Moinsens,
ich hatte hier im Forum ja mal von meiner Idee berichtet, dass ich eine Lok gern aus dem Führerstand fahren möchte und nach Erfahrungen gefragt. "Gibt es doch schon..." war die Antwort und ich recherchierte. Alles was ich fand waren teilweise schöne Videos gefilmt von Kameras auf einem Waggon.
Genau das wollte ich nicht. :) Ich will die Lok aus dem Führerstand heraus (virtuell) fahren. Drauf sitzen... mittendrin. An einem (oder zwei) Monitoren sitzen, vor mir die Regler für die Steuerung der Lok, und über die Technik die Lok von Ferne steuern.
Heute möchte ich den gelungenen Ansatz, quasi das Kernstück ohne das alles weitere scheitert, hier präsentieren.
Aktuell zu Hilfe genommen ein Microcomputer mit Kamera, ein ESP32 mit OV2460 Cam, eingebaut in eine BR204 (Harzkamel). Mittels Arduino IDE mit einem CameraWebserver bespielt, welcher einerseits die Konfiguration der Kamera zulässt, andererseits auch einen Port ausschließlich für den Stream zur Verfügung stellt.
Eine ESP32 Cam bekommt man für ein paar Euro beim freundlichen Ali oder bei dem Elektronikladen Eures Vertrauens. Weil die eingebaute WLAN-Antenne für unsere Zwecke viel zu schwach ist, braucht es auf jeden Fall noch eine extene Stummelantenne, die kurz genug ist, dass wir sie unsichtbar im Gehäuse einbauen können und die Camera selbst muss mit einem entsprechend langen Datenflachbandkabel ausgestattet sein, damit wir die eigentliche Elektronik unsichtbar verstecken können. Auch sollte diese Kamera eine Art "Weitwinkel" haben, damit sie möglichst viel und auch den vorderen Bereich noch scharf einfängt.
Bei der BR204 sitzt der "Mommphred" auf dem einen Platz, der andere Stuhl ist frei und geradezu prädestiniert als Kameraträger zu fungieren. Und weil man das Interieur komplett aus der 204 ausbauen kann kommt man gut an alle zu bearbeitenden Teile heran.
Die Kamera selbst habe ich auf die "Kopfstütze" geklebt, auf gleicher Höhe wie Mommphred's Kopf. Damit ich das Flachbandkabel direkt führen kann, habe ich mit einem Dremel einen Schlitz in den Sitz gemacht, genau dort, wo Rückenlehne und Sitzfläche zusammenkommen (Merke: die Säge/Trennscheibe sollte einen möglichst geringen Durchmesser haben. Ausreichend, um durchschneiden zu können, aber nicht zu groß, dass der Schlitz breiter ist als notwendig... )
Gleiche Prozedur im Boden. Passend: das Flachbandkabel liegt sowohl an der Rückenlehne als auch an der Säule des Sitzes an. Perfekt!
Der ESP32 muss etwas vorbereitet werden. Nicht nur, dass er über DHCP von Eurer Fritz-(oder was auch immer)box eine feste IP-Adresse zugewiesen bekommen muss, sondern Ihr müsst auch einen der vorhandenen Reset-Microschalter mit verlängerten Kabeln ausstatten, damit ihr irgendwo versteckt am Chassis der Lok einen Taster anbringen könnt. Manchmal brauchen die ESP32 einen Reset um ordentlich zu laden. Dafür dann die Lok aufzuschrauben ist kontraproduktiv. Ich werde ein Relais verwenden, welches über F-Taste bedient wird. Das Relais schließt den Stromkreis und resettet damit den ESP32.
Bleibt noch die Stromversorgung. Klar könnte man mit den Pins des ESP32 herumexperimentieren, bis der Microprozessor Strom bekommt. Ich habe mich für die einfachere Variante entschieden und Micro-USB-Stecker gekauft, die nur einseitig bestückt sind und am anderen Ende hängen zwei Kabel heraus. :) So kann ich über den Decoder die Cam mit 5V versorgen und per F-Taste einschalten.
Die Stummelantenne wird in der Richtung befestigt, in der am meisten Platz ist. Bei meiner 204 ist das nach "hinten". Da ich den Führerstand sowieso drehen werde, "Mommphred" also künftig rückwärts fahren wird, wird auch die Antenne an Mommphreds Konsole außen befestigt.
Unter dem Führerstand habe ich dann den ESP32 mit Heisskleber fixiert, nachdem ich die Kamera angeklemmt habe.
Und so schaut das Ganze aus
Anschließend habe ich testweise den Führerstand wieder in das Chassis eingebaut und die Cam mal mit Strom versorgt und war sehr angenehm überrascht:
Das Bild ist etwas dunkel, sorry. Die Kamera schaut ins "Gegenlicht", ich musste die Jalousien meines Arbeitszimmers herunterlassen.
ich warte nun noch auf passende Module, insbesondere das 6V-Modul, welches eine sichere Stromversorgung mit 6V gewährleistet. Dann wird man das Ganze puffern müssen(!!), damit die Cam nicht jedesmal einen Reset braucht, weil sie sich aufgrund kurzfristiger Stromlosigkeit abgeschaltet hat.
Es ist natürlich noch lange nicht fertig, aber wie nenne ich diese Phase? "Kernsystem installiert und funktioniert".
Nun bin ich auf Eure Verbesserungsvorschläge gespannt, ehe ich die BR204 irgendwann endgültig zuschraube.
ich denke, auch der Führerstand muss optisch nun etwas aufgepimpt (wie sagt ihr hier? "Gesupert"?) werden. :)
Gruß
Scotti