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Der Fluch der Akribik, Teil 343
BERGWÄRTS ANDERS DRECKIG ALS TALWÄRTS
Meine „unterirdische“ Sandkiste eignete sich hervorragend, meine bisher nicht zufriedenstellenden Versuche positiv zu einem einigermaßen akzeptablen Abschluss zu bringen, zweigleisige Steilstrecken vorbildgerecht zu verschmutzen.
Meine bergauf führenden Gleise sollen in definierten Bereichen schmale schwarze Streifen entlang den Schienen erhalten, wie sie schwer arbeitende Dampfer abgeben. Bergab führende Gleise sollen ausgiebig Bremsstaub erhalten. Auf dem Semmering sah das seinerzeit so aus (Linksverkehr, das linke Gleis führt bergauf):
Foto: Mag. Alfred Luft, Slg. VEF. Mit freundlicher Genehmigung von Mag. Alfred Luft
Nach mehreren wenig Jubel auslösenden Versuchen bin ich mit diesem Ergebnis hier nun recht zufrieden:
Hier herrscht Rechtsverkehr. Oben das bergwärts führende Gleis, unten das talwärts führende, wobei unten die Verschmutzung nach rechts hin abnimmt.
Und so schaut’s über Weichen hinweg aus:
Die beiden äußeren Gleise rechts im Bild sind wenig befahren und kriegen entsprechend wenig Bremsstaub und öligen Dreck ab. Auch die Verbindung zwischen den beiden Hauptgleisen links im Bild wird offensichtlich deutlich weniger befahren.
Mit der Airbrush wäre dies nicht möglich, der Farbauftrag wäre zu gleichmäßig. Mit Pulverfarbe gelang’s dann. Bei meinen ersten Versuchen ist die Verschmutzung recht brutal ausgefallen und die Übergänge waren zu hart, Ich habe anfangs viel zu viel Farbe auf den Pinsel genommen. Schließlich habe ich einen flachen, weichen Pinsel der Größe 8 verwendet und die schwarze bzw. braune Pulverfarbe in mehreren Schichten ganz sparsam aufgetragen. Zum Fixieren der Farbe habe ich Fließverbesserer aufgesprüht und anschließend Flexkleber aufgeträufelt.
Um abschließend mit frischen, sauberen Schottersteinchen Akzente zu setzen und die Übergänge fließender zu gestalten, habe ich hellen Schotter sparsam mit Daumen und Zeigefinger aufgenommen und bei noch nassem Kleber in die Ränder der Schmutzstreifen eingestreut – genau so, wie man eine Prise Salz in die Suppe zu streuen pflegt.
Nach dem abschließenden Staubsaugereinsatz und dem Reinigen der Schienen mit einem Schienenradierer begab sich die – aus diesem Grund bewusst noch immer nicht mit Kondensatoren ausgestattete - Kleinlok mit ihren beiden Bahnmeisterwagen auf den Weg, um eventuell übersehene Verschmutzungen der Schienenprofile aufzuspüren:
Hier sieht man je zwei stark befahrene bergwärts bzw. talwärts führende Gleise und außen wenig beanspruchte, recht saubere Abstellgleise.
Als der Sound der kleinen kondensatorlosen Testmaschine nach gründlicher Schienenreinigung nirgends mehr aussetzte, konnte dieser Streckenabschnitt für den Verkehr freigegeben werden.
Und die Mauer?
Eine Anfängerarbeit, weit davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein.
Nein, nicht wegen des Spalts ganz links. Der ist Absicht, dort befindet sich die – überall sonst mit Sand getarnte – Grenze zwischen zwei Segmenten. Sondern wegen der noch reichlich unvollkommenen farblichen Gestaltung. Das hat unter anderem damit zu tun, dass ich keine älteren Farbfotos habe, auf denen Betonmauern drauf sind. Was ich bisher gemacht habe, hat daher allenfalls den Charakter einer Grundierung.
Für diese Mauer habe ich 3-Millimeter-Finnpappe mit dem Cutter entlang eines Stahllineals zugeschnitten und einer Passprobe unterzogen. Dann wurde die Pappe mit FALLER 180507 Betonfarbe grundiert. Nach dem Trocknen der Betonfarbe habe ich verschiedene Pulverfarben mit einem weichen Flachpinsel sparsam aufgetragen – Schwarz, Weiß und Braun. Wo die Farbe zu kräftig war und sich nicht mehr mit dem Pinsel abtragen ließ, habe ich sie mit einem Blatt Küchenrolle so weit abgewischt, dass sie an eine dünne Schmutzschicht erinnerte. Der Farbauftrag erfolgte immer senkrecht einem Lineal entlang, wie das Regenwasser halt läuft und seine Spuren hinterlässt, wobei dann häufig unten mehr Dreck entsteht als oben. Nach dem Bemalen wurden die Kartonteile aufgeklebt, die Klebespalten mit unverdünnter Betonfarbe zugespachtelt und mit Farbe nachgearbeitet.
Sieht ganz nett aus, eine vorbildgerechte Mauer ist das aber sicher noch nicht. Eher eine generalisierende Darstellung, so wie Kinder zu zeichnen pflegen: das Dach ist rot, das Haus ist gelb, der Himmel ist blau, das Gras ist grün. So ist diese Mauer grau und hat ein paar an Schmutzstreifen erinnernde Farben drauf. Man weiß, was es darstellen soll, aber ein konkretes Vorbild hat es, wie gesagt, nicht.
Ich werde das so schnell auch nicht ändern, ich habe für eine Weile ganz andere Prioritäten. Zumal es sich auch anbietet, diese Mauer später einfach von Grünzeug überwuchern zu lassen. Dafür könnte diese Grundierung durchaus ausreichen.
Liebe Grüße
Euer Karl