Hallo, ich habe zwei Fragen an die Wagenexperten unter euch.Es geht im wesentlichen um den Güterwagen G 10 und seine Verwendung in der Realität und bei zahlreichen Modellbahnherstellern. A) Die rel.bunte Vielfalt an (Bier-)wagen hat es die so wirklich gegeben ? Wenn man sich Bilder anschaut (und ich habe nicht wenige)aus dem Nachkriegsdeutschland bis in die Sechziger hinein,habe ich nur ein einziges Bild von einem Dg in den ein Bierwagen eingereiht ist. B) Waren die Bierwagen allesamt Isolierkühlwagen,sei es durch den Einwurf von Trockeneis o.ä.?
Viele Grüße Uwe
Gerne auf ein Wiedersehen auf der Bieberbacher Kreisbahn Uwe
Es gibt drei Dinge die den Mensch ausmachen.Was er von Vater und Mutter geerbt hat,was seine Umgebung aus ihm gemacht hat und was er in freier Entscheidung aus seinem Erbe und seiner Umgebung gemacht hat. Aldous Huxley Schöne neue Welt
Die allermeisten Bierwagen die es als Modell gibt, sind Folklore. Die Suche nach "Bierwagen" bei https://eisenbahnstiftung.de/bildergalerie ergibt dennoch ein paar sehenswerte Exemplare. Ziemlich erschöpfend (für Deutschland) wird das Thema in "Geschichte der Eisenbahn-Bierwagen" von Lothar Spielhoff behandelt. Mit vielen Bildern und umfangreichen Listen (https://books.google.de/books?id=dJveAAA...a=X&redir_esc=y). Bier musste vor Wärme und Kälte (Frost) geschützt werden. In der Regel waren die Wagen also isoliert.
es gab eine ganze Reihe von G10-ähnlichen Wagen unter den Bierwagen. Meistens hatten diese aber mehr oder weniger große Abweichungen von diesen. Andere Türen, verschlossene Beladungs- und Lüftungsöffnungen, andere Aussenbeplankungen um nur ein paar zu nennen.
Mir persönlich sind einige Bilder bekannt, einige wenige sogar noch in der Epoche IV. Der G10 hatte übrigens nur eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h sodass diese frühzeitig durch modernere Bauarten ersetzt wurden. Auf Bildern aus den späten 40'ern bis zu den frühen 50'ern wirst du wahrscheinlich mehr Erfolg haben. Die Bierwagen wurden häufig auch in speziellen, schnell laufenden Zügen befördert. Bekannt ist z.B. ein Zug der von München aus mit bayrischem Bier nach Norden fuhr. Auch zum Export. Einen interessanten Bericht, wenn auch aus sehr früher Zeit findet sich hier: Bierverladung auf dem Zentralbahnhof
Isoliert waren die Wagen alle. Trockeneis kam aber wohl erst später zum Einsatz. Vorrangig Stangeneis.
Grüße
Matthias
Niemals eine Möchtegern-Dampflok ohne funktionierende Schieberstange und Treibstangen-Fangbügel auf meiner Anlage!
Hallo Matthias, vielen Dank für den Link zum Bierversand. Vor Jahren sah ich mal ein Bild vom Münchner Centralbahnhof mit Dutzenden Bierwagen, aber welche Mengen transportiert wurden war nicht angegeben. Dank Deines Links weiss ich endlich welche Mengen damals exportiert wurden. Gruss regalbahner
... und dann gibt es noch das Buch über Bierwagen aus dem ek-Verlag. Das ist wahrscheinlich nur noch antiquarisch oder via Fernleihe in der Bücherei zu bekommen. Dort werden auch solche Dinge wie Isolierung der Wagen oder verstärkte äußere Fachwerkrahmen thematisiert. Interessant fand ich in dem Buch auch, dass der Märklin-Maggi-Wagen (auch so eine reine Folklore) die Nummer eines echten Bierwagens trägt. Letzterer ist in dem Buch abgebildet.
Die vom G 10 abgeleiteten Wärmeschutzwagen gab es im look des G München und auch mit Flügeltüren, davon übernahm die DB weniger als 100 Stück schreibt SC in Band 2. 1956 war dann Schluß. Hier ist noch ein Artikel zu dem Wagen: Hp1 Heft 03/92 Magazin für engagierte Modellbahner (rotes FREMO Heft); Wärmeschutzwagen aus dem 1. Weltkrieg
Vielen Dank euch allen für die aufschlussreichen Antworten und für die Hinweise! Durch die eingegangenen Hinweise hab ich rausgefunden, das o.g. Thema schon öfters hier behandelt wurde.Aber trotzdem noch mal Danke! Grüße Uwe
Gerne auf ein Wiedersehen auf der Bieberbacher Kreisbahn Uwe
Es gibt drei Dinge die den Mensch ausmachen.Was er von Vater und Mutter geerbt hat,was seine Umgebung aus ihm gemacht hat und was er in freier Entscheidung aus seinem Erbe und seiner Umgebung gemacht hat. Aldous Huxley Schöne neue Welt
Die vom G 10 abgeleiteten Wärmeschutzwagen gab es im look des G München und auch mit Flügeltüren, davon übernahm die DB weniger als 100 Stück schreibt SC in Band 2. 1956 war dann Schluß.
Aber nur für die, die der DB gehörten. Bierwagen gehörten zu diesem Zeitpunkt in der Regel den Brauereien und waren als Privat-Wagen bei der DB eingestellt, erkennbar an an dem [P] hinter der Betriebsnummer
Grüße
Matthias
Niemals eine Möchtegern-Dampflok ohne funktionierende Schieberstange und Treibstangen-Fangbügel auf meiner Anlage!
Wärmeschutz-/Kühlwagen einer Staatsbahn mit (Werbe-) Beschriftung einer Brauerei habe ich in Deutschland noch nicht gesehen. Jedenfalls nicht für den Zeitraum 1880-1950. Wenn überhaupt, dürfte das äußerst selten gewesen sein. Irgendwann in den Fünfzigern hat die DB ja wohl das Werbepotenzial der Wagenseiten bemerkt und begonnen, dies zu vermarkten. Vereinzelt hatte es das auch vor dem Krieg gegeben. Das bezieht sich aber eher auf normale G-Wagen als auf Kühlwagen.
es ist zwar kein Bierwagen - dafür aber ein Champagner Wagen aus Ep. I - II , der Brawa Wagen " Mercier Champagner " , diesen Wagen gab es in Epernay/LUX im Original wirklich. In einem Buch liegt noch ein altes s/w Foto von zwei Mercier Güterwagen: https://rail.lu/champagnemercierwagons.html
Nur das Bremserhäuschen beim grossen Original sass etwas tiefer, Brawa hat halt den G 10 Wagen in den Farbtopf geworfen. Die 2 Wagen sind von 1905 - verortet bei der A.L Habe ihn gekauft ...... weil er so schön aussieht
bis zum Photobeweis des Vorbilds halte ich jeden Werbewagen eines Modellbahnherstellers für (wie es oben genannt wurde) Folklore. Und da zählen für mich auch nicht die von Museumsbahnen oder privaten Vereinen umlackierten Wagen oder Wagen, die nach ihrem Laufzeitende auf gebockt und werbebeschriftet wurden.
Aber GottSeiDank tauchen immer wieder auch mal Vorbildphotos auf.
Radeberger hatte auch eigene Wagen. Da habe ich Zeichnungen von inklusive Beschriftung. Darf ich aber nicht weitergeben. Die Schultheiss-Brauerei Berlin-Dessau hat auch ein sehenswertes Archiv.
Markanter Unterschied von Kühlwagen zu normalen gedeckten Wagen - egal ob G10 oder G20 ähnlich waren die Flügeltüren anstatt der Schiebetüren. Die haben dichter geschlossen ums kurz auszudrücken.
Bier-Kühlwagen, als Wagen von Privatfirmen, kamen logischerweise in Firmenfarben und Beschriftungen.
Aber dann gab es da noch als staatliche Einrichtung die Reichspost, die eigene Kühlwagen unterhielt. Was mich in dem Zusammenhang mal interessieren würde, sind die Reichspost-Kühlwagen von Märklin und deren Farbgebung realistisch ?
Kühlwagen in heller/weißer Färbung leuchten mir ein, es gab sicher auch braune, aber ich habe da Einen, der ist eindeutig "rot" gefärbt - Märklin 84671
Ist so etwas denn tatsächlich vorbildgerecht ?
Gruß Varg
Märklin HO und beim Hobby auch mal Fünfe gerade sein lassen. Vorsätzlicher Nicht-Nietenzähler.
Zitat von Varg im Beitrag #17Bier-Kühlwagen, als Wagen von Privatfirmen, kamen logischerweise in Firmenfarben und Beschriftungen.
Aber dann gab es da noch als staatliche Einrichtung die Reichspost, die eigene Kühlwagen unterhielt. Was mich in dem Zusammenhang mal interessieren würde, sind die Reichspost-Kühlwagen von Märklin und deren Farbgebung realistisch ?
Kühlwagen in heller/weißer Färbung leuchten mir ein, es gab sicher auch braune, aber ich habe da Einen, der ist eindeutig "rot" gefärbt - Märklin 84671
Ist so etwas denn tatsächlich vorbildgerecht ?
Gruß Varg
Grüß Dich
ab 1933 wurde das Rot RAL 3000 die Farbe der Reichspost, davor war es Gelb außer Briefkästen die waren blau. Nach dem Krieg wurde dann alles Gelb. Vor der der Reichsgründung war es noch Bunter, Gelb-Bayern, blau- Preußen und grün Würtemberg zum Beispiel.
Gruß Sinerb
"Eine Regierung muss sparsam sein,weil das Geld, das sie erhält aus dem Blut und Schweiß ihres Volkes stammt." Friedrich der Große
Zitat von Varg im Beitrag #17Bier-Kühlwagen, als Wagen von Privatfirmen, kamen logischerweise in Firmenfarben und Beschriftungen.
Ach, ist das so, ist ja interessant.
Klein-Modellbahn SoSe 241, leicht modifiziert. Das Vorbild findet sich bei Spielhoff auf Seite 135
Ein paar Seiten weiter vorne im Buch befindet sich noch ein Bild eines identisch lackierten Wagens derselben Brauerei, nur mit etwas anderem Wagenkasten.
Grüße
Matthias
Niemals eine Möchtegern-Dampflok ohne funktionierende Schieberstange und Treibstangen-Fangbügel auf meiner Anlage!
Andererseits hätte ich natürlich statt "logischerweise" besser "üblicherweise" schreiben sollen, aber genau mit solchen kleinen Fehlern macht man doch so Manchem auch eine Freude
Gruß Varg
Märklin HO und beim Hobby auch mal Fünfe gerade sein lassen. Vorsätzlicher Nicht-Nietenzähler.
[quote=Elokfahrer160|p2590363]es ist zwar kein Bierwagen - dafür aber ein Champagner Wagen aus Ep. I - II , der Brawa Wagen " Mercier Champagner " , diesen Wagen gab es in Epernay/LUX im Original wirklich. In einem Buch liegt noch ein altes s/w Foto von zwei Mercier Güterwagen: https://rail.lu/champagnemercierwagons.html
die Mercier-Wagen sind unbestreitbar historisch, aber auch Privatwagen, die bei der EL eingestellt waren. Nur, dass man damals noch nicht das "[P]" für "Privatwagen" angeschrieben hat. die 600er-Betriebsnummer waren aber auch schon vor dem 1. Weltkrieg ein Nummernbereich ausschließlich für Privatwagen. Also sind auch die Mercier-Wagen Privatwagen und keine Wagen der Staatsbahn (hier: EL), die Werbung für Mercier tragen.
Hallo Wer etwas fundiertes zu Bierwagen lesen will, dem bietet sich: Röll, Enzyklopädie des Eisenbahnwesens 2. Auflage 1912, Band 2, Seite 368 ff an. Dort ist auch der konstruktive Aufbau und seine Entwicklung mit einer Beispielzeichnung beschrieben. https://archive.org/details/enzyklopdied...ge/368/mode/2up
Ich wünsche allen Freude an ihrer Modellbahn Joachim