Aua!
Ich hab ja noch nie so viel Blödsinn in so kurzer Zeit gehört!
Mal zu den Fakten:
Mehr Züge auf GLEICHER Infrastruktur:
Hat sich in der Schweiz durch ETCS und elektronische Stellwerke NICHT ergeben. Im Gegenteil: durch die hohen Latenzzeiten im Mobilfunk hat sich der Abstand zwischen den Zügen sogar erhöht, mithin ist die Streckenleistung sogar gefallen!
Höhere Verfügbarkeit durch mehr Sensorik im Zug:
Hat bisher nicht funktioniert. Die Erkennung eines drohenden Ausfalls ist bisher am ehesten noch durch manuelle Kontrolle und entsprechend kurze Wartungsintervalle zu gewährleisten. Eine gute Ausbildung der Zugpersonale und entsprechende Zeiten für das Auf- und Abrüsten wären wohl viel sinnvoller.
Ausfallzeiten bei elektronischen Stellwerken:
Die Erfahrung lehrt, daß ESTW zwar, je nach Hersteller, gut funktionieren, aber wenn es eine Störung gibt, ist diese Störung viel schwerwiegender als bei allen alten Bauformen. Ein komplettes hochfahren eines Stellwerkkerns kann Stunden dauern. Zudem müssen alle Gleisfreimeldeabschnitte erst Mal wieder neu initialisiert werden. Ältere Anlagen mit Gleisstromkteisen brauchen das nicht.
Ebenfalls erhebliche Systemkosten entstehen dadurch, daß ESTW relativ kurze Lebenszeiten haben. Drucktastenstellwerke sind gut und gerne 60 Jahre oder mehr in Betrieb. ESTW erleben selten das zwanzigste Lebensjahr. Grund ist die kurze Verfügbarkeit entsprechender Halbleiter und Prozessoren. Relativ schnell können keine Ersatzteile mehr bereit gestellt werden. Ein ESTW ist also eher ein Abo!
Was mich aber an den Film so richtig ärgert: die neue Infrastruktur in und um Stuttgart ist so drastisch reduziert, daß man zur Erhaltung der jetzigen Leistungsfähigkeit schon alle Taschenspielertricks einsetzen müsste. Dass wird also geplant scheitern!
Aber Mal zur Realität im Bahnbetrieb. Bekommen wir auch digitales Laub? Digitale Bäume, die in die Oberleitung fallen? Digitale Fahrgäste, die in Planzeit die Züge besteigen? Also ohne jede Toleranz in der Abfahrtzeit, weil ja die Abstände der Fahrten immer kürzer werden soll? Also an jeder Bahnsteigkante ein Vielfaches an Zügen? Man zähle Mal die Gleise in Stuttgart neu und alt!
Wer zuverlässiger fahren will, braucht nicht weniger Infrastruktur und mehr Technik, sondern mehr Rückfallebenen und Ausweichmöglichkeiten. Jede Weiche weniger erhöht die Chance auf eine blockierte Strecke.
Und all das ganze Technikgeschwafel in Zeiten, wo Firmen alle sechs Monate einem neuen Konzern angehören. Thalis gibt es ja auch schon nicht mehr im Bereich Bahntechnik! Das Video ist somit schon nicht mehr wahr!
Ich würde viel eher vorschlagen den Betrieb der Bahn wieder in die Hände von ausgebildeten Leuten zu legen, die selbständig entscheiden können, was gerade zu tun ist. Früher hat ein Fahrdienstleiter noch den Fahrdienst geleitet. Heute darf er noch ein paar Knöpfe drücken oder Hebel ziehen. Disposition macht jemand anders. Das das nicht funktioniert, sieht man der Pünktlichkeitsstatistik ja an. Klar, das ist nur ein Rädchen, was sich nicht mehr dreht.
Ich bin gespannt wer den digitalen Knoten Stuttgart wieder aufdröseln wird. Für mich ist das die Blaupause für das Zerstören von Infrastruktur gehen jedes Wissen!
Wir werden sehen...
Aber ist ja auch egal. Der neue SUV fährt elektrisch und alles wird gut. Wer braucht die Bahn?
Gruß
Klaus