Hallo zusammen,
vor zwei Wochen habe ich mir ein Exemplar der bereits vergriffenen ersten Auflage des neuen Buchs von OOK alias Otto O. Kurbjuweit
Die Fensterbachtal-Bahn. Vom Fertiggelände zur landschaftlich attraktiven Betriebsanlage;
erschienen in der edition jaffa, Hardcovereinband, Fadenheftung, 112 Seiten, reich bebildert
bestellt. Der Druck der zweiten Auflage erfolgt ab 10. Juni.
Eine Inhaltsübersicht und Leseprobe findet ihr bei jaffas-moba-shop.de, wo man das Buch auch bestellen kann.
"Richtige Modellbahner halten sich von Fertiggeländen fern" und "Ich glaube, dass ein tiefgezogenes Fertiggelände, auch wenn es ... in Grenzen veränderbar ist, unerhört kreativitätshemmend ist." Das war das Credo von OOK. ...Bis zum "Beweis des Gegenteils", so die Überschrift des ersten Kapitels.
Natürlich habe ich das Buch praktisch in einem Rutsch durchgelesen. Die flotte Schreibe von OOK, immer mit einer gehörigen Portion Selbstironie - was soll er auch machen, wenn er sich selber widerlegt? - macht es dem Leser leicht.
Ist OOK nun altersmilde geworden? Nein, seine Kritik äußert er normalerweise immer noch sehr vehement.
Aber es geht ihm hier auch nicht um den gestandenen Modellbauer als Modellbahner sondern um die Frage, was kann man einem Anfänger oder Wiedereinsteiger an die Hand geben, damit das Spiel mit der Anfangspackungs(kreis)bahn, und dazu zählt auch ein Doppeloval oder eine sogenannte verschlungene acht, nicht nach kurzer Zeit langweilig wird.
Also die richtige Lektüre, so meine ich, für Mutter/Vater und Kind(er), die einen niederschwelligen Einstieg benötigen, aber bei der Stange bleiben sollen.
Den Ausgangspunkt stellt das 100 cm x 160 cm große Fertiggelände "Rosenheim" von Noch dar: Zwei ovale Gleiskreise, im Bahnhof verbunden durch zwei Weichenpaare, dazu ein oder mehrere Abstellgleise, Otto ordnet respektable 4 Gleisstummel an, beschränkt sich dann aber doch lieber auf 3. Dazu werden zuvor die Nettomaße von 94 cm x 153 cm auf die Bruttomaße mit Hartschaumstreifen aufgepeppt.
Und dann geht es ans Eingemachte:
1. Stufe: Ummodellieren der Alpenberg-Ecktunnel in eine gefällige Hügellandschaft mittels Styropor, Füllspachtel und eingekleistertem Packpapier. Klare Landschaftsgliederung ohne "Häuschen" aber Kohlehandlung und Lagerhaus als Anschließer sowie ein Freiladegleis. Noch fehlt der Güterschuppen.
2. Stufe: Das tieferliegende Oval wird auf der rechten Seite nicht wieder zum Bahnhof nach vorne geführt sondern mündet hinten rechts in einen angehängten, abnehmbaren zweigleisigen Fiddle-Yard, der die Anlage bei Betrieb um 24 cm verbreitert. Eine gut nachvollziehbare betriebliche Erweiterung. Denn nun düsen nicht zwei Züge um die Wette im Kreis, sondern, so der Vorschlag von OOK, ein Zug kommt aus dem FY Freihöls, fährt zu Fahrzeitverlängerung eine festgelegte Anzahl von Runden, bis er im Bahnhof Stauffenheim seinen Endbahnhof erreicht, da ab hier die Strecke gesperrt ist.
Der Wegfall der Einmündung des inneren Ovals ermöglicht zudem den Einbau einer Weiche für ein Güterschuppengleis. Nun kann im Endbahnhof Stauffenheim richtig rangiert werden und/oder eine Zugkreuzung stattfinden.
3. Stufe ist der Einbau eines weiteren Kreuzungsgleises/FY Höging am hinteren Anlagenrand, also zwischen Stauffenheim und Freihöls. Da das mit relativ großem Aufwand bei der Geländeumgestaltung einhergeht, hätte ich eher versucht, den FY Freihöls um ein weiteres Gleis zu erweitern. Aber OOK will hier natürlich auch demonstrieren, dass und wie man ein Fertiggelände umgestalten kann.
4. Stufe ist nun die vollständige Aufgabe des Ovals, indem auch links Segmente und ein weiterer FY, gestaltet oder auch nicht, angebaut werden. Im Bahnhof Stauffenheim wird so ein weiteres Anschlussgleis gewonnen. Hiermit ist dann auch eine vollwertige Modellbahn entstanden. Da diese Stufe als reiner Segment-/Modulbau aus dem selbstgesetztem Thema, der Umgestaltung des Fertiggeländes, herausführt, werden die Möglichkeiten auch nur mit Zeichnungen und Worten beschrieben.
Was das Buch so lesenswert macht, ist OOKs Selbstversuch, seine ursprüngliche Theorie in der Praxis zu widerlegen, was ihm gelungen ist, meine ich. Dazu gehört auch der Landschaftsbau mit einfachsten Mitteln. An einigen Stellen schreckt er nicht einmal vor dem Einschottern der Gleise zurück oder der Gestaltung eines Gleisübergangs mit Gips, der dann doch wieder "aufgestemmt" werden muss.
Am Ende habe ich mich gefragt, ob man nicht auch mit einer platten Holzplatte hätte anfangen können. Ja, wenn man weiß, wie man die versteift und Steigungsstrecken baut: sicherlich.
Für wen ist also das Buch: Für jemanden, der sich ein Fertiggelände kauft, weil er sich nichts anderes zutraut, also für Mutter/Vater und Kind(er), die einen niederschwelligen Einstieg benötigen.
Also, ihr modellbahnbegeisterten Opas, Omas, Onkel und Tanten, vielleicht habt ihr ja jemanden in der Verwandtschaft, auf den das zutrifft.
Gruß von Ruhr und Nette
Hans