Hallo zusammen,
die Post folgt später, heute gibt es erstmal Folge 3 des Brauhauses Isenburg.
Brauhaus Isenburg, Folge 3: Namensverwirrungen
Prolog, wie alles beganng: viewtopic.php?p=2139129#p2139129
Folge 1, das Forsthaus Isenburg: viewtopic.php?p=2140355#p2140355
Folge 2, Die ersten Brauversuche: viewtopic.php?p=2142873#p2142873
Was zuletzt geschah: Die drei Brüder des Revierförsters Leopold Dünnbier wandten sich von der Forstwirtschaft ab und dem Brauereigeschäft zu. Währen Balthasar und Casimir Dünnbier mit ihrer Brauerei Dünnbier großen Erfolg hatten, dümpelten die Geschäfte von Alfons Dünnbier als Wirtshausbesitzer eher vor sich hin. Der erste Fehler war die Namensgebung: Da seine beiden Brüder den Begriff „Brauhaus“ für sich beanspruchten, nannte der sein kleines Wirtshaus „Wirtshaus zum kalten Loch".
Hier ein Bild aus der Brauerei zu Zeiten des Hochbetriebs
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Die Namensgebung kam nicht von ungefähr, schließlich liegt der Biergarten im Schatten des Ulrichsteins und praktisch immer im Dunklen. Der Wochenendtourismus war auch noch nicht erfunden und selbst wenn, wer mag sich schon in einen kalten Biergarten setzen.
Erst mit dem Bau der SLB um 1900 entwickelte sich in Isenburg etwas Tourismus. Und damit auch unser Brauhaus. Alfons Nachfahr Gustav Dünnbier setze sich bei der Gemeinde ein, aus der kleinen Holzverladestelle einen Haltepunkt zu machen. Damit kamen die ersten Wanderer zur Isenburg und G. Dünnbier setze voll auf Wachstum: So wurde er bekannt durch seine Schnitzel, vor allem das original wienerische. Schnell zog es nicht nur einheimische in den Biergarten, auch Touristen aus Österreich lernten die Isenburger Speisekarte schätzen.
Zeit für eine Namensänderung:
Aufgrund der Lage im dichten Wald versuchte Dünnbier es mit einem neuen Namen, der die österreichischen Urlauber ansprechen sollte:
„Zum Waldviertler“. Leider vermuteten die Touristen das Wirtshaus nun an anderer Stelle und blieben fern.
Die nächste Generation der Dünnbiers versuchte es dann mit „Wienerwald“, ließ sich den Namen aber von einer Geflügelbraterei vor der Nase wegschnappen und hieß fortan nur noch schlicht „Zur Isenburg“. Während die Brauerei weiter glänzende Geschäfte verzeichnete, ging es mit dem Wirtshaus trotzdem weiter bergab.
Denn mit der Idee, Urlauber mit heimischen Speisen zu überraschen, war unser Gastronomiebetrieb nicht alleine. Am Haltepunkt Isenburg eröffnete ein kleiner Kiosk mit Biergarten, der nicht nur in der Sonne liegt, sondern auch auf Importbier (wie z.B. Stiegl) setzte. Dieser kleine, aber findige Betrieb gab sich den Namen „s Mailüftsche“ und stellte damit die bessere lokalklimatische Lage in hessicher Schreibweise demonstrativ zur Schau. Folgerichtig wandten sich die Touris dem neuen Betrieb zu. Die Jugend dagegen ging ohnehin lieber in die Neustadt zum Burgeressen.
Und so versuchten es die Dünnbiers in den 1990ern mit zwei letzten Aktionen: Dem Ausschank von Wiener Bier und der Erfindung des Isenburger Schnitzels. Relikte des Bierausschanks sind heute noch hinter dem Gebäude zu finden. Allerdings konnten die Hessen mit dem Begriff „16er-Blech“ nichts anfangen und dachten, das Haus beherberge nun eine Schlosserei.
Hier eine Lieferung 16er-Blech für den Weitertransport in´s Brauhaus
Auch die Erfindung des Isenburger Schnitzels (das weltweit erste im Toaster aufgewärmte … führte zwar zur Einsparung von Kosten, aber auch zur Einsparung an Gästen.
Das endgültige Aus ist allerdings auch dem Personal zuzuschreiben: Kevin Keiner, der jüngste und faulste Spross von Karl-Georg Keiner, war in der Landwirtschaft nicht zu gebrauchen. So begann er seine Karriere als Aushilfskellner. Allerdings sah er seine Hauptaufgabe darin, heimlich hinter dem Gebäude zu rauchen. Die Gästen hungerten (und froren) derweil munter vor sich hin. Sollte er überhaupt mal im Biergarten auftauchen, dann schaute er mit "hohem Blick" über die Gäste hinweg. Und so wurde der Begriff „Keiner da“ schnell zum Running Gag unter den wenigen verbliebenen Stammgästen.
Das war es für heute, in der nächsten Folge sind dann Bilder aus den Hochzeiten des Brauhauses zu sehen.
Viele Grüße
Patrick