RE: Epoche I/II, Bayern, Beschriftung/Umnummerierung

#1 von Der Localbahner ( gelöscht ) , 15.12.2016 21:08

Hallo Stummis,

heute bin ich an einem Foto von Robert Zintl in dem Buch "Das Thurnauer Bockela" hängen geblieben.
Auf dem Foto (Seite 57 unten) ist eine D VIII zu sehen, datiert auf das Jahr 1927.
Die Lok trägt noch die originale Beschriftung vom Auslieferungszustand.
Loknummer 1914, hergestellt von der Fa. Krauss, Baujahr 1903.
Was mich interessieren würde ist, wie lange waren in Bayern noch Loks mit ursprünglicher Beschriftung und Farbgebung unterwegs?

Viele Grüße,
Christian


Der Localbahner

RE: Epoche I/II, Bayern, Beschriftung/Umnummerierung

#2 von Laenderbahner ( gelöscht ) , 15.12.2016 22:05

Hallo Christian,
genau wird sich das nicht sagen lassen, ein paar Anhaltspunkte gibt es aber schon:
am 05.07.1930 wurde von Maffei die 18 529 angeliefert. Bei der Lok ist explizit festgehalten, dass es sich um die erste ab Werk in schwarz und rot gelieferte 18.5 handelte. Die im März 1928 abgelieferte 18 528 trug damit entweder die bayrische Farbgebung oder den Regelanstrich der Deutschen Reichsbahn von 1921.
Persönlich tippe ich auf den bayrischen. Die Gruppenverwaltung Bayern hatte sich wohlweislich die Verwertung der vorhandenen Farbvorräte zusichern lassen.
Wenn also erst zwischen 1928 und 1930 der Regelanstrich der Reichsbahn von 1926 angewendet wurde - das bei Neubaulokomotiven - dann gehe ich davon aus, dass bei Altbaulokomotiven ebenfalls länger auf einen kompletten Neuanstrich in schwarz/rot verzichtet und stattdessen der bayrische Lack eben ausgebessert wurde.
So wie der Lack der 98 661 in dem von Dir genannten Buch (auf Seite 57 oben) glänzt dürfte der realtiv neu sein - also von 1931/32 stammen. Ähnlich dürfte es bei vielen bayrischen Lok abgelaufen sein.
Eines ist aber sogar belegt: es gibt eine Verschrottungsverfügung der Reichsbahndirektion Nürnberg vom 13. Mai 1949, bei der die B XI 1262 (eigenlich die 36 773) vom BW Ansbach, die dort seit 1931 als Heizlok verwendet wurde, der Verschrottung zugführt werden soll.
Wenn die also noch 1949 bayrische Schilder trug - welche Farbe hatte sie wohl? Ist zwar nur Spekulation - ich würde auf "Bayrisch Grün" tippen.
Bis mir jemand das eine oder andere mt "echten" Farbbildern belegt, sind für mich bis 1930 bayrische Loks in Grün die Regel.
Ausnahmen gibt es da definitiv - z.B. die "Hochhaxigen" (18.4) die für den Einsatz vor dem Rheingold eine Komplettüberholung bekamen, dabei auch in schwarz/rot lackiert wurden.

mfg
Thomas


Laenderbahner

RE: Epoche I/II, Bayern, Beschriftung/Umnummerierung

#3 von Der Localbahner ( gelöscht ) , 16.12.2016 14:47

Hallo Thomas,

vielen Dank für die ausführliche Information.
Bei der Ansbacher Heizlok ist es wirklich sehr wahrscheinlich, daß sie noch ihr grünes Kleid trug.
Wie ist es dann mit der Umbeschriftung der Loks gewesen?
Diese dürfte ja dann wohl auch erst im Rahmen einer Neulackierung erfolgt sein,
oder bekamen die Loks schon ihre Reichsbahnbeschilderung und fuhren noch im bayrischen Grün?
Die Lokalbahnloks dürften da wohl die letzten gewesen sein die umlackiert und umbeschildert wurden,
was sicher auch mit der Geringhaltung der Unterhaltskosten für die Lokalbahnen zu tun hatte.

Viele Grüße,
Christian


Der Localbahner

RE: Epoche I/II, Bayern, Beschriftung/Umnummerierung

#4 von Laenderbahner ( gelöscht ) , 16.12.2016 15:54

Hallo Christian,
es gab definitiv grüne S 3/6 Neubaulokomotiven mit DRG Beschilderung (18 509 - 18 528). Darunter sind auch Loks die ab Werk den Rheingold '28 zogen und die "Hochhaxigen" ablösten - es gab also auch grüne Loks vor dem Paradezug.
Die Frage ist nun wieder: Grün nach bayrischer Vorschrift oder nach Regelanstrich 1921?
Habe es ja schon geschrieben - Bayrischer "Liebe" zu Preußen folgend würde ich auf den "orginal" Bayrischen Anstrich tippen.

Um das aber wieder etwas auszugleichen - darauf kam ich erst Anfang des Monats - es gab auch Loks mit orginal preußischem Anstrich (zuerst auch noch mit pr. Beschilderung - später DRG-Nummern) in Bayern. Ab ca. 1925 wurden die bay. C IV Schublokomotiven an der "Schiefen Ebene" sukzessive durch pr. T 16.1 und G 10 ersetzt.

Rein gefühlsmäßig, aus der Vielzahl der Bilder heraus die ich mir angesehen habe - würde ich annehmen, dass durchaus Lokomotiven eher umbeschildert als umlackiert wurden, dass also mit dem Stichtag des Umschilderung die Reichsbahn Schilder einfach an die Stelle der bayrischen kamen, ohne Neulackierung der Lok.
Inwieweit dazu beitrug, dass 1919 von "K.Bay.Sts.B." auf "Bay.Sts.B." umgeschildert wurde ist auch die Frage. Dann hätte ja mit Gründung der Reichsbahn wieder auf "Bayern" umgerüstet werden müssen .... wer Bilder hat, die diese Fragen klären - her damit.

mfg
Thomas

PS.: Wenn die Bayern vor dem 1.WK mit vier verscheidenen Beschriftungssystemen und - wenn ich es recht überlege auch mit vier Lackierungs-Vorschriften ihrer Dampflokomotiven gleichzeitig zurechtkamen, sollte ihnen das nach 1919 auch nicht zu schwer gefallen sein.


Laenderbahner

RE: Epoche I/II, Bayern, Beschriftung/Umnummerierung

#5 von Der Localbahner ( gelöscht ) , 19.12.2016 10:58

Hallo Thomas,

zu Deiner Überlegung "Die Frage ist nun wieder: Grün nach bayrischer Vorschrift oder nach Regelanstrich 1921?" habe ich zufällig etwas Interessantes gefunden.
In dem Buch "Dampflokomotiven im Allgäu" von C. Asmus/S. Bufe schreibt der Autor auf Seite 155: "Die Lokomotiven der Königlich Bayerischen Staatsbahn hatten schwarze Rauchkammern und ein hellrotes Räderwerk; Führerstand, Kessel, Zylinder und Tender waren dunkelgrün."
Das würde ja dem Regelanstrich 1921 entsprechen.

Viele Grüße,
Christian


Der Localbahner

RE: Epoche I/II, Bayern, Beschriftung/Umnummerierung

#6 von Laenderbahner ( gelöscht ) , 19.12.2016 15:29

Hallo Christian,
jein, der 1921 Regelanstrich hätte auch den Lokomotivrahmen in braunrot gehabt.
Länderbahnanstriche ohne genau die Loktype und die Zeit anzugeben, ist immer grenzwertig.
Ursprünglich war die Bayrische Lakierung ja wie folgt:

Schornstein, Rauchkammer: Schwarz
Kessel, Führerhaus, Tenderaufbau: Grün
Rahmen: Grün (1882), Schwarz (ab 1908), Grün (ab 1917)
Radsterne: Grün, Rotbraun (ab 1917), bei einzelnen S 3/6 Rotbraun (ab 1912)
Einfassungen: Schwarz
Absetzlinien: Weiß, Weiß oder Hellgrün (ab 1908)

Ob ab 1917 alle Räder umlackiert wurden - garantiert nicht - die rote Farbe der Radsterne sollte Anrisse besser sichtbar machen - deshalb auch zuerst bei den "Hochhaxigen" angewendet. Ab 1917 IMHO nur bei Neubauten sicher. Bei den Nachkriegslieferungen der 20er Jahre dann wieder grün.

Achtung: es gab aber noch das linksrheinische Netz - die Rheinpfalz - die hatte eigene Vorschiften: zuerst die der privaten Pfalzbahn, dann die des linksrheinischen Netzes der K.Bay.Sts.B. und nicht zu vergessen die Ludwigshafener Schnellzugloks, deren Farbgebung (violettbrau - braun) AFAIK auf den dortigen Obermaschineningenieur (später Regierungsrat) Wilhelm Leschmann fusste.
Eigentlich hätte es ab 1909 die bayrisch-rechtsrheinige sein müssen - mit dem Unterschied - die Links-Rheinischen hatten: Rahmenaussenflächen und Radsterne rotbraun, Abstzlinien rot und Einfassungen schwarz.
(Das könnte man dann aber auch als preußisch mit bayrischem Grünton bezeichnen).
Lass den Zierrat weg -> Regelanstrich 1921 mit bayrischem Grün für Kessel, Führerhaus und Tender.

Du merkst - die Übergänge sind recht fließend.


mfg
Thomas


Laenderbahner

RE: Epoche I/II, Bayern, Beschriftung/Umnummerierung

#7 von Der Localbahner ( gelöscht ) , 19.12.2016 19:58

Hallo Thomas,

Du scheinst ja ein lebendes Nachschlagswerk für alles rund um die Eisenbahngeschichte zu sein.
Wenn mal jemand das alles zusammenfassen würde und in Buchform herausbringen würde, das wäre toll.
Wann welche Lok in welcher Farbgebung und Beschriftung wo ...
Puhh, von wegen Epoche I dann II usw., ist gar nicht so einfach da was richtig zuzuordnen.
Ob ich nicht doch vielleicht Briefmarken sammeln sollte?

Viele Grüße,
Christian


Der Localbahner

   


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