerungen dadurch hochschaukeln.
Und dann gehen wir noch ein Stückchen weiter zu anderen Bereichen und schauen deren Erfahrungen an, z.B. Produktion von Gütern. Sobald ich eine gewisse Variantenvielfalt habe, ist die starre Steuerung von Nachteil (in Theorie und Praxis).
Und dann wieder zurück: ETCS ist, wenn es zu keinen Störungen kommt sehr gut. Aber es hat Probleme, wenn Störungen auftreten. Da ist das starre Steuerungskonzept schlicht unterlegen und zwar in Theorie und Praxis.
Und nun kann man halt auf dieser Basis versuchen, die Sache zu verbessern oder zu beerdigen.
Das war jetzt mal meine, sicherlich nicht wirklich perfekte Sicht der Dinge. Aber ich lasse mich nun gerne von besserem überzeugen und freue mich auf Eure Argumente und Erfahrungen.
Viele Grüße -- Bernd